von Einer die auszog die Welt zu erkunden Teil 2

Dienstag, 23. Dezember 2014

Merkwürdigkeiten aus China Teil 8



Hallihallohallöchen,

das Jahr neigt sich dem Ende entgegen  und wahrscheinlich genießt ihr gerade alle eine schöne vorweihnachtliche Stimmung (die ist hier immer noch nicht aufgekommen), da wir hier leider in einem sehr unchristlichen China sind, gibt es für uns auch keine Ferien über die Weihnachtsfeiertage. Da mir das aber egal ist, habe ich mir sozusagen Urlaub genommen und fliege morgen ins (fast) sommerliche Hainan 海南, das ist eine Insel ganz im Süden von China und wird von den Europäern auch gern als „das Mallorca Chinas“ bezeichnet. Die Reise dorthin ist sozusagen mein Weihnachtsgeschenk an mich :) Dort werde ich mich mit einem Klassenkameraden aus Leipzig treffen und zusammen werden wir am Strand unter Palmen ein besinnliche Weihnachten oder so ähnlich feiern. 

Doch bevor ich mich gänzlich für dieses Jahr verabschiede noch einige Merkwürdigkeiten aus China: Heute dreht sich alles um Zahlen

-          Die Zählweise der Etagen hier mag für unser eins erst einmal sehr verwirrend sein, denn hier fängt man im Erdgeschoss an zu zählen. Will man also in die fünfte Etage, dann befindet man sich im vierten Stockwerk, nur dass das dann hier halt als vierte Etage gehandelt wird. Find ich eigentlich gar nicht so blöd, denn somit weiß man immer wo man ankommen möchte und muss nicht ewig lang überlegen und seine Knoten im Gehirn entwirren.

-          In China gibt es kein Haltbarkeitsdatum, dafür steht auf der Verpackung immer wann etwas verpackt wurde. Somit ist es dem Verbraucher überlassen zu entscheiden, ob das Produkt noch genießbar ist oder auch nicht. Auch hier muss ich sagen, dass diese Vorgehensweise weitaus mehr Sinn ergibt, denn so kann man tatsächlich frische Produkte kaufen und die Wahrscheinlichkeit dass Unmengen an Konservierungsstoffen enthalten sind sinken auch.

-          Überall in den Städten Chinas sieht man Personen die auf öffentlichen Posten arbeiten, sei es nun als Verkehrspolizist, als Straßenkehrer oder als Angestellter der Metro. Und überall haben sie, nicht wie im Rest der Welt ein schickes Namensschildchen, sondern nur ein kleines Schild mit einer Nummer drauf. Dieser Diebstahl der Identität ist ein weiterer Schritt zur Gleichmachung aller Chinesen, den ich persönlich nicht begrüßen kann. Auf der anderen Seite ist es wahrscheinlich einfacher jedem eine Nummer zu geben, als dann zehn Leute mit dem gleichen Namen zu haben (was ja hier nicht so ganz unwahrscheinlich ist).

So ich hoffe das reicht euch erst einmal an neuen Fakten zum Staunen und Nachgrübeln!

Für mich geht es jetzt zum Weihnachtsessen a la Nanjinger Auslandsstudenten. Wir gehen es festlich an und werden teure Nanjinger Spezialitäten in uns stopfen. Nachdem wir nun gestern schon echtes Schweizer Käsefondue hatten (Danke Dominik!) wird das der lokale Teil von Weihnachten.


Ich wünsch euch allen ruhige Feiertage, viele Geschenke und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Allerliebste Grüße von eurer Jana

PS.: Es gab wohl einige technische Schwierigkeiten mir Post zu schicken, deswegen hier noch einmal meine Adresse. Schreibt auch die Telefonnummer drauf, dann muss ich nicht immer an der Rezeption nachfragen ob ich Post bekommen habe. Auch wenn mich bis Weihnachten nichts mehr erreicht, über Geburtstagspost freue ich mich natürlich auch ;)

Jana Fleischer
Room: 6830, Phone: +86 138 1404 1172
Nanshan Hotel
No. 122, Ninghai Road, Nanjing
210097
People’s Republic of China

Montag, 15. Dezember 2014

Advent, Advent ein Lichtlein brennt



Hallöchen,

es ist nun schon ein Weilchen her dass ich euch das letzte Mal geschrieben habe, aber es ist auch nicht so viel passiert. Im Großen und Ganzen hat sich der Winter hier fest angesiedelt und wir uns angewöhnt die Jacken schon nicht mehr auszuziehen. Ansonsten haben wir hier aber die meiste Zeit eher spätherbstliches Wetter.
Vor zwei Wochen habe ich mich mal wieder allein auf die Socken gemacht und wollte eigentlich nur zum Mochousee 莫愁湖, stand dann aber nichts ahnend vor einer riesigen gelben Gummiente die da einfach so auf dem See vor Anker lag.

Na klar, warum auch nicht? Was gibt es besseres als eine graue Landschaft die mit einer 6 Meter hohen Gummiente aufgepeppt wird? Der See war ansonsten nicht allzu spannend, hier und da einige traditionelle Häuser, ein bisschen Park und dazwischen Hochhäuser für die wohlverdienende Schicht der Bevölkerung. Das eigentlich interessante an diesem See war wirklich, dass er mitten in der Stadt liegt und umgeben ist von gewöhnlichen Gebäuden. Der See verdankt seinen Namen einer wunderschönen Frau die vor vielen hunderten von Jahren gelebt haben soll. Doch ob sie sich nun aus Liebe zu ihrem im Krieg gestorbenen Mann umbrachte oder weil sie den für sie vorgesehenen Mann nicht heiraten wollte, darüber streiten sich die Geister.

 
besagte Mochou


Eine weitere historische Sehenswürdigkeit ist der Qixia Berg 栖霞山. Hier befanden sich diverse Paläste und Tempel der Ming-Kaiser. Die Paläste sind jedoch zerstört und heute nur noch als Ruinen zu sehen und die Tempel restauriert. Obwohl nicht ganz, denn einige wenige Teile der alten Höhlentempel sind noch im Originalzustand. Dass ist eher eine Seltenheit, denn während der Kulturrevolution unter Mao Zedong 毛泽东 wurden sämtliche Kulturgüter zerstört und erst nach Ende seiner Herrschaft wieder neu aufgebaut, sodass im Prinzip die meisten Tempel, Gärten etc. alle nicht älter als 50Jahre sind.
Der eigentlich Grund warum aber alle Welt (oder zumindest gefühlt ganz Nanjing) zu diesem Berg strömt ist das sich hier die Blätter der Bäume im Herbst in den schönsten Rottönen zeigen. Aus unterschiedlichen Gründen haben wir und einige chinesische Freunde es nicht eher zum Berg geschafft und deswegen nur noch einige wenige Bäume in diesen wunderschönen Farben vorgefunden. Allerdings hat es dem Berg (also eigentlich ist es eher ein größerer Hügel) keinen Abbruch getan und würde man sich die ganzen Touristen wegdenken, dann wäre es ein unglaublich friedlicher Ort am Rande der Stadt. Während der Planung hatten wir ein kleines Missverständnis mit unserem chinesischen Freund und dachten wir grillen irgendwo auf dem Berg und haben deswegen alles Mögliche zum Grillen eingekauft, unter anderem auch ein Kilo rohes Fleisch. Als wir uns dann getroffen haben, hieß es auf einmal Picknick.
Wer kann die Brücke sehen?
Da mussten wir schon ein wenig lachen, denn mit so viel Fleisch und anderem rohen Gemüse ist es eher schwierig ein Picknick zu veranstalten. Aber zum Glück haben wir dann doch noch eine schöne Stelle gefunden, wo man tatsächlich grillen kann und unser Chinese meinte am Ende sogar, dass das viel lustiger und leckerer war als ein Picknick. Gut gesättigt haben wir es dann auch zum höchsten Punkt geschafft und hatten eine atemberaubende Aussicht oder hätten es zumindest gehabt, wenn der Smog nicht so schlimm gewesen wäre. Aber wir konnten immerhin noch eine der großen Brücken über den 长江Changjiang oder auch Jangtsekiang inklusive Fluss sehen. Mit all den riesigen Frachtschiffen doch immer wieder ein beeindruckender Anblick! 


Ansonsten ist in der letzten Zeit nichts Besonderes passiert, überall wird für Weihnachten dekoriert allerdings ist niemand in der Stimmung für Weihnachten, obwohl ich heute bei einer Weihnachtsfeier des Goetheinstituts hier in Nanjing war. Leider waren ich und einige andere chinesischen Freunde zu spät, sodass wir nur noch etwas vom Glühwein und den Lebkuchen abbekommen haben, aber wahrscheinlich ist das das weihnachtlichste was ich dieses Jahr haben werde. 


Etwas Besonderes gab es doch! Die ganze Woche schon ist das Wetter vergleichsweise recht schön und auch die Luftverschmutzung ist unnatürlich normal schlecht. Warum das so ist, durften wir gestern (Samstag) herausfinden. Denn das ist der Jahrestag des japanischen Angriffs auf Nanjing während des zweiten Weltkrieges (genauer Infos dazu gibt’s in meinem Blogeintrag „30000“). So gab es genau um zehn am Morgen einen Fliegeralarm um an all die Gefallenen, misshandelten Frauen und Kinder und alle anderen Opfer zu erinnern. Außerdem hat Xijin Ping 习近平, der amtierende Staatspräsident Chinas, der Stadt einen Besuch abgestattet und mit dem Volk getrauert und erinnert. Auch heute noch ist die Anzahl der Menschen, vor allem unter den älteren Generationen, die die Japaner hassen in Nanjing besonders hoch (verständlich irgendwie). Jedenfalls wurde für diesen Tag schon eine Woche vorher ein Großteil der Fabriken abgestellt, damit sie nicht weiter die Umwelt verpesten und man in Ruhe trauern kann. Dies ist eine durchaus gängige Methode in China um die Luft für besondere Anlässe zu verbessern. Eine etwas extremere Variante gab es für die Olympischen Jugendsommerspiele, die hier in Nanjing im letzten Sommer stattfanden. Denn da musste man ja auf Menschen aus dem Ausland einen guten Eindruck machen und so wurden jede Menge Chemikalien in den Himmel geschossen, um die Luft zu verbessern. Funktioniert hat das auch, allerdings möchte ich nicht wissen, welche Auswirkungen das auf die Gesundheit der Menschen hier hat. Vor einigen Wochen gab es in Peking eine wichtige internationale Konferenz und da wurden nicht nur Fabriken für eine Wochen geschlossen, sondern auch Firmen, die Universitäten und alle anderen Institutionen, damit niemand mit dem Auto etc. fahren muss. Was das Auftreten gegenüber anderen betrifft, da sind die Chinesen schon sehr eigen, doch dazu später mehr.

Hier jetzt noch einige Impressionen aus dem winterlichen Nanjing:
 
manchmal habe ich das Gefühl die Kinder hier können die kleinen Dinge im Leben noch so richtig wertschätzen


Nicht einfach nur eine typisch chinesische Ansammlung von Menschen, nein, hier findet ein Treffen der Taubstummen statt

Überall in der Stadt hängen an den Fenstern diese Würste, die sind für das Frühlingsfest im Februar gedacht und müssen zwei Monate im Vorraus gemacht werden

Neu und alt, nicht immer die beste Kombination, aber irgendwie macht gerade das China aus




Das ist leider kein Kuscheltier, auch wenn es sehr plüschig aussieht

Naja, wir schauen erstmal wie man das so macht...

... aber so schwer ist es ja gar nicht!

Allerliebste Grüße wünscht wie immer eure Jana!

Freitag, 5. Dezember 2014

Alltägliches aus dem Alltag



Hallo ihr Lieben,

so langsam setzt nun auch hier der Winter ein oder besser gesagt zum 1.12. kam er mit Pauken und Trompeten um die Ecke gewirbelt. Denn obwohl es doch hier immer kälter wurde, war es am Montag doch zum ersten Mal richtig kalt (Nachts so um die Null Grad und tagsüber auch nur kümmerliche 5°C), Mittwoch kam dann auch noch Regen dazu, der netterweise in kleinen Eiskristallen zur Erde fiel. Besonders witzig dabei zu beobachten sind alle Kommilitonen von mir die aus warmen Länder wie Mexiko, Indonesien oder Spanien kommen, denn die sind jetzt schon eingemummelt in zehn Schichten dicker Sachen. Aber ich muss sagen, so direkt warm finde ich es auch nicht, denn leider befinden wir uns hier südlich des Heizungsäquators (das ist ein ungeschriebenes Gesetzt hier in China, welches besagt dass es südlich des Chang Jiang keine Heizungen mehr gibt. Warum fließt dieser blöde Fluss nicht 5km weiter im Süden???), das heißt es gibt keine Heizungen mehr, nirgendwo. Nur Klimaanlagen die warme Luft pusten, allerdings leider auch ein regelmäßigen Abständen wieder kalte Luft, sodass das Ergebnis gleich Null ist. Die zentrale „Heizung“ im Wohnheim ist auch eher ein Witz, denn dort kommt fast keine warme Luft raus und gegen die kalte Luft, die durch die unisolierten Fenster herein kommt, hat sie sowieso keine Chance. Im Prinzip hat man also immer mehrere Jacken und/ oder Pullover an, weil es überall (draußen wie drinnen) mehr oder weniger gleich kalt ist. Besonders viel Spaß dabei macht die Dusche am Morgen bei sage und schreibe zwei Grad! Aufgabe für euch wird es nun sein, jedes Mal auf dem Weihnachtsmarkt einen Glühwein für mich zu trinken, damit ich nicht mehr so frieren muss! Eine fröhliche Vorweihnachtszeit wünsch ich euch!

Aber genug gejammert heute mal wieder ein wenig zum chinesischen Leben. Ich werde das der einfachhalber an einem Beispiel erzählen, der kleinen Straße wo ich meistens essen gehe. Ich glaube ich habe euch von ihr schon einmal erzählt, aber heute kommen ein paar mehr Details dazu, denn jetzt hat man doch schon die rosarote Brille abgesetzt. Diese Straße (unter uns nennen wir sie auch immer nur „die kleine Straße“) ist gleich um die Ecke vom Campus und zum Glück nicht für den Durchgangsverkehr geöffnet, deswegen doch vergleichsweise recht ruhig. Hier hat man dann also jede Menge kleine Läden wo man Essen kann, Getränke, Obst, Zeitung, Schuhe, Bettdecken und alles Andere was man im alltäglichen Leben so braucht kaufen kann. Ein Stückchen weiter die Straße rauf gibt es dann sogar auch im westlichen Stil ein Café und eine kleine Kneipe. Die meisten Leute die in diesen Läden arbeiten wohnen auch dort, also in den Läden. Anfangs habe ich das gar nicht so realisiert, doch irgendwann ist das Bild zu meinem Gehirn durchgedrungen. So wird man doch manchmal, besonders wenn man mit mehreren Leuten essen geht, in das Hinterzimmer geführt und dort hängen dann die Klamotten der Besitzer am Haken und in einer Ecke liegen fein aufgeräumt Matratzen. Es kann auch vorkommen, dass das Hinterzimmer gar nicht existiert, sondern einfach nur ein Tuch die „Wohnung“ abtrennt. So ist das zum Beispiel bei meinem Lieblingsfrühstücksstand. Im Erdgeschoss werden unter dem Vordach süße, salzige, fettige und vor allem sehr leckere kuchenähnliche Dinge zubereitet, schaut man ins Innere des „Ladens“ dann kann man die Betten und persönlichen Gegenstände der Besitzer sehen. Eine Tür oder eine Wand gibt es nicht. Besonders im Winter muss es eine Qual sein dort zu leben, denn der Wind und die Kälte werden sich von einem Stoffvorhang nicht aufhalten lassen. Oftmals sieht man hier auch wie die Menschen sich die Zähne auf der Straße putzen oder ihr Geschirr in einer Schüssel mit (meiner Meinung nach) kaltem Wasser waschen. 

Aber das scheint den Menschen nicht im Geringsten etwas auszumachen (oder sie verstecken es sehr gut), denn sie freuen sich trotzdem einen zu sehen. Wenn ich am Morgen Richtung Frühstück laufe haben sie auch immer schon eine Tüte griffbereit und warten nur noch darauf dass ich mich entscheide was ich denn heute leckeres zum Frühstück zu mir nehme. Ein anderes "Extrem" gibt es jedes Mal beim Nudelsuppenmann. Denn zwar scheinen er und seine Frauen (also ich nehme mal nicht an seine Ehefrauen, sondern eher andere Verwandte) scheinen zwar nicht in ihrem Geschäft zu wohnen, allerdings kennen sie mich schon viel zu genau. Was nicht unbedingt schlecht ist, denn sobald ich vor ihnen stehe, weiß er ganz genau was ich essen möchte. Eine kleine Nudelsuppe mit Rindfleisch, nicht scharf und Koriander. Sehr, sehr lecker! Anfangs hatten wir noch sehr viel Suppe in der Suppe, doch mittlerweile ist sind es eher mehr Nudeln mit ein wenig Brühe. Das scheint wohl ihre Art von Treuebonus zu sein. Ziemlich niedlich von ihnen, wie ich finde! Aber wir kommen ja auch mindestens einmal in der Woche zu ihnen und bringen auch ganz brav immer irgendwelche Freunde mit, sodass wir immer irgendwas zwischen zwei und acht Leuten sind. Der Treuebonus ist also gerechtfertigt ;)
Um die Straße herum gibt es natürlich auch reine Wohnhäuser, die sehen von außen wirklich nicht gut aus, teilweise als ob sie gleich in sich zusammenfallen wollten. Des Nachts möchte ich dort wirklich nicht allein unterwegs sein, denn es wirkt doch schon irgendwie so als ob um jeder Ecke ein Mörder oder sonst eine dunkle Kreatur auf einen wartet.  Jedoch sehen die Wohnungen von innen nicht ganz so schlimm aus, wahrscheinlich kann man sie mit dem Standard eines unsanierten, deutschen Altbaus vergleichen, wenn man hohe Decken, Stuck und Parkettboden mal wegnimmt.  Um ganz ehrlich zu sein muss ich doch sagen dass diese Art des Lebens um einiges mehr Charme hat als alle anderen Schickimickihochhäuser in der Innenstadt.
Eine Sache hat mich jedoch wirklich geschockt. Eines friedlichen Herbsttages wollten wir uns gerade vor einem der Fressläden bequem einrichten und die Besitzer haben für uns schon Tische und Hocker rausgeholt, als von einer plötzlichen Panik ergriffen alles wieder eingesackt und nach drinnen gebracht wurde. Zuerst standen wir ein wenig blöd herum und wussten nicht so richtig was das Ganze denn jetzt sollte, aber Aufklärung kam nur eine Minute später. Die städtische Regierung hat ihre persönlichen Wachhunde, die auf der Suche nach was auch immer mit Transporter durch die Straßen fahren und dabei Angst und Schrecken verbreiten. Denn sobald Tische und Hocker draußen auf der Straße stehen scheinen diese in das Eigentum der Stadt überzugehen. Sollte sich ein Besitzer dagegen wehren, dann wird an Gewalt nicht gespart und auch mal zugeschlagen. Somit ist die Reaktion der Fressbudenbesitzer durchaus nach vollziehbar, denn wer möchte schon gern seine Einrichtung an die Stadt verlieren oder sich gar verprügeln lassen. Ich weiß nicht genau, weit wann diese Patrouillen durch die Straßen ziehen, aber allzu lang scheint es noch nicht zu sein,   denn ein Kommilitone meinte dass die Straße um einiges belebter war als noch jeder unbehelligt draußen essen konnte. Dass kann ich mir sehr gut vorstellen, denn sein Mittagessen an der „frischen“ Luft zu genießen ist um einiges angenehmer als sich mit zu vielen Leuten einen zu kleinen und vor allem zu stickigen Raum zu teilen.
Mit diesen Wachhunden auf den Straßen fühl ich mich allerdings nicht unbedingt sicherer und dass obwohl uns in einer Einführungsverantstaltung erklärt wurde, dass Nanjing zu den sichersten Städten Chinas zählt. Da möchte ich gleich gar nicht mehr wissen wie es in anderen Städten aussieht. 

Soviel zum chinesischen Leben! Was das Leben auf dem Campus betrifft, da ist auch alles beim Alten, die Chinesen machen immer noch ihren frostigen Morgensport, das Chinesisch macht langsam Fortschritte und man hat immer noch so seine Späße mit den Lehrern. Unsere Klassenlehrerin ist ja im Babyurlaub und dafür haben wir eine Vertretung bekommen, die leider keine Späße macht und bei der am Unterricht erkennen kann, dass sie eine vom alten Schlag ist. Denn wer zu spät zum Unterricht kommt (meistens sind das 70% der Klasse) der verpasst dann halt die Tests, wird als fehlend eingetragen usw. Auch wird auswendig Nachsprechen wieder ganz groß geschrieben. Im Großen und Ganzen ist sie ganz nett, allerdings hoffe ich trotzdem nächstes Semester meine alte Lehrerin wieder zu bekommen.
Sehr witzig ist dafür unsere Hören-und-Sprechen-Lehrerin, wenn auch eher ungewollt. Mit ihren 24 Jahren scheint sie sich doch jedem Spaß im Leben erfolgreich zu entziehen und ihre Einstellung zum Leben gleicht eher Oma und Opa. So hatten wir viel Spaß als die Westler unter uns ihr erklärten, dass es überhaupt kein Problem sei, wenn ein Junge ein Mädchen zu Hause besucht. Die anderen Asiaten in der Klasse meinten zwar, dass dies bei ihnen auch nicht üblich sei, allerdings käme es für sie weniger überraschend. Als wir unserer Lehrerin dann auch noch erzählten dass Jungen und Mädchen zusammen wohnen können ohne dass sie ein Paar sind (dass natürlich die Absicht hat zu heiraten), da sind ihr fast die Augen aus dem Kopf gefallen. Ich möchte sie jetzt hier nicht blos stellen, aber das war schon wirklich lustig, vor allem weil sie selber immer wieder mit solchen Themen anfängt und dann jedes Mal geschockt ist. Ich würde gern mal Maus spielen und schauen wie sie diese Stunden anderen erzählt :)
 
Im Zuge des Chinesisch Lernens mache ich gerade auch eine ganz unerwartete Erfahrung. Also nicht nur das mein Deutsch so langsam aber sicher den Bach runter geht (das ist alles andere als unerwartet), sondern vielmehr dass man anfängt die eigene Sprache zu reflektieren. Warum haben wir im Deutschen Artikel und warum ist das Mädchen sächlich und nicht weiblich, der Junge aber männlich? Warum konjugieren wir Verben? Wenn man mit anderssprachigen Menschen Zeit verbringt dann kommt man irgendwann wohl immer auf solche Themen zu sprechen, was durchaus interessant ist, mich und alle anderen deutschsprachigen aber zu der Übereinkunft gebracht hat, dass wir alle sehr froh sind kein Deutsch lernen zu müssen.

Mit diesen Gedanken verabschiede ich mich von euch!

Bis zu nächsten Mal eure Jana

Sonntag, 30. November 2014

Hoch hinaus

Hallihallo ihr Lieben,

am Donnerstag war es nun endlich so weit, ich hab es tatsächlich mal geschafft aus der Stadt raus zu kommen und nicht nur für einen halben Tag in einer anderen versmogten Stadt zu hocken. Ziel diesmal war der Huangshang 黄山 oder auch die gelben Berge genannt. Diese liegen im Süden der Nachbarprovinz Anhui, denn beim Huangshan handelt es sich nicht um einen einzelnen Berg, sondern um ein kleines Gebirge, welches ca. 70 Gipfel hat, wovon der Lotusgipfel mit 1864m der Höchste ist. Das Granitgebirgebirge ist vor etwa 100 Mio. Jahren entstanden und von jeher bei den Chinesen bekannt. So haben sich nicht nur Unmengen an Dichtern und Malern von vor über 1000 Jahren schon für diese Berge interessiert (sollte euch mal wieder ein chinesisches Tuschebild mit Bergen drauf über den Weg laufen, dann liegt die Wahrscheinlichkeit, dass sie von eben diesen Bergen inspiriert wurden bei ca. 100%), sondern auch jetzt bietet es vielen Menschen (vor allem Filmmenschen) Inspiration. Seit des Bekanntwerdens des Gebirges darf es sich auch als einer der "fünf heiligen Berge" bezeichnen.
vlnr: Lin, Arthur, Ange, Kali, Flavia, ich und vorn Fred

So jetzt aber genug der langen Vorrede! Donnerstagnachmittag ging es dann endlich los. Diesmal mit von der Partie waren Flavia, Ange, Kali, Lin, Arthur und Fred. Fred ist ein Klassenkamerad von Lin und mir, ist hochgradig hyperaktiv, immer gut gelaunt und liebt es sich bei anderen Leuten ins Bild zu stellen. Zusammen ergaben wir doch eine recht lustige Truppe und haben die kurze Zeit sehr genossen. Mit dem Zug ging es in 5 1/2Stunden nach Huangshan Stadt. Wir haben alle einen Platz im Kaiche 开车gebucht. Übersetzt heißt das „schnelles Fahrzeug“, jedoch muss dieser Name noch aus der technischen Steinzeit stammen, denn schnell ist wirklich etwas anderes, unter den chinesischen Zügen ist er sogar einer der Langsamsten. Aber so hatten wir die Gelegenheit die Gewohnheiten im Zug bis ins Letzte auskosten zu können. Dazu zählen unter anderem immer mal den Sitzplatz mit Chinesen zu wechseln, eine Lochtoilette im fahrenden Gefährt auszuprobieren (das Loch geht mehr oder weniger direkt auf die Gleise, aber dafür werden sie in Bahnhofnähe immer abgeschlossen),  sowie in den Genuss eines Wasserboilers für Instantnudelsuppe und Tee im Zug und Rauchern unter einem Rauchen-Verboten-Schild zu kommen. Ich muss doch sagen, dass diese Fahrt sehr entspannt war und im Vergleich zur Deutschen Bahn doch um einiges angenehmer war. Als wir dann abends gegen zehn endlich im Hostel angekommen waren, gab es nur noch ein kurzes Abendbrot und dann ging es ab ins Bett, denn am nächsten Morgen war geplant, dass uns ein Bus einsammelt und zum eigentlichen Berg bringt.  Dafür mussten wir viel zu früh aufstehen, aber was tut man nicht alles um mal wieder was zu erleben. Nachdem wir dann noch einmal umgestiegen sind und dann endlich am Berg waren, wurden erst einmal sämtliche Klamotten ausgezogen, denn wieder erwarten war es doch recht warm und nach ungefähr zehn Schritten bergauf war es sowieso viel zu warm.

Um den Berg besteigen zu können muss man hier jedoch erst einmal Eintritt bezahlen!!! Und dann ist das auch nicht nur ein popeliger kleiner Spendenbeitrag, sondern das geht richtig ins Geld. Zum Glück hat uns der Studentenausweis mal wieder weiter geholfen und so haben wir nur umgerechnet ca. 20€ bezahlt. Das klingt zwar nicht viel, aber das ist mehr als die drei Nächte im Hostel zusammen. Naja, aber Wert war es das auf alle Fälle, denn schon nach kurzer Zeit umgab uns herrliche Stille. Glücklicherweise sind Chinesen zu faul um wirklich zu klettern und nehmen deswegen alle die Seilbahn. Und so hatten wir den Weg fast für uns allein. Obwohl, so ganz stimmt das nicht, denn einige kamen uns entgegen und dann gibt es da immer noch die Lastenträger. Denn die Seilbahnen sind nur für Personen gedacht und nicht für andere Lasten. Straßen auf die Berge gibt es keine und deswegen müssen jede Menge Männer alles was die Hotels und kleinen Läden auf dem Berg brauchen hochschleppen. Ich habe noch nie in meinem Leben einen so anstrengenden Job mit eigenen Augen gesehen und muss diesen Männern meinen höchsten Respekt aussprechen!
Da können sie noch jubeln!
Denn über einer Holzstange haben sie an beiden Seiten Säcke und Kisten hängen die jeweils ca. 40Kg wiegen, insgesamt sind das also in etwa 80Kg und somit mehr als diese armen Leute selber wiegen. Das Gewicht selber ist gar nicht mal das größte Problem, vielmehr ist es der Weg, denn dieser führt immer hübsch über Betontreppen bergauf. Zu siebt hatten wir fünf Rucksäcke, wo einer definitiv nicht mehr als 5Kg gewogen hat und wir haben schon ganz schön gekeucht auf unserem Weg nach oben. Man stelle sich das Ganze mit mehr als der eigenen Körpermasse auf dem Rücken vor und sterben wäre ein willkommener Ausweg. Aller zehn, zwanzig Schritte haben sie deswegen auch Pausen gemacht und man hatte die Chance sich an ihnen vorbei zu quetschen und seinen eigenen Weg fortsetzten zu können. Ich hatte das Gefühl das selbst die chinesischen Touristen die Arbeit dieser Männer sehr gewertschäzt haben. Und auch wir haben die horrenden Preise auf dem Berg für Essen ohne schlechtes Gewissen bezahlt, denn immerhin sieht man da wo das Geld hineinfließt.

Aber bevor es zum Essen ging, musste natürlich auch ein wenig was dafür getan werden und so sind wir fleißig bis nach oben gestiefelt, haben wie alle anderen Chinesen fleißig Fotos geschossen und die wunderschöne Landschaft und das fast Smogfreie Wetter genossen. Auf dem ersten Gipfel den wir bestiegen haben der passenderweise 如信峰(ruxinfeng) Seeing-is-believing-Peak heißt, haben wir nicht nur knuffige kleine Eichhörnchen gesehen, sondern zur Überraschung von uns allen auch Affen (tibetische Makaken um genau zu sein). Ich selber habe sie nur aus sicherer Entfernung gesehen, aber auch so waren sie doch beeindruckend groß. Als erstes dachten wir bei dem riesen Fellknäuel, das da in rasender Geschwindigkeit den Berg runter rennt, handelt es sich um einen kleineren Bären. Aber das hat sich zum Glück als falsch herausgestellt.  Neben den aggressiven Affen, die sich von Touristen füttern lassen, hatte ich jedoch mit einem ganz anderen Problem zu kämpfen: der Höhenangst. Das mir das zum Verhängnis werden könnte war mir von vornherein bewusst und ich hatte auch die Anderen schon vorgewarnt, die dann zum Glück auch auf unglaublich süße Art und Weise darauf Rücksicht genommen haben. So haben sie mich immer wieder motiviert noch ein kleines Stückchen weiter zu gehen und mich sogar an die Hand genommen, damit auch ich die wunderschöne Sicht bewundern kann. Denn im Huangshangebirge auf einem Gipfel zu stehen bedeutet mehr oder weniger nach allen Seiten ins bodenlose Nichts zu schauen. Naja, ganz so schlimm ist es nicht, aber die steilen Bergflanken haben es schon in sich. Aber die habe ich dann doch irgendwann gemeistert, doch dazu später mehr.

Zuerst standen wir jedoch vor der Frage, ob wir uns jetzt wirklich beeilen und den Berg mehr oder weniger runter rennen um den letzten Bus zurück zum Hostel zu erwischen oder ob wir uns ein Zimmer im teuren Berghotel nehmen. Die Wahl fiel dann auf Letzteres, denn so bestand die Möglichkeit den Sonnenauf- und Untergang anzuschauen. Da nur zwei von uns einen Reisepass dabei hatten, haben wir uns dann spontan alle in ein kleines Zimmer gequetscht. Nachdem wir den Sonnenuntergang dank zu vieler Wolken leider nicht gesehen haben, wurde im lokalen Supermarkt nach allem essbaren gesucht, denn das Essen im Hotel war uns dann doch zu teuer. Gefunden haben wir jedoch nur ziemlich alte und weniger leckere Mantou 馒头 (im Prinzip Hefeklöße), noch ekeligere Maiskolben und dafür umso leckere Kekse und Kräcker.  Solch ein Festmahl ist besonders gut nachdem man den ganzen Tag schon nur Kekse, Kräcker und ein wenig Reis gegessen hat. Aber wir sind ja hart im Nehmen und somit haben wir zumindest etwas zu erzählen J Da es sonst nicht zu tun gab und auch die Bettverteilung schon ausdiskutiert war, haben wir Scharade gespielt. Das mag besonders die Mama-Papa-Generation unter euch überraschen, aber ja, die Jugend von heute kann tatsächlich auch ohne Technik und Alkohol jede Menge Spaß haben und den hatten wir auf jeden Fall. (Sollte mal wieder jemand nach Worten für Pantomime suchen: das Dschungelbuch und König der Löwen eignen sich super dafür!) An einem Punkt haben wir uns sogar so laut über die pantomimischen Darstellungskünste gefreut, dass wir beschlossen leiser zu sein, denn wir hatten das Gefühl es sei schon recht spät. Nach einem Blick auf die Uhr, es war noch nicht einmal um acht, haben wir das dann aber wieder verworfen. Sind allerdings trotzdem ziemlich früh ins Bett, denn wir wollten ja den Sonnenaufgang nicht verpassen. Flavia, Fred und ich haben es uns auf dem Boden gemütlich gemacht und die anderen haben die Betten zusammen geschoben und dort versucht zu schlafen, denn das ist leider nicht so einfach, denn erst schnarcht der Eine, dann der Andere, dann muss der Nächste aufs Klo und muss über alle anderen drüber klettern und dann reichen die Decken nicht aus und es ist eiskalt. Als dann um fünf Uhr früh der Wecker klingelte war ich schon sehr froh aufstehen zu können.


Als wir dann alle unsere Sachen angezogen hatten und so schön dick eingemummelt losgestiefelt sind, dem Sonnenaufgang entgegen. Wir hatten uns zum Glück schon am Tag zuvor eine geeignete Stelle herausgesucht und uns dann dort breit gemacht, denn kurze Zeit später kamen Massen an Chinesen und wir waren froh so zeitig aufgestanden zu sein. Es gab dann noch so einiges Gedrängel, aber im Großen und Ganzen konnten wir den Sonnenaufgang schmerzfrei genießen. Die Meisten sind dann auch gegangen bevor die Sonne wirklich aufgegangen war (dank der Wolken konnte man sie nicht direkt sehen) und wir hatten unsere Ruhe um unser Reste-Frühstück vom Vortag zu genießen.
Und dann ging es auch schon weiter, leider hatten sämtliche Touristengruppen die gleiche Idee und so waren wir für kurze Zeit zwischen ihnen gefangen, konnten allerdings entkommen, als wir einen Abzweig zum Lila-Wolken-Gipfel genommen haben. Von dort hatten wir dann auch einen wunderschönen Blick auf die Gipfel, welche wir an diesem Tag bezwingen wollten. Dort haben wir dann auch zum ersten Mal seit einer Ewigkeit einen strahlend blauen Himmel gesehen. Was für ein Erlebnis! Der nächste Abschnitt war mal wieder eine Herausforderung für mich, denn es ging ziemlich weit oben am Berg immer hübsch auf einem recht schmalen Pfad entlang, der teilweise sogar nur aus an den Berg geklebtem Beton bestand. Aber dafür wurde man mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt.
Man beachte die Linie am Berg im Hintergrund, dass ist der Weg!
Landschaftsmäßig war das wohl der schönste Teil des ganzen Ausflugs.  Da unsere Karte keine Höhenangaben hatte, wussten wir nicht dass uns dieser Weg langsam aber sicher dem Boden näher bringt, jedoch dass es einen anderen Weg zurück gibt. Diesen haben Flavia, Fred und ich dann auch genommen, denn am Ende des nächsten Abschnitts sollte ein Teil kommen, wo man nur an einer Wand klebt, unter den Füßen nur ein paar popelige Holzbretter, danach Nichts und zum Festhalten nur eine Eisenkette. So etwas wäre ja aus Sicherheitsgründen in Deutschland strengstens verboten, aber für die Adrenalinjunkies ist das doch eine nette kleine Abwechslung. Da ich definitiv nicht zu dieser Gruppe gehöre, habe ich beschlossen den Weg zurück zu gehen und mich später wieder mit den Anderen zu treffen, aber da haben Flavia und Fred sich erboten mit mir zusammen zurück zu gehen, was ich super süß fand. Also wurde nicht lange gezögert, die Wasser- und Keksvorräte aufgeteilt und weiter ging es. Für die Anderen weiter nach unten und für uns wieder zurück nach oben. Unterwegs war der Weg teilweise so schmal dass nur eine Person darauf gehen konnte, was sich nicht besonders gut macht, wenn einem Horden an Touristen entgegen kommen. Da es sich hier natürlich nur um Chinesen handeln konnte, mussten dann natürlich auch noch Bilder von uns geschossen werden, was mich halb wahnsinnig gemacht hat.
Hier würden jedem die Knie schlottern
Denn nicht nur dass meine Beine von der Anstrengung und der bodenlosen Tiefe unter und neben mir schlottern. Nein, dann wird mir auch noch gesagt: lächle doch mal eine bisschen mehr! Großartig! Ich glaube an diesem Punkt war ich wirklich kurz davor einfach rücksichtslos durch die Menschenmassen zu stürzen und jeden beiseite zu schieben der mir im Weg ist, ohne Rücksicht auf Verluste. Irgendwie haben wir es dann doch unbeschadet wieder den Berg hinauf geschafft (ja, den Chinesen geht’s auch noch gut) und sind dann weiter gekraxelt zum Fliegenden Stein
飞来石 (feilaishi) und zum höchsten Punkt (1841m) unserer Tour, dem Helle-Spitze-Gipfel 光明顶 (guangmingding). Dort hatte man dann wirklich einen 360°Grad-Blick über das gesamte Gebiet des Huangshan und es wäre unglaublich schön gewesen, wenn die Nebel- (oder Smog-?)Schwaden nicht gewesen wären. Natürlich war es trotzdem schön, wie die anderen Gipfel und Berge einem zu Füßen liegen. Und dann ging es auch schon wieder nach unten. Unterwegs haben wir dann tatsächlich Lastenträger gesehen, die zwei Frauen in einer Art Sänfte nach oben getragen haben. Das war wirklich unglaublich! Ich versteh ja, dass es anstrengend ist, aber wenn mir das zu viel ist, dann geh ich nicht in die Berge und dort gab es ja dann auch bis fast ganz oben einen Lift, also wirklich kein Grund sich tragen lassen zu müssen.

Als wir uns dann mit den Anderen wieder vereinigt hatten, mussten wir uns schon ein wenig sputen, denn laut unserer Informationsquelle sollte der letzte Bus zurück in die Stadt um fünf fahren. Das hieß wir hatten knapp zwei Stunden Zeit, das Problem war nur das die anderen einmal komplett den Berg herunter gelaufen sind und dann wieder komplett hoch und dementsprechend erledigt waren. Kein Problem dachten wir uns, dann laufen wir halt zur Kabinenbahn, dann schaffen wir das. Ja, aber da wir in China sind musste irgendetwas schief gehen. Als wir noch ca. 10km vor uns hatten, wurde uns von entgegen kommenden Leuten gesagt, dass die Bahn nicht fährt. In 1 1/2Stunden 10km bergab laufen? Nicht möglich sagt ihr jetzt? Da habt ihr vollkommen Recht! Besonders da es nicht die ganze Zeit bergab ging, sondern immer mal wieder bergauf und dann wieder runter und hoch und runter und hoch. Zu diesem Zeitpunkt waren wir noch recht entspannt, da man ja immer noch ein Taxi nehmen kann.  Allerdings hatten wir den Sonnenuntergang nicht mit einberechnet, der ja dank hoher Berge noch ein wenig eher kommt, als im Flachland. Wir sind dann also für ca. eine Stunde auf einer immer dunkler werdenden Treppe den Berg runter gerannt, haben ganz chinesisch alle anderen Chinesen aus dem Weg geschubst (oder zumindest uns an ihnen vorbei gedrängelt) und waren dann im Stockdunklen kurz vor um sechs an der Busstation um den wahrscheinlich letzten Bus des Tages zu erwischen. Da hatten wir wirklich noch einmal Glück, denn wir waren alle komplett erledigt, hatten Hunger und das dringende Bedürfnis zu duschen, denn keiner von uns hat denn Abend vorher im Hotel geduscht und natürlich hatte auch keiner Wechselsachen dabei und somit ging von unserer Gruppe ein leicht unangenehmer Geruch aus. Vielleicht kann man das auch als Gestank bezeichnen.

Als wir dann zurück im Hostel, gesättigt und geduscht waren, haben Fred, Flavia und ich beschlossen uns noch die Altstadt von Huangshan Stadt anzuschauen und das hat sich als eine sehr gute Idee herausgestellt, denn dort gibt es eine Straße oder besser einige Straßenzüge, welche wirklich sehr alt sind. Die Häuser sahen genauso aus, wie man das aus alten chinesischen Filmen kennt oder sich vielleicht vorstellt. In den Straßenteilen befanden sich dann Läden für Kalligrafie, Malerei, Tee und ähnliche künstlerischen Dinge. Da es schon recht spät war, haben die Läden jedoch langsam alle zu gemacht und das nicht mit einer Tür die man abschließt oder wie die Chinesen mit einem Vorhängeschloss versieht, sondern mit langen Holzbrettern, welche man in die für sie vorgesehene Schienen einhängt. Wir haben uns dann spontan noch auf einen kleinen Schlummertrunk in ein Café gesetzt und ich hab mir von dem Besitzer (auf Chinesisch) erklären lassen wie oft man denn seinen Tee aufgießen kann und wann man es bleiben lassen sollte (zweimal ist wohl das Beste, nach dem dritten Mal wird es Brühe).


Nach einer (mal wieder) viel zu kurzen Nacht ging es dann am Sonntagmorgen zum Bahnhof und mit dem Zug zurück nach Nanjing. Diesmal konnte man sogar etwas mehr von der Landschaft sehen, die wunderschön ist. Hügel und teilweise goldgelbe und rote Bäume, Reisfelder, Kühe und Bauern, mit komplett verschmutzten Flüssen und Seen, Hochhäuser die einfach so ins Nichts hinein gebaut werden und natürlich immer schlechter werdender Luft.
Dieser Ausflug hat mir und den Anderen doch wirklich gut getan und wir hatten nicht nur Zeit, mal wieder etwas anderes außer Häusern und den immer gleichen Dingen zu sehen, sondern sind uns dadurch auch alle viel näher gekommen und konnten uns noch besser kennenlernen. Das ging dann sogar soweit, dass man sich das Essen ohne zu Fragen geteilt hat oder sich einfach mal umarmt hat, wenn einem danach war und keiner stellt Fragen oder gibt einem merkwürdige Blicke (naja, von den Chinesen kommen die natürlich immer noch).

So ich glaube das war genug erzählt. Sollte irgendjemand mal die Gelegenheit bekommen sich die Gelben Berge anzuschauen, dann kann ich das nur wärmstens empfehlen!
Allerliebste Grüße von eurer Jana
Ich und meine Nippelmütze beim Sonnenaufgang


PS.: Bitte wundert euch nicht über meine möglicherweise merkwürdig klingende Ausdrucksweise, ich merke selber dass mein Deutsch mit Woche zu Woche schlechter wird und entschuldige mich dafür, werde es aber nicht ändern können.