Hallihallo
ihr Lieben,
nach langer
Zeit bin ich nun wieder mal zum Schreiben gekommen. Um das wieder gut zu
machen, gibt es dieses Mal auch wieder einen etwas längeren Eintrag, denn ich
war mal wieder auf Reisen und bekanntlicherweise gibt es danach immer besonders
viel zu erzählen. Um euch aber nicht länger auf die Folter zu spannen, geht’s
auch gleich los:
Wie
schon erwähnt bin ich mit einigen Freunden (relativ) spontan in die Innere
Mongolei 内蒙古
gefahren. Das ist nicht die Mongolei, sondern eine Provinz in Nordchina (also
technisch gesehen ist es eine autonome Region), welche allerdings einen sehr
hohen Anteil an Mongolen hat, denn diese wohnten hier schon seit dem Altertum. Die
Innere Mongolei ist eine der flächenmäßig größten Provinzen Chinas, hat
allerdings nur einen Bevölkerungsanteil von knapp 2%. Was das für die Ruhe
bedeutet könnt ihr euch ja sicherlich selber denken!
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Hinter der Eins das ist übrigens Mongolisch |
Mit
von der Partie waren also Ange, Flavia, Kali, Francesca und Jose, welcher das
Hahn-im-Korb-Dasein sichtlich genossen hat. Zu sechs haben wir uns an einem
Donnerstagabend auf den Weg zum Bahnhof gemacht, voll ausgerüstet mit einigen
Klamotten und jeder Menge Essen, denn an unser recht hungriges
Huangshanabenteuer konnten wir uns nur noch zu gut erinnern.
Bevor wir
allerdings unser Abenteuer in der Inneren Mongolei beginnen konnten, stand uns
erst einmal ein Abenteuer ganz anderer Art bevor. Denn aus Geld- und
Umweltgründen haben wir uns gegen das Flugzeug entschieden und sind die fast 1500km
mit dem Zug gefahren. Leider gibt es für die Strecke Nanjing – Baotou (unser
erstes Ziel) keinen Schnellzug und somit mussten wir uns mit dem Bummelzug
zufrieden geben. Das hat dann auch „nur“ zwanzig Stunden gedauert, aber zum
Glück waren alle Sitzplätz ausverkauft und somit hatten wir alle ein Bett. Für
einen Liegeplatz bezahlt man umgerechnet ungefähr 50€. Hat man das Glück das
unterste der drei Betten zu erwischen, muss man allerdings ein wenig mehr
bezahlen, denn dann muss man keine Bergsteigerfähigkeiten haben um in sein Bett
zu gelangen und man muss auch nicht die Größe eines Zwerges haben um in seinem
Bett aufrecht sitzen zu können. Erstaunlicherweise waren die Betten allerdings
lang genug, sodass selbst ein durchschnittlicher Europäer gemütlich Platz
findet.
Die erste Hälfte der Zugfahrt haben wir dann also erst einmal schlafend
oder zumindest in unseren Betten verbracht. Bis wir dann durch unsere mitreisenden
Chinesen mit koreanischer Popmusik geweckt wurden. Daraufhin haben wir dann
jede Menge Karten und andere Spiele gespielt und waren erstaunt als die zwanzig
Stunden, doch recht schnell und angenehm vorüber waren. Unterwegs haben wir uns
schon ein wenig an der Landschaft erfreuen können, denn zwischendurch ging es
durch Berge (keine besonders hohen, aber immerhin) und auch haben wir klare
Flüsse und jede Menge Esel gesehen. Ein besonderes Highlight war allerdings der
strahlend blaue Himmel. Ich kann mich schon gar nicht mehr erinnern, wann ich
das letzte Mal so einen klaren blauen Himmel gesehen habe (ich glaube in Taiwan
und das ist auch schon wieder einige Monate her). Das jedenfalls hat unsere eh
schon recht munter Stimmung nur noch weiter nach oben gebracht.
In Baotou 包头, nicht der Hauptstadt Inner Mongolias immerhin aber der
wichtigsten und größten Stadt hier, angekommen, haben wir gleich erst einmal
festgestellt dass die Menschen hier irgendwie freundlicher sind als in Nanjing.
Denn sehr nette Taxifahrer haben uns erklärt, dass unser Hotel viel zu weit weg
ist vom Bahnhof und sie uns deswegen nicht fahren können. Allerdings haben sie
uns trotzdem geholfen den richtigen Bus zu finden. Wäre uns in Nanjing wohl
eher nicht passiert.
An der
Stelle wo sich heute die Stadt Baotou befindet, gab es schon seit dem Altertum
Nomadensiedlungen hauptsächlich mongolischer Stämme. Zur Stadt wurde es erst
Mitte des 19Jhr und seit Mitte des letzten Jahrhunderts fängt sei langsam an zu
blühen. Das Ergebnis ist, dass die Stadt ein wenig in zwei Teile geteilt ist.
Der ältere Teil mit den typisch kommunistischen Wohnhäusern und dem
gewöhnlichen Chaos (hier weniger stark, denn nicht so viele Einwohner),
konzentriert sich um den Ostbahnhof (wo wir ausgestiegen sind). Von dort führt
eine ewig lange Hauptstraße einmal durch die gesamte Stadt. Diese Straße ist
gesäumt mit Straßenlaternen im Pariser Stil, was sehr unerwartet kommt, aber
doch recht hübsch aussieht, auch wenn es nicht so ganz zu den umliegenden
Häusern passt, denn sobald man sich vom Ostviertel Richtung Stadtzentrum bewegt
werden die Häuser immer moderner und sind größtenteils nur noch Hotels, Bank-
und Bürogebäude. Die gewöhnlichen Wohngebäude befinden sich dann meistens alle
erst in den Seitenstraßen, ein wenig wirkt es als ob die Stadt dazu konzipiert
wurde für Geschäftsleute gut auszusehen und alles was nicht schön ist wird
einfach zur Seite und in eine nicht sichtbare Ecke geschoben.
Da wir alle
arme Studenten und noch unternehmungslustig sind, haben wir uns einfach ein
Hotelzimmer geteilt. Zwei Leute in dem einen Bett (zum Glück waren die ganz
hotelmäßig schön groß), drei in dem Anderen und eine Person auf der Isomatte
auf dem Boden. So hatten wir dann jeden Morgen schon lustige Geschichten zu
erzählen, warum wir die halbe Nacht nicht geschlafen haben, weil irgendjemand
über den anderen gekullert ist oder bei dem Versuch die anderen nicht
aufzuwecken am Ende doch irgendjemanden geweckt hat.
Am nächsten
Morgen hat uns dann jedenfalls unser Fahrer eingesammelt und los ging es zum
Grasland. Den Fahrer haben wir mit einer Reisegesellschaft gebucht, denn die
Innere Mongolei ist touristisch noch nicht besonders stark erschlossen und
somit hatten wir einige Schwierigkeiten ein Unterkunft und Transport zu finden,
da war es dann doch recht praktisch jemanden seine Wünsche zu äußern und diese
Person bastelt dann einem etwas zurecht. Nach einer Vierstundenfahrt im Minivan
sind wir dann jedenfalls im Grasland angekommen, genauer gesagt handelt es sich
hier um das 希拉穆仁草原 (Xilamuren Grasland). Unterwegs hat uns der Fahrer ein wenig
über die Sitten und Gebräuche der Mongolen aufgeklärt. So sind hier zum
Beispiel Pferde die heiligen Tiere. Wenn einem also eine Horde Pferde über den
Weg läuft, dann darf man da nicht einfach zwischen ihnen hindurch laufen, nein,
man geht schön einen Bogen um sie herum. Gegessen werden sie dementsprechend
natürlich auch nicht. Dafür gibt’s hier umso mehr Schaf und relativ wenig
Gemüse. Auch gibt es hier recht viele Milchprodukte, doch dazu später mehr.
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"unsere" Jurtenstadt |
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"echte" Jurten, die einfach so im Grasland herumstehen |
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Wenn man ins
Grasland fährt, dann gehört da natürlich auch dazu dass man eine Nacht in einer
Jurte schläft. Das wissen auch die Chinesen, allerdings verzichten diese nur
äußerst ungern auf den Komfort eines eigenen Bettes und eines Badezimmers.
Deswegen findet man tatsächlich fast nur noch Jurten, welches beides haben.
Umso erstaunter waren die Jurtenbesitzer, als wir in einer traditionellen Jurte
schlafen wollten.
Traditionell heißt in diesem Fall, man hat die Jurtenwand,
eine Tür und Fenster, allerdings ist drinnen nur ein flaches Holzpodest auf dem
ein flacher Tisch steht und auf diesem Holzpodest schläft man dann auch. Noch geschockter waren sie als wir ihnen erklärt haben, dass wir
alle zusammen in einer Jurte schlafen wollen. „Was ein Mann mit fünf Frauen!“
Ein etwas aufgeklärter Mitarbeiter meinte später, dass wir wirklich eine gute
Beziehung haben müssen um so etwas machen zu können. Das konnten wir alle nur
mit einem „Ja“ beantworten, denn wenn man lange Zeit nicht mit den Freunden von
zu Hause und vor allem nicht mit der Familie zusammen ist, dann entwickelt man
hier so seine eigene kleine Familie. Nachdem also auch das geklärt war, haben
wir uns auf ins Grasland gemacht, welches direkt vor der Tür lag. Da es hier
erst im Sommer regnet, war das Gras zwar noch braun und sehr trocken, aber für
uns trotzdem wunderschön, denn außer Pferden, einigen weit entfernten Jurten
und fast keinen Menschen, hat es sich für uns doch schon ein wenig wie im
Paradies angefühlt.
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Ein Aobao |
Wir konnten sogar einfach nur dastehen und nichts außer dem
Wind hören, wie er durch das Gras geraschelt ist. Herlich! So sind wir also für
einige Zeit durch die leicht gewellte Graslandschaft gestiefelt und haben uns
dann auf einem kleinen Hügel nieder gelassen, auf welchem ein 敖包 (aobao) stand. Dies ist ein treppenförmig aufgebauter Steinkegel, welcher
den Mongolen nicht nur als Wegweiser dient, sondern auch die Funktion eines
Schreins hat. Für gewöhnlich symbolisiert ein jeder dieser Aobaos eine andere
Gottheit und an diesen Orten betet man für eine gute Weiterreise. Allerdings
handelt es sich hier nicht um Gräber wie ich anfangs dachte, denn genauso sehen
sie aus.
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Im Vergleich: Taiwanesischer Friedhof |
Für mich
(und die anderen natürlich auch) war das ein völlig neuer Anblick, denn in
Taiwan und dem Rest des Festlandes sieht die Geschichte ganz anders aus. Denn
die Gräber in Taiwan konzentrieren sich meistens alle an einem Ort am Dorfrand
oder in der Nähe. Auch werden die Familienangehörigen in demselben Grab
beerdigt. Dieses sieht von Weiten aus wie ein hübsches kleines Haus mit
Veranda. Kommt man näher stellt man allerdings fest, dass es sich hier um ein
sehr kleines Haus und auch nur den Verandapart mit Tür und Fenstern handelt.
Hier legen Hinterbliebene Blumen und andere Mitgiften, wie Obst oder Alkohol
nieder. Auch sind diese Gräber (wie alle religiösen Gebäude in Taiwan) sehr
bunt. Auf dem chinesischen Festland dagegen hat man meistens nur einfache
Erdhügel, auf welchem entweder darauf oder davor eine Steinplatte steht, worauf
der Name und Segenssprüche eingraviert werden. In China, sowie Taiwan und der
Mongolei wird ausschließlich die Asche der Verstorbenen vergraben. Wobei in der
Mongolei der Verstorbene auf einen Pferdekarren gelegt wird und das Pferd
solang läuft bis dieser herunterfällt. An dieser Stelle wird er dann (nachdem
er verbrannt wurde) vergraben.
So nun aber
wieder zurück ins Reich der Lebenden, denn lebendig sind wir auf jeden Fall
noch. Da man in den Grasländern nicht allzu viel machen kann, außer für sehr
viel Geld nicht sehr gesund aussehende Pferde zu reiten und die frische zu Luft
zu genießen. Haben wir uns einfach an besagtem Steinhaufen niedergelassen und
eine Runde Scharade gespielt. Hat auch irgendwie etwas unter freien,
frisch-blauem Himmel mit nichts als Natur um einen herum. Später ging es dann
in die Speisesaaljurte, also eigentlich nur ein solides Haus in Form einer
Jurte, die innen mit ganz vielen bunten Bändern geschmückt war.
Leider gab es
im Umkreis von vielen, vielen Kilometern keinen Supermarkt oder anderes
Restaurant, deswegen mussten wir wohl oder übel die überteuerten Preise
akzeptieren. Wir waren halbwegs gespannt wie es denn sein würde, denn zu den
gewöhnlichen Speisen gab es auch eine Lammkeule, eine mongolische Spezialität.
Tatsächlich hat die gar nicht so schlecht geschmeckt, allerdings war sie wie
auch die anderen Speisen leider nicht ihren Preis wert. Während des Essens
wurden wir und die anderen Gäste jedoch mit mongolischen Gesängen und Tänzen
unterhalten, welche sich auch nach dem Abendessen draußen am Feuer fortgesetzt
haben. Dort haben dann einige Chinesen angefangen in einem großen Kreis ums Feuer
zu tanzen und schwuppdiwupp waren alle anderen auch integriert.
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Traditionelle mongolische Kleidung |
Das war schon
wirklich lustig. Ein kleines Mango gab es allerdings, denn da wir die einzigen
Ausländer waren, wurden wir die ganze Zeit gefragt wo wir denn herkommen. An
und für sich schon etwas nervig wenn man diese Frage mindestens fünfmal am Tag
beantworten muss, wenn man allerdings zu sechs unterwegs ist und aus fünf
verschiedenen Staaten kommt, dann will man einfach gar nichts mehr sagen. Das Highlight
für uns an diesem Abend war dann als Jose, der aus Spanien kommt, der ganzen
Horde Chinesen den Macarena beigebracht hat und alle haben brav mit getanzt,
das war wirklich ein Bild für die Götter!
Nachdem wir
versucht haben uns bettfertigt zu machen (sehr schwierig wenn aus der Wasserleitung,
in der Toilette, welche im Prinzip die ganze Jurtenstadt benutzt, nur einige
Tropfen herauskommen, die gerade einmal ausreichen sich die Zähne zu putzen)
sind wir dann unter unsere Decken gekrabbelt und alle ganz nah zusammen
gerutscht, denn es war verdammt kalt. Unsere Bettstatt bestand auch ganz
traditionell nur aus einer Decke auf der man liegt, einer Decke zum Zudecken
und einem Kissen, welches mit einer Art Reis gefüllt war. Zwar wussten wir das
es kalt werden würde und hatten vorsorglich alle mehrere Schichten an, aber an
Schlaf war trotzdem nicht zu denken. Deswegen war ich wirklich sehr froh, als
halb fünf unser Wecker klingelte, der uns auf den Sonnenaufgang vorbereiten
sollte.
Wir hatten am Abend vorher die Mitarbeiter gefragt wann denn die Sonne
ungefähr aufgehen soll und alle meinten so circa um fünf. Naja, fast würde ich
mal sagen, denn als wir raus sind war der Himmel immer noch rabenschwarz oder
zumindest fast, denn am Himmel konnten wir Unmengen an Sternen sehen. Selbst in
Deutschland habe ich selten so einen schönen Nachthimmel gesehen und obwohl es
immer noch verdammt kalt war, war es das zu frühe Aufstehen wert. Für den
Sonnenaufgang selbst sind wir dann zu unserem Steinhügel gegangen und haben
frierend der Sonne entgegengefiebert. Die kam dann auch recht bald und hat die
heißersehnte Wärme mit sich gebracht.
Da wir in
der Nacht nicht allzu viel geschlafen hatten, sind die anderen dann doch alle
noch einmal ins Bett gekrochen. Aber für mich war es immer noch viel zu kalt
und unbequem, sodass ich mich allein aufgemacht habe und über eine sehr große
Weide spaziert bin. Das interessante daran war, dass das Gatter nicht
geschlossen war und Pferde sowie Schafe sich die Weide geteilt und trotzdem
noch genügend Platz hatten. Tatsächlich bin ich eine Stunde lang einmal quer
über die Weide gelaufen bevor ich auch nur eines der Tiere gesehen habe. Später
bin ich dann noch mit den anderen zu einem kleinen ausgetrockneten See gelaufen
und wir konnten es nicht glauben als wir auf einmal Kamele vor uns stehen
hatten. Denn irgendwie verbindet man diese Tiere immer mit Wüste und Sand und
nicht mit einer trockenen Graslandschaft. Wir haben uns dann in sicherer Entfernung
von den Kamelen mitten im See niedergelassen und darüber gefreut, dass der
Boden ganz rissig war und somit sehr witzige Muster gebildet hat, auch waren
wir ganz mutig und haben getestet ob das weise Zeug am Boden Salz ist (ist es)
und haben noch eine Partie Scharade gespielt, bevor es für uns auch schon
wieder an der Zeit dem Grasland den Rücken zu kehren.
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Ist das Kunst oder kann das weg? |
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Sieht nicht so aus, aber soll wohl ein See sein... manchmal |
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Ähhhh, was? Scharade mitten im See |
Das nächste
Ziel unserer Reise war nämlich dann tatsächlich die Wüste. Oder besser gesagt
eine Miniwüste, die sich Sounding Sand Desert 响沙湾沙漠 (xiangshawan
shamo) nennt. Sie hat diesen Namen bekommen, denn angeblich soll wenn man die
Sanddünen runterschlittert der Sand ein ganz bestimmtes Geräusch machen.
Forscher haben noch nicht so ganz raus gefunden warum, wieso, weshalb, aber es
scheint doch ein einzigsartiges Phänomen auf dieser Erde zu sein. Wir haben es
allerdings nicht gehört. Das könnte natürlich daran liegen, dass wir zu
beschäftigt waren die Dünen herunter zu kullern und Sandburgen zu bauen.
Tatsächlich haben wir uns sehr wie kleine Kinder in einem riesen Sandkasten
benommen, aber ich schätze das muss auch mal sein :) Da diese Wüste recht nah an
verschiedenen Städten liegt, ist die Touristenrate hier auch recht hoch,
zuletzt nicht auch dem Fakt geschuldet, dass hier die Tourismusbranche ein
Finanzloch gesehen hat und jetzt ordentlich aufrüstet mit Sandschlittenfahren,
Kamelreiten, Eisenbahnfahren, einem Swimmingpool, diversen Shows an
verschiedenen Stellen, welche einem die mongolische Kultur näher bringen soll.
All das ist an verschiedenen Stationen in der Wüste und verbunden mit den
verschiedensten Reisemittel und in den Stationen muss man auch gar nicht den
Sand betreten, denn alles ist ausgelegt mit Holzplanken. Besonders praktisch
für die Schickimickitouristen, die mit Highheels in die Wüste gehen.
Glücklicherweise ist in der Inneren Mongolei noch Off-Season, sodass sich die
Anzahl nerviger Touristen in Grenzen gehalten hat und wir die Gelegenheit
hatten über unberührte Dünen zu stiefeln und auf den Dünenkämmen sitzen zu
können und von dort einen wunderbaren Ausblick über die gesamte Wüste und die
dahinter anfangende Stadt hatten. Nachdem wir dann Sand in jeder Hosentasche,
jedem Schuh und jeder Öffnung unseres Körpers und wir alle einen kleinen
Sonnenbrand bekommen hatten, haben wir uns zurück nach Baoutou fahren lassen. Wo
wir nach einer ausgiebigen Dusche und stundenlangem Kartenspiel todmüde ins
Bett gefallen sind.
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Die Karawane zieht weiter |
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Diese Käfer sind in einem Mordstempo überall die Dünen hoch und runter gekrabbelt |
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Sandengel |
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Sandfiguren, welche Schneewitchen nacherzählt haben, leider zum Großteil schon recht zerstört |
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Sanddünenrunterrollen darf natürlich auch nicht fehlen |
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Diese lustigen Sandsocken hatten alle an die auf keinen Fall mit der Natur in Berührung kommen wollten |
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Pause |
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Wenn der Sand doch zu viel wird! |
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Wer hätte gedacht, dass Kängurus sich auch in der Wüste wunderbar tarnen können? |
Unseren
letzten Tag sind wir dann auch ganz entspannt angegangen und haben uns auf den Weg
ins städtische Grasland gemacht. Dieses erinnert eher an einen schlecht
gepflegten Park mit zu wenig Wasser, war aber mit seinen kleinen Jurten und
einem riesigen Aobao, von welchen jede Menge tibetische Gebetsflaggen
herunterwehen, doch irgendwie recht hübsch. Neben den regionalen mongolischen
Religionen, hat der tibetische Buddhismus hier einen sehr großen Einfluss, was
der Grund ist dafür, dass man oftmals die bunten Flaggen im mongolischen Wind
wehen sieht. In diesem kleinen Grasland gab es auch ein kleines Wildgehege mit
einigen Hirschen und Rehen, die allerdings nicht besonders gesund aussahen. Da
der mongolische Name der Stadt übersetzt „Ort mit Hirschen“ bedeutet, erklärt
sich dieses Hirschgehe, sowie diverse Hirschstatuen die überall in der Stadt
verteilt sind.
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Das städtische Grasland, weniger spektakulär |
Da das Wetter mal wieder auf unserer Seite war, haben wir uns
spontan zwei Dreiräder (also nicht die klassischen Kleinkinddreiräder, sondern
Tandemräder für drei Personen) ausgeliehen und sind damit eine Weile durch das
Grasland gefahren. Als es dann aber zu heiß und der Hunger zu groß wurde, haben
wir das Grasland verlassen und haben uns auf eine erfolgreiche Nahrungssuche
begeben. Da wir nicht wussten was man sonst noch schönes in der Stadt machen
kann, haben wir uns einfach in einem kleinen Park niedergelassen und (wer hätte
es gedacht) Karten gespielt. Dabei sind wir recht enthusiastisch vorgegangen
und haben die Aufmerksamkeit diverser Leute auf uns gezogen, denn an anderen
Stellen in diesem Park spielten bereits jede Menge alte Leute Karten und hin
und wieder blieb auch dort der eine oder andere stehen um den Spielverlauf zu
beobachten. Wir hatten auf jeden Fall jede Menge Spaß beim Spielen und haben
auf diese Art und Weise den Nachmittag ganz schnell rum gebracht.
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Milchtee mit Käse |
Am Abend
haben wir uns dann auf den Weg zu einem typisch mongolischen Restaurant
gemacht. Dieses wurde uns von einer Dame in einem Modegeschäft empfohlen, als
wir sie fragten wo man ein solches denn finden kann, soviel also zur
mongolischen Freundlichkeit. Nach langem Suchen hatten wir es jedenfalls
gefunden und haben geschlemmt was das Zeug hält. Auf der Speisekarte für uns
stand also zuerst eine Art Milchtee, in welchen man Käse getan hatte
(mongolischer Käse schmeckt ganz anders als man es als Europäer kennt, aber
trotzdem ziemlich gut, auch ist er nicht schnittfest, sondern eher wie
Frischkäse). Jedenfalls landete dieser im Tee, nicht so ganz mein Geschmack
aber den anderen hat es gefallen. Als nächstes gab es Joghurt mit einer Art
kleiner Cornflakeskrümmel (unglaublich lecker!), diverses Gemüse, natürlich
auch eine Lammkeule, diesmal jedoch wurde sie uns über einem kleinen Feuerchen
serviert und man konnte mit seiner sehr langen Gabel und dem dazugehörigen auch
sehr langem Messer sich die Stücke direkt von der Keule schneiden (ziemlich
cool und soooooo lecker!). Das Beste jedoch war der mongolische Käse, welcher frittiert
und danach karamellisiert wurde. Wirklich unglaublich lecker! Als wir dann alle
gesättigt waren, haben wir beschlossen, dass dies eines der besten Essen war
die je in China hatten und dass wir unbedingt mongolisches Essen in Nanjing
suchen müssen. Da der Abend noch jung war, sind wir dann noch zum KTV gegangen
und haben danach eine weitere Nacht in schönen weichen Betten genossen.
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Babyschaf (oder zumindest ein Teil davon) |
Denn am
nächsten Tag ging es auch schon wieder zurück nach Nanjing. Im Prinzip mit demselben
Zug, doch diesmal hatten wir aus Kostengründen nur Sitzplätze gebucht. Uns standen
also 19 Stunden sitzend im Zug bevor. An und für sich war das auch kein
Problem, wir haben Karten und andere Spiele gespielt, all unsere restlichen
Vorräte aufgefuttert, über Gott und die Welt geredet und schon war es um eins
in der Nacht und wir nur noch fünf Stunden von Nanjing entfernt. An diesem
Punkt haben wir dann allerdings den Fehler begangen, schlafen zu wollen, was
fast ein Ding der Unmöglichkeit ist, denn die Lichter wurden nicht
ausgeschaltet oder gedimmt, in den Zwischengängen wurde immer noch geraucht
(wirklich ganz toll, wenn eine halbe Stunde nach Start der ganze Zug schon wie
Kneipe stinkt) und die Lehnen unserer Sitze waren unbequem aufrecht.
Wir haben
es uns dann versucht so bequem wie möglich zu machen, auf der Schulter von den
anderen, mit Hilfe von Pullis und Schals oder einfach quer über die Beine der
anderen gelegt. Erfolgreich waren wir jedoch mit all diesen Techniken eher
weniger und als wir in Nanjing ankamen, waren wir nicht nur müde, sondern auch
ordentlich verspannt. Ob es den Mitreisenden, welche nur einen Stehplatz hatten
und die auf ihren Miniklappstühlen (die haben wirklich nur die Größe einer
halben Pobacke) mitten im Gang und vor dem Klo geschlafen haben besser ergangen
ist, da bin ich mir auch nicht so sicher, allerdings haben die sich von keinem
stören lassen, der des Nachtens über sie drüber klettern musste. Im Großen und
Ganzen war auch das wieder eine sehr interessante Erfahrung und im Gegensatz zu
den anderen würde ich das jederzeit wieder machen.
Von der
Sonne Braun gebrutzelt und tief entspannt von unserer Reise zurückgekehrt waren
wir nun also fit um uns wieder dem Unialltag zu stellen.
Das war es
nun zu meinem Abenteuer in der wunderschönen Inneren Mongolei.
Bis zum
nächsten Mal mit sonnigen Grüßen
Eure Jana!
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