von Einer die auszog die Welt zu erkunden Teil 2

Montag, 15. Dezember 2014

Advent, Advent ein Lichtlein brennt



Hallöchen,

es ist nun schon ein Weilchen her dass ich euch das letzte Mal geschrieben habe, aber es ist auch nicht so viel passiert. Im Großen und Ganzen hat sich der Winter hier fest angesiedelt und wir uns angewöhnt die Jacken schon nicht mehr auszuziehen. Ansonsten haben wir hier aber die meiste Zeit eher spätherbstliches Wetter.
Vor zwei Wochen habe ich mich mal wieder allein auf die Socken gemacht und wollte eigentlich nur zum Mochousee 莫愁湖, stand dann aber nichts ahnend vor einer riesigen gelben Gummiente die da einfach so auf dem See vor Anker lag.

Na klar, warum auch nicht? Was gibt es besseres als eine graue Landschaft die mit einer 6 Meter hohen Gummiente aufgepeppt wird? Der See war ansonsten nicht allzu spannend, hier und da einige traditionelle Häuser, ein bisschen Park und dazwischen Hochhäuser für die wohlverdienende Schicht der Bevölkerung. Das eigentlich interessante an diesem See war wirklich, dass er mitten in der Stadt liegt und umgeben ist von gewöhnlichen Gebäuden. Der See verdankt seinen Namen einer wunderschönen Frau die vor vielen hunderten von Jahren gelebt haben soll. Doch ob sie sich nun aus Liebe zu ihrem im Krieg gestorbenen Mann umbrachte oder weil sie den für sie vorgesehenen Mann nicht heiraten wollte, darüber streiten sich die Geister.

 
besagte Mochou


Eine weitere historische Sehenswürdigkeit ist der Qixia Berg 栖霞山. Hier befanden sich diverse Paläste und Tempel der Ming-Kaiser. Die Paläste sind jedoch zerstört und heute nur noch als Ruinen zu sehen und die Tempel restauriert. Obwohl nicht ganz, denn einige wenige Teile der alten Höhlentempel sind noch im Originalzustand. Dass ist eher eine Seltenheit, denn während der Kulturrevolution unter Mao Zedong 毛泽东 wurden sämtliche Kulturgüter zerstört und erst nach Ende seiner Herrschaft wieder neu aufgebaut, sodass im Prinzip die meisten Tempel, Gärten etc. alle nicht älter als 50Jahre sind.
Der eigentlich Grund warum aber alle Welt (oder zumindest gefühlt ganz Nanjing) zu diesem Berg strömt ist das sich hier die Blätter der Bäume im Herbst in den schönsten Rottönen zeigen. Aus unterschiedlichen Gründen haben wir und einige chinesische Freunde es nicht eher zum Berg geschafft und deswegen nur noch einige wenige Bäume in diesen wunderschönen Farben vorgefunden. Allerdings hat es dem Berg (also eigentlich ist es eher ein größerer Hügel) keinen Abbruch getan und würde man sich die ganzen Touristen wegdenken, dann wäre es ein unglaublich friedlicher Ort am Rande der Stadt. Während der Planung hatten wir ein kleines Missverständnis mit unserem chinesischen Freund und dachten wir grillen irgendwo auf dem Berg und haben deswegen alles Mögliche zum Grillen eingekauft, unter anderem auch ein Kilo rohes Fleisch. Als wir uns dann getroffen haben, hieß es auf einmal Picknick.
Wer kann die Brücke sehen?
Da mussten wir schon ein wenig lachen, denn mit so viel Fleisch und anderem rohen Gemüse ist es eher schwierig ein Picknick zu veranstalten. Aber zum Glück haben wir dann doch noch eine schöne Stelle gefunden, wo man tatsächlich grillen kann und unser Chinese meinte am Ende sogar, dass das viel lustiger und leckerer war als ein Picknick. Gut gesättigt haben wir es dann auch zum höchsten Punkt geschafft und hatten eine atemberaubende Aussicht oder hätten es zumindest gehabt, wenn der Smog nicht so schlimm gewesen wäre. Aber wir konnten immerhin noch eine der großen Brücken über den 长江Changjiang oder auch Jangtsekiang inklusive Fluss sehen. Mit all den riesigen Frachtschiffen doch immer wieder ein beeindruckender Anblick! 


Ansonsten ist in der letzten Zeit nichts Besonderes passiert, überall wird für Weihnachten dekoriert allerdings ist niemand in der Stimmung für Weihnachten, obwohl ich heute bei einer Weihnachtsfeier des Goetheinstituts hier in Nanjing war. Leider waren ich und einige andere chinesischen Freunde zu spät, sodass wir nur noch etwas vom Glühwein und den Lebkuchen abbekommen haben, aber wahrscheinlich ist das das weihnachtlichste was ich dieses Jahr haben werde. 


Etwas Besonderes gab es doch! Die ganze Woche schon ist das Wetter vergleichsweise recht schön und auch die Luftverschmutzung ist unnatürlich normal schlecht. Warum das so ist, durften wir gestern (Samstag) herausfinden. Denn das ist der Jahrestag des japanischen Angriffs auf Nanjing während des zweiten Weltkrieges (genauer Infos dazu gibt’s in meinem Blogeintrag „30000“). So gab es genau um zehn am Morgen einen Fliegeralarm um an all die Gefallenen, misshandelten Frauen und Kinder und alle anderen Opfer zu erinnern. Außerdem hat Xijin Ping 习近平, der amtierende Staatspräsident Chinas, der Stadt einen Besuch abgestattet und mit dem Volk getrauert und erinnert. Auch heute noch ist die Anzahl der Menschen, vor allem unter den älteren Generationen, die die Japaner hassen in Nanjing besonders hoch (verständlich irgendwie). Jedenfalls wurde für diesen Tag schon eine Woche vorher ein Großteil der Fabriken abgestellt, damit sie nicht weiter die Umwelt verpesten und man in Ruhe trauern kann. Dies ist eine durchaus gängige Methode in China um die Luft für besondere Anlässe zu verbessern. Eine etwas extremere Variante gab es für die Olympischen Jugendsommerspiele, die hier in Nanjing im letzten Sommer stattfanden. Denn da musste man ja auf Menschen aus dem Ausland einen guten Eindruck machen und so wurden jede Menge Chemikalien in den Himmel geschossen, um die Luft zu verbessern. Funktioniert hat das auch, allerdings möchte ich nicht wissen, welche Auswirkungen das auf die Gesundheit der Menschen hier hat. Vor einigen Wochen gab es in Peking eine wichtige internationale Konferenz und da wurden nicht nur Fabriken für eine Wochen geschlossen, sondern auch Firmen, die Universitäten und alle anderen Institutionen, damit niemand mit dem Auto etc. fahren muss. Was das Auftreten gegenüber anderen betrifft, da sind die Chinesen schon sehr eigen, doch dazu später mehr.

Hier jetzt noch einige Impressionen aus dem winterlichen Nanjing:
 
manchmal habe ich das Gefühl die Kinder hier können die kleinen Dinge im Leben noch so richtig wertschätzen


Nicht einfach nur eine typisch chinesische Ansammlung von Menschen, nein, hier findet ein Treffen der Taubstummen statt

Überall in der Stadt hängen an den Fenstern diese Würste, die sind für das Frühlingsfest im Februar gedacht und müssen zwei Monate im Vorraus gemacht werden

Neu und alt, nicht immer die beste Kombination, aber irgendwie macht gerade das China aus




Das ist leider kein Kuscheltier, auch wenn es sehr plüschig aussieht

Naja, wir schauen erstmal wie man das so macht...

... aber so schwer ist es ja gar nicht!

Allerliebste Grüße wünscht wie immer eure Jana!

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