von Einer die auszog die Welt zu erkunden Teil 2

Dienstag, 23. Dezember 2014

Merkwürdigkeiten aus China Teil 8



Hallihallohallöchen,

das Jahr neigt sich dem Ende entgegen  und wahrscheinlich genießt ihr gerade alle eine schöne vorweihnachtliche Stimmung (die ist hier immer noch nicht aufgekommen), da wir hier leider in einem sehr unchristlichen China sind, gibt es für uns auch keine Ferien über die Weihnachtsfeiertage. Da mir das aber egal ist, habe ich mir sozusagen Urlaub genommen und fliege morgen ins (fast) sommerliche Hainan 海南, das ist eine Insel ganz im Süden von China und wird von den Europäern auch gern als „das Mallorca Chinas“ bezeichnet. Die Reise dorthin ist sozusagen mein Weihnachtsgeschenk an mich :) Dort werde ich mich mit einem Klassenkameraden aus Leipzig treffen und zusammen werden wir am Strand unter Palmen ein besinnliche Weihnachten oder so ähnlich feiern. 

Doch bevor ich mich gänzlich für dieses Jahr verabschiede noch einige Merkwürdigkeiten aus China: Heute dreht sich alles um Zahlen

-          Die Zählweise der Etagen hier mag für unser eins erst einmal sehr verwirrend sein, denn hier fängt man im Erdgeschoss an zu zählen. Will man also in die fünfte Etage, dann befindet man sich im vierten Stockwerk, nur dass das dann hier halt als vierte Etage gehandelt wird. Find ich eigentlich gar nicht so blöd, denn somit weiß man immer wo man ankommen möchte und muss nicht ewig lang überlegen und seine Knoten im Gehirn entwirren.

-          In China gibt es kein Haltbarkeitsdatum, dafür steht auf der Verpackung immer wann etwas verpackt wurde. Somit ist es dem Verbraucher überlassen zu entscheiden, ob das Produkt noch genießbar ist oder auch nicht. Auch hier muss ich sagen, dass diese Vorgehensweise weitaus mehr Sinn ergibt, denn so kann man tatsächlich frische Produkte kaufen und die Wahrscheinlichkeit dass Unmengen an Konservierungsstoffen enthalten sind sinken auch.

-          Überall in den Städten Chinas sieht man Personen die auf öffentlichen Posten arbeiten, sei es nun als Verkehrspolizist, als Straßenkehrer oder als Angestellter der Metro. Und überall haben sie, nicht wie im Rest der Welt ein schickes Namensschildchen, sondern nur ein kleines Schild mit einer Nummer drauf. Dieser Diebstahl der Identität ist ein weiterer Schritt zur Gleichmachung aller Chinesen, den ich persönlich nicht begrüßen kann. Auf der anderen Seite ist es wahrscheinlich einfacher jedem eine Nummer zu geben, als dann zehn Leute mit dem gleichen Namen zu haben (was ja hier nicht so ganz unwahrscheinlich ist).

So ich hoffe das reicht euch erst einmal an neuen Fakten zum Staunen und Nachgrübeln!

Für mich geht es jetzt zum Weihnachtsessen a la Nanjinger Auslandsstudenten. Wir gehen es festlich an und werden teure Nanjinger Spezialitäten in uns stopfen. Nachdem wir nun gestern schon echtes Schweizer Käsefondue hatten (Danke Dominik!) wird das der lokale Teil von Weihnachten.


Ich wünsch euch allen ruhige Feiertage, viele Geschenke und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Allerliebste Grüße von eurer Jana

PS.: Es gab wohl einige technische Schwierigkeiten mir Post zu schicken, deswegen hier noch einmal meine Adresse. Schreibt auch die Telefonnummer drauf, dann muss ich nicht immer an der Rezeption nachfragen ob ich Post bekommen habe. Auch wenn mich bis Weihnachten nichts mehr erreicht, über Geburtstagspost freue ich mich natürlich auch ;)

Jana Fleischer
Room: 6830, Phone: +86 138 1404 1172
Nanshan Hotel
No. 122, Ninghai Road, Nanjing
210097
People’s Republic of China

Montag, 15. Dezember 2014

Advent, Advent ein Lichtlein brennt



Hallöchen,

es ist nun schon ein Weilchen her dass ich euch das letzte Mal geschrieben habe, aber es ist auch nicht so viel passiert. Im Großen und Ganzen hat sich der Winter hier fest angesiedelt und wir uns angewöhnt die Jacken schon nicht mehr auszuziehen. Ansonsten haben wir hier aber die meiste Zeit eher spätherbstliches Wetter.
Vor zwei Wochen habe ich mich mal wieder allein auf die Socken gemacht und wollte eigentlich nur zum Mochousee 莫愁湖, stand dann aber nichts ahnend vor einer riesigen gelben Gummiente die da einfach so auf dem See vor Anker lag.

Na klar, warum auch nicht? Was gibt es besseres als eine graue Landschaft die mit einer 6 Meter hohen Gummiente aufgepeppt wird? Der See war ansonsten nicht allzu spannend, hier und da einige traditionelle Häuser, ein bisschen Park und dazwischen Hochhäuser für die wohlverdienende Schicht der Bevölkerung. Das eigentlich interessante an diesem See war wirklich, dass er mitten in der Stadt liegt und umgeben ist von gewöhnlichen Gebäuden. Der See verdankt seinen Namen einer wunderschönen Frau die vor vielen hunderten von Jahren gelebt haben soll. Doch ob sie sich nun aus Liebe zu ihrem im Krieg gestorbenen Mann umbrachte oder weil sie den für sie vorgesehenen Mann nicht heiraten wollte, darüber streiten sich die Geister.

 
besagte Mochou


Eine weitere historische Sehenswürdigkeit ist der Qixia Berg 栖霞山. Hier befanden sich diverse Paläste und Tempel der Ming-Kaiser. Die Paläste sind jedoch zerstört und heute nur noch als Ruinen zu sehen und die Tempel restauriert. Obwohl nicht ganz, denn einige wenige Teile der alten Höhlentempel sind noch im Originalzustand. Dass ist eher eine Seltenheit, denn während der Kulturrevolution unter Mao Zedong 毛泽东 wurden sämtliche Kulturgüter zerstört und erst nach Ende seiner Herrschaft wieder neu aufgebaut, sodass im Prinzip die meisten Tempel, Gärten etc. alle nicht älter als 50Jahre sind.
Der eigentlich Grund warum aber alle Welt (oder zumindest gefühlt ganz Nanjing) zu diesem Berg strömt ist das sich hier die Blätter der Bäume im Herbst in den schönsten Rottönen zeigen. Aus unterschiedlichen Gründen haben wir und einige chinesische Freunde es nicht eher zum Berg geschafft und deswegen nur noch einige wenige Bäume in diesen wunderschönen Farben vorgefunden. Allerdings hat es dem Berg (also eigentlich ist es eher ein größerer Hügel) keinen Abbruch getan und würde man sich die ganzen Touristen wegdenken, dann wäre es ein unglaublich friedlicher Ort am Rande der Stadt. Während der Planung hatten wir ein kleines Missverständnis mit unserem chinesischen Freund und dachten wir grillen irgendwo auf dem Berg und haben deswegen alles Mögliche zum Grillen eingekauft, unter anderem auch ein Kilo rohes Fleisch. Als wir uns dann getroffen haben, hieß es auf einmal Picknick.
Wer kann die Brücke sehen?
Da mussten wir schon ein wenig lachen, denn mit so viel Fleisch und anderem rohen Gemüse ist es eher schwierig ein Picknick zu veranstalten. Aber zum Glück haben wir dann doch noch eine schöne Stelle gefunden, wo man tatsächlich grillen kann und unser Chinese meinte am Ende sogar, dass das viel lustiger und leckerer war als ein Picknick. Gut gesättigt haben wir es dann auch zum höchsten Punkt geschafft und hatten eine atemberaubende Aussicht oder hätten es zumindest gehabt, wenn der Smog nicht so schlimm gewesen wäre. Aber wir konnten immerhin noch eine der großen Brücken über den 长江Changjiang oder auch Jangtsekiang inklusive Fluss sehen. Mit all den riesigen Frachtschiffen doch immer wieder ein beeindruckender Anblick! 


Ansonsten ist in der letzten Zeit nichts Besonderes passiert, überall wird für Weihnachten dekoriert allerdings ist niemand in der Stimmung für Weihnachten, obwohl ich heute bei einer Weihnachtsfeier des Goetheinstituts hier in Nanjing war. Leider waren ich und einige andere chinesischen Freunde zu spät, sodass wir nur noch etwas vom Glühwein und den Lebkuchen abbekommen haben, aber wahrscheinlich ist das das weihnachtlichste was ich dieses Jahr haben werde. 


Etwas Besonderes gab es doch! Die ganze Woche schon ist das Wetter vergleichsweise recht schön und auch die Luftverschmutzung ist unnatürlich normal schlecht. Warum das so ist, durften wir gestern (Samstag) herausfinden. Denn das ist der Jahrestag des japanischen Angriffs auf Nanjing während des zweiten Weltkrieges (genauer Infos dazu gibt’s in meinem Blogeintrag „30000“). So gab es genau um zehn am Morgen einen Fliegeralarm um an all die Gefallenen, misshandelten Frauen und Kinder und alle anderen Opfer zu erinnern. Außerdem hat Xijin Ping 习近平, der amtierende Staatspräsident Chinas, der Stadt einen Besuch abgestattet und mit dem Volk getrauert und erinnert. Auch heute noch ist die Anzahl der Menschen, vor allem unter den älteren Generationen, die die Japaner hassen in Nanjing besonders hoch (verständlich irgendwie). Jedenfalls wurde für diesen Tag schon eine Woche vorher ein Großteil der Fabriken abgestellt, damit sie nicht weiter die Umwelt verpesten und man in Ruhe trauern kann. Dies ist eine durchaus gängige Methode in China um die Luft für besondere Anlässe zu verbessern. Eine etwas extremere Variante gab es für die Olympischen Jugendsommerspiele, die hier in Nanjing im letzten Sommer stattfanden. Denn da musste man ja auf Menschen aus dem Ausland einen guten Eindruck machen und so wurden jede Menge Chemikalien in den Himmel geschossen, um die Luft zu verbessern. Funktioniert hat das auch, allerdings möchte ich nicht wissen, welche Auswirkungen das auf die Gesundheit der Menschen hier hat. Vor einigen Wochen gab es in Peking eine wichtige internationale Konferenz und da wurden nicht nur Fabriken für eine Wochen geschlossen, sondern auch Firmen, die Universitäten und alle anderen Institutionen, damit niemand mit dem Auto etc. fahren muss. Was das Auftreten gegenüber anderen betrifft, da sind die Chinesen schon sehr eigen, doch dazu später mehr.

Hier jetzt noch einige Impressionen aus dem winterlichen Nanjing:
 
manchmal habe ich das Gefühl die Kinder hier können die kleinen Dinge im Leben noch so richtig wertschätzen


Nicht einfach nur eine typisch chinesische Ansammlung von Menschen, nein, hier findet ein Treffen der Taubstummen statt

Überall in der Stadt hängen an den Fenstern diese Würste, die sind für das Frühlingsfest im Februar gedacht und müssen zwei Monate im Vorraus gemacht werden

Neu und alt, nicht immer die beste Kombination, aber irgendwie macht gerade das China aus




Das ist leider kein Kuscheltier, auch wenn es sehr plüschig aussieht

Naja, wir schauen erstmal wie man das so macht...

... aber so schwer ist es ja gar nicht!

Allerliebste Grüße wünscht wie immer eure Jana!

Freitag, 5. Dezember 2014

Alltägliches aus dem Alltag



Hallo ihr Lieben,

so langsam setzt nun auch hier der Winter ein oder besser gesagt zum 1.12. kam er mit Pauken und Trompeten um die Ecke gewirbelt. Denn obwohl es doch hier immer kälter wurde, war es am Montag doch zum ersten Mal richtig kalt (Nachts so um die Null Grad und tagsüber auch nur kümmerliche 5°C), Mittwoch kam dann auch noch Regen dazu, der netterweise in kleinen Eiskristallen zur Erde fiel. Besonders witzig dabei zu beobachten sind alle Kommilitonen von mir die aus warmen Länder wie Mexiko, Indonesien oder Spanien kommen, denn die sind jetzt schon eingemummelt in zehn Schichten dicker Sachen. Aber ich muss sagen, so direkt warm finde ich es auch nicht, denn leider befinden wir uns hier südlich des Heizungsäquators (das ist ein ungeschriebenes Gesetzt hier in China, welches besagt dass es südlich des Chang Jiang keine Heizungen mehr gibt. Warum fließt dieser blöde Fluss nicht 5km weiter im Süden???), das heißt es gibt keine Heizungen mehr, nirgendwo. Nur Klimaanlagen die warme Luft pusten, allerdings leider auch ein regelmäßigen Abständen wieder kalte Luft, sodass das Ergebnis gleich Null ist. Die zentrale „Heizung“ im Wohnheim ist auch eher ein Witz, denn dort kommt fast keine warme Luft raus und gegen die kalte Luft, die durch die unisolierten Fenster herein kommt, hat sie sowieso keine Chance. Im Prinzip hat man also immer mehrere Jacken und/ oder Pullover an, weil es überall (draußen wie drinnen) mehr oder weniger gleich kalt ist. Besonders viel Spaß dabei macht die Dusche am Morgen bei sage und schreibe zwei Grad! Aufgabe für euch wird es nun sein, jedes Mal auf dem Weihnachtsmarkt einen Glühwein für mich zu trinken, damit ich nicht mehr so frieren muss! Eine fröhliche Vorweihnachtszeit wünsch ich euch!

Aber genug gejammert heute mal wieder ein wenig zum chinesischen Leben. Ich werde das der einfachhalber an einem Beispiel erzählen, der kleinen Straße wo ich meistens essen gehe. Ich glaube ich habe euch von ihr schon einmal erzählt, aber heute kommen ein paar mehr Details dazu, denn jetzt hat man doch schon die rosarote Brille abgesetzt. Diese Straße (unter uns nennen wir sie auch immer nur „die kleine Straße“) ist gleich um die Ecke vom Campus und zum Glück nicht für den Durchgangsverkehr geöffnet, deswegen doch vergleichsweise recht ruhig. Hier hat man dann also jede Menge kleine Läden wo man Essen kann, Getränke, Obst, Zeitung, Schuhe, Bettdecken und alles Andere was man im alltäglichen Leben so braucht kaufen kann. Ein Stückchen weiter die Straße rauf gibt es dann sogar auch im westlichen Stil ein Café und eine kleine Kneipe. Die meisten Leute die in diesen Läden arbeiten wohnen auch dort, also in den Läden. Anfangs habe ich das gar nicht so realisiert, doch irgendwann ist das Bild zu meinem Gehirn durchgedrungen. So wird man doch manchmal, besonders wenn man mit mehreren Leuten essen geht, in das Hinterzimmer geführt und dort hängen dann die Klamotten der Besitzer am Haken und in einer Ecke liegen fein aufgeräumt Matratzen. Es kann auch vorkommen, dass das Hinterzimmer gar nicht existiert, sondern einfach nur ein Tuch die „Wohnung“ abtrennt. So ist das zum Beispiel bei meinem Lieblingsfrühstücksstand. Im Erdgeschoss werden unter dem Vordach süße, salzige, fettige und vor allem sehr leckere kuchenähnliche Dinge zubereitet, schaut man ins Innere des „Ladens“ dann kann man die Betten und persönlichen Gegenstände der Besitzer sehen. Eine Tür oder eine Wand gibt es nicht. Besonders im Winter muss es eine Qual sein dort zu leben, denn der Wind und die Kälte werden sich von einem Stoffvorhang nicht aufhalten lassen. Oftmals sieht man hier auch wie die Menschen sich die Zähne auf der Straße putzen oder ihr Geschirr in einer Schüssel mit (meiner Meinung nach) kaltem Wasser waschen. 

Aber das scheint den Menschen nicht im Geringsten etwas auszumachen (oder sie verstecken es sehr gut), denn sie freuen sich trotzdem einen zu sehen. Wenn ich am Morgen Richtung Frühstück laufe haben sie auch immer schon eine Tüte griffbereit und warten nur noch darauf dass ich mich entscheide was ich denn heute leckeres zum Frühstück zu mir nehme. Ein anderes "Extrem" gibt es jedes Mal beim Nudelsuppenmann. Denn zwar scheinen er und seine Frauen (also ich nehme mal nicht an seine Ehefrauen, sondern eher andere Verwandte) scheinen zwar nicht in ihrem Geschäft zu wohnen, allerdings kennen sie mich schon viel zu genau. Was nicht unbedingt schlecht ist, denn sobald ich vor ihnen stehe, weiß er ganz genau was ich essen möchte. Eine kleine Nudelsuppe mit Rindfleisch, nicht scharf und Koriander. Sehr, sehr lecker! Anfangs hatten wir noch sehr viel Suppe in der Suppe, doch mittlerweile ist sind es eher mehr Nudeln mit ein wenig Brühe. Das scheint wohl ihre Art von Treuebonus zu sein. Ziemlich niedlich von ihnen, wie ich finde! Aber wir kommen ja auch mindestens einmal in der Woche zu ihnen und bringen auch ganz brav immer irgendwelche Freunde mit, sodass wir immer irgendwas zwischen zwei und acht Leuten sind. Der Treuebonus ist also gerechtfertigt ;)
Um die Straße herum gibt es natürlich auch reine Wohnhäuser, die sehen von außen wirklich nicht gut aus, teilweise als ob sie gleich in sich zusammenfallen wollten. Des Nachts möchte ich dort wirklich nicht allein unterwegs sein, denn es wirkt doch schon irgendwie so als ob um jeder Ecke ein Mörder oder sonst eine dunkle Kreatur auf einen wartet.  Jedoch sehen die Wohnungen von innen nicht ganz so schlimm aus, wahrscheinlich kann man sie mit dem Standard eines unsanierten, deutschen Altbaus vergleichen, wenn man hohe Decken, Stuck und Parkettboden mal wegnimmt.  Um ganz ehrlich zu sein muss ich doch sagen dass diese Art des Lebens um einiges mehr Charme hat als alle anderen Schickimickihochhäuser in der Innenstadt.
Eine Sache hat mich jedoch wirklich geschockt. Eines friedlichen Herbsttages wollten wir uns gerade vor einem der Fressläden bequem einrichten und die Besitzer haben für uns schon Tische und Hocker rausgeholt, als von einer plötzlichen Panik ergriffen alles wieder eingesackt und nach drinnen gebracht wurde. Zuerst standen wir ein wenig blöd herum und wussten nicht so richtig was das Ganze denn jetzt sollte, aber Aufklärung kam nur eine Minute später. Die städtische Regierung hat ihre persönlichen Wachhunde, die auf der Suche nach was auch immer mit Transporter durch die Straßen fahren und dabei Angst und Schrecken verbreiten. Denn sobald Tische und Hocker draußen auf der Straße stehen scheinen diese in das Eigentum der Stadt überzugehen. Sollte sich ein Besitzer dagegen wehren, dann wird an Gewalt nicht gespart und auch mal zugeschlagen. Somit ist die Reaktion der Fressbudenbesitzer durchaus nach vollziehbar, denn wer möchte schon gern seine Einrichtung an die Stadt verlieren oder sich gar verprügeln lassen. Ich weiß nicht genau, weit wann diese Patrouillen durch die Straßen ziehen, aber allzu lang scheint es noch nicht zu sein,   denn ein Kommilitone meinte dass die Straße um einiges belebter war als noch jeder unbehelligt draußen essen konnte. Dass kann ich mir sehr gut vorstellen, denn sein Mittagessen an der „frischen“ Luft zu genießen ist um einiges angenehmer als sich mit zu vielen Leuten einen zu kleinen und vor allem zu stickigen Raum zu teilen.
Mit diesen Wachhunden auf den Straßen fühl ich mich allerdings nicht unbedingt sicherer und dass obwohl uns in einer Einführungsverantstaltung erklärt wurde, dass Nanjing zu den sichersten Städten Chinas zählt. Da möchte ich gleich gar nicht mehr wissen wie es in anderen Städten aussieht. 

Soviel zum chinesischen Leben! Was das Leben auf dem Campus betrifft, da ist auch alles beim Alten, die Chinesen machen immer noch ihren frostigen Morgensport, das Chinesisch macht langsam Fortschritte und man hat immer noch so seine Späße mit den Lehrern. Unsere Klassenlehrerin ist ja im Babyurlaub und dafür haben wir eine Vertretung bekommen, die leider keine Späße macht und bei der am Unterricht erkennen kann, dass sie eine vom alten Schlag ist. Denn wer zu spät zum Unterricht kommt (meistens sind das 70% der Klasse) der verpasst dann halt die Tests, wird als fehlend eingetragen usw. Auch wird auswendig Nachsprechen wieder ganz groß geschrieben. Im Großen und Ganzen ist sie ganz nett, allerdings hoffe ich trotzdem nächstes Semester meine alte Lehrerin wieder zu bekommen.
Sehr witzig ist dafür unsere Hören-und-Sprechen-Lehrerin, wenn auch eher ungewollt. Mit ihren 24 Jahren scheint sie sich doch jedem Spaß im Leben erfolgreich zu entziehen und ihre Einstellung zum Leben gleicht eher Oma und Opa. So hatten wir viel Spaß als die Westler unter uns ihr erklärten, dass es überhaupt kein Problem sei, wenn ein Junge ein Mädchen zu Hause besucht. Die anderen Asiaten in der Klasse meinten zwar, dass dies bei ihnen auch nicht üblich sei, allerdings käme es für sie weniger überraschend. Als wir unserer Lehrerin dann auch noch erzählten dass Jungen und Mädchen zusammen wohnen können ohne dass sie ein Paar sind (dass natürlich die Absicht hat zu heiraten), da sind ihr fast die Augen aus dem Kopf gefallen. Ich möchte sie jetzt hier nicht blos stellen, aber das war schon wirklich lustig, vor allem weil sie selber immer wieder mit solchen Themen anfängt und dann jedes Mal geschockt ist. Ich würde gern mal Maus spielen und schauen wie sie diese Stunden anderen erzählt :)
 
Im Zuge des Chinesisch Lernens mache ich gerade auch eine ganz unerwartete Erfahrung. Also nicht nur das mein Deutsch so langsam aber sicher den Bach runter geht (das ist alles andere als unerwartet), sondern vielmehr dass man anfängt die eigene Sprache zu reflektieren. Warum haben wir im Deutschen Artikel und warum ist das Mädchen sächlich und nicht weiblich, der Junge aber männlich? Warum konjugieren wir Verben? Wenn man mit anderssprachigen Menschen Zeit verbringt dann kommt man irgendwann wohl immer auf solche Themen zu sprechen, was durchaus interessant ist, mich und alle anderen deutschsprachigen aber zu der Übereinkunft gebracht hat, dass wir alle sehr froh sind kein Deutsch lernen zu müssen.

Mit diesen Gedanken verabschiede ich mich von euch!

Bis zu nächsten Mal eure Jana