von Einer die auszog die Welt zu erkunden Teil 2

Samstag, 14. März 2015

Über Großartigkeit und andere Extreme (Frühlingsfest Teil 2)



Nachdem Muddi und ich uns nun einige Tage auf der faulen Haut bei Jojo und ihrer Famillie ausgeruht haben (obwohl ich ja sagen muss, dass sich in drei verschiedenen Sprachen unterhalten, neue Menschen und Gewohnheiten kennen lernen und vor allem Essen, alles andere als geruhsam ist) ging es nun nach Beijing 北京, der Hauptstadt Chinas. Übersetzt würde der Name „Hauptstadt des Nordens“ heißen (Nanjing ist übrigens die Hauptstadt des Südens) und deswegen überrascht es auch weniger, dass man diese Stadt im Nordosten des Landes findet. Bei Beijing handelt es sich dann tatsächlich auch mal um eine Großstadt, denn inklusive der Wanderarbeiter leben hier ca. 21Mio. Menschen (das ist ein Viertel der Gesamteinwohnerzahl Deutschlands!), ohne die Wanderarbeiter sind es „nur“ etwa 13Mio. Menschen die hier wohnen. Beijing hat eine unglaublich lange Geschichte, deswegen hier nur soviel: erste menschliche Lebensformen wurden hier schon vor etwa 200.000 Jahren gefunden, eine der ersten „großen Mauern“ wurde zwischen dem 11. Und 7. Jhr. V.u.Z. gebaut, als Hauptstadt fungierte Beijing während der Letzten 1100Jahre immer mal wieder über kürzere und längere Zeiträume bis es schließlich seit 1949 als Hauptstadt der Volksrepublik China dient (wer mehr über die Geschichte wissen möchten, dem empfehle ich dann doch mal in die Bibliothek zu gehen). 

Da der Hauptteil des Frühlingfestes mit all seinen Verwandschaftsbesuchen nun vorbei war und die meisten Leute aber noch einige Tage frei hatten, hatten alle die gleiche Idee wie wir und sind nach Beijing gegangen. Das haben wir dann auch ganz schnell festgestellt als wir uns ganz tourimäßig auf den Tian‘anmenplatz 天安门gewagt haben. Auch dessen Geschichte ist nicht ganz unbeeindruckent, vor allem bekannt ist er jedoch wegen der unzähligen Proteste die immer wieder (vor allem in den letzten hundert Jahren) für Schlagzeilen sorgen. Überthront wird der Platz von einem sehr großen Bild Mao Zedongs 毛泽东, der die Volksrepublik ausrief und schon fast wie eine Gottheit verehrt wird. Nein, falsch! Er wird wie eine Gottheit verehrt. Überall hängt sein Bild in Wohnung und Restaurants und es kann schon mal vorkommen, dass man vor allem von den älteren Generationen, gefragt wird wie man den Mao so findet. Also …., ähm …., ja … Hab ich jetzt keine Meinung zu. Beziehungsweise keine die ich dir auf Chinesisch erklären könnte oder möchte. Dass er von vielen abgöttisch geliebt wird steht jedenfalls fest, nicht umsonst redet man auch vom „Maokult“. Jedenfalls war das Bild von Mao auch gar nicht so spektakulär, besonders wenn man es von Nahem sieht und das Gefühl hat es ist komplett verpixelt. 
Chinesen bei dem Versuch alle ein Bild vom Kaiserthron zu bekommen
Hinter dem Tian’anmenplatz liegt dann auch gleich die Verbotene Stadt 故宫(gugong) die heute zum Glück nicht mehr ganz so verboten ist, sodass man sich mit tausenden von anderen Touristen durch die ewig gleichaussehenden Palasthöfe wälzen kann. Wer hierher kommt und großartiges erwartet, der findet auch Großartigkeit, allerdings eher im Sinne der Größe, denn leider sieht die Verbotene Stadt genauso aus wie hundert andere Paläste in anderen Städten auch, nur alles eine Nummer größer. In diesem Sinne war es fast schon ein wenig enttäuschend. Vielleicht lag es aber auch daran dass wir Hunger hatten und es verdammt kalt war, jedenfalls sind wir nur in einen der Gärten gegangen (dort war es dann tatsächlich schwierig sich zu bewegen, vom Fotos machen mal ganz zu schweigen), aber anscheinend gibt es ganz viele, ganz schöne Gärten in den etwas entlegeneren Teilen dieser Stadt (es hat tatsächlich die Ausmaße einer kleinen Stadt), die haben wir jedoch nicht gesehen.
Blick über die Verbotene Stadt vom Jingshan aus
Dafür sind wir danach gleich noch auf den Jingshan 景山 gestiefel, ein kleiner Hügel nördlich der Verbotenen Stadt. In dem sonst sehr hügelfreien Beijing eine süße kleine Erhöhung von wo aus man einen wunderbaren Ausblick über die Stadt hat. Da das Wetter wirklich wunderbar war (von der Kälte mal abgesehen) und es auch keine Luftverschmutzung gab, hat man tatsächlich auch bis zum Horizont (oder zumindest bis zu den nächsten Wolkenkratzern) schauen können. Allerdings ist Beijing eine recht wolkenkratzerfreie Stadt, deswegen war die Sicht doch nicht ganz schlecht. Man musste sich halt auch hier nur erst einmal an den ganzen anderen Touristen hindurch quetschen.


Als uns dann aber wirklich Hände und Füße am Abfrieren waren und der Magen sich auch mehr als deutlich meldete, haben wir uns auf den Weg gemacht Pekingente 北京烤鸭 zu essen. Für schlappe 500Y haben wir dann sogar eine bekommen, die auch wirklich lecker war. Allerdings habe ich fast genauso gut schmeckende Ente in Nanjing für ein Zehntel des Preises gegessen. Beijing ist doch schon ein Stückchen teurer als der Großteil Chinas. 

Glücklicherweise konnten wir am nächsten Tag ein wenig Geld sparen, denn wir hatten einen kostenlosen Stadtführer. Thomas der seit einem halben Jahr in Beijing studiert hat sich netterweise angeboten uns ein wenig herum zuführen. Unser erstes Ziel war deswegen auch gleich der Sommerpalast 颐和园 (yiheyuan), welcher sich im Nordwesten der Stadt befindet und in den letzten tausend Jahren von den Herrschern angelegt und ausgebaut wurde. Natürlich reicht einem Herrscher auch nicht ein kleiner popeliger Palast, nein, es sollte doch bitte schon etwas hermachen. Deswegen ist der Sommerpalast auch nicht ein einzelnes Gebäude, sondern eine riesige Parkanlage, wo sich ein wunderschöner See mit kleinen Inseln darin befindet, sowie einige Tempel und Pagoden, die etwa die Fläche von 3km² einnehmen. Das schöne Wetter mal wieder nutzend waren auch hier wieder jede Menge Chinesen unterwegs, aber das hat der Schönheit des Palastes keinen Abbruch getan. Ich kann schon verstehen warum die Herrscher hier ihren Sommersitz aufgeschlagen haben, denn die kleinen Inseln verbunden mit geschwungenen Brücken, eine Pagode auf einen entfernten Hügel und im Hintergrund die Berge, das war wirklich schön. Besonders da sich die Sonne im zugefrorenen See gespiegelt hat und man da schöne Muster drin sehen konnte. Das Hauptaugenmerkt jedoch lag auf dem Hügel der Langlebigkeit 万寿山(wanshoushan) und dem darauf befindlichen Tempel des Buddhistischen Wohlgeruchs. Dieser ist auch ganz überraschend nicht weiter spektakulär, bis vielleicht auf die Treppe. Diese windet sich überdacht entlang des Felsens und ist nur so breit das gerade zwei Menschen aneinander vorbei gehen können, allerdings ist das Geländer auch nur Kniehoch, dafür aber so breit dass man sich darauf setzten und die unglaubliche Aussicht über die gesamte Stadt genießen kann. Ein wenig hat es mich an die Bilder der Bergklöster erinnert.
Am obersten Punkt angelangt befanden sich hier weitere Tempel- und Palastgebäude, welche sich auf beiden Seiten des Tempels bis zum Fuß des Hügels und an den See zogen. Hier haben wir dann auch die schwachsinnigste Erfindung der Menschheit gefunden: ein Steinboot. Wer zum Henker baut denn bitte ein Steinboot?  Also ich muss gestehen, es sah schon ganz nett aus, aber man hätte auch einfach ein hübsches Haus bauen können. Naja, aber über Kunst lässt sich ja bekanntlich immer streiten. Wir haben uns dann noch viele weitere hübsche Dinge in dem Park angesehen, bis uns der Hunger mal wieder vom Sight-Seeing abgehalten hat und wir uns auf die erfolgreiche Suche nach etwas zu Essen gemacht haben.

 
Es wurden Beweise angefordert, dass Muddi und ich wirklich hier waren, da habt ihr!
Als wir uns ein wenig später auf die erfolglose Suche nach einem Teehaus gemacht hatten, sind wir durch Zufall über eines der unzähligen Hutongs Beijings gestolpert. Zwar handelte es sich hier um eines der Renovierten, aber mit seinen kleinen Straßen und Gassen, den kleinen Häusern welche sich meistens um einen kleinen Innenhof gruppieren und den wenigen Leuten, hatte man sofort das Gefühl sich gar nicht mehr in der Großstadt zu befinden und das obwohl wir nur wenige hundert Meter vom Tian’anmenplatz entfernt waren. 
Ein bisschen Vaterlandsliebe muss sein

Danach sind wir dann noch zum Beihaisee 北海湖 gegangen, leider war es schon zu spät um die weiße Flaschenpagode von innen zu besichtigen, aber von außen konnten wir sie immer noch bestauen, genauso wie den Sonnenuntergang zwischen den Häusern Beijings und eine riesengroße Werbetafel, die über den ganzen See gestrahlt hat, während einige alte Männer am Ufer (höchstwahrscheinlich hochkommunistische) Lieder geträllert haben. Auf dem Weg zum Abendbrot haben wir dann noch einen Süßwarenladen mit Beijinger Spezialgebäck geplündert und sind dann am Abend glücklich und zufrieden ins Bettchen gefallen. 



Am Dienstag war ein großer Tag für mich, denn mein Kindheitstraum hat sich erfüllt: einmal auf der großen Mauer 长城 (changcheng) entlang zulaufen. Nur wenige Menschen können sich so glücklich schätzen und sagen dass sich ihre Träume erfüllen, denn meistens träumen wir von Dingen die viel zu groß sind für uns und wir uns deswegen denken, das wird sich sowieso niemals erfüllen. So ging es mir auch als ich mit vielleicht sechs, sieben Jahren das erste Mal mit den Abrafaxen entlang der Mauer Abenteuer überstanden habe und mir dachte, dass es doch schon irgendwie voll schön wäre auch einmal auf der Mauer entlang zu spazieren. Damals war China ein mystischer Ort voller Drachen und lustig aussehender Menschen am anderen Ende der Welt für mich, dass ich eines Tages wirklich mal auf der Mauer stehen würde hätte ich nie gedacht. Seitdem habe ich die Mauer nicht nur auf den Seiten eines Comics gesehen, sondern auch auf vielen Bildern. Deswegen hat sich natürlich ein gewisses Bild in meinem Kopf entwickelt, welches nicht so ganz der Wahrheit entspricht, wie wir an diesem Tag gesehen haben. Aber dazu werde ich euch in einem kleinen bisschen mehr erzählen. 

Ich glaube der interessanteste Fakt den ich aus meinem Geschichtsunterricht an der Uni mitgenommen habe, ist wahrscheinlich dass es nicht nur eine große Mauer gibt, bzw. die Mauer von der wir heutzutage immer reden nicht die erste ihrer Art ist. Schon 200 v.u.Z. wurde vom ersten Herrscher Chinas eine Mauer zur Verteidigung gegen die Barbarenvölker aus dem Norden gebaut. Da diese hauptsächlich nur aus Lehm bestand, sind heute fast keine Überbleibsel mehr übrig. Später ging man dazu über die Mauer aus Ziegeln und Steinen zu bauen, dass dies eine weitaus wirkungsvollere Methode ist, beweist sich ja bis heute noch. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Mauer immer weiter ausgebaut, umgelegt, eingerissen und restauriert. Die Ming-Dynastie hat am Ende mal wieder etwas Bleibendes hinterlassen, den dieser Teil der Mauer steht auch heute noch. 

Da die Mauer nicht direkt in der Stadt liegt und wir uns auch nicht den touristenüberfüllten, renovierten Teil ansehen wollten sind wir schon früh am Morgen los mit dem Bus in eine Region nordöstlich von Beijing. Genauer gesagt nach Jinshanling 金山岭, denn dort befindet sich ein „wilder“ Teil der Mauer, das heißt nichts anderes als in seinem natürlichen Zustand, unrenoviert, roh, ohne Fahrstuhl oder Rodelbahn für Touristen. Da Thomas schon öfters an der Mauer war, hatte er glücklicherweise ein paar nützliche Kontakte zu einem Taxifahrer der uns vom Bus aus noch die letzten Kilometer zur Mauer fahren konnte. Unterwegs haben wir noch einige ahnungslose Brasilianer aufgesammelt und sind dann auch gleich spontan mit denen zusammen über die Mauer gestiefelt.
Schon vom Bus aus hatten wir gesehen wie die Mauer auf den Bergrücken thronte und es hat mir einen kleinen Schauer über den Rücken gesendet. Wir haben dann auch gar nicht weiter rumgetrödelt, sondern sind schnurstracks hoch zur Mauer. Hier hat sich uns schon am ersten Wehrturm, welcher noch recht niedrig zwischen zwei Hügeln liegt, ein wunderschöner Anblick geboten. Denn wie eine Schlange windet sich die Mauer auf den Hügelrücken entlang und zwischen den Bergen hindurch. Dabei konnte man trotz recht schlechter Luft noch ziemlich weit schauen und hat gesehen wie sich die Mauer irgendwann am Horizont über einen Berg schlängelt und dahinter verschwindet. Da es einige Tage vorher geschneit hatte, lag auch hier noch ein wenig Schnee herum und hat dem Ganzen ein hübsches winterliches Aussehen gegeben (obwohl ich glaube dass es im Sommer, wenn alles grün anstatt grau, doch noch einen ganzen Zacken schöner aussieht). Jedenfalls sind wir dann auf der Mauer entlang gelaufen und haben dabei nicht nur die Aussicht genossen, sondern natürlich auch hunderte von Fotos geschossen, denn irgendwie konnte man sich nicht sattsehen.
Die Mauer ist an den meisten Stellen bestimmt zwei, drei Meter breit und so hat man genug Platz sich gut zu positionieren. Da sie sich über Hügel und Berge windet, gibt es hier auch unglaublich viele Anstiege die man meistens ins Treppen angelegt hat, wobei die Stufen schon recht hoch sind, teilweise kniehoch. Wir haben uns tatsächlich gefragt wie die Chinesen früher hier hoch und runter gekommen sind, denn vor einigen hundert Jahren waren die Menschen ja wissenschaftlich bewiesen kleiner als heute und dann noch Asiaten, mit dem Pferd wäre man hier auch aufgeschmissen, denn die wären auf keinen Fall diese Treppen hinauf gekommen. Die einzige Theorie die wir dazu hatten, war dass es somit bei einer feindlichen Übernahme, den Gegnern auch erschweren würde sich hier zu bewegen. Denn die meisten Wachtürme waren durch eine Treppe oder Anstieg voneinander getrennt. Diese Anstiege sind auch der Grund dafür, dass Chinesen selber nicht gern auf die große Mauer gehen und tatsächlich haben viele sie noch nicht besucht, denn ein wenig lauffaul sind sie dann doch. Deswegen hatten wir an dem Tag dann auch mehr oder weniger unsere Ruhe, denn es waren tatsächlich nur recht wenige Leute auf der Mauer unterwegs (viele Ausländer). Tatsächlich liegt es wahrscheinlich auch daran, dass dieser Teil der Mauer noch nicht restauriert wurde (kommt bestimmt auch bald) und einige der Wehrtürme nur noch durch Mauerreste erkennbar sind, an anderen Stellen wiederrum fehlt die Brüstung und theoretisch könnte man einfach von der Mauer purzeln. Auch hat sie des Öfteren eine gefährliche Schräglage, obwohl das wiederum eher daran liegt, dass sie vor hunderten von Jahren auf Bergen gebaut wurde, was wie ich finde schon eine wirkliche Meisterleistung ist. Dies ist dann auch tatsächlich das wahrhaftig Beeindruckende der Mauer, wenn man sich überlegt dass die Menschen früher nicht unsere Methoden und Maschinen zum Bauen hatten und dann noch im Gebirge. Sehr beeindruckend! Die Mauer an und für sich ist ansonsten tatsächlich ganz nett anzuschauen, aber nicht so beeindruckend. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich schon sehr viele gephotoshopte Bilder gesehen habe und auch genügend Zeit hatte meine Erwartungen sehr hoch zu schrauben. Allerdings glaube ich dass es trotzdem nicht das letzte Mal war, das ich diese famose Bauwerk besucht habe…

Auf dem Rückweg haben wir dann sage und schreibe zwei Stunden auf einen Bus warten müssen, denn irgendwo auf der Strecke nach Beijing (man fährt ca. 2 Stunden) gab es einen Unfall. Als wir dann doch endlich im Bus saßen haben wir diverse Unfälle gesehen, denn alle fuhren zurück in die Großstadt um den nächsten Tag wieder auf Arbeit zu erscheinen. Da es am Abend doch schon wieder recht kalt war und wir (mehr vom Busfahren) müde, ging es dann auch gleich wieder nach einem kurzen Abendbrot (habt ihr schon einmal explodiertes Hühnchen gegessen? Sehr, sehr lecker und weitaus angenehmer anzuschauen als es klingt!) ins Bett. 

Unseren letzten Tag in Beijing haben wir dann auch wieder mit ein bisschen Sight-Seeing begonnen. Diesmal auf der Tagesordnung stand der Himmelstempel 天坛 (tiantan). Dieser Temple wurde … bitte haltet euch fest!... Ja, genau. Ihr habt es euch bestimmt schon denken können, während der Ming-Dynastie gebaut. Genauer gesagt Anfang des 15.Jhr und wurde von dem gleichen Kaiser beauftragt der auch für den der Verbotenen Stadt verantwortlich war. (Er war auch nur ein ganz kleines bisschen größenwahnsinnig würde ich sagen). Allerdings ist dieser Tempel wenigstens eine kleine Abwechslung, denn obwohl die Farben (grün, blau, gelb) und auch das Design der gleichen Art waren, so hatten wir hier einmal einen runden Tempel, der nicht von hunderten andern kleinen Schreinen und anderen Gebäuden umgeben war. Wahrscheinlich wirkte er deswegen viel größer als er in Wirklichkeit ist. 

Das eigentlich Schöne an diesem Tempel war aber gar nicht mal der Tempel für sich, sondern eher die vielen Leute die das schöne Wetter im umliegenden Park genossen haben, denn hier haben ganz viele Mongolenflaggen im blauen Winterhimmel vor sich hin geweht und die Leute haben getanzt, Sport gemacht oder Karten gespielt. Irgendwie hat einen das mit einer Inneren Ruhe erfüllt, denn obwohl wir hier nicht von zehn zwanzig Leuten, sondern eher hundert zweihundert reden, so war doch alles ganz friedlich und irgendwie entspannt. 
Bei der Beweglichkeit der Senioren ist Muddi schon ein wenig neidisch geworden

Nachmittags haben wir uns dann noch einmal mit Thomas getroffen und sind zusammen in eines der vielen Hutongs gegangen. Schon irgendwie ein wenig verrückt sich zu treffen um sich ein heruntergekommenes Armenviertel anzuschauen, aber das hat ungefähr hundertmal so viel Charme wie alle Tempel in Beijing zusammen und zeigt doch irgendwie das wahre Gesicht von China. Ich würde an dieser Stelle einfach mal wieder ein paar Bilder für sich sprechen lassen: 


"Nehmen wir heute das Auto oder das Rad?"
Ich hoffe wirklich dass dieses Kind dort nur seinen Rückzugsort hat

Danach hatten wir noch ein wenig Zeit und sind in den Konfuziustempel gegangen (lag irgendwie auf dem Weg) und fanden die unglaublich alten und witzig aussehenden Bäume viel interessanter als die Gebäude. Ich glaube ich bin wirklich gesättigt was chinesische Tempel angeht, auch wenn ich nie gedacht hätte das einmal zu sagen. Wir haben dann noch fix etwas gegessen und dann saßen Muddi und ich auch schon wieder im Zug nach Nanjing. 

Da wir von unserer Bildungsreise (nein, von Urlaub kann wirklich nicht die Rede sein!) schon etwas ausgelaugt waren, haben wir uns den nächsten Tag in Nanjing nur einige Überreste eines alten Palastes angesehen (viel übrig geblieben war nicht, nur einige Sockel und ein kleiner Teil der Palastmauer), sind dann entlang der Stadtmauer in einen Teil der Stadt gelaufen, der zu Beginn der Republik (1920er) gebaut wurde und haben uns dort in ein Teehaus gesetzt und fast vier Stunden lang Tee getrunken und die Seele baumeln lassen. Danach gab es noch typische Nanjinger Spezialitäten, Crepe und ein weiches Bett. 

Muddis letzten Tag sind wir dann ins nahe gelegene Suzhou gefahren, denn nach all den Tempeln und Palästen haben wir uns nach ein wenig Ruhe gesehnt. Hier waren wir zuerst im „Garten des Meisters der Netze“ und danach noch im „Löwenwaldgarten“. Beides wunderschöne Gärten, allerdings hatte es zu regnen und hageln angefangen und da es eh sehr kalt war, wurde aus unserem schönen Ausflug ein Fall ins Wasser. Wir haben dann ganz viel Zeit in Cafés und Teehäusern verbracht, sind die alte Straße einmal hoch und runter gelaufen (sehr schöne alte Häuser entlang eines kleinen Kanals neben einer gepflasterten Straße) und dann ziemlich nass wieder zurück nach Nanjing gefahren. 
Der Frühling ist auf dem Weg

Die Altstadt von Suzhou (bei Regen angenehm leer)

Damit war Muddis Zeit hier in China auch schon wieder rum und meine Ferien leider auch. Witzigerweise war Muddi der Meinung das sie vieles hier an die DDR erinnert. Für mich ist das natürlich besonders interessant, da ich ja selber nicht zu dieser Zeit gelebt habe und jetzt ein wenig besser verstehe wie es damals gewesen ist. Hat man also doch noch etwas über die Heimat gelernt am anderen Ende der Welt.

Damit verabschiede ich mich fürs Erste, aber ich werde mich wohl schon bald wieder melden, denn das Abenteuer Uni hat wieder angefangen. 

Allerliebste Grüße wie immer von eurer Jana

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