Hallo ihr Lieben,
nachdem nun letzte
Woche noch fix zwei Prüfungen geschrieben wurden, ist das erste Semester auch
schon vorbei und die Ferien stehen vor der Tür. Genau genommen ist das zwar
noch nicht die Halbzeit, denn von elf Monaten hab ich noch nicht einmal fünf
abgesessen, aber irgendwie fühlt es sich doch so an als ob die Hälfte der Zeit
schon rum ist. Und obwohl man sich auf die Prüfungen vorbereiten musste, blieb
noch genügend Zeit Nanjing weiter zu entdecken.
Zum Einen ging es an
die älteste der vier Brücken Nanjings die den Changjiang 长江, Jangtsekiang oder auch langer Fluss
überqueren. Dieser Fluss ist neben dem Huanghe 黄河
oder auch gelben Fluss, einer der zwei großen und bedeutenden Flüsse hier in China
und trennt das ganze Land in Norden und Süden. Doch warum sollte man sich nun ganz
besonders diese eine Brücke anschauen? Denn besonders hübsch ist sie nicht,
besonders spektakulär sieht sie auch nicht aus und besonders alt ist sie auch
nicht. Allerdings hängt an dieser Brücke jede Menge Nationalstolz. Denn als man
1960 anfing sie zu bauen bekam man weder beim Entwerfen noch beim Bau Unterstützung
aus dem Ausland und es dauerte auch sage und schreibe acht Jahre um dieses
Bauprojekt zu beenden. Die Brücke mit ihren zwei Etagen, unten fahren Züge und oben
Autos, Busse etc., ist somit die erste ihrer Art in China und hat es somit
nicht nur ins Herz der Chinesen, sondern auch in eine eigene Lektion unseres
Lehrbuches geschafft.
Auf der Brücke |
Eine weitere, weitaus ruhigere, Attraktion die ich nun von
meiner To-Do-Liste streichen kann ist der Präsidentenpalast. Dieser war der
erste sogenannte Ming-Palast während der Ming-Dynastie und hatte während seiner
über 600 Jahre langen Geschichte viele verschiedene Nutzungweisen, so zum
Beispiel als Herrenhaus, als das Büro des Generalgouverneurs, als temporärer
kaiserlicher Palast und zu guter Letzt von 1927 bis 1949 beherbergte er die
Büros des Präsidenten der Republik China. Heute befindet sich ein Museum zur
modernen Geschichte Chinas hier. Um den Palast befinden sich sehr schöne
Gärten, welche während der Qing-Dynastie angelegt und später von anderen
Besitzern ausgeweitet wurden.
der Palasthof |
Tatsächlich ist dieser Palast (zumindest jetzt im Winter)
für chinesische Verhältnisse sehr spärlich besucht und somit kann man sich in Ruhe das Museum
anschauen und auch die Gebäude und Gärten genießen. Vielmehr lässt sich auch
schon gar nicht mehr dazu sagen, denn nach nun schon fast fünf Monaten, ist die traditionelle chinesische Architektur
schon lange nichts Besonderes mehr, man hat schon hunderte Fotos davon geschossen
und kommt nun endlich an den Punkt wo man einfach nur lebt und genießt.
Viel spannender dafür war der Weg zum Präsidentenpalast,
denn mit ein wenig Abenteuergeist nimmt man dann doch mal die kleineren Straßen
und dann kann es schon mal passieren, dass man auf einmal in einer anderen Welt
steht. Denn hier mitten in der Stadt, immer noch umgeben von Wolkenkratzern,
standen ganz viele sehr alte Häuser, die wohl noch aus der Zeit der Republik
(also Anfang, Mitte des letzten Jahrhunderts) stammen. Viele dieser Häuser
müssen neuen Gebäuden weichen, doch einige stehen noch und das Ergebnis ist dann,
dass die Leute hier in halb verfallenen Häusern leben, links und rechts auch
schon nur noch Ruinen und im Hintergrund, das kommende Grauen der
Wolkenkratzer. Hier hatte ich wirklich das Gefühl die Zeit ist stehen geblieben
und ehrlich gesagt hat mich dieses kleine Gebiet viel mehr beeindruckt als all
die schicken und neuen Gebäude die überall wie Pilze aus dem Boden schießen.
Der Verkauf von frischen Hühnchen am Straßenrand, ein alltäglicher Anblick. |
In einem älteren Eintrag hab ich euch von den alten Häusern
in der Nähe meines Campuses erzählt, die Gebäude sind dann tatsächlich vergleichsweise
neu. Als ich euch davon erzählt habe,
konnte ich euch leider keine Bilder zeigen, das werde ich jetzt nachholen:
Wäsche wird zum Trocknen aufgehängt ... |
... wo auch immer man halt Platz findet. |
Das gilt auch für Lebensmittel. |
Eingang mit Briefkästen aus moderneren Zeiten |
Briefkästen aus vergangenen Zeiten werden zur Freude meiner Kamera nicht abmontiert |
Zu Beginn des Semesters hatte ich euch auch von den
mysterischen Glockenbimmeln erzählt. Ich habe zumindest herausgefunden woher
dieses Wunderbare, vor allem am Wochenende sehr nervige Wecker Geläute kommt.
Nämlich von einem kleinen Türmchen, was direkt auf dem Hotelgebäude gegenüber
von meinem Wohnheim steht. Warum ein Hotel Glockenläuten am Morgen um sieben
braucht ist mir weiterhin ein Rätsel, aber vielleicht löse ich das ja im
nächsten Semester.
Da ich ja jetzt Ferien habe, werde ich mich am Sonntag mal
wieder auf Reisen begeben, diesmal geht’s auf nach Taiwan. Politisch korrekt
gesehen (zumindest wenn es nach der chinesischen Regierung geht) ist Taiwan ja
immer noch ein Teil von China, ob da von anderen Perspektiven etwas dran ist
werde ich dann vor Ort herausfinden.
Der Ausdruck meiner Freude darüber, dass jetzt Ferien sind! |
Damit verabschiede ich mich für dieses Mal und wir hören uns
wieder Mitte Februar, wenn ich zurück bin.
Allerliebste Grüße von eurer Jana!