von Einer die auszog die Welt zu erkunden Teil 2

Montag, 30. März 2015

Was bisher geschah



Hallo ihr Lieben,

nun sind schon drei Wochen des zweiten Semesters hier in Nanjing ins Land gegangen und natürlich gibt es wieder einiges Neues zu berichten. Zuerst einmal habe ich eine neue Mitbewohnerin bekommen: Francesca, Italienerin, immer für einen Witz, eine Runde Fußball oder Tanzen bis zum Morgengrauen zu haben. Ich scheine doch immer Glück mit meinen Mitbewohnerinnen zu haben, denn wir verstehen uns ganz wunderbar und da macht das neue Semester gleich ein wenig mehr Spaß.

Zu Francesca haben wir auch weitere Neuzugänge in unserem Freundeskreis: Anna, eine sehr gemütliche, supernette Mexikanerin, die zum Glück nicht den schlechten Geschmack in Sachen Humor hat wie Lin, Timur, auch aus Italien, auch immer super gelaunt und für ein Späßchen zu haben, Lea, aus Frankreich, mit ihren achtzehn Jahren unser neues Küken und noch etwas schüchtern, aber trotzdem immer mit dabei wenn wir irgendetwas unternehmen (und sei es nur zusammen essen gehen) und dann noch Sebastien und Gregoire (auch beide aus Frankreich), beide sind sehr Französisch und bedienen das Klischee doch recht gut, allerdings sieht man Sebastien tatsächlich nur tagsüber und Gregoire eher wenn es dunkel ist (ich glaube an dieser Stelle sind alle anderen Erklärungen überflüssig).
Neue und alte Freunde (v.l.: Anna, Ange, Francesca und ich)

Leider ist der Unterricht ungefähr genauso spannend wie letztes Semester, obwohl die Themen doch immer noch recht abwechslungsreich sind. Anfangs hatten wir allerdings das Problem das in der ersten Woche alle ausprobieren können in welchen Kurs sie gehen möchten (nichts Neues für uns alte Hasen), allerdings waren zwei Klassen mal wieder hoffnungslos überfüllt (natürlich genau die zwei Kurse zwischen denen ich mich entscheiden konnte). Am Ende sah es dann so aus, dass 34 Leute in unserem Kurs eingeschrieben waren, aber Platz für nur 29 im Zimmer war. Daraufhin sind dann einige doch in niedrigere Kurse gewechselt, obwohl es für sie wahrscheinlich zu einfach ist. Aber unser Büro, welches für uns ausländischen Studenten verantwortlich ist, hatte wohl mal wieder keine Lust sich eine ordentliche Lösung auszudenken. Naja, von den offiziell 34 Leuten sind jetzt schon nur noch 15 – 20 im Unterricht da, was ich persönlich sehr angenehm finde. 

Außerhalb des Unterrichts sind wir dafür weitaus besser organisiert. So bin ich mit einer chinesischen Freundin noch einmal zum Laodongmen 老东门gegangen (dem Stadtteil an der Stadtmauer aus den 20ern), denn wie sich herausgestellt hat standen die ganzen Laternen (welche ungeheuer kitschig waren) nicht umsonst dort. Nein, denn zwei Wochen nach dem Frühlingsfest findet das Laternenfest statt, dieses bildet den Abschluss der zweiwöchigen Festlichkeiten. Dabei bastelt man selber Scherenschnitte, isst Tangyuan 汤圆 (kleine klebrige Bälle, die mit diversen süß-klebrigen Dingen gefüllt sind) die in einer Art Brühe schwimmen (insgesamt sehr lecker, allerdings überfrisst man sich daran sehr schnell), versucht Rätsel auf den Laternen zu entwirren und erfreut sich im Allgemeinen daran, dass ein neues Jahr gestartet ist.
Kulinarisch haben wir uns natürlich auch sonst nicht lumpen lassen, sondern in unserer extrem gut ausgerüsteten Wohnheimküche (bitte achtet darauf dass der tropfende Sarkasmus eure Computer nicht zerstört!) ein internationales Büffet zusammengebastelt. Wir waren irgendwas zwischen 20 und 30 Leute aus den unterschiedlichsten Ländern und jeder hat etwas Landestypisches gekocht oder mitgebracht, eine sehr leckere und lustige Angelegenheit. Um es international zu halten haben wir uns auch mal wieder im Fußball spielen versucht, mit dem Ergebnis dass die Japaner und Spanier in den Teams am besten spielen konnten und wir alle viel Spaß hatten, da wir alle relativ schlecht waren. Um sich aber auch ein wenig weiter in der Geschichte weiter zubilden, haben wir es nun auch endlich einmal geschafft ins John-Rabe-Haus zu gehen. Leider ist dieses innen komplett in ein Museum umgewandelt wurden und somit sieht man die ursprünglichen Räume nicht mehr, informativ ist es aber allemal.

Letzte Woche habe ich dann auch mal wieder die lokale Bevölkerung etwas näher kennen gelernt, denn die Mutti einer chinesischen Freundin hat mich zum Mittagessen eingeladen. Die Familie wohnt im Norden der Stadt, in einem Viertel welches aus nicht mehr ganz so modernen Häusern besteht und irgendwie sehr drecking, ungepflegt und ärmlich wirkt und doch hat es Charme, denn wie so oft sieht man auch hier die Menschen draußen sitzten, zusammen Karten oder Majiang spielen, dawzischen rennen die Hunde und Kinder herum (definitiv mehr Hunde) und alle wirken entspannt und genießen den Frühling. Ich hatte dann auch wieder sehr interessante Gespräche und sehr leckeres Essen, obwohl es mit einige Überwindung gekostet hat das Hühnerbein zu essen, denn am Ende baumelte immer noch der Fuß. Es ist eine große Ehre diesen Teil des Huhnes zu bekommen und es hat auch wirklich gut geschmeckt, aber am Anfang steht doch immer erst einmal der Schock, vor allem wenn man in der heutigen Zeit in einer europäischen Großstadt aufgewachsen ist. Dafür habe ich festgestellt das eingelegter Klee überhaupt nicht ekelig aussieht und auch sehr lecker ist. Wer hätte das gedacht?

Mittlerweile hat sich der Frühling hier in Nanjing breit gemacht bzw. eigentlich schon fast der Sommer, denn von 5°C auf 20°C in nur drei Wochen ist doch recht beachtlich. Hier in Nanjing fallen Frühling und Herbst auch tatsächlich immer recht kurz aus, weswegen von der großen Liebe zwischen Sommer und Winter gesprochen wird, denn beide können es nicht abwarten sich zu sehen, deswegen werden Frühling und Herbst einfach aus dem Weg geschubst. Naja, mir soll es recht sein, denn endlich ist man nicht mehr am Dauerfrieren und springt im T-Shirt durch die Gegend.  Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist, dass die Blüten es gar nicht abwarten können sich in all ihrer Pracht zu entfalten. 

Für uns ein guter Anlass zu den Regenblütenterassen 雨花台 (yuhuatai) zugehen, denn in diesem riesigen Park findet man jede Menge davon. Der volle Name dieses Parks ist eigentlich „Yuhuatai Memorial Park of Revolutionary Martyrs“, denn während des Chiang-Kai-Shek-Regimes wurden hier hunderttausende Kommunisten die sich gegen das Regime stellten exekutiert. In Erinnerung an diese tragischen Helden, wurde dieser Park angelegt und überall stehen Denkmäler und Statuen, die einen das Gräuel nicht vergessen lassen. Nur leider hat die chinesische Regierung mal wieder vergessen Infotafeln aufzustellen, sodass man mal wieder selber im Internet nachlesen muss, warum, wieso, weshalb. Aber um ehrlich zu sein, waren wir auch tatsächlich mehr an den Blüten als an Helden interessiert. Deswegen sind wir ausgerüstet mit Kamera und dem Verlangen nach neuem Leben und Farbe losgezogen und haben einfach mal ein bisschen Natur genossen. Überall stehen Magnolienbäume, Rosenbüsche, Kirsch- oder Pflaumenbäume (irgendwie sehen die alle gleich aus) und jede Menge anderer Pflanzen, welche wunderschön blau blühen (ich allerdings keine Ahnung hab wie sie heißen). Da die Sonne schien, es wunderbare zwanzig Grad waren und wir faul, haben wir uns irgendwann einfach unter einige Pflaumenbäume ins Gras gesetzt und nichts getan. Auch irgendwie schön! Hier einige Impressionen:

Und nicht nur wir haben das schöne Wetter und die Blüten genossen ...
... auch die Lokalbevölkerung hat es sich gemütlich gemacht.

Das wars vorerst auch erst einmal wieder von mir.
Ich wünsche euch noch eine schöne Woche und hoffe ihr habt auch so viel Glück mit dem Wetter wie ich! 
Allerliebste Grüße wie immer von eurer Jana

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