Hallöchen,
es ist nun schon ein Weilchen her dass
ich euch das letzte Mal geschrieben habe, aber es ist auch nicht so viel
passiert. Im Großen und Ganzen hat sich der Winter hier fest angesiedelt und
wir uns angewöhnt die Jacken schon nicht mehr auszuziehen. Ansonsten haben wir
hier aber die meiste Zeit eher spätherbstliches Wetter.
Vor zwei Wochen habe ich mich mal
wieder allein auf die Socken gemacht und wollte eigentlich nur zum Mochousee 莫愁湖,
stand dann aber nichts ahnend vor einer riesigen gelben Gummiente die da
einfach so auf dem See vor Anker lag.
Na klar, warum auch nicht? Was gibt es besseres als eine graue Landschaft die mit einer 6 Meter hohen Gummiente aufgepeppt wird? Der See war ansonsten nicht allzu spannend, hier und da einige traditionelle Häuser, ein bisschen Park und dazwischen Hochhäuser für die wohlverdienende Schicht der Bevölkerung. Das eigentlich interessante an diesem See war wirklich, dass er mitten in der Stadt liegt und umgeben ist von gewöhnlichen Gebäuden. Der See verdankt seinen Namen einer wunderschönen Frau die vor vielen hunderten von Jahren gelebt haben soll. Doch ob sie sich nun aus Liebe zu ihrem im Krieg gestorbenen Mann umbrachte oder weil sie den für sie vorgesehenen Mann nicht heiraten wollte, darüber streiten sich die Geister.
Eine
weitere historische Sehenswürdigkeit ist der Qixia Berg 栖霞山.
Hier befanden sich diverse Paläste und Tempel der Ming-Kaiser. Die Paläste sind
jedoch zerstört und heute nur noch als Ruinen zu sehen und die Tempel
restauriert. Obwohl nicht ganz, denn einige wenige Teile der alten Höhlentempel
sind noch im Originalzustand. Dass ist eher eine Seltenheit, denn während der
Kulturrevolution unter Mao Zedong 毛泽东 wurden sämtliche Kulturgüter
zerstört und erst nach Ende seiner Herrschaft wieder neu aufgebaut, sodass im
Prinzip die meisten Tempel, Gärten etc. alle nicht älter als 50Jahre sind.
Der
eigentlich Grund warum aber alle Welt (oder zumindest gefühlt ganz Nanjing) zu
diesem Berg strömt ist das sich hier die Blätter der Bäume im Herbst in den
schönsten Rottönen zeigen. Aus unterschiedlichen Gründen haben wir und einige
chinesische Freunde es nicht eher zum Berg geschafft und deswegen nur noch
einige wenige Bäume in diesen wunderschönen Farben vorgefunden. Allerdings hat
es dem Berg (also eigentlich ist es eher ein größerer Hügel) keinen Abbruch
getan und würde man sich die ganzen Touristen wegdenken, dann wäre es ein
unglaublich friedlicher Ort am Rande der Stadt. Während der Planung hatten wir
ein kleines Missverständnis mit unserem chinesischen Freund und dachten wir
grillen irgendwo auf dem Berg und haben deswegen alles Mögliche zum Grillen
eingekauft, unter anderem auch ein Kilo rohes Fleisch. Als wir uns dann
getroffen haben, hieß es auf einmal Picknick. Wer kann die Brücke sehen? |
Ansonsten
ist in der letzten Zeit nichts Besonderes passiert, überall wird für
Weihnachten dekoriert allerdings ist niemand in der Stimmung für Weihnachten, obwohl
ich heute bei einer Weihnachtsfeier des Goetheinstituts hier in Nanjing war.
Leider waren ich und einige andere chinesischen Freunde zu spät, sodass wir nur
noch etwas vom Glühwein und den Lebkuchen abbekommen haben, aber wahrscheinlich
ist das das weihnachtlichste was ich dieses Jahr haben werde.
Etwas
Besonderes gab es doch! Die ganze Woche schon ist das Wetter vergleichsweise
recht schön und auch die Luftverschmutzung ist unnatürlich normal schlecht.
Warum das so ist, durften wir gestern (Samstag) herausfinden. Denn das ist der
Jahrestag des japanischen Angriffs auf Nanjing während des zweiten Weltkrieges
(genauer Infos dazu gibt’s in meinem Blogeintrag „30000“). So gab es genau um
zehn am Morgen einen Fliegeralarm um an all die Gefallenen, misshandelten
Frauen und Kinder und alle anderen Opfer zu erinnern. Außerdem hat Xijin Ping 习近平, der
amtierende Staatspräsident Chinas, der Stadt einen Besuch abgestattet und mit
dem Volk getrauert und erinnert. Auch heute noch ist die Anzahl der Menschen,
vor allem unter den älteren Generationen, die die Japaner hassen in Nanjing
besonders hoch (verständlich irgendwie). Jedenfalls wurde für diesen Tag schon
eine Woche vorher ein Großteil der Fabriken abgestellt, damit sie nicht weiter
die Umwelt verpesten und man in Ruhe trauern kann. Dies ist eine durchaus
gängige Methode in China um die Luft für besondere Anlässe zu verbessern. Eine
etwas extremere Variante gab es für die Olympischen Jugendsommerspiele, die
hier in Nanjing im letzten Sommer stattfanden. Denn da musste man ja auf Menschen aus dem
Ausland einen guten Eindruck machen und so wurden jede Menge Chemikalien in den
Himmel geschossen, um die Luft zu verbessern. Funktioniert hat das auch,
allerdings möchte ich nicht wissen, welche Auswirkungen das auf die Gesundheit
der Menschen hier hat. Vor einigen Wochen gab es in Peking eine wichtige
internationale Konferenz und da wurden nicht nur Fabriken für eine Wochen
geschlossen, sondern auch Firmen, die Universitäten und alle anderen
Institutionen, damit niemand mit dem Auto etc. fahren muss. Was das Auftreten
gegenüber anderen betrifft, da sind die Chinesen schon sehr eigen, doch dazu
später mehr.
Hier
jetzt noch einige Impressionen aus dem winterlichen Nanjing:
manchmal habe ich das Gefühl die Kinder hier können die kleinen Dinge im Leben noch so richtig wertschätzen |
Nicht einfach nur eine typisch chinesische Ansammlung von Menschen, nein, hier findet ein Treffen der Taubstummen statt |
Überall in der Stadt hängen an den Fenstern diese Würste, die sind für das Frühlingsfest im Februar gedacht und müssen zwei Monate im Vorraus gemacht werden |
Neu und alt, nicht immer die beste Kombination, aber irgendwie macht gerade das China aus |
Das ist leider kein Kuscheltier, auch wenn es sehr plüschig aussieht |
Naja, wir schauen erstmal wie man das so macht... |
... aber so schwer ist es ja gar nicht! |
Allerliebste Grüße wünscht wie immer eure Jana!
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