Tag vier
der Ferien, Samstag 4.10.
Heute sind
wir sehr entspannt in den Tag gestartet, da Hausaufgaben machen und
Wäschewaschen auf dem Plan standen. Nachmittags sind wir dann noch zum
Jiming-Tempel, wo ich eine Woche zuvor schon war. Als wir an der Bushaltestelle
ausgestiegen sind hatten wir jedoch keine Ahnung wohin wir gehen müssen, denn
zuvor sind wir mit dem Taxi hin gefahren und auch sah alles irgendwie fremd aus
für mich. Also haben wir spontan ein paar Chinesinnen gefragt und die haben uns
prompt geantwortet, dass sie auch auf dem Weg dorthin sind. Na das klappt ja
mal wieder super! Zusammen haben wir uns dann auf den Weg gemacht und mit
vereinten Kräften dann auch den richtigen gefunden. Natürlich wurden bei der
Gelegenheit auch gleich die Telefonnummern ausgetauscht.
Hier ein
kleiner Einschub: Telefonnummern oder andere Kontaktdaten austauschen ist hier
in China überhaupt kein Problem und wird gemacht sobald man auch nur zwei Sätze
miteinander gewechselt hat. Damit kann man ganz wunderbar seine Beziehungen (关系 guanxi) pflegen und die
zu einem günstigen Zeitpunkt zum Einsatz bringen, denn wer weiß schon wann man
so etwas oder besser so jemanden mal brauchen kann. (siehe Blogeintrag über
meine ersten chinesischen Kontakte)
Der Tempel sah dieses Mal noch um einiges schöner
aus, denn zu fortgeschrittener Stunde näherte sich die Sonne langsam dem Horizont
und der Himmel war klar und nicht so hässlich grau wie beim letzten Mal.
Fortgeschrittene Stunde hieß in dem Fall aber auch, dass der Tempel sich daran
machte seine Pforten zu schließen. Doch zuvor konnten wir noch einem
Gottesdienst (nennt man das im Buddhismus auch so?) lauschen, denn dabei
bleiben die Türen der Gebetshalle offen und sehr liebliche Klänge drangen an
unsere Ohren. Wie verzaubert standen wir eine ganze Weile einfach nur da und
haben zugehört und ich für meinen Teil habe mich mit einem Male unglaublich
entspannt gefühlt, denn bei diesen Gebeten (die schon fast wie Gesänge klingen
und von Trommeln begleitet werden) kann man ganz wunderbar die hektische
Großstadt um einen rum vergessen.
Aber dann mussten wir leider gehen. Nachdem wir nun
wieder zum Ausgang runter gestiefelt sind mussten wir feststellen dass die
Türen dort schon verschlossen sind. Äh wie jetzt? Da wurde uns gesagt, ihr
müsst wieder ganz hoch und von dort gibt es einen anderen Weg nach unten und
raus. Juhuu, wir sind also in nicht einmal einer Stunde den Tempelberg
inklusive all seiner vielen Treppen und Stufen zweimal komplett hoch und runter
geklettert.
Da wir noch Zeit hatten bevor wir zum Essen
verabredet waren, haben wir beschlossen noch ein wenig zwischen Stadtmauer und
Xuanwu See entlang zu spazieren. Wie immer war auch das sehr angenehm, denn die
Touristen haben sich mit zunehmender Dunkelheit verabschiedet, naja außer uns,
und somit war es recht leer und nur noch vereinzelte Chinesen sind mit ihrer
Musik unterwegs gewesen.
Am Abend sind wir dann mit anderen Freunden von mir
in das Restaurant gegangen wo es Nanjing typische Küche gibt. Ich hatte kurz
verdrängt, dass ja Feiertag war und deswegen jede Menge Menschen auch hin und
wieder etwas essen müssen. Deswegen hat es uns kurz erschlagen wie viele Leute
dort schon davor standen und auf einen freien Tisch gewartet haben. Allerdings
dachten wir uns, wenn wir schon mal hier sind und Hunger haben, dann können wir
auch noch warten. Gesagt getan. Wir haben brav wie alle andere eine
Nummer gezogen und nach ca. einer halben Stunde war ein Tisch frei und wir
konnten mit dem Schlemmen anfangen. Das war natürlich wieder sehr lecker! Nach
dem Essen sind Johanna und ich dann zurück ins Wohnheim und nach nicht allzu
langer Zeit ins Bett, denn der Tag war doch ein wenig anstrengend.
Tag fünf der Ferien, Sonntag 5.10.
Ein absolutes Muss, wenn man nach Nanjing kommt, ist
meiner Meinung nach die Besteigung des Purple Mountain und da Johanna auch
nichts dagegen hatte wollten wir uns heute daran machen den Berg zu bezwingen.
Doch vorher standen wir vor ganz anderen Schwierigkeiten. Eine der Chinesinnen,
die wir am Vortag kennen gelernt haben, wollte uns begleiten und wir hatten
einige Schwierigkeiten uns in dieser riesigen Stadt zu finden. Mit Hilfe eines
anderen Chinesen der uns begleitet hat, haben wir aber auch das gemeistert und
schon konnte es losgehen. Unsere neue Freundin hatte auch noch einen Freund
mit, der jedoch immer vorneweg gerannt ist und auch sonst recht schweigsam war.
Aber dafür hat Bin 彬, der andere Chinese,
umso mehr geplappert, mal auf Englisch mal auf Chinesisch und hin und wieder
ist Baitong 百桐
啊
auch
mit eingestiegen. Jedoch war das mit dem Reden an einem Punkt dann auch eher
schwierig und beschränkte sich auf „Pass auf!“ und „Bist du müde?“, denn für
alles andere fehlte uns irgendwann die Puste, denn aus mir unerfindlichen
Gründen sind wir den Berg, mehr oder weniger ohne Pause, in nur 2,5 Stunden
hochgesprintet. Dafür haben wir uns dann belohnt und haben den Sessellift zum
Runterfahren genommen. Dabei hatte man ca. eine halbe Stunde lang eine
gemütliche Fahrt zum Fuße des Berges und konnte sich nebenbei noch in Ruhe
umsehen.
Posen darf natürlich nicht fehlen, wenn man mit Chinesen unterwegs ist. Uns ist nur irgendwann nichts Neues mehr eingefallen |
Als wir dann unten angelangt waren, waren wir alle
gar nicht mal so sehr erschöpft, dafür aber umso hungriger. Deswegen wollten
wir noch etwas zusammen essen gehen, jedoch hat sich die Rückfahrt etwas
schwierig gestaltet, denn alle Menschen auf und um den Berg hatten natürlich
die gleiche Idee. Auf etwas abenteuerliche Art und Weise haben wir es dann aber
doch geschafft und haben uns in meiner Lieblings-Nudelsuppen-Garküche
niedergelassen. Sobald der Erste von uns jedoch sagte dass er voll sei und alle
anderen auch fertig waren, wurde sofort wieder aufgesprungen und gegangen. Nix,
von wegen lasst uns noch ein wenig die
Füße ausruhen und ein wenig quatschen. Naja, die Chinesen sind mir größtenteils
immer noch ein Rätsel was das betrifft. Ein sehr schöner Tag war es trotzdem!
Tag sechs der Ferien, Montag 6.10.
Dieser Tag ging wie schon der Tag zuvor etwas
chaotisch los. Denn Suzi, eine Kommilitonin aus Spanien, hatte uns zu einem BBQ
eingeladen. Wir hatten uns am Abend zuvor noch gewundert warum wir uns erst
8.15Uhr treffen, wenn wir doch angeblich zwei Stunden bis zu unserem Ziel
fahren müssen, in der Annahme dass es sich um 8Uhr abends handelt. Natürlich
war damit 8.15Uhr am Morgen gemeint. Jedenfalls bekam ich um genau diese Zeit
eine SMS von Suzi, die mir sagte dass alle auf uns warten. Ich bin im wahrsten
Sinne des Wortes aus dem Bett gefallen. Aber Irgendwie haben Johanna und ich es
mit nur 45Minuten Verspätung zum Treffpunkt geschafft (ich find das ist eine gute
Zeit für zwei Mädels, die nicht am gleichen Ort übernachten und sich komplett
fertig machen müssen!). Und dann ging es auch schon los mit dem Auto, raus aus
Nanjing und raus aus Jiangsu (Provinz in der Nanjing liegt) wie wir irgendwann
feststellten. Es hatte uns nach Anhui 安徽,
der Nachbarprovinz im Westen von Jiangsu, verschlagen. Genauer gesagt an das
Lindong Reservoir (林东水库
lindong
shuiku). Mit von der Partie waren Suzis Schwester, die selber mal an unserer
Uni studiert hat und jetzt gleich hier geblieben ist, Peio ein weitere
spanischer Kommilitone und einige chinesische Freunde von Suzi und ihrer
Schwester. Darunter waren auch zwei die in Deutschland studiert haben und uns
aus heiterem Himmel gefragt haben ob wir Deutsche sind, auf Deutsch. Das kam dann
doch etwas überraschend! Ansonsten konnten einige von den Chinesen auch
ziemlich gutes Englisch (eine echte Rarität) und spanisch. Dementsprechend
wurde die ganze Zeit mit verschiedenen Leuten in verschiedenen Sprachen
gesprochen und teilweise auch ein Sprachenmischmasch, was mich am Ende einfach
nur noch verwirrt hat. Aber lustig war es trotzdem.
Das Reservoir befand sich irgendwo in sehr
ländlichem Gebiet und das ist ein Unterschied zur Stadt wie Tag und Nacht. Da
wir dort nur durchgefahren sind konnte ich das alles nicht genauer bestaunen,
aber hier ein kleiner Eindruck:
See in idyllisch |
Zuerst einmal lag auf der Landstraße die jeweils
zwei Spuren hatte, auf der äußeren Spur irgendwelches Zeug rum. Fand ich
merkwürdig und als ich nachgefragt hab was das denn bitte sein soll, meinte
eine Chinesin, das ist Reis der zum Trocken auf der Asphaltstraße ausgebreitet
wird. Eine gängige Methode auf dem Land, aber in der Stadt verboten. Als
Nächstes konnte man einige Frauen beobachten wie sie in einem größeren Teich
oder etwas Ähnlichem ihre Wäsche wuschen, Waschmaschinen scheint es dort wohl
noch nicht zu geben. Das Allerbeste jedoch waren die Bauern die dann am Abend
ihr Rind auf der Straße nach Hause gebracht haben. Ach ich hätte mich dort dumm
und dämlich fotografieren könne, aber leider geht das aus dem Auto raus nicht
all zu gut. Denn all das wirkte so ganz anders, als alles was ich bisher hier
in China erlebt habe, denn es war für das erste Mal das ich mich auf dem Land
befand. Wahrscheinlich höre ich mich gerade wie ein kleines Kind an, was zum
ersten Mal auf einen Bauernhof fährt, aber das hättet ihr wirklich erleben
müssen!
um den See, weniger idyllisch |
Das Lindong Reservoir ist riesiger See, der ganz
viele kleine Buchten und einige Inseln hat. Die Erde dort ist relativ sandig
und überall stehen Bäume und Büsche (natürlich gespickt mit unzähligen
Spinnen), aber so weit auseinander dass es dazwischen genügend Platz gibt um
einen Grill aufzustellen und sich auf jeder Menge Decken auszubreiten. Dazu war
der Himmel auch noch strahlend blau, es gab fast keine Wolken und definitiv so
wenig Smog in der Luft, wie ich es hier noch nicht erlebt habe (ich hatte am
Abend sogar ein wenig Sonnenbrand im Gesicht). Das alles klingt jetzt bestimmt
unglaublich schön. Wär es bestimmt auch gewesen, wenn nicht überall (und damit
meine ich überall) Müll gelegen hätte. Mülleimer waren nirgendwo zu sehen und
in China gibt es keine Gesetzte, die die Leute bestrafen, wenn sie ihr Zeug
einfach in die Natur schmeißen. Die Zuneigung die ich anfing für dieses
merkwürdige Volk zu empfinden hatte sich in Null-Komma-Nichts in Luft aufgelöst.
Einzig der Fakt, dass wir die einzige Gruppe zu sein schienen, die ihren
Krempel am Ende auch wieder mitgenommen haben, hat mich ein wenig besänftigt
und mir gezeigt, dass nicht alle Chinesen solch ignorante Umweltverschmutzer
sind. Aber ich habe mich doch gefragt, wie um alles in der Welt man den Ort auf
dem man lebt und existiert, der einem alles gibt was man braucht, nur so mit
Füßen treten kann. Wer mich besser kennt, weiß ich bin in der Hinsicht etwas
empfindlich, aber selbst die Anderen meinten, dass es nicht in Ordnung sei. Als
wir gegangen sind, sah unser Platz sogar noch sauberer aus als vorher, da wir
auch Unmengen an Müll mitgenommen haben, der nicht von uns verursacht wurde.
Für mich hat das den Tag ein wenig getrübt, auch
wenn wir sonst viel Spaß hatten beim Essen (was aus fast nur Fleisch bestand,
ungeheuer fettig und natürlich viel zu viel war), beim um den See spazieren
(wir haben nicht natürlich nicht ganz umrundet, denn dafür ist er einfach zu
groß) und beim gemeinsamen Kartenspielen.
Im Sonnenuntergang ging es dann zurück nach Nanjing
und zurück in den Smog.
Am Dienstagmorgen hab ich dann Johanna noch in den
Zug gesetzt und ansonsten für den Rest des Tages einfach mal (fast) nichts
gemacht.
So das ist jetzt auch schon wieder recht viel
geworden, aber um euch zu trösten: ich habe mich schon kurz gefasst und es gibt
die nächste Woche wahrscheinlich nicht allzu viel zu berichten, da am Samstag
schon wieder Uni ist und unser eintägiges Wochenende dem Lernen geopfert wird.
Wie immer ganz viele liebe Grüße von eurer Jana (die
gern noch ein bisschen Ferien von den Ferien hätte)
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