von Einer die auszog die Welt zu erkunden Teil 2

Donnerstag, 30. Oktober 2014

Merkwürdigkeiten aus China Teil 7




Hallöchen ihr Lieben,

hier nun neue Merkwürdigkeiten aus dem fernen Osten. Um dieses Mal auch was Gutes zu erzählen, heute also ein wenig über die Sauberkeit chinesischer Straßen.

Von Sauberkeit kann hier tatsächlich die Rede sein, deutsche Straßen sind im Vergleich zu chinesischen tatsächlich unglaublich dreckig, vermüllt und zugepflastert mit Kaugummi. Denn die Straßenreinigung, dass muss man den Chinesen lassen, haben sie wirklich sehr gut unter Kontrolle. 

Besagter Besen inklusive einem Häufchen
Jeden Tag werden die Gehwege gekehrt, mit Besen die aus Bambusblättern bestehen, aus unerfindlichen Gründen ist das viel effektiver als alle Industriebesen die es in Europa so gibt. Hier auf dem Campus kann man dabei beobachten, dass bestimmte Personen ihren eigenen Abschnitt haben und den hegen und pflegen. Bei diesen täglichen Reinigungen werden vor allem heruntergefallene Blätter weggefegt, was der Grund für den fehlenden Herbstgeruch ist :(, und auch Müll muss dran glauben, obwohl ich feststellen musste, dass auf den Wegen nur recht wenig Müll herum liegt. Dafür quellen die Mülleimer hin und wieder etwas mehr als über.  Hier auf dem Campus ist es besonders merkwürdig zu sehen, dass die Leute die die Wege kehren, in völlig arbeitsuntauglicher Kleidung ihre Arbeit tun. Wo auf den öffentlichen Straßen eine ordentliche orangene Uniform getragen wird, so sind hier normale Alltagskleider an der Tagesordnung, dementsprechend dann auch die schicken Lederschuhe (wahrscheinlich fake) oder die Schuhe mit dem Absatz. Wie man so arbeiten kann ist mir schleierhaft, aber okay, jedem das Seine.

Man gibt sich wirklich Mühe alles unterzubringen
Sehr lustig find ich auch immer die Straßenreinigungsautos. Im Prinzip nichts Besonderes, denn sie sehen genauso aus wie in Deutschland und versprühen nicht einmal Wasser über die Menschen wie in Prag, aber dafür spielen sie Musik. Und so fahren sie vor sich hin dudelnd durch die Straßen und erfreuen die Menschen mit klassischer Musik. Bisher sind mir noch keine bekannten Stücke untergekommen, aber es klingt auf jeden Fall nach klassischer europäischer Musik.
Durch diese Maßnahmen sind die Straßen tatsächlich immer relativ sauber. Natürlich hat man nicht unbedingt den Eindruck, wenn man in kleiner Straßen kommt, aber selbst dort wird der Müll immer an ein zwei Stellen gesammelt und alle paar Tage abgeholt. Auch Hundehaufen sieht man so gut wie nie auf der Straße (was mich natürlich nicht daran hindert in den einzigen in der gesamten Stadt reinzulaufen), dass könnte allerdings auch daran liegen dass Hunde als Haustiere noch nicht ganz so verbreitet sind wie in Europa. Aber Kaugummi gibt es auf jeden Fall keinen. Ich habe tatsächlich noch gar keinen gesehen (und bin auch noch in keinen getreten), was daran liegt dass Kaugummikauen auch nicht so verbreitet ist. 

Eine weit verbreitete Methode der Chinesen schädliche Dinge aus ihrem System zu bekommen, ist einmal ordentlich und deutlich hörbar für alle Menschen im Umkreis von einem halben Kilometer ihren Schleim hoch zuziehen und ihn dann auf die Straße zu spucken, wahlweise dafür gehen auch öffentliche Toiletten und Kaufhäuser. Das ist insgesamt um einiges widerlicher als Kaugummis, aber man sieht es wenigstens nicht wenn es auf der Straße liegt und es stört nicht wenn man rein tritt, denn nach zwei Meter ist es wieder runtergerutscht. 

So dass wars auch schon wieder! Allerliebste Grüße an die Hundehaufen in Deutschland und bis zum nächsten Mal!

Montag, 27. Oktober 2014

Andere Länder, andere Sitten

Hallo Freunde der Sonne,

meine Quellen haben mir mitgeteilt, dass ihr nicht mehr all zu viel davon seht und es langsam kalt wird bei euch. Davon kann hier nicht so wirklich die Rede sein. Die ganze letzte Woche hatten wir sommerliche 25-28°C, recht viel Smog (natürlich nicht vergleichbar mit Peking) und überhaupt sieht man hier, von braunen Blättern am Boden mal abgesehen, vom Herbst recht wenig. Aber ich will mich ja nicht beklagen und wahrscheinlich werde ich euch in zwei Monaten die Ohren voll heulen, dass es zu kalt ist :)

So nun aber zu den schöneren Dingen im Leben, als dem Wetter.
Am Freitag gab es auf unserem Hauptcampus den dritten Tag der internationalen Kulturen. Dabei wurden ganz viele kleine Partyzelte aufgestellt in denen dann die verschiedenen ausländischen Studenten ihr Land vorgestellt haben. Jedoch gab es nur Vertreter von den Ländern die (wahrscheinlich) fünf oder mehr Studenten an unserer Uni haben, deswegen waren zum Beispiel Deutschland und Spanien nicht mit vertreten, dafür umso mehr osteuropäische und zentralasiatische Länder. Dass fanden alle ziemlich interressant, denn wieviel weiß man denn schon von Ländern wie Kirgisistan oder Tatschikistan. Mit alle meine ich dabei Kali und Sandra, denn mit den beiden hab ich mich dort durch das Getümmel gewagt und die Show angeschaut. Naja, Show ist vielleicht ein bisschen übertrieben, aber trifft es noch am besten. Im Prinzip hat jede Nation auf einer Bühne ein Lied gesungen oder einen Volkstanz vorgeführt, das sah zum Großteil wirklich ziemlich gut aus und hat mich zu der Frage geführt, was denn ein deutscher Volkstanz ist (Volkslieder würden mir tatsächlich noch ein paar einfallen). Am Witzigsten dabei waren dabei gar nicht mal die östlichen Volkstänze, wo am Ende alle zusammen wild auf der Bühne getanzt haben, sondern viel mehr ein Lied aus Indonesien. Sandra und ich waren sofort einer Meinung, denn dieses Lied hätte gut und gerne auch aus dem geliebten Erzgebirge stammen können, Melodie und Klang waren genau das was man in Annaberg auf dem Weihnachtsmarkt hört :) Und damit wäre mal wieder bewiesen: die Welt ist ein Dorf!
Das Wahrzeichen unserer Uni, die Bibliothek

Später haben wir uns dann noch mit Cen Liu getroffen, meiner chinesischen Freundin die ich schon einen Monat nicht mehr gesehen habe. Sie hat uns dann noch ein bisschen auf ihrem Campus herum geführt und dabei haben wir auf chinesisch geplaudert. Ja, ihr habt richtig gehört! Ich habe eine richtige Konversation auf Chinesisch führen können. Wir waren beide auch ganz erstaunt, denn im Vergleich zum letzten Mal hab ich sie doch wirklich fast problemfrei verstehen können. Es scheint wohl doch einen Fortschritt bezüglich meiner Sprachkenntnisse zu geben. Kali und ich mussten ja auch Sandra einiges übersetzten, die obwohl noch blutiger Anfänger doch auch schon Einiges versteht. Danach sind wir noch mit anderen Freunden von Cen Liu Essen gegangen und das war mal wieder so unglaublich lecker. Wir waren in einem Restaurant für nordöstliche Spezialitäten und am Besten waren dabei Kartoffelstückchen die karamelisiert wurden. Die Innen also schön weich und kartoffelig waren und Außen knuspriger Zucker pur. Jamjam, sehr, sehr lecker! Ich frage mich tatsächlich wie Leute hier in China abnehmen können, wenn es an jeder Ecke leckeres (und auch viel zu billiges) Essen gibt.

Samstag hatten wir dann ein straffes Programm. Erster Punkt, nach dem Mittagesssen, war: Karaoke oder auch K-TV, wie man das hier in China nennt. Das ist doch immer wieder ein Erlebnis. Das letzte Mal hatte ich euch ja versprochen ein wenig mehr darüber zu erzählen, also los gehts!
Für Karaoke gibt es hier eigene Gebäude bzw. jede Menge Etagen in sehr großen Gebäuden, man geht also nicht wie in Europa in die kleine, verranzte Kneipe um die Ecke. Karaoke ist hier wie ein Volkssport und so sehen die Räumlichkeiten dann auch aus. Überall blickende Lichter, roter Teppich (optional), blackgeputze, schwarze Mamorwände. Man singt hier auch nicht vor aller Leute Augen, sondern bucht sich einen eigenen Raum, für wieviele Leute man halt so will (es gibt Räume da passen bis zu 60 Menschen rein, das würde dann wahrscheinlich wieder unserer deutschen Kneipe entsprechen). Wenn man durch die Gänge läuft, dann dringen schon gar wohl klingende Laute an die Ohren der noch oder gerade Nicht-Singenden. Obwohl, meistens sind es eher weniger wohlklingende Laute. Arbeiten möchte ich dort auf keinen Fall, da wird man wahrscheinlich blöde im Kopf. Ich frage mich ob die Angestellten dort einen Gefahrenzuschlag bekommen.
Wenn man es dann also unbeschädigt in seinen Privatraum geschafft hat, wird man auch wieder von dem edlen Prunk erschlagen. Flavia, Sandra und Jens, die zum ersten Mal in einer chinesichen Karaokebar waren, haben sich anfangs auch sichtlich unwohl gefühlt. Aber die Scheu wurde ganz schnell abgelegt und die Musikanlage eingeschaltet, Mikro in die Hand, Discomurmel an und alles andere Licht aus und los gehts. Da wir zwei Chinesinnen mit uns hatten, wurden auch fleißig chinesische Lieder gesungen, zumindest haben wir es versucht, denn die Texte sind alle in traditionellen Schriftzeichen geschrieben, die viel komplizierter sind als die heutzutage. Aber Spaß hatten wir auf jeden Fall trotzdem und nach drei Stunden sind wir allesamt heißer aber glücklich wieder raus spaziert. Für diese drei Stunden haben wir umgerechtnet ca. 25€ bezahlt, was ja mal wieder ein richtiges Schnäppchen ist, aber auch nur weil es Samstagnachmittag war, am Abend wären wir in die europäische Preisklasse eingetreten und auch Getränke sind dort nicht von schlechten Eltern. Als schon ein wenig erfahrene Karaokegänger wissen wir das jedoch und hatten unsere eigenen Getränke dabei.
Nach dem Karaoke ging es dann fix zum Abenbrot und dann weiter zur chinesisch Schule einen weiteren Film schauen. Diesmal stand auf dem Plan: Piano in a factory. Ein sehr lustiger Film der Anfang der Neunziger im Nordosten Chinas spielt und sich mit der zunehmenden Komerzialisierung auseinander setzt. Klingt jetzt vielleicht sehr langweilig, aber war doch ziemlich witzig, da es im Großen und Ganzen darum ging, dass ein Vater um die Sorgerechte für seine Tochter zu bekommen, ihr ein Klavier besorgen soll und es im Endeffekt selber baut. Mal wieder ein sehr empfehlenswerter Film!

Sonntag haben wir uns dann mit einigen Chinesen zum Mittagessen getroffen. Einer meiner chinesischen Freunde hatte mir erklärt, dass er und einige Freunde zu unserem Campus fahren und sich gern mit mir und wenn es geht mit anderen Studenten zu treffen. Da ich keine Ahnung hatte von wie vielen Freunden hier die Rede war, hab ich einfach mal eine ganze Horde von den "Internationalen" eingeladen, nur um dann feststellen zu dürfen, dass genau ein Chinese auf einen "internationalen" kommt.
Wie man sieht haben auch Chinesen nur Unsinn im Kopf
Ach, das war lustig! Es wurde mal wieder ein bunter Mix aus Englisch und Chinesisch und später auch Japanisch gesprochen und ich glaube alle hatten viel Spaß dabei neue Leute kennen zulernen. Die ganze Bande studiert zwar an der gleichen Uni wie wir, aber wie könnte es auch anders sein, auf dem Hauptcampus. Allerdings habe ich das Gefühl mitlerweile von jeder Uni in der Stadt mindestens ein, zwei chinesische Freunde zu haben. Das heißt die Wahrscheinlichkeit, dass da mal der Eine oder Andere Zeit für mich hat steigt immer mehr :)
Abends ging es dann wieder ins Kulturcafé. Leider war die Lehrerin die über die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau in China reden wollte krank. Aber dafür hatten wir eine lustige Diskussion über die Jugendolympiade die diesen Sommer in Nanjing statt gefunden hatte und ein chinesischer Student der dort als Freiwilliger gearbeitet hat, erzählte uns von seinen Eindrücken. Ein perfekter Ausklang für das Wochenende.

Die nächsten Tage wird jetzt erstmal fleißig gelernt, also noch fleißiger als sonst natürlich ;), denn in einer Woche haben wir schon Zwischenprüfungen.

Wie immer liebe Grüße in die Heimat wünscht euch eure Jana!

Donnerstag, 23. Oktober 2014

Ich bin kein Star, holt mich trotzdem hier raus! oder auch Merkwürdigkeiten China Teil 6

Und da bin ich auch schon wieder...

Letzten Freitag hatte ich ja die Ehre traditionelle chinesische Lampions zu basteln. Da wir anscheinend alle so unglaublich talentiert sind, wurden wir prompt zu einem Bastelwettbewerb eingeladen und da der genau in unsere Unterrichtszeit fällt, dachte ich mir warum auch nicht.
Gestern wurden also vier andere Stipendiaten und ich morgens in der Früh zum Konfuziustempel gefahren um dort unsere schicken Lampen zu basteln. Als wir dort ankamen waren schon jede Menge andere Menschen fleißig am werkeln. Jeder Teilnehmer hatte einen ziemlich großen Tisch (mit Namensschlid) auf dem er all seine Materialien ausbreiten konnte. Wir haben uns dann natürlich nicht lange lumpen lassen, unser Zeug ausgepackt und wollten los legen. Das war schon etwas merkwürdig, denn wir brauchen so gut wie keine Materialien für unsere Lampions. Aber das war noch nicht mal das Schlimmste! Nach ungefähr fünf Minuten standen nämlich die ersten Fotografen vor unseren Tischen und fingen an Fotos von uns zu schießen. Was anfangs noch ganz lustig war, war nach einer halben Stunde einfach nur noch nervig, denn wie soll man bitte seine Arbeit machen, wenn die ganze Zeit irgendjemand von einem verlangt, sich doch bitte ein wenig zu drehen, sich neben die Anderen zu stellen, dann ein wenig mit der Kamera spielen (wer mich besser kennt, weiß dass ich das überhaupt nicht kann) und so weiter und so fort. Der ganze Spaß ging ungefähr eine Stunde lang und irgendwie hat man es überlebt, denn man konnte ja die ganze Zeit über so tun als ob man hoch konzentriert und in seine Arbeit vertieft wäre. Als wir dann jedoch fertig waren, ging das Chaos erst richtig los. Gruppenbilder ohne Ende, gegen die Sonne und immer schön lächeln. An irgendeinem Punkt taten uns allen die Wangen weh vom vielen Lächeln.

Hier ein Bild von dem Hype der um uns gemacht wurde:
nicht einmal Brad Pitt könnte mehr Aufmerksamkeit erregen

Sobald ein Chinese irgendwo einen Ausländer sieht, dann macht er ja bekanntlicherweise Bilder mit und von ihm, soviel wissen wir schon. Kennt er ihn aber etwas länger als nur fünf Minuten, dann versucht er mit diesem vor allen Anderen gut dazustehen und zeigt ihn herum wie ein exotisches Tier. So in etwa habe ich mich dort gefühlt, denn es war auf keinen Fall unsere Lampions die soviel Aufmerksamkeit erregt haben. Viele der dortigen Künstler betreiben ihre Kunst als Brötchenverdienst, das sieht dementsprechend wunderschön aus und man selber kommt sich ein bisschen wie ein Hochstapler vor. Doch das scheint dort anscheinend keinen zu interessieren.

Und so sahen die anderen Teilnehmer und ihre Kunstwerke aus:

Am Ende haben wir sogar bei der Preisverleihung eine Ehrenurkunde bekommen, dafür dass wir teilgenommen haben. Bei der echten Preisverleihung waren wir hoffnungslos chancenlos. Um was genau für einen Wettbewerb es sich dabei gehandelt hat, hab ich allerdings nicht heraus gefunden.

Dieser Vormittag hat schon sehr an meinen und aller anderer Nerven gezehrt und obwohl es recht anstrengend war, hat es doch auch irgendwo ein wenig Spaß gemacht, da man mal wieder (möglicherweise) wichtige Kontakte knüpfen konnte.

Ich würde euch das Ganze ja gern etwas detailierter erzählen, aber ein Star braucht nun mal seinen Schönheitsschlaf und deswegen verabschiede ich mich auch schon wieder.
Wie immer liebe Grüße von eurer Jana!


Dienstag, 21. Oktober 2014

300 000

Hallihallo ihr Lieben,

nur eine kleine Vorwarnung: dieser Eintrag könnte euch ein wenig an die Nieren gehen, denn dieses Mal werde ich euch etwas über die jüngere Geschichte Nanjings erzählen. Also am Besten legt ihr euch irgendwo ein bisschen Schokolade oder die Känguru-Chroniken zurecht, damit ihr den Rest des Tages nicht völlig deprimiert in einer Ecke versauert!

Bevor ich aber dazu komme, noch etwas Schönes bzw. Leckeres. Unsere geliebte Chinesischschule (nicht die Uni) hat am Freitag einen Kurs angeboten, bei dem man lernen kann wie man Jiaozi macht. Ihr erinnert euch vielleicht daran, dass ich euch schon einmal von den chinesischen Maultaschen erzählt habe. Jetzt hatte ich endlich die Gelegenheit mich selber in der Kunst des Maultaschenbastelns zu probieren und muss sagen, die sind mir doch recht gut gelungen. Nicht eine ist aufgegangen! Vielleicht kann ich die Machart nach Hause importieren. Bei der Gelegenheit haben wir dann auch gleich noch neue (internationale) Bekanntschaften geschlossen und uns prächtigt amüsiert.
Samstag ging es dann, nachdem wir Mädelsshoppen abgehakt hatten, mal wieder zum Filmschauen (diesmal "Tiger and Dragon") hierher, mit der üblichen Diskussion in Chinesisch am Ende.

Am Sonntag waren die Jungs noch in Shanghai und bis auf Kali hatten alle anderen Mädels mit Lernen und Hausaufgaben zu tun, deswegen sind wir allein los gezogen. Und zwar ging es ins Nanjing Massaker Museum. An dieser Stelle muss ich ein wenig weiter ausholen und euch ein wenig darüber erzählen:

Während des zweiten Weltkrieges war Nanjing (oder damals noch Nanking genannt) die Hauptstadt Chinas. Da die Japaner genau wie das Deutsche Reich an Größenwahn litten, hatten sie sich vorgenommen benachbarte Teile auf dem Festland zu erobern, China steht da natürlich auch ganz oben auf der Liste. 1932 also eroberte Japan Shanghai, nachdem es dort schon diverse Zwischenfälle gab (ich will nicht zu weit ausholen und das auch noch alles erzählen), jedenfalls war damit der erste Schritt zur Eroberung Chinas getan. Als dann bei einem Zwischenfall in Peking Anfang Juli 1937 der zweite Sino-Japanische Krieg ausbrach, war natürlich klar dass es jetzt Nanjing an den Kragen gehen würde. Am 9.12.37 war es dann soweit, die Japaner standen vor den Toren Nanjings und forderten deren Kapitulation, welche jedoch abgewiesen wurde. Innerhalb von nur drei Tagen hatten die Japaner dann allerdings die Stadt eingenommen. Ein Grund dafür war vor allem, dass die Chinesen im Vergleich zu den Japanern sehr schlecht ausgerüstet waren mit allem was man für einen Krieg so gebrauchen könnte zu tun hat.
Während die Japaner also die Stadt eroberten plünderten sie, töteten wahllos bewaffnete sowie unbewaffnete Soldaten, Alte, Frauen und Kinder. Es kam zu Massenhinrichtungen und dementsprechend zu Massenbegräbnissen in Form von Verbrennungen, wobei durch die schiere Massen an Leichen, viele nicht vollständig verbrannten. Insgesamt gab es wohl zwischen 200.000 und 300.000 Opfer (über die Zahlen ist man sich bis heute nicht ganz einig). Des Weiteren wurden ca. 20.000 Mädchen und Frauen auf das Grausamste, über Stunden hinweg, vergewaltigt, nicht immer haben sie das überlebt. Das Massaker dauerte ungefähr sechs Wochen an.
Eine bekannte Persönlichkeit die mit diesem Ereignis in Zusammenhang steht ist John Rabe. Er war ein deutscher Geschäftsmann und Repräsentant der Nazis in Nanjing zu dieser Zeit. Während des Sino-Japanischen Krieges richtete er zusammen mit anderen Ausländern, die in der Stadt geblieben waren, eine Sicherheitszone für die Bewohner Nanjings ein. Leider hat das die Japaner herzlich wenig interessiert. Während des Massakers hat er in seinem Haus und seinem Garten hunderte Chinesen Unterschlupf geboten, indem er eine große Hakenkreuzflagge im Garten aufgespannt hat. Aufgrund eines deutsch-japanischen Bündnisses wurden er, Haus und Garten inklusive Chinesen daraufhin verschont. Wer hätte gedacht, dass die Hakenkreuzflagge einmal Leben retten würde.

Soweit zum Hintergrund. Das Museum wurde 1985 erbaut, sieht jedoch so modern aus, dass es auch gut und gerne erst fünf Jahre alt sein könnte. Kali und ich haben davor gestanden und hin und her gegrübelt was uns der Architekt mit der Gestaltung sagen möchte und haben dann aber aufgegeben, weil es einfach viel zu viel zu sehen gibt. Das erste was man allerdings sieht ist ein dreieckiges Gebäude aus Beton, davor steht eine ca. 5m hohe metallene Statue, welche eine (schreiende/weinende?) Frau darstellt, die ein (wahrscheinlich totes) Kind in den Armen hält. Darunter steht geschrieben:

Family Ruined
Never returns the son killed
Never returns the husband buried alive
Miseries drowns the wife raped
Good Heaven!

家破人亡
被杀害的儿子永不再生
被活埋的丈夫永不再生
悲苦留给了被恶魔强暴的妻
苍天啊。。。

  

Dieses Gedicht beschreibt auf grausame, aber auch ehrliche Art und Weise sehr kurz und knapp genau was während dieser Wochen mit den Menschen in Nanjing geschah. Auf dem Weg zum Eingang befinden sich weitere Stauten, die andere Menschen und ihre Erfahrungen darstellen. Jedes Mal mit einem kurzen Gedicht ähnlich dem Ersten.
Da es Sonntagnachmittag und gutes Wetter war, waren auch dementsprechend viele Leute vor und in dem Museum.  Gemeinsam haben wir uns dann mit allen anderen durch den Eingang gequetscht (Eintritt war mal wieder umsonst oder 免费 (mianfei) wie der Chinese sagt). Betritt man das Gelände so sieht man erstmal in riesiger Schrift an einer noch größeren Wand geschrieben „遇难者 (yunanzhe) 300.000“, „Opfer 300.000“ und das in verschiedenen, viel gesprochenen Sprachen dieser Welt. Geht man in das Hauptgebäude der Ausstellung so umgibt einen überall eine recht düstere Atmosphäre, welche zunehmend die eigene Stimmung wieder spiegelt.  Überall befinden sich Bilder, Zeitungsartikel, Requisiten, nachgestellte Szenen und andere Quellen zu diesem Thema, ausgehend von der Eroberung Shanghais. Dazu gab es chinesische und englische(!) Erklärungen. Am meisten berührt haben mich dabei die Zeitzeugenberichte, die wurden zwischen den Erklärungen und Berichten angebracht oder hingen von der Decke. Ich habe irgendwann aufgehört die zu lesen, denn ich stand kurz davor los zu heulen. Man sollte ja meinen, wenn man zum gefühlten hunderten Male liest wie eine Familie auf das Grausamste und Widerlichste zerrissen und zerstört wird, sollte es einen abstumpfen, aber irgendwie war das nicht der Fall. Dazu kam auch noch die Respektlosigkeit einiger Asiaten, denn Einige telefonierten standartmäßig lautstark und Andere (leider sehr viele) schossen Bilder von nachgestellten Szenen von Zerstörung, Mord und Vergewaltigung.  Kali und ich haben uns beide gefragt wie man nur so widerlich sein kann und was man damit bezweckt, aber an einem Punkt wollte ich darüber auch gar nicht mehr nachdenken.
Dieses Massaker geht den Bewohnern Nanjings sehr nah, dass sieht man auch daran mit wie viel Sorgfalt dieses Museum eingerichtet ist und es nicht nur Unmengen an Material gibt, sondern auch alles ins Englische übersetzt wurde (sonst nicht der Fall), was Einem sehr gut zeigt, dass dieses Thema auch von den Ausländern wahrgenommen und verstanden werden soll.
Am Ende der Ausstellung gab es dann ein Regal, welches gefüllt war mit den Akten der Namen der Opfer, dieses Regal war ganze zwölf Meter hoch, das gibt einem noch einmal eine ganz andere Vorstellung von der Zahl der Opfer.
Wir haben uns dann noch ein wenig weiter umgesehen und unter anderem echte Knochen der Opfer aus einem der Massengräber betrachten können. Auch da wird einem auch ein wenig anders! Jedoch waren wir dann schon zu erledigt, um uns noch viel mehr anzusehen und so haben wir beschlossen wieder zu kommen und den Rest in aller Ruhe in uns aufzunehmen. Denn man muss schon sagen, dass dieses Museum wirklich sehr beeindruckend ist, nicht nur von der Geschichte her die es beherbergt, sondern auch die Architektur ist nicht ohne.

Von diesen Eindrücken noch ein wenig geschockt ging es dann abends für mich weiter in das Café, in welchem ich schon am Sonntag zuvor war. Thema diesmal waren die Rechte der Schwulen und Lesben in den USA, vorgetragen von einem amerikanischen Geschichtslehrer. Jedoch hatte sich der Vortrag ganz schnell in eine Diskussion über eben diese Recht in aller Welt gewandelt und so haben wir auch jede Menge über die Situation in China gelernt. Im Groben und Ganzen kann man sagen, dass sie wie leider in so vielen Ländern noch so gut wie keine Rechte besitzen, es jedoch eine aktive Schwulen- und Lesbenszene in den großen Städten gibt und Kinder von ihren Müttern nicht verstoßen werden, wenn sie sich dazu bekennen. Bei den Vätern sieht das leider noch etwas anders aus, aber in guten Fällen stellen die sich dann einfach blind gegenüber der Sexualität ihres Kindes. Ich muss sagen diese Diskussion war unglaublich spannend und ich freue mich schon auf nächstes Mal, dann geht es um Gleichberechtigung.

Wie immer herzliche Grüße aus dem trüben Nanjing!
So, hier jetzt auch die anderen Pyjamatiere; der Kuchen besteht aus 40% Fladenbrot und zu 60% aus reinem Fleisch und da soll nochmal ein Mexikaner sagen: "Eine Fleischtorte, wie soll das denn gehen!" Nach nur 12 Stunden war besagte Torte von besagtem Mexikaner fast komplett aufgegessen.

PS.: der Herbst macht sich doch langsam bemerkbar, letzte Woche nur noch knapp 20°C (also schon recht kalt) und überall braunes Laub auf den Wegen und Straßen, weiterhin allgemein höhere Smogwerte. Da die Werte diese Woche schon bei „sehr ungesunden“ Werten lagen, hab ich mir jetzt auch mal eine Atemschutzmaske gekauft, damit fühlt man sich gleich so richtig krank!

Dienstag, 14. Oktober 2014

Manchmal mehr und manchmal weniger


Hallihallohallöchen,
 
zu allererst muss ich mich jetzt mal bei euch bedanken, dass ihr immer alle so fleißig meinen Blog lest! Woher ich das weiß? Hier bei Blogger gibt es immer eine nette Statistik, die mir verrät wie oft der Blog angeklickt wurde. Gestern habt ihr die 1000 geknackt! Natürlich ist mir durchaus klar, dass nicht alle jedes Mal alles gelesen haben, aber es ist doch trotzdem schön zu sehen, dass (angeblicher obwohl Fehlkonstruktion grammatikalischen) zumindest das Interesse besteht. Deswegen werde ich auch weiterhin mein Bestes geben und euch immer über alles auf dem Stand der Dinge halten. (Ich würde diesen Blog natürlich auch immer noch schreiben, wenn nur eine Person ihn lesen würde.)

Am Donnerstag hat mich erst mal eine kleine Überraschung erwartet, denn die Clique mit der ich für gewöhnlich rumhänge, war bis auf mich und Arthur, in Peking die Ferien über. Und anscheinend haben sie mich so sehr vermisst, dass sie mir einen Pandabären mitgebracht haben. Keinen echten, versteht sich ja von selbst! Aber zumindest ein super knuddeligen Plüschpanda. Dass hat mich wirklich ein wenig von den Socken gehauen! So werde ich zumindest in kleinen Schritten dem Namen meines Blogs gerecht.

 
Mein neuster Gefährte Pang Booboo (胖 pang ist das chinesische Wort für fett)


Da wir am Samstag netterweise mal wieder Unterricht hatten, ist am Wochenende auch dementsprechend wenig passiert. Was nicht heißen soll, dass ich untätig war! Freitag sind Flavia und ich wieder in die chinesische Schule und haben uns "Life of Pi" angeschaut, der war zwar auf Englisch und hatte nur chinesischen Untertitel, aber dafür haben wir danach auf Chinesisch über die Interpretation diskutiert. Sehr, sehr spannend! Samstag nach der Uni sind wir dann abends mit noch einigen anderen Freunden spontan wieder dorthin und haben "可可西里" (kekexili) angeschaut. Ein Film der im mittleren Westen Chinas (die Region heißz Kekexili) spielt und sich um Wilderer dreht, welche die Tibetantilopen zu Massen abschlachten, nur um ihr Fell verkaufen zu können. Sehr, sehr schockierend! Auch da gab es im Anschluss wieder eine Diskussion über den Film, natürlich auf Chinesisch.
Danach noch auf eine Bier ins Ellens und dann ab ins Bett.

Sonntagmittag hab ich mich dann mit Baitong getroffen. Da sie im Univiertel am anderen Ende der Stadt wohnt und man mit Bus und Metro schon eine gute Stunde bis dorthin braucht, war mit Ausschlafen dann auch nicht so viel. Dort sind wir dann zusammen mit noch einem Freund von ihr erst mal zum Hauptcampus meiner Uni gegangen. Nur um mal einen Blick drauf zu werfen und zu schauen ob es einen Judo Kurs gibt (Sporthalle war geschlossen). Daraufhin meinte sie, kann sie mir doch auch gleich noch ihren Campus zeigen. Ich natürlich immer dabei, wenn es darum geht mehr von der Stadt und seinen Bewohnern zu sehen, sofort zugestimmt. Wir sind dann ca. eine halbe Stunde immer geradeaus gelaufen, an einer Straße, die kein Ende zu nehmen schien und die für chinesische Verhältnisse, erstaunlich leer war (vergleichbar mit dem Verkehrsaufkommen einer deutschen Durchschnittsstraße).  Da die Straßen alle sehr breit waren und auch relativ leer, hab ich mich kurzzeitig wieder wie in Australien gefühlt.
Unterwegs sind wir an noch anderen Unis vorbei gekommen. Alle wurden erst in den letzten zehn Jahren gebaut und sehen deswegen auch recht modern aus, absolut abgehoben, wenn man es mit meinem Campus vergleicht :)
Baitongs Campus sah dann auch so aus, sehr breite Boulevardstraßen, Gebäudehöhe maximal sechs Geschosse (also winzig), recht viel Grünfläche (die man allerdings Zwecks Unkraut besser nicht betritt) und einige kleine wunderschöne Parks. Wir sind dann noch auf einen kleinen Hügel geklettert, der meiner Meinung nach am Rande des kleinen Campuses stand und haben von dem Pavillon auf den ganzen Campus schauen können. Wie sich dabei herausstellte war der kleine Campus, nur der kleinere Bruchteil des ganzen Geländes, denn vor mir hat sich eine fast unendliche Gebäudelandschaft erstreckt. Ein wenig überwältigt ging es dann weiter. Kurz vor dem Hügel hat sich Baitongs Freund verabschiedet und kurz nach dem Hügel kam der Nächste. Als Nicht-Afrikanischer-Ausländer scheine ich hier doch etwas Besonderes zu sein. Allerdings stört mich das bisher nicht, denn so hat man die Möglichkeit ein paar Chinesen kennen zu lernen. Besagter Chinese ist sogar echt made in Nanjing (spricht aber zum Glück nicht den schrecklichen Nanjing-Dialekt!). 籽文 Ziwen hat uns dann auch gleich mit zum Pingpong (pingpang auf Chinesisch) mit geschleppt und wir haben "echtes" Tischtennis gespielt, nicht chinesisches. Ich hab tatsächlich keine Ahnung warum wir die Variante mit dem um den Tisch rennen "chinesisch" nennen! Aber die Wege des Balles sind unergründlich nehme ich mal an. Ich würde sogar sagen, dass ich mich gar nicht so schlecht geschlagen hab, dafür dass die Beiden das regelmäßig spielen und ich seit Jahren nicht mehr gemacht hab. Danach ging es dann auch ganz sportlich weiter und wir haben bei einem Basketballtunier der Uni zugeschaut. Weniger spannend, da ich nicht nur die Regeln nicht kennen, sondern auch die Spieler (meiner Meinung nach) keine Spitzenklasse waren. Aber man hat sich nett, in einem Mix aus Chinesisch und Englisch, unterhalten.
Allzu bald musste ich dann aber auch schon wieder zurück, denn ich hatte am Abend noch eine Verabredung mit einer anderen Chinesin zum Abendbrot. Lila (so ihr Name ins Deutsche übersetzt) hat mich dann in ein Café ihrer Freunde mitgenommen. Das ist mit Abstand das gemütlichste Café dass ich hier in China bisher gesehen habe, alles ist mit alten und teilweise selber zusammen geschusterten, nicht zusammenpassenden Möbeln ausgestattet. An den Wänden hängen Postkarten aus aller Welt, die Getränke sind super lecker (leider nicht immer der Fall) und die Besitzer sind, sowie alle anderen Gäste, super nett und herzlich. An diesem Abend hat ein polnischer Kommilitone von mir einen Vortrag über Polen gehalten. Er hat diesen in Englisch und Chinesisch gehalten, da das Publikum aus Leuten von überall her bestand. Sehr interessant muss ich sagen, da Polen ja wirklich gleich um die Ecke von Dresden und Leipzig ist, ich noch nie dort war und auch nicht gerade behaupten kann, viel über dieses Land zu wissen. An dieser Stelle hab ich mich mal wieder gefragt, warum man immer erst ans andere Ende der Welt reisen muss, um sein eigenes Land oder seine Nachbar kennen zu lernen? Bisher hab ich darauf noch keine Antwort gefunden.
Angeblich sollen jeden Sonntagabend irgendwelche Vorträge in diesem kleinen Café stattfinden und ich hab so das unbestimmte Gefühl, dass man mich dort wohl auch öfters mal antreffen wird. Denn Tatort schauen geht hier in China nicht (da spielen die Internetkapazitäten einfach nicht mit) und ansonsten hat man auch nichts weiter Spannendes zu tun, sodass ein entspannter Abend mit netten Leuten in einem gemütlichen Café sehr verlockend klingt.


Und wer kann erkennen was es sein soll?

Sehr entspannt war auch unser Kalligrafiekurs am Montag. Diesmal haben wir jedoch nicht geschrieben, sondern uns in chinesischer Malerei versucht. Die ersten Kleckse (hier kann man wirklich nur von Klecksen reden) waren doch recht deprimierend, doch als man hier und da noch einen Strich angefügt hatte, verwandelten sich die Kleckse doch tatsächlich in richtige Bilder. Ich glaube allerdings dass mir die Kalligrafie doch noch etwas mehr Spaß macht.


Dafür dass ich gar nicht so viel erlebt habe, hab ich doch schon wieder ganz schön viel geschrieben. Bis zum nächsten Mal und mit lieben Grüßen eure Jana!