von Einer die auszog die Welt zu erkunden Teil 2

Montag, 2. März 2015

Same same? (Teil 2)



Dass ich mir vor etwa vier Jahren (auf meiner Fahrt von Melbourne nach Tasmanien) geschworen hatte nie wieder auf einer Fähre zu übernachten ist mir leider erst wieder eingefallen als die Fähre nach Xiamen schon in voller Fahrt war. Thomas hat seine Abneigung auch ganz schnell festgestellt und all die Chinesen und Taiwanesen, die sämtliche Mülleimer und Toiletten in Anspruch genommen haben, konnten ihm da nur voll und ganz zustimmen. Zwar hatten wir jeweils ein Bett im Viererzimmer gebucht, aber zum Glück hatten wir das Zimmer dann doch ganz für uns allein, so dass wir uns zusätzlich Decken klauen konnten und nicht von zu lautem Geschnarche vom Leiden abgehalten wurden. Ich bin nicht Seekrank, allerdings ist es doch nicht so angenehm, wenn man versucht zu schlafen und dabei die ganze Zeit vom Kopf auf die Füße gestellt wird und vice versa, denn geschaukelt hat das Boot schon ordentlich! Naja, auch das haben wir überlebt und am nächsten Morgen nachdem das ganze Schiff in voller Lautstärke mit einem Lied geweckt wurde, dessen Text mehr oder weniger nur aus 我们结婚吧 (Lass uns heiraten) bestand, konnten wir die Fahrt in den Hafen von Xiamen schon wieder in vollen Zügen genießen (den eiskalten Wind übrigens auch).
In Xiamen leben etwa 2Mio. Menschen, da sich diese aber auf diverse Inseln und Halbinsel verteilen, wirkt die Stadt nicht so voll wie man vielleicht denken könnte.


Nach zwei Wochen auf Reisen ist man nun doch schon ein wenig ausgelaugt, was der Grund war warum wir Xiamen ganz ruhig angegangen sind. Zuerst einmal auf der Tagesordnung (nachdem wir verzweifelt und mit viel Hilfe endlich das Hostel gefunden hatten) stand: Strand. Dort sind wir dann in aller Ruhe entlang gelaufen, haben die anderen Leute beobachtet (hier gibt es erstaunlich viele Kinder) und haben uns wie immer über alle lustig gemacht, die ganz schreckliche Posen für ihre Fotos gemacht haben. Den Chinesen und dem Fotografieren werde ich an anderer Stelle mal einen Eintrag widmen. Jedenfalls war es recht witzig. Irgendwo stand auch ein Straßenmusiker, der sogar richtig schöne Musik gemacht hat, sehr schnulzig, aber irgendwie doch passend.
Auch die Wellen haben mal wieder unsere ungeteilte Aufmerksamkeit bekommen. Wir sind dann auch noch in ein Viertel gekommen, wo man den europäischen Einfluss auf die Straßenplanung und die Architektur besonders gemerkt hat, denn hier war mal nicht alles in Rechtecken angelegt, sondern es gab auch mal ganz spitzwinkelige und mehrstraßige Kreuzungen. Auch gab es ganz viele kleine Gassen in denen noch ein Laden oder ein Café zu finden waren. Diese waren auch alles kein internationale Ketten, sondern sehr individuell. Wirklich ein bisschen wie in Europa, nur dass hier jede Menge Leute einem zurufen dass man doch bitte etwas bei ihnen kaufen soll. 

Da wir endlich mal wieder in einem Hostel wohnen wo man sich mit anderen Bewohnern zusammen setzten kann, haben wir das gleich mal ausgenutzt und in einer bunten Mischung aus Chinesen und einem Franzosen UNO gespielt. Dabei wurde nur Chinesisch gesprochen, was mal wieder eine willkommene Abwechslung war. 

Am nächsten Tag ging es dann zur größten Touristenattraktion Xiamens, der Gulangyu 鼓浪屿. Das ist eine kleine Insel im Hafen der Stadt, die von Europäern Mitte des 19Jhr. besiedelt wurde und dafür berühmt ist das alle Häuser im europäischen Stil gebaut sind. Anfangs haben wir davon nur recht wenig gesehen, denn wir haben versucht den Massen an Touristen aus dem Weg zu gehen und haben uns deswegen an den Stränden vergnügt. Allerdings hat es uns dann glücklicherweise doch noch ins Inselinnere getrieben und dort waren wir von der Schönheit europäischer Bauten (die für uns schon so etwas wie ein Heimatgefühl hervorrufen, selbst wenn es eher typische Kolonialbauten der Engländer waren) überwältigt. Überwältigt waren wir dann leider auch gleich von der Ignoranz der Chinesen gegenüber dieser Gebäude, denn leider waren nur in einigen Hotels untergebracht, viel öfters standen vor den Häusern kleine Buden die Essen und den typischen Touristenschnulli verkauften.
Mit ihren kleinen Plastedächern haben sie aber so die Sicht auf die Häuser dahinter verdeckt und keiner hat es gesehen. Wir haben auch nur durch Zufall einige davon gesehen als wir auf eine Mauer gestiegen sind. Wenn man ein Haus nur als Wohnhaus der lokalen Bevölkerung benutzt wurde, dann konnte man sicher gehen, dass im Garten und entlang der Hauswände sich Pflanzenreste, alte Möbel, Müll und anderer Unrat türmten. Wahrscheinlich liegt es an unserer Mentalität oder etwas anderem, aber wir hatten tatsächlich das Gefühl wir sind die einzigen welche die Kombination aus chinesischem und europäischen Baustil auch nur sehen und dann würdigen können, das hat uns wirklich ein wenig traurig gemacht, denn für uns stand dann die Frage warum diese Insel so berühmt ist. Die Chinesen bei uns im Hostel waren zum Großteil selber noch nicht auf der Insel und konnten uns diese Frage deswegen leider auch nicht beantworten. Wahrscheinlich aber bieten sich hier wunderbare Gelegenheiten für Selfies (leider etwas worauf die Chinesen unglaublich drauf stehen, aber dazu mehr in einem anderen Eintrag).
Es ist immer wieder schön zu sehen, dass es doch auch Menschen gibt, die das Leben genießen. Meistens sind das zwar Alte, aber immerhin.

Den nächsten Tag haben wir dann ganz entspannt angegangen, denn reisen ist wirklich anstrengend und so haben wir uns dann nur am Abend mit einem anderen Hostelbewohner auf den Weg in die Innenstadt gemacht und sind dort durch die Straßen gestromert. Auch hier ist der Einfluss der Europäer immer noch gut sichtbar und in Kombination mit dem der Chinesen ergibt sich ein buntes Wirrwarr, welches doch auch irgendwie seinen Charme hat.

Unseren letzten gemeinsamen Tag auf Reisen zusammen wollten Thomas und ich nur ganz kurz in einen der Tempel und den Rest des Tages am Strand liegen, aber es kommt ja immer anders als man denkt. Das Wetter war wirklich wunderschön sonnig und auch mal nicht so furchtbar windig und kalt, deswegen haben wir uns im Tempel ganz viel Zeit genommen, als wir einen riesigen Pool voll mit Schildkröten gesehen haben. Die hatten nämlich drei große Holzplatten im Wasser treiben und darauf haben sich die Schildkröten dann gestapelt. Es war eine Herzerweichende Sache ihnen dabei zuzuschauen, wie sie erst einmal versucht haben auf die Platten hinauf zukommen und dann den besten Platz (natürlich auf dem Rücken einer anderen Schildkröte) zu ergattern.
Dabei sind Groß und Klein bunt durcheinander gepurzelt und es passierte schon hin und wieder dass eine auf dem Rücken landete. Wir haben dann richtig mitgefiebert ob sie es denn wieder auf den Bauch schafft (haben alle geschafft!). Am Ende haben wir bestimmt eine Stunde oder so den Schildkröten beim Sonnenbad zugeschaut und uns selber mitgesonnt (viel besser als am Strand liegen). Als es uns dann aber doch genug war, sind wir durch den Nanputuotempel 南普陀寺gegangen. Dieser war im Gegensatz noch in einer Renovierungsphase und deswegen hat man mal das unlakierte, unbemalte Holz gesehen, was wirklich eine Entspannung für das Auge war, manchmal ist weniger doch mehr. Hinter dem Tempel ging es dann einen Hügel hinauf und von dort hatte man einen wunderbaren Blick auf die Hinterköpfe von Chinesen, hatte man sich durch die Touristenwand gekämpft, dann hatte man auch einen wundervollen Blick auf die Stadt und Teile des Hafens.
Auf dem Berg hingen überall die typisch buddhistischen Gebetsfahnen (die sehen ein bisschen aus wie Partywimpel) und an den Seitenwegen gab es auch immer wieder kleinere oder auch mal größere Felsspalten in die Gläubige Statuen von Schutzpatronen gestellt hatten. In einer der Spalten standen bestimmt an die zweihundert dieser Statuen und dem Verdrecktheitsgrad zu urteilen standen die dort auch schon eine ganze Weile. Während der Besteigung des Berges haben nicht nur die bunten Wimpel und Figuren ein wenig mehr Farbe ins Bild gebracht, sondern auch jede Menge Blüten die hier schon (oder auch immer noch) in schönstem Rot, Rosa und Lila blühten.
Weitere Farbkleckse kamen leider aber auch von dem ganzen Müll der auf dem Gipfel lag. Ich weiß ich hab mich schon einmal lang und breit über das nicht vorhandene Umweltbewusstsein der Chinesen (oder zumindest der Mehrheit) ausgelassen, aber leider geben sie mir auch immer wieder Anlass dazu, mich wieder darüber aufzuregen. Teilweise hat man wirklich einen Baum nur noch im Müll stehen sehen anstatt auf der Erde oder auf Gras und das hat mich wirklich sehr traurig und wütend gemacht, denn die Landschaft dort war wunderschön und man hätte sich so schön einfach zwischen die Bäume setzten können, aber mit all dem Unrat war es schon unangenehm einfach nur dort entlang zu gehen. Um unsere Gemüter wieder ein wenig zu beruhigen sind wir auf dem Rückweg noch einmal bei den Schildkröten vorbei, bevor wir dann doch noch zum Strand sind. Allerdings war es dann schon dabei dunkel zu werden und wir haben anstatt uns die Nasen zu bräunen die Stadt im Abendkleid bewundert. Im Großen und Ganzen war das ein schöner Abschluss unserer gemeinsamen Reise.

Am nächsten Morgen haben sich unsere Wege dann getrennt und ich bin mit dem Zug zurück nach Nanjing gefahren. Das hat mich auch „nur“ elf Stunden gekostet und schon saß ich wieder bei mir im Zimmer (gerade ohne Mitbewohnerin) und habe mich auf die nächsten Abenteuer gefreut. 

Allerliebste Grüße von eurer Jana
 



PS.: Zwecks Platzmangel und unglaublich langsamen Internet kann ich euch natürlich immer nur einige wenige Bilder zeigen, wer aber mehr sehen möchte der muss warten bis ich wieder zurück bin und dann können wir gern mal einen Chinaabend machen.

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