von Einer die auszog die Welt zu erkunden Teil 2

Sonntag, 18. Januar 2015

Halbzeit



Hallo ihr Lieben,

nachdem nun letzte Woche noch fix zwei Prüfungen geschrieben wurden, ist das erste Semester auch schon vorbei und die Ferien stehen vor der Tür. Genau genommen ist das zwar noch nicht die Halbzeit, denn von elf Monaten hab ich noch nicht einmal fünf abgesessen, aber irgendwie fühlt es sich doch so an als ob die Hälfte der Zeit schon rum ist. Und obwohl man sich auf die Prüfungen vorbereiten musste, blieb noch genügend Zeit Nanjing weiter zu entdecken. 

Zum Einen ging es an die älteste der vier Brücken Nanjings die den Changjiang 长江, Jangtsekiang oder auch langer Fluss überqueren. Dieser Fluss ist neben dem Huanghe 黄河 oder auch gelben Fluss, einer der zwei großen und bedeutenden Flüsse hier in China und trennt das ganze Land in Norden und Süden. Doch warum sollte man sich nun ganz besonders diese eine Brücke anschauen? Denn besonders hübsch ist sie nicht, besonders spektakulär sieht sie auch nicht aus und besonders alt ist sie auch nicht. Allerdings hängt an dieser Brücke jede Menge Nationalstolz. Denn als man 1960 anfing sie zu bauen bekam man weder beim Entwerfen noch beim Bau Unterstützung aus dem Ausland und es dauerte auch sage und schreibe acht Jahre um dieses Bauprojekt zu beenden. Die Brücke mit ihren zwei Etagen, unten fahren Züge und oben Autos, Busse etc., ist somit die erste ihrer Art in China und hat es somit nicht nur ins Herz der Chinesen, sondern auch in eine eigene Lektion unseres Lehrbuches geschafft.
Auf der Brücke
Wenn man unter der Brücke steht, dann sieht sie schon recht gewaltig aus. Geht man hinein in einen der Hauptpfeiler, dann wird man von keinem geringeren als Mao (natürlich „nur“ einer etwa 10m hohen Statue und nicht von ihm persönlich) begrüßt. Von dort kann man dann mit dem Fahrstuhl direkt auf die Brücke hinauf fahren. Von hier hat man dann einen sehr guten Blick auf den Fluss, all die Frachtschiffe und auf die umliegende Stadt. Theoretisch kann man die etwa 1,5km lange Brücke zu Fuß überqueren, jedoch wackelt das ganze Gerüst mehr und mehr, je näher man der Mitte kommt und wenn dann unter Einem ein Zug langfährt, dann wird selbst mutigeren Menschen als mir etwas mulmig zumute und man möchte die siebzig Meter nach unten nicht allzu genau unter die Lupe nehmen.  Zwar gibt es mittlerweile drei weitere Brücken in und um Nanjing die den Fluss überqueren, jedoch hindert das den Verkehr nicht daran jeden Tag ca. 200 Züge und etwa 80.000 Fahrzeuge über die Brücke zu jagen. Somit war der Lärm der Einem auf der Brücke empfing dementsprechend groß und man musste schon ein ganzes Stückchen lauter sprechen um sich verständigen zu können.

Eine weitere, weitaus ruhigere, Attraktion die ich nun von meiner To-Do-Liste streichen kann ist der Präsidentenpalast. Dieser war der erste sogenannte Ming-Palast während der Ming-Dynastie und hatte während seiner über 600 Jahre langen Geschichte viele verschiedene Nutzungweisen, so zum Beispiel als Herrenhaus, als das Büro des Generalgouverneurs, als temporärer kaiserlicher Palast und zu guter Letzt von 1927 bis 1949 beherbergte er die Büros des Präsidenten der Republik China. Heute befindet sich ein Museum zur modernen Geschichte Chinas hier. Um den Palast befinden sich sehr schöne Gärten, welche während der Qing-Dynastie angelegt und später von anderen Besitzern ausgeweitet wurden.
der Palasthof
Tatsächlich ist dieser Palast (zumindest jetzt im Winter) für chinesische Verhältnisse sehr spärlich besucht  und somit kann man sich in Ruhe das Museum anschauen und auch die Gebäude und Gärten genießen. Vielmehr lässt sich auch schon gar nicht mehr dazu sagen, denn nach nun schon fast fünf Monaten,  ist die traditionelle chinesische Architektur schon lange nichts Besonderes mehr, man hat schon hunderte Fotos davon geschossen und kommt nun endlich an den Punkt wo man einfach nur lebt und genießt.



Garten im Palast

Viel spannender dafür war der Weg zum Präsidentenpalast, denn mit ein wenig Abenteuergeist nimmt man dann doch mal die kleineren Straßen und dann kann es schon mal passieren, dass man auf einmal in einer anderen Welt steht. Denn hier mitten in der Stadt, immer noch umgeben von Wolkenkratzern, standen ganz viele sehr alte Häuser, die wohl noch aus der Zeit der Republik (also Anfang, Mitte des letzten Jahrhunderts) stammen. Viele dieser Häuser müssen neuen Gebäuden weichen, doch einige stehen noch und das Ergebnis ist dann, dass die Leute hier in halb verfallenen Häusern leben, links und rechts auch schon nur noch Ruinen und im Hintergrund, das kommende Grauen der Wolkenkratzer. Hier hatte ich wirklich das Gefühl die Zeit ist stehen geblieben und ehrlich gesagt hat mich dieses kleine Gebiet viel mehr beeindruckt als all die schicken und neuen Gebäude die überall wie Pilze aus dem Boden schießen. 

Der Verkauf von frischen Hühnchen am Straßenrand, ein alltäglicher Anblick.

In einem älteren Eintrag hab ich euch von den alten Häusern in der Nähe meines Campuses erzählt, die Gebäude sind dann tatsächlich vergleichsweise neu.  Als ich euch davon erzählt habe, konnte ich euch leider keine Bilder zeigen, das werde ich jetzt nachholen: 

Wäsche wird zum Trocknen aufgehängt ...

... wo auch immer man halt Platz findet.

Das gilt auch für Lebensmittel.

Eingang mit Briefkästen aus moderneren Zeiten

Briefkästen aus vergangenen Zeiten werden zur Freude meiner Kamera nicht abmontiert


Zu Beginn des Semesters hatte ich euch auch von den mysterischen Glockenbimmeln erzählt. Ich habe zumindest herausgefunden woher dieses Wunderbare, vor allem am Wochenende sehr nervige Wecker Geläute kommt. Nämlich von einem kleinen Türmchen, was direkt auf dem Hotelgebäude gegenüber von meinem Wohnheim steht. Warum ein Hotel Glockenläuten am Morgen um sieben braucht ist mir weiterhin ein Rätsel, aber vielleicht löse ich das ja im nächsten Semester. 

Da ich ja jetzt Ferien habe, werde ich mich am Sonntag mal wieder auf Reisen begeben, diesmal geht’s auf nach Taiwan. Politisch korrekt gesehen (zumindest wenn es nach der chinesischen Regierung geht) ist Taiwan ja immer noch ein Teil von China, ob da von anderen Perspektiven etwas dran ist werde ich dann vor Ort herausfinden. 
Der Ausdruck meiner Freude darüber, dass jetzt Ferien sind!

Damit verabschiede ich mich für dieses Mal und wir hören uns wieder Mitte Februar, wenn ich zurück bin.

Allerliebste Grüße von eurer Jana!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen