von Einer die auszog die Welt zu erkunden Teil 2

Mittwoch, 8. Oktober 2014

Golden Week Teil 2



Tag vier der Ferien, Samstag 4.10.

Heute sind wir sehr entspannt in den Tag gestartet, da Hausaufgaben machen und Wäschewaschen auf dem Plan standen. Nachmittags sind wir dann noch zum Jiming-Tempel, wo ich eine Woche zuvor schon war. Als wir an der Bushaltestelle ausgestiegen sind hatten wir jedoch keine Ahnung wohin wir gehen müssen, denn zuvor sind wir mit dem Taxi hin gefahren und auch sah alles irgendwie fremd aus für mich. Also haben wir spontan ein paar Chinesinnen gefragt und die haben uns prompt geantwortet, dass sie auch auf dem Weg dorthin sind. Na das klappt ja mal wieder super! Zusammen haben wir uns dann auf den Weg gemacht und mit vereinten Kräften dann auch den richtigen gefunden. Natürlich wurden bei der Gelegenheit auch gleich die Telefonnummern ausgetauscht. 

Hier ein kleiner Einschub: Telefonnummern oder andere Kontaktdaten austauschen ist hier in China überhaupt kein Problem und wird gemacht sobald man auch nur zwei Sätze miteinander gewechselt hat. Damit kann man ganz wunderbar seine Beziehungen (关系 guanxi) pflegen und die zu einem günstigen Zeitpunkt zum Einsatz bringen, denn wer weiß schon wann man so etwas oder besser so jemanden mal brauchen kann. (siehe Blogeintrag über meine ersten chinesischen Kontakte)

Der Tempel sah dieses Mal noch um einiges schöner aus, denn zu fortgeschrittener Stunde näherte sich die Sonne langsam dem Horizont und der Himmel war klar und nicht so hässlich grau wie beim letzten Mal. Fortgeschrittene Stunde hieß in dem Fall aber auch, dass der Tempel sich daran machte seine Pforten zu schließen. Doch zuvor konnten wir noch einem Gottesdienst (nennt man das im Buddhismus auch so?) lauschen, denn dabei bleiben die Türen der Gebetshalle offen und sehr liebliche Klänge drangen an unsere Ohren. Wie verzaubert standen wir eine ganze Weile einfach nur da und haben zugehört und ich für meinen Teil habe mich mit einem Male unglaublich entspannt gefühlt, denn bei diesen Gebeten (die schon fast wie Gesänge klingen und von Trommeln begleitet werden) kann man ganz wunderbar die hektische Großstadt um einen rum vergessen.
Aber dann mussten wir leider gehen. Nachdem wir nun wieder zum Ausgang runter gestiefelt sind mussten wir feststellen dass die Türen dort schon verschlossen sind. Äh wie jetzt? Da wurde uns gesagt, ihr müsst wieder ganz hoch und von dort gibt es einen anderen Weg nach unten und raus. Juhuu, wir sind also in nicht einmal einer Stunde den Tempelberg inklusive all seiner vielen Treppen und Stufen zweimal komplett hoch und runter geklettert.
Da wir noch Zeit hatten bevor wir zum Essen verabredet waren, haben wir beschlossen noch ein wenig zwischen Stadtmauer und Xuanwu See entlang zu spazieren. Wie immer war auch das sehr angenehm, denn die Touristen haben sich mit zunehmender Dunkelheit verabschiedet, naja außer uns, und somit war es recht leer und nur noch vereinzelte Chinesen sind mit ihrer Musik unterwegs gewesen.
Am Abend sind wir dann mit anderen Freunden von mir in das Restaurant gegangen wo es Nanjing typische Küche gibt. Ich hatte kurz verdrängt, dass ja Feiertag war und deswegen jede Menge Menschen auch hin und wieder etwas essen müssen. Deswegen hat es uns kurz erschlagen wie viele Leute dort schon davor standen und auf einen freien Tisch gewartet haben. Allerdings dachten wir uns, wenn wir schon mal hier sind und Hunger haben, dann können wir auch noch warten. Gesagt getan. Wir haben brav wie alle andere eine Nummer gezogen und nach ca. einer halben Stunde war ein Tisch frei und wir konnten mit dem Schlemmen anfangen. Das war natürlich wieder sehr lecker! Nach dem Essen sind Johanna und ich dann zurück ins Wohnheim und nach nicht allzu langer Zeit ins Bett, denn der Tag war doch ein wenig anstrengend.


Tag fünf der Ferien, Sonntag 5.10.

Ein absolutes Muss, wenn man nach Nanjing kommt, ist meiner Meinung nach die Besteigung des Purple Mountain und da Johanna auch nichts dagegen hatte wollten wir uns heute daran machen den Berg zu bezwingen. Doch vorher standen wir vor ganz anderen Schwierigkeiten. Eine der Chinesinnen, die wir am Vortag kennen gelernt haben, wollte uns begleiten und wir hatten einige Schwierigkeiten uns in dieser riesigen Stadt zu finden. Mit Hilfe eines anderen Chinesen der uns begleitet hat, haben wir aber auch das gemeistert und schon konnte es losgehen. Unsere neue Freundin hatte auch noch einen Freund mit, der jedoch immer vorneweg gerannt ist und auch sonst recht schweigsam war.
Posen darf natürlich nicht fehlen, wenn man mit Chinesen unterwegs ist. Uns ist nur irgendwann nichts Neues mehr eingefallen
Aber dafür hat Bin
, der andere Chinese, umso mehr geplappert, mal auf Englisch mal auf Chinesisch und hin und wieder ist Baitong 百桐 auch mit eingestiegen. Jedoch war das mit dem Reden an einem Punkt dann auch eher schwierig und beschränkte sich auf „Pass auf!“ und „Bist du müde?“, denn für alles andere fehlte uns irgendwann die Puste, denn aus mir unerfindlichen Gründen sind wir den Berg, mehr oder weniger ohne Pause, in nur 2,5 Stunden hochgesprintet. Dafür haben wir uns dann belohnt und haben den Sessellift zum Runterfahren genommen. Dabei hatte man ca. eine halbe Stunde lang eine gemütliche Fahrt zum Fuße des Berges und konnte sich nebenbei noch in Ruhe umsehen.
Als wir dann unten angelangt waren, waren wir alle gar nicht mal so sehr erschöpft, dafür aber umso hungriger. Deswegen wollten wir noch etwas zusammen essen gehen, jedoch hat sich die Rückfahrt etwas schwierig gestaltet, denn alle Menschen auf und um den Berg hatten natürlich die gleiche Idee. Auf etwas abenteuerliche Art und Weise haben wir es dann aber doch geschafft und haben uns in meiner Lieblings-Nudelsuppen-Garküche niedergelassen. Sobald der Erste von uns jedoch sagte dass er voll sei und alle anderen auch fertig waren, wurde sofort wieder aufgesprungen und gegangen. Nix, von wegen  lasst uns noch ein wenig die Füße ausruhen und ein wenig quatschen. Naja, die Chinesen sind mir größtenteils immer noch ein Rätsel was das betrifft. Ein sehr schöner Tag war es trotzdem!


Tag sechs der Ferien, Montag 6.10.

Dieser Tag ging wie schon der Tag zuvor etwas chaotisch los. Denn Suzi, eine Kommilitonin aus Spanien, hatte uns zu einem BBQ eingeladen. Wir hatten uns am Abend zuvor noch gewundert warum wir uns erst 8.15Uhr treffen, wenn wir doch angeblich zwei Stunden bis zu unserem Ziel fahren müssen, in der Annahme dass es sich um 8Uhr abends handelt. Natürlich war damit 8.15Uhr am Morgen gemeint. Jedenfalls bekam ich um genau diese Zeit eine SMS von Suzi, die mir sagte dass alle auf uns warten. Ich bin im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Bett gefallen. Aber Irgendwie haben Johanna und ich es mit nur 45Minuten Verspätung zum Treffpunkt geschafft (ich find das ist eine gute Zeit für zwei Mädels, die nicht am gleichen Ort übernachten und sich komplett fertig machen müssen!). Und dann ging es auch schon los mit dem Auto, raus aus Nanjing und raus aus Jiangsu (Provinz in der Nanjing liegt) wie wir irgendwann feststellten. Es hatte uns nach Anhui 安徽, der Nachbarprovinz im Westen von Jiangsu, verschlagen. Genauer gesagt an das Lindong Reservoir (林东水库 lindong shuiku). Mit von der Partie waren Suzis Schwester, die selber mal an unserer Uni studiert hat und jetzt gleich hier geblieben ist, Peio ein weitere spanischer Kommilitone und einige chinesische Freunde von Suzi und ihrer Schwester. Darunter waren auch zwei die in Deutschland studiert haben und uns aus heiterem Himmel gefragt haben ob wir Deutsche sind, auf Deutsch. Das kam dann doch etwas überraschend! Ansonsten konnten einige von den Chinesen auch ziemlich gutes Englisch (eine echte Rarität) und spanisch. Dementsprechend wurde die ganze Zeit mit verschiedenen Leuten in verschiedenen Sprachen gesprochen und teilweise auch ein Sprachenmischmasch, was mich am Ende einfach nur noch verwirrt hat. Aber lustig war es trotzdem.
Das Reservoir befand sich irgendwo in sehr ländlichem Gebiet und das ist ein Unterschied zur Stadt wie Tag und Nacht. Da wir dort nur durchgefahren sind konnte ich das alles nicht genauer bestaunen, aber hier ein kleiner Eindruck:
See in idyllisch
Zuerst einmal lag auf der Landstraße die jeweils zwei Spuren hatte, auf der äußeren Spur irgendwelches Zeug rum. Fand ich merkwürdig und als ich nachgefragt hab was das denn bitte sein soll, meinte eine Chinesin, das ist Reis der zum Trocken auf der Asphaltstraße ausgebreitet wird. Eine gängige Methode auf dem Land, aber in der Stadt verboten. Als Nächstes konnte man einige Frauen beobachten wie sie in einem größeren Teich oder etwas Ähnlichem ihre Wäsche wuschen, Waschmaschinen scheint es dort wohl noch nicht zu geben. Das Allerbeste jedoch waren die Bauern die dann am Abend ihr Rind auf der Straße nach Hause gebracht haben. Ach ich hätte mich dort dumm und dämlich fotografieren könne, aber leider geht das aus dem Auto raus nicht all zu gut. Denn all das wirkte so ganz anders, als alles was ich bisher hier in China erlebt habe, denn es war für das erste Mal das ich mich auf dem Land befand. Wahrscheinlich höre ich mich gerade wie ein kleines Kind an, was zum ersten Mal auf einen Bauernhof fährt, aber das hättet ihr wirklich erleben müssen!

um den See, weniger idyllisch
Das Lindong Reservoir ist riesiger See, der ganz viele kleine Buchten und einige Inseln hat. Die Erde dort ist relativ sandig und überall stehen Bäume und Büsche (natürlich gespickt mit unzähligen Spinnen), aber so weit auseinander dass es dazwischen genügend Platz gibt um einen Grill aufzustellen und sich auf jeder Menge Decken auszubreiten. Dazu war der Himmel auch noch strahlend blau, es gab fast keine Wolken und definitiv so wenig Smog in der Luft, wie ich es hier noch nicht erlebt habe (ich hatte am Abend sogar ein wenig Sonnenbrand im Gesicht). Das alles klingt jetzt bestimmt unglaublich schön. Wär es bestimmt auch gewesen, wenn nicht überall (und damit meine ich überall) Müll gelegen hätte. Mülleimer waren nirgendwo zu sehen und in China gibt es keine Gesetzte, die die Leute bestrafen, wenn sie ihr Zeug einfach in die Natur schmeißen. Die Zuneigung die ich anfing für dieses merkwürdige Volk zu empfinden hatte sich in Null-Komma-Nichts in Luft aufgelöst. Einzig der Fakt, dass wir die einzige Gruppe zu sein schienen, die ihren Krempel am Ende auch wieder mitgenommen haben, hat mich ein wenig besänftigt und mir gezeigt, dass nicht alle Chinesen solch ignorante Umweltverschmutzer sind. Aber ich habe mich doch gefragt, wie um alles in der Welt man den Ort auf dem man lebt und existiert, der einem alles gibt was man braucht, nur so mit Füßen treten kann. Wer mich besser kennt, weiß ich bin in der Hinsicht etwas empfindlich, aber selbst die Anderen meinten, dass es nicht in Ordnung sei. Als wir gegangen sind, sah unser Platz sogar noch sauberer aus als vorher, da wir auch Unmengen an Müll mitgenommen haben, der nicht von uns verursacht wurde.
Für mich hat das den Tag ein wenig getrübt, auch wenn wir sonst viel Spaß hatten beim Essen (was aus fast nur Fleisch bestand, ungeheuer fettig und natürlich viel zu viel war), beim um den See spazieren (wir haben nicht natürlich nicht ganz umrundet, denn dafür ist er einfach zu groß) und beim gemeinsamen Kartenspielen.
Im Sonnenuntergang ging es dann zurück nach Nanjing und zurück in den Smog.

Am Dienstagmorgen hab ich dann Johanna noch in den Zug gesetzt und ansonsten für den Rest des Tages einfach mal (fast) nichts gemacht.
So das ist jetzt auch schon wieder recht viel geworden, aber um euch zu trösten: ich habe mich schon kurz gefasst und es gibt die nächste Woche wahrscheinlich nicht allzu viel zu berichten, da am Samstag schon wieder Uni ist und unser eintägiges Wochenende dem Lernen geopfert wird.

Wie immer ganz viele liebe Grüße von eurer Jana (die gern noch ein bisschen Ferien von den Ferien hätte)

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