von Einer die auszog die Welt zu erkunden Teil 2

Montag, 27. Oktober 2014

Andere Länder, andere Sitten

Hallo Freunde der Sonne,

meine Quellen haben mir mitgeteilt, dass ihr nicht mehr all zu viel davon seht und es langsam kalt wird bei euch. Davon kann hier nicht so wirklich die Rede sein. Die ganze letzte Woche hatten wir sommerliche 25-28°C, recht viel Smog (natürlich nicht vergleichbar mit Peking) und überhaupt sieht man hier, von braunen Blättern am Boden mal abgesehen, vom Herbst recht wenig. Aber ich will mich ja nicht beklagen und wahrscheinlich werde ich euch in zwei Monaten die Ohren voll heulen, dass es zu kalt ist :)

So nun aber zu den schöneren Dingen im Leben, als dem Wetter.
Am Freitag gab es auf unserem Hauptcampus den dritten Tag der internationalen Kulturen. Dabei wurden ganz viele kleine Partyzelte aufgestellt in denen dann die verschiedenen ausländischen Studenten ihr Land vorgestellt haben. Jedoch gab es nur Vertreter von den Ländern die (wahrscheinlich) fünf oder mehr Studenten an unserer Uni haben, deswegen waren zum Beispiel Deutschland und Spanien nicht mit vertreten, dafür umso mehr osteuropäische und zentralasiatische Länder. Dass fanden alle ziemlich interressant, denn wieviel weiß man denn schon von Ländern wie Kirgisistan oder Tatschikistan. Mit alle meine ich dabei Kali und Sandra, denn mit den beiden hab ich mich dort durch das Getümmel gewagt und die Show angeschaut. Naja, Show ist vielleicht ein bisschen übertrieben, aber trifft es noch am besten. Im Prinzip hat jede Nation auf einer Bühne ein Lied gesungen oder einen Volkstanz vorgeführt, das sah zum Großteil wirklich ziemlich gut aus und hat mich zu der Frage geführt, was denn ein deutscher Volkstanz ist (Volkslieder würden mir tatsächlich noch ein paar einfallen). Am Witzigsten dabei waren dabei gar nicht mal die östlichen Volkstänze, wo am Ende alle zusammen wild auf der Bühne getanzt haben, sondern viel mehr ein Lied aus Indonesien. Sandra und ich waren sofort einer Meinung, denn dieses Lied hätte gut und gerne auch aus dem geliebten Erzgebirge stammen können, Melodie und Klang waren genau das was man in Annaberg auf dem Weihnachtsmarkt hört :) Und damit wäre mal wieder bewiesen: die Welt ist ein Dorf!
Das Wahrzeichen unserer Uni, die Bibliothek

Später haben wir uns dann noch mit Cen Liu getroffen, meiner chinesischen Freundin die ich schon einen Monat nicht mehr gesehen habe. Sie hat uns dann noch ein bisschen auf ihrem Campus herum geführt und dabei haben wir auf chinesisch geplaudert. Ja, ihr habt richtig gehört! Ich habe eine richtige Konversation auf Chinesisch führen können. Wir waren beide auch ganz erstaunt, denn im Vergleich zum letzten Mal hab ich sie doch wirklich fast problemfrei verstehen können. Es scheint wohl doch einen Fortschritt bezüglich meiner Sprachkenntnisse zu geben. Kali und ich mussten ja auch Sandra einiges übersetzten, die obwohl noch blutiger Anfänger doch auch schon Einiges versteht. Danach sind wir noch mit anderen Freunden von Cen Liu Essen gegangen und das war mal wieder so unglaublich lecker. Wir waren in einem Restaurant für nordöstliche Spezialitäten und am Besten waren dabei Kartoffelstückchen die karamelisiert wurden. Die Innen also schön weich und kartoffelig waren und Außen knuspriger Zucker pur. Jamjam, sehr, sehr lecker! Ich frage mich tatsächlich wie Leute hier in China abnehmen können, wenn es an jeder Ecke leckeres (und auch viel zu billiges) Essen gibt.

Samstag hatten wir dann ein straffes Programm. Erster Punkt, nach dem Mittagesssen, war: Karaoke oder auch K-TV, wie man das hier in China nennt. Das ist doch immer wieder ein Erlebnis. Das letzte Mal hatte ich euch ja versprochen ein wenig mehr darüber zu erzählen, also los gehts!
Für Karaoke gibt es hier eigene Gebäude bzw. jede Menge Etagen in sehr großen Gebäuden, man geht also nicht wie in Europa in die kleine, verranzte Kneipe um die Ecke. Karaoke ist hier wie ein Volkssport und so sehen die Räumlichkeiten dann auch aus. Überall blickende Lichter, roter Teppich (optional), blackgeputze, schwarze Mamorwände. Man singt hier auch nicht vor aller Leute Augen, sondern bucht sich einen eigenen Raum, für wieviele Leute man halt so will (es gibt Räume da passen bis zu 60 Menschen rein, das würde dann wahrscheinlich wieder unserer deutschen Kneipe entsprechen). Wenn man durch die Gänge läuft, dann dringen schon gar wohl klingende Laute an die Ohren der noch oder gerade Nicht-Singenden. Obwohl, meistens sind es eher weniger wohlklingende Laute. Arbeiten möchte ich dort auf keinen Fall, da wird man wahrscheinlich blöde im Kopf. Ich frage mich ob die Angestellten dort einen Gefahrenzuschlag bekommen.
Wenn man es dann also unbeschädigt in seinen Privatraum geschafft hat, wird man auch wieder von dem edlen Prunk erschlagen. Flavia, Sandra und Jens, die zum ersten Mal in einer chinesichen Karaokebar waren, haben sich anfangs auch sichtlich unwohl gefühlt. Aber die Scheu wurde ganz schnell abgelegt und die Musikanlage eingeschaltet, Mikro in die Hand, Discomurmel an und alles andere Licht aus und los gehts. Da wir zwei Chinesinnen mit uns hatten, wurden auch fleißig chinesische Lieder gesungen, zumindest haben wir es versucht, denn die Texte sind alle in traditionellen Schriftzeichen geschrieben, die viel komplizierter sind als die heutzutage. Aber Spaß hatten wir auf jeden Fall trotzdem und nach drei Stunden sind wir allesamt heißer aber glücklich wieder raus spaziert. Für diese drei Stunden haben wir umgerechtnet ca. 25€ bezahlt, was ja mal wieder ein richtiges Schnäppchen ist, aber auch nur weil es Samstagnachmittag war, am Abend wären wir in die europäische Preisklasse eingetreten und auch Getränke sind dort nicht von schlechten Eltern. Als schon ein wenig erfahrene Karaokegänger wissen wir das jedoch und hatten unsere eigenen Getränke dabei.
Nach dem Karaoke ging es dann fix zum Abenbrot und dann weiter zur chinesisch Schule einen weiteren Film schauen. Diesmal stand auf dem Plan: Piano in a factory. Ein sehr lustiger Film der Anfang der Neunziger im Nordosten Chinas spielt und sich mit der zunehmenden Komerzialisierung auseinander setzt. Klingt jetzt vielleicht sehr langweilig, aber war doch ziemlich witzig, da es im Großen und Ganzen darum ging, dass ein Vater um die Sorgerechte für seine Tochter zu bekommen, ihr ein Klavier besorgen soll und es im Endeffekt selber baut. Mal wieder ein sehr empfehlenswerter Film!

Sonntag haben wir uns dann mit einigen Chinesen zum Mittagessen getroffen. Einer meiner chinesischen Freunde hatte mir erklärt, dass er und einige Freunde zu unserem Campus fahren und sich gern mit mir und wenn es geht mit anderen Studenten zu treffen. Da ich keine Ahnung hatte von wie vielen Freunden hier die Rede war, hab ich einfach mal eine ganze Horde von den "Internationalen" eingeladen, nur um dann feststellen zu dürfen, dass genau ein Chinese auf einen "internationalen" kommt.
Wie man sieht haben auch Chinesen nur Unsinn im Kopf
Ach, das war lustig! Es wurde mal wieder ein bunter Mix aus Englisch und Chinesisch und später auch Japanisch gesprochen und ich glaube alle hatten viel Spaß dabei neue Leute kennen zulernen. Die ganze Bande studiert zwar an der gleichen Uni wie wir, aber wie könnte es auch anders sein, auf dem Hauptcampus. Allerdings habe ich das Gefühl mitlerweile von jeder Uni in der Stadt mindestens ein, zwei chinesische Freunde zu haben. Das heißt die Wahrscheinlichkeit, dass da mal der Eine oder Andere Zeit für mich hat steigt immer mehr :)
Abends ging es dann wieder ins Kulturcafé. Leider war die Lehrerin die über die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau in China reden wollte krank. Aber dafür hatten wir eine lustige Diskussion über die Jugendolympiade die diesen Sommer in Nanjing statt gefunden hatte und ein chinesischer Student der dort als Freiwilliger gearbeitet hat, erzählte uns von seinen Eindrücken. Ein perfekter Ausklang für das Wochenende.

Die nächsten Tage wird jetzt erstmal fleißig gelernt, also noch fleißiger als sonst natürlich ;), denn in einer Woche haben wir schon Zwischenprüfungen.

Wie immer liebe Grüße in die Heimat wünscht euch eure Jana!

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