von Einer die auszog die Welt zu erkunden Teil 2

Sonntag, 1. März 2015

Same same? (Teil 1)



Hallöchen ihr Lieben,

da bin ich wieder, wohl entspannt und an Abenteuern umso einiges reicher! Wie ihr ja wisst habe ich gerade Semesterferien und bin deswegen zusammen mit einem sehr guten Studienfreund aus Leipziger Tagen nach Taiwan 台湾 gefahren oder besser geflogen. Da wir fast drei Wochen unterwegs waren, wird dieser Eintrag auch etwas länger werden und ich hoffe ihr verliert nicht die Lust am Lesen falls ich mal wieder etwas weiter ausschweife.

Bevor es allerdings losgeht hier die gewohnten Hintergrundinfos: Taiwan oder auch Republik China ist ein (nicht ganz selbstständiger Staat) im Südostchinesischen Meer. Auf einer Fläche von ca. 36.000km² leben etwa 23,4Mio Menschen (also fast so viele wie in Beijing). Von der chinesischen Regierung wurde es nie als offizieller Staat anerkannt (Taiwan hatte sich Mitte des 20Jhr. aus politischen Gründen vom Festland abgespalten), prinzipiell könnte es aber einer sein, denn obwohl man hier auch Chinesisch spricht, so handelt es sich um einen eigenen Dialekt und leider werden hier auch immer noch Langzeichen verwendet (die sind, wie der Name schon sagt, länger, also schwieriger zu lesen). Somit war es wirklich ein bisschen wie eine Sprache noch einmal neu lernen. Taiwanesisch ist ungefähr so wie Switzerdeutsch, man versteht zwar einzelne Worte und wenn der andere sich viel Mühe gibt, dann kann man sich sogar unterhalten, aber im Einzelfall ist die Kommunikation doch recht schwer. Zu der Sprache kommt dann auch noch dazu, dass es eine andere Währung in Taiwan gibt (den Taiwandollar), 1€ entspricht ca. 35TWD.

Hier nun meine Abenteuer in Taiwan:
Los ging es dann auch gleich am 25. Januar von Nanjing nach Xiamen und dann dort am nächsten Morgen weiter nach Taibei 台北, der Hauptstadt Taiwans. Dass mich hier eine sehr unangenehme und kalte Nacht auf dem Boden vor dem Flughafen vor mir hatte hatte ich zwar schon befürchtet, besser hat es meine Lage allerdings trotzdem nicht gemacht. Thomas der schon einen Tag eher in Taibei angekommen war, hat mich dann dort gleich ein wenig herum geführt und wir haben uns am Abend mit gleich noch mit Caro getroffen, die auch mit uns zusammen in Leipzig studiert und derzeit in Taibei stationiert ist. 
Hier mein erster Eindruck von der Stadt:
-          Alles fährt in geordneten Bahnen, heißt die Autos und Mopeds halten an roten Ampeln, Mopedfahrer tragen Helme, als Fußgänger hat man bei Ampeln und Zebrastreifen Vorrang, in der U-Bahn werden die Leute erst rausgelassen bevor man einsteigt, kein Gedrängel und alles ist in Chinesisch und Englisch ausgeschildert (ein Hoch auf die Öffnung zum Westen!)
-         Allgemein ist alles hier sehr westlich, nicht nur die Läden und darin zu kaufende Produkte, auch die Menschen sprechen alle (mit wenigen Ausnahmen) ein recht gutes Englisch, es gibt unglaubliche viele Cafés überall wo man den Kaffee in einer Tasse und nicht im Pappbecher serviert bekommt.
-          Überall gibt es Toiletten, in fast jedem kleinen Café und Restaurant oder auch der U-Bahnstation, die sind kostenlos und sauber! Daran könnte sich Deutschland was die Kosten und Quantität betrifft und China die Qualität betrifft wirklich mal eine Scheibe abschneiden.
-          Auch die Mode hier ist viel individueller, man hat nicht mehr das Gefühl das alle das Gleiche ziemlich verrückte und oder hässliche anhaben.
-          Die Menschen sind super hilfsbereit und freundlich. Sobald man mal irgendwo ein wenig hilflos rumsteht, wird einem gleich Hilfe angeboten oder man fragt halt einfach weiter bis jemand gefunden wird der helfen kann. Sehr angenehm nicht das chinesische Ich-und-sonst-keiner-Verhalten zu haben.

Wir haben uns auch gar nicht lumpen lassen und haben gleich am zweiten Tag unserer Reise einen Ausflug nach Jiufen 九份 unternommen. Das ist eine Kleinstadt etwa eine einstündige Busfahrt östlich von Taibei, die in den Hügeln liegt und von der man schon den Pazifik sehen kann. Durch ein etwa fünfzigjährige Invasion der Japaner hat sich auch der japanische Baustil hier gehalten. So sehen die Tempel hier doch um einiges prunkvoller als auf dem Festland aus. Alles ist kunterbunt, auf den Giebeln sitzen Drachen und andere Geschöpfe die das Böse fernhalten sollen. Nicht nur in Jiufen, sondern in den meisten Tempeln auf der Insel wird in einem Tempel nicht eine einzige Gottheit, sondern gleich mehrere Gottheiten angebetet und verehrt. Dies passt (meiner Meinung nach) sehr gut zu den Chinesen und auch Taiwanesen, denn es gibt keine Hauptreligion, so wie es in Europa das Christentum oder in den arabischen Staaten der Islam sind.
Wir haben uns hier mit vielen anderen Touristen durch schmale Gassen gequetscht und ein bisschen durch den örtlichen Tee und andere Köstlichkeiten probiert, die Tempel angeschaut und als es dann anfing wie aus Eimern zu gießen, haben wir uns in eines der vielen Teehäuser gesetzt, Tee getrunken und die schöne Aussicht über den Ort, die nahe gelegenen Buchten und das Meer genossen.

Während der Busfahrt und auch vor Ort haben wir zum ersten Mal Friedhöfe gesehen, doch dazu in einem anderen Eintrag mehr.

Kulinarisch haben wir uns an den Abend von Billy beraten lassen. Billy ist ein echter Taiwanese und hat uns über einen der unzähligen Nachtmärkte Taibei’s geführt. Viele Dinge kannte ich in diesen Variationen noch nicht, obwohl sie aus mir bekannten Zutaten bestanden (auch nicht immer der Fall) und doch hat sich mir eine neue Welt (vor allem des Süßkrams) geöffnet, eine Welt die schon ziemlich lecker ist :).

Da wir in Jiufen doch sehr entspannt geurlaubt haben, dachten wir uns ein wenig körperliche Ertüchtigung muss auch mal sein und deswegen sind wir in den Yangmingshan Nationalpark 阳明国家公园im Norden der Stadt gefahren. Bei nieseligen Wetter ging es dann zu Fuß auf den etwa 1100m hohen Berg. Auch zwischen den Bäumen wurde die Sicht immer schlechter und irgendwann konnte man die schönen roten Blüten die überall an den Bäumen hingen gar nicht mehr sehen, dafür wirkte alles irgendwie magisch und verzaubert. Das war ungefähr solang lustig bis wir die endlos scheinenden Treppen nach oben gestiefelt waren und dann dort feststellten, dass der Niesel uns komplett durchgeweicht hatte und dank erhöhter Lage und weniger Bäume der Wind so richtig schön durch die Sachen blies. Am Gipfel angekommen war die Sicht auf unglaubliche zwanzig Meter zusammen geschrumpft und Wind und Regen haben uns ordentlich durchgerüttelt. Am schönsten dabei war eigentlich eine Infotafel die uns Bilder von schönstem Wetter zeigte und auf der geschrieben stand, dass man von hier aus bis zum Meer schauen kann. Haha, guter Witz! Wir haben uns dann auch gar nicht weiter dort oben aufgehalten, sondern sind dann Ich-Packe-Meinen-Koffer-Spielend und auf eine heiße Dusche freuend wieder hinab gestiegen. So ganz umsonst war diese kleine Wanderung aber doch nicht, denn nicht nur haben wir eine unglaublich schöne Natur gesehen, die es so weder in Nanjing, noch in Beijing gibt, sondern wir konnten auch mal wieder so richtig schön frei durchatmen, denn netterweise ist die Luftverschmutzung in Taiwan gegen Null tendieren. Man hat sogar den feuchten Waldboden und die Luft riechen können. Wer jetzt sagt: Luft kann man doch aber gar nicht riechen, der soll bitte erst mal einige Monate in einer chinesischen Großstadt gelebt haben und dann in den Wald gehen! Danach wird nämlich jeder sagen, dass Luft durchaus einen Geruch hat.

Abends haben wir dann noch in Thomas‘ Geburtstag reingefeiert, den wir dann am nächsten Tag ganz entspannt im Xingtiantempel 行天官begonnen haben. Hier haben wir uns einfach ein wenig an den Rand des Geschehens gesetzt und den Leuten dabei zugeschaut wie sie sich von den Nonnen haben segnen lassen, das lief wie alles hier wie am Schnürchen und hatte ein wenig einen Fließbandcharakter (sehr chinesisch). Dabei haben wir mal wieder über Gott und die Welt diskutiert und dabei das schöne Wetter genossen. Später ging es dann noch mit Caro in eine vegane Bäckerei, Geburtstagskuchen schnabulieren und später auf Wunsch von Thomas in eine Schwulenbar, wo wir mit dem einzigen nicht-schwulen Kellner über Heterosexualtät in Taiwan gesprochen und gleichzeitig in meinen Geburtstag reingefeiert haben.

Wie die meisten von euch wissen habe ich so ein kleines Problem mit Höhen oder auch einfach gesagt hab ich Höhenangst. Macht sich immer besonders gut, wenn man die ganze Zeit durch die Welt fliegt oder sich dazu entscheidet in einem Land zu studieren, wo im Prinzip jedes zweite Gebäude mehr als zehn Etagen hat. So langsam hab ich mich daran ja schon gewöhnt und mit Hilfe von Fred hab ich es hier in Nanjing auch schon auf das Dach eines 28geschossigen Gebäudes geschafft und von dort runter zu schauen ohne das meine Beine wackelpuddingweich werden.
Zu meinem Geburtstag haben Thomas und ich beschlossen, dass es nun an der Zeit ist dieser Höhenangst-Bekämpfungs-Maßnahmen ein Ende zu bereiten. Deswegen sind wir hoch auf den Taibeitower oder auch Taibei 101. Dieser ist stolze 509m hoch und war bis vor wenigen Jahren das höchste Gebäude der Welt (heute steht er „nur“ noch an fünfter Stelle). Mit dem schnellsten Personenaufzug der Welt ging es in nicht einmal dreißig Sekunden hoch in den 88sten Stock. Von dort hatte man einen atemberaubenden Blick über die gesamte Stadt und wie sie sich bis an die umliegenden Hügel und Berge schmiegt. Bis ganz vor an die Scheibe habe ich mich zwar nicht gewagt, finde aber dass ich mich ganz gut geschlagen habe. An irgendeinem Punkt hatte ich dann allerdings doch das Gefühl ganz schnell wieder herunter zu müssen, wurde jedoch wie alle anderen auch erst noch durch eine ganze Etage Souvenirläden geschickt um dann auch noch eine halbe Stunde am Fahrstuhl anzustehen. Da habe ich mich gefragt, was passiert wenn hier wirklich mal jemand eine ernsthafte Panikattacke bekommt. Eine Antwort darauf habe ich jedoch nicht erhalten. Ist wahrscheinlich auch besser so.
Der Beweis dass ich wirklich da oben war!
Danach sind wir noch zu einem nahe gelegenen Hügel spaziert und das Hügelchen hoch, um von dort im Prinzip das gleiche Bild wie vom Tower aus zu sehen, diesmal jedoch mit dem Tower im Bild. Die Tatsache dass man bis zum Horizont schauen konnte spricht hier mal wieder für sich. Später ging es dann mit Caro und noch einigen anderen auf einen weiteren Nachtmarkt und einen Club. Irgendwann des Nachts sind Thomas und ich dann halb tot ins Bett gefallen und haben friedlich bis zum Wecker klingeln am nächsten Morgen geschlafen.

Hier haben sich unsere Wege für einen Tag getrennt. Thomas ist mit Caro in einen nahe gelegenen Ort gefahren und ich hab die Stadt ein wenig auf eigene Faust erkundet. Als erstes stand der Longshantemple 龙山寺 auf der Tagesordnung. Der sah ungefähr genauso aus wie alle anderen Tempel hier, aber zum Hinsetzen und Leute beobachten war es trotzdem ideal. Ich saß da auch gar nicht lang allein, sondern nach nur fünf Minuten setzt sich eine ältere Frau neben mich und wir kommen ein wenig ins Gespräch über die Tempelkultur und was man denn so schönes in und um Taibei machen kann. Zu 90% fand dieses Gespräch auf Chinesisch oder besser Taiwanesisch statt und ich finde auch hier hab ich mich recht gut geschlagen. Es war auch schön mal wieder Chinesisch zu reden ohne dass einem jemand ins Wort fällt sobald man mal ein wenig über die Bedeutung nachdenken muss oder einem ein Wort nicht einfällt.
Danach bin ich ein wenig durch die Straßen geschlendert, hab einen merkwürdigen Umzug an Leuten mit viel Krawall durch die Straßen ziehen sehen, wurde aufgefordert doch bitte keine Bilder von einer unglaublich hässlichen Wand zu machen (auf die Frage was denn dahinter sei wurde mir nur geantwortet, dass man es selber nicht wisse. Als Ob!) und bin schließlich am Chiang Kai-shek Memorial gelandet. Das ist ein ganz kleines und dezentes Denkmal was man ihm da gesetzt hat, fast wäre ich daran vorbei gelaufen. Nein, im Ernst das Ding ist riesig! In einem Park (der schon ein wenig europäisch anmutet) hat man drei riesige Eingangstore, an einem Ende stehen das Nationaltheater und die nationale Konzerthalle (beides nicht so ganz kleine Gebäude) und dann am anderen Ende steht das riesengroße Denkmal. Ganz in Weiß und mit jeder Mengen Treppen überstrahlt es doch alles. Die eigentliche Gedenkhalle war leider geschlossen, allerdings befindet sich im Erdgeschoss dann auch ganz chinesisch ein kleines Shoppingcenter, eine Post, eine Bank, einige Cafés und ein Museum, welches (zum Glück auch in Englisch) über das Leben des Gründervaters aufklärt.
Als ich mich dann an Informationen gesättigt hatte, wurde mein Magen neidisch und ich habe mich aufgemacht in ein kleines Viertel in der Nähe wo es nur so an kleinen Cafés, Restaurants und anderen kleinen Läden wimmelt. Dieses Viertel hat mir sehr gut gefallen, denn hier hat die Individualität sich in vollen Zügen ausgebreitet und es wirkte schon teilweise ein wenig wie die alternative Szene von Taibei. Sehr erfrischend, denn in China sieht man so etwas höchst selten. Und als ich dann so in einem Café sitze und fröhlich ein Stück unglaublich leckerer Schokotorte in mich hinein schnabuliere, setzt sich ein westlich aussehender junger Mann mit an meinen Tisch, denn es war schon recht voll und natürlich, wie hätte es anders sein können, kommt er aus Deutschland. Wir haben uns dann auch ein Weilchen unterhalten und dann ging jeder wieder seiner Wege. Auch etwas das höchst selten in China oder Deutschland vorkommt. Aber in Taibei gibt es unglaublich viele Ausländer und da reisende Menschen sowieso immer viel freundlicher und offener sind als nichtreisende kommt man hier halt schon recht einfach ins Gespräch mit anderen. 

Da am Sonntag schon unser letzter Tag in Taibei angebrochen war sind wir zusammen mit Caro und Milan (der auch einige Kurse der Sinologie mit uns in Leipzig belegt hatte und jetzt in Taibei studiert) nochmals an die Ostküste gefahren und haben uns dort auf einen historischen Wanderweg begeben. Der war ursprünglich die einzige Verbindung zwischen dem Norden und Süden in diesem Teil des Landes, denn durch hohe Berge war der Ostzipfel der Insel schon recht abgeschnitten. Von Fulong aus sind wir dann also losmarschiert, anfangs an einer Straße entlang, dann später durch einen Park am Fluss und an Reisfeldern vorbei bis wir dann schließlich den eigentlichen Pfad erreichten. Der war noch mit alten Steinen gepflastert und führte immer schön bergan, entlang eines kleinen Baches, durch (man kann schon sagen) Regenwald (natürlich hat es mal wieder genieselt), vorbei an weiteren Reisfeldern, wo sogar Kühe drauf standen, die Vögel auf den Rücken sitzen hatten.
Mit den Nebelschwaden die im Hintergrund von den Bergen aufstiegen, war es genau das Bild was man sonst so von ländlichen Regionen Ostasiens im Kopf hat. Sehr, sehr schön! Aber nach einer kurzen Fotorunde und vielem „Oh, die sind sooo süß!“ ging es dann auch schon weiter, bis wir dann endlich den höchsten Punkt des Passes erreichten. Auch hier waren die Bergkuppen alle mit nur hohem Gras und sehr kleinen Bäumen bewachsen. Laut einer Infotafel liegt das daran, dass es hier immer wieder große Brände gegeben hat, die alles abgebrannt haben. Möchte man gar nicht so richtig glauben, wenn man sich das Wetter so anschaut! Von hier jedenfalls hatte man einen wunderschönen Blick über die vor uns liegenden Küstenlinie und einer kleinen Ortschaft die sich Dali 大里 nannte. Blickte man zurück, dann konnte man auch hier die ferne Küste sehen.  Von Dali aus ging es dann mit dem Zug zurück nach Taibei, danach nochmal fix auf einen Nachtmarkt und damit war unser Abenteuer in Taibei auch schon vorbei. 

Am nächsten Tag sind Thomas und ich dann mit dem Bus in die Mitte der Insel zum Sun-Moon-Lake 日月潭 (riyuetan) gefahren. Da wir ein bisschen mit den Ortschaften durcheinander gerieten, sind wir eine Haltestelle zu früh ausgestiegen. Haben dort aber gleich sehr hilfsbereite Taiwanesinnen gefunden, von denen uns eine dann gleich im Auto mit zu unserem eigentlich Ziel mitgenommen hat. Der See hat seinen Namen seiner Form zu verdanken, denn angeblich sieht er von oben zur einen Hälfte aus wie die Sonne und die andere Hälfte sieht aus wie der (Halb-)Mond. Wenn ihr mich fragt, dann braucht man schon sehr viel Fantasie um das darin zu sehen, aber jedem das Seine! Wir jedenfalls sind ein wenig zu Fuß am See entlang spaziert und haben leider fast nichts gesehen, denn leider hat sich das Wetter immer mehr zugezogen. Aber zumindest konnte man noch die heilige Lalu Insel 拉鲁岛der Ureinwohner (Hakka) sehen und wie die Touristenboote wie Aasgeier drum herum fuhren. Laut Taiwanesen ist dieser See auch das Nummer-Eins-Reiseziel der Chinesen auf Taiwan und wir mittendrin!
Naja, am nächsten Tag sind wir ihnen ganz gut aus dem Weg gegangen, denn wir haben uns Fahrräder ausgeliehen und sind einmal um den gesamten See gefahren. Gar keine so leichte Aufgabe, denn nicht nur schien an diesem Tag die Sonne (haben uns einen netten Sonnenbrand geholt), sondern es ging auch die ganze Zeit bergauf und bergab. Normalerweise kein Problem, aber mit einer kaputten Gangschaltung weniger spaßig! Auch musste wir natürlich ständig anhalten um Fotos zu machen, uns einen Tempel anschauen oder eine Schildkröte retten indem wir sie wieder ins Wasser setzten (schwierig, wenn alles was zwei Meter vom Wasser entfernt ist nur Schlamm ist und man deswegen seine Schuhe dort verliert). Aber am Ende haben wir die knapp 30km doch ganz gut überstanden und sind abends glücklich und erschöpft ins Bett gefallen. Glücklicherweise hatte Thomas auch keine Alpträume von Spinnen, denn davon gab es mehr als genug überall. Die waren auch schon von recht stattlicher Größe und hatten ihre riesigen Netzte teilweise über die gesamte Straße gespannt. Thomas‘ Gesicht beim Anblick all der Spinnen sah ungefähr so aus wie das von Ron im zweiten Harry Potter Film. Köstlich! Nach dieser sieben Stunden langen Fahrt mussten wir uns und unsere sehr schmerzenden Hintern erst einmal mit Tee und Schokolade verarzten. Tee hatten wir zwar unterwegs schon einmal, als ich welchen kaufen wollte hat die Ladenbesitzerin für uns eine kleine Teezeremonie veranstaltet und wir haben oben auf dem Hügel gesessen, Tee getrunken und das schöne Wetter genossen. Ach, manchmal ist das Leben einfach schön! Da waren auch gleich alle Spinnen, Schmerzen und Schweiß für einige Minuten vergessen. 
Schildkrötenrettungsaktion


Am Mittwoch ging es dann auch schon wieder weiter. Eigentlich wollten wir von der Mitte der Insel einmal nach Osten, Luftlinie keine 100km. Problem jedoch war, dass es dafür nur eine sehr unausgebaute Busroute gab, bei der man wenn man den Bus verpasst einen Tag auf den nächsten warten muss, bei dreimal umsteigen war uns das dann doch zu riskant und wir haben die Route zurück über Taibei genommen. Die war zwar ungefähr fünf Mal so lang und teuer, aber wir sind zumindest noch am gleichen Tag in Hualien 花莲 angekommen.

Hier ein kleiner Einschub zum Verkehrsnetz Taiwans. Da die Insel sehr lang und schmal und in der Mitte von hohen Bergen durchzogen ist, gibt es entlang der Küste ein sehr gut ausgebautes Zug- und Busnetz. Beide fahren an jeden Ort von früh bis spät, doch schon mindestens aller zwei Stunden. Die Preise dabei schaukeln sich bei ca. 100TWD (ca. 3€) pro einer Stunde Fahrtzeit ein. Ist also schon recht erschwinglich. Dass wir nun die einzige Strecke auf der ganzen Insel erwischt haben, wo das nicht der Fall ist, war wahrscheinlich einfach nur Pech und bekannter Weise bestätigen Ausnahmen die Regel.

Da der Tag bei unserer Ankunft schon recht weit fortgeschritten war, haben wir uns nur noch ein wenig die Stadt erkundet und natürlich den örtlichen Nachtmarkt geplündert. Hualien hat ca. 110.000 Einwohner, aber irgendwie hat man das Gefühl es versucht trotzdem einer Großstadt nachzueifern. Denn überall hat man die gleichen Leuchtreklameumrankten Straßen wie in Taibei und auch die Hauptstraßen sind sehr liebevoll mit witzigen Sitzbänken gestaltet, allerdings sieht man doch immer noch recht häufig, kleine Gemüsefelder auf den unbebauten Flächen. Irgendwie hat das der Stadt unglaublich viel Charme verliehen.
Darin werden Baozi oder Jiaozi gedämpft
Garage oder Wohnung?
Ohne Worte

Unser eigentliches Ziel war jedoch gar nicht die Stadt an sich, sondern die Tarokoschlucht 太鲁阁ein wenig nördlich. Dort soll man angeblich entlang des Flusses laufen können und hier und da einen kleinen Tempel, eine Pagode oder einen Bergaufstieg haben. Also dachten wir uns, nichts wie los! Ausgestattet mit Regencape und genügend Kräckern und zu trinken ging es dann auch schon los.
Der Bus hat uns sowie hunderte andere Touristen mitten auf einer Brücke, die über einen Fluss führte, hinausgelassen und im Strom schwimmend (also im Menschenstrom) machten wir uns auf den Weg. Die Schlucht war an dieser Stelle schon recht tief, allerdings befanden wir uns noch fast auf Flusshöhe und konnten so in aller Ruhe (naja, wenn man von hunderten Chinesen die hässliche Posen machen mal absieht) die absurden Gesteinsformen bewundern und dem Plätschern des Wassers zuhören. Unterwegs haben wir uns dann auch schon über einige Leute lustig gemacht, die uns schon wieder entgegenkamen, obwohl sie eine halbe Stunde vorher noch mit uns im Bus saßen. Es hat sich dann allerdings ganz schnell herausgestellt warum.
Denn leider war der Weg nach ca. 45Minuten gesperrt. Da blieb auch uns nichts anderes als umkehren. Da wir uns hier noch am Anfang der Schlucht befanden, dachten wir uns fahren wir einfach bis zum anderen Ende und laufen dann soweit es geht zurück. Soweit so gut, dass uns dann aber alles und jeder einen Strich durch diese wunderschöne Rechnung macht hätten wir uns ja eigentlich denken können. Denn wie sich herausstellte kann man gar nicht die gesamte Schlucht entlang laufen, sondern nur immer an verschiedenen Stellen einen kleinen Wanderweg begehen. Ein wenig genervt waren wir dann schon davon, haben uns aber nicht lumpen lassen und haben uns einen netten Weg gesucht. Der Anfang davon lag mitten in einem halboffenen Autotunnel, wo es nicht erlaubt ist zu Fuß durch zugehen, es allerdings die einzige Möglichkeit ist den Eingang zu erreichen. Etwas merkwürdig, aber wir waren zum Glück nicht die einzigen die sich ganz galant über diese Regel hinweg gesetzte haben. Von dort musste man dann auch erst einmal direkt durch den Berg hindurch. Man hatte also einen ca. 500m langen geraden Tunnel, wo man das Licht am Ende als kleinen Punkt gesehen hat, allerdings das Gefühl hatte es niemals erreichen zu können.
Als man dann doch das Ende erreicht hatte ging es immer hübsch entspannt oberhalb des Flusses entlang, dabei musste man weitere Tunnel durchqueren (zum Glück hatten alle anderen Taschenlampen dabei!) bis man dann schließlich an einem großen Wasserfall stand. Also eigentlich stand man über dem Wasserfall. Direkt davor musste man mal wieder durch einen der Tunnel und darin hat man es schon unglaublich laut Dröhnen hören, etwas gruselig war das schon! Sobald man aber auf der Brücke stand hatte man mal wieder einen wunderschönen Ausblick über das Tal und seine Zu- und Abflüsse. Aber damit waren wir noch nicht am Ende angelangt, denn es ging weiter bis zu einem letzten Tunnel. Dieser wurde wie alle anderen künstlich angelegt um einen Weg durch die Berge zu schaffen, dabei wurde jedoch eine Wasserquelle frei gelegt und nun rauscht dort das Wasser munter durch die Decke runter. Zum Spaß aller Beteiligten, war es dort auch gar nicht kalt und man hat sich die Schuhe ausgezogen, die Hose hochgekrempelt und das Regencape übergestülpt und dann ist man (mal wieder) in tiefste Schwärze gestiefelt.
Da die Straße durch den Tunnel schon angelegt war bevor das Wasser kam, hat man heute ein Flussbett dort wo eigentlich die Straße sein sollte und auf dem erhöhten Seitenstreifen kann man durch den Tunnel laufen ohne sich komplett nass zu machen. Auch eine sehr interessante Erfahrung, denn wenn man einen knappen halben Meter Platz zum Laufen und Gegenverkehr hat und dabei nichts sieht, ist das doch recht lustig, wenn dann auf einmal auch noch zu dem zusätzlichen Wasser am Boden man auch noch durch einen Wasserfall läuft. Nicht umsonst nennt sich dieser Tunnel Wasservorhanghöhle 水帘洞 (shuiliandong). Auf jeden Fall war das sehr lustig und wir hatten genauso viel Spaß wie alle anderen Leute (vor allem die Kinder). Als wir uns dann wieder halbwegs getrocknet hatten, haben wir uns auch schon wieder auf den Rückweg gemacht. Dort haben wir dann aber kurz vor Tianxiang天祥(der letzten Ortschaft in der Schlucht, wo auch die Bushaltestelle ist) eine Horde Affen in den Bäumen direkt am Straßenrand sitzen sehen. Wir haben es uns dann auch nicht nehmen lassen und ihnen bestimmt eine halbe Stunde beim Futtern und Durch-Die-Bäume-Springen zugeschaut. Das, sowie der Wasserfall haben den Tag auf jeden Fall gerettet, denn auf dem Rückweg haben wir wieder ordentlich in den Bus investiert, denn keiner hat uns gesagt, dass man nur die Hälfte des Preises zahlt, wenn man gleich ein Ganz-Tages-Ticket kauft. Und damit wäre es mal wieder bewiesen: Spontanität kostet!

Aber auch von dieser kleinen Unannehmlichkeit haben wir uns nicht unterkriegen lassen, sondern sind am nächsten Tag weiter gefahren nach Luodong 罗东. Von Hualien aus liegt das etwa 100km im Norden, ebenfalls an der Ostküste an der wir die nächsten Tage weiter entlang gereist sind. Hier kann man wirklich nur noch von einem kleinen Städtchen reden, direkt vor unserer Haustür befinden sich geflutete Reisfelder, die auch hier überall zu finden sind, im Hintergrund ragen schon die Berge hinauf in den Himmel und rahmen das Ganze wirklich schön ein. Auch Luodong hat an und für sich nichts zu bieten (außer einem überfüllten Nachtmarkt, was für eine Überraschung!), aber durch die schöne Landschaft, hat es doch, genauso wie Hualien, einen gewissen Charme. Am gleichen Tag sind wir dann noch ein kleines Stückchen weiter gefahren, Ziel war Jiaoxi 礁溪 welches für seine heißen Quellen berühmt ist. Da man hier meistens in geschlechtergetrennten Räumen badet, haben wir uns spontan ein privates Bad genommen und vierzig Minuten lang im warmen Wasser geschwitzt und gelitten. Im Prinzip ist es wie die heiße Badewanne zu Hause, nur dass das Wasser hier natürlich erwärmt wird. Denn Taiwan liegt am Rande einer tektonischen Platte und durch die Plattenverschiebung entstehen Lavaströme die nach oben fließen und das Wasser (zur Freude aller hier wohnenden Menschen) erwärmen.
Jiaoxi ist wirklich eine sehr kleine Ortschaft und nur wegen dieser Quellen so belebt, denn natürlich boomt das Tourismusgeschäft dadurch. Ein kleiner Bach der sich durch den gesamten Ort zieht qualmt die ganze Zeit im doch nicht ganz so warmen Wetter und überall kann man seine Füßchen ins Wasser halten und aufwärmen lassen. Das haben wir uns natürlich nicht zweimal sagen lassen, sondern haben uns zu allen anderen dazu gesellt und das geschäftige Treiben um uns rum entspannt vom warmen Wasser aus beobachtet. Unfreiwilliger Weise haben wir dann noch einen neuen Freund gefunden. Als wir uns von einer netten Dame den Weg zu den Quellen beschreiben lassen haben, lief die ganze Zeit ein streunender Hund vor uns her (zum Glück war der recht niedlich und zahm), in den Quellen haben wir ihn dann allerdings verloren, jedoch hat er uns beim Füße Baden wieder gefunden und ist uns nicht von der Seite gewichen. Hat einer von uns beiden seinen Platz gewechselt ist er uns hinterher. Warum wissen wir auch nicht, aber irgendwie war es recht witzig, besonders für die Chinesen die neben uns saßen, die haben sich fast eingemacht vor Lachen.
In Taiwan gibt es unglaublich viele streunende Hunde, warum weiß ich nicht, diese Frage konnte mir auch keiner beantworten. Die Meisten sind harmlos, die sehen auch nicht unterernährt oder so aus, aber manchmal (besonders in den Bergen und kleinen Ortschaften) machen sie doch einen sehr verwahrlosten Eindruck und da hab ich schon immer gehofft, dass die alle gut gesättigt sind und nicht auf blöde Ideen kommen. 
Nach den heißen Quellen in Jiaoxi standen am nächsten Tag die kalten Quellen in Su’ao 苏澳 auf der Tagesordnung. Allerdings hatten wir beide nicht so recht Lust uns schon am Morgen in ein Schwimmbad zu setzten, deswegen sind wir ein wenig durch den Ort und dann weiter nach Nanfang’ao 南方澳 spaziert. Dort haben wir an den Klippen gesessen, Krabben, witzigen Fischen und den Wellen zugeschaut, uns die Sonne ins Gesicht scheinen lassen und sind dann zum eigentlichen Strand. Dort war das Wasser angenehm warm, sodass wir raus aus den Schuhen und rein ins Wasser sind. Dort haben wir mit den Wellen gespielt (sind natürlich ordentlich nass geworden), haben Steine gesammelt und uns wie kleine Kinder über das Geräusch der Wellen gefreut, wenn sie auf die Steine am Strand getroffen sind.
Der Ort (das ist eigentlich schon übertrieben) besteht eigentlich nur aus einem Hafen für Fischerboote und einer Straße die einmal drum herum führt, wo einige Menschen drin wohnen, aber auch einige kleine Tempel und Cafés reihen sich mit hinein. Einige der Boote sind schon ziemlich alt und werden wahrscheinlich schon gar nicht mehr benutzt, aber andere wurden im schönsten Blau angestrichen und schipperten am Nachmittag (alle hübsch hintereinander) hinaus aufs Meer. Für einen (fast) letzten Tag in Taiwan war es doch ein ganz entspannter, ruhiger und sonniger Tag und wir hatten das Gefühl das Land wolle sich noch einmal von seiner besten Seite zeigen.

Denn am nächsten Tag sind wir nach Keelong 基隆 (oder auch Jilong auf Chinesisch) gefahren. Dort haben wir uns noch ein wenig umgeschaut und sind dann abends mit der Fähre nach Xiamen 厦门 zurück aufs Festland gefahren. Keelong ist definitiv keine Touristenstadt mehr, zwar haben sie im Hollywoodstil den Namen der Stadt ganz groß an einen der Hügel gepinnt und auch der bekannteste Tempel ist nicht zu verachten. Die Stadt an sich aber wirkt sehr dreckig. Vielleicht liegt es nur an den alten Häusern, die auch alle schon recht dunkel angelaufen und ein wenig herunter gekommen sind oder aber, daran dass man von überall den Hafen sehen kann. Aber sehr einladend ist es definitiv nicht. Zum Glück hatten wir auch nicht vor dort lang zu verweilen. 

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