von Einer die auszog die Welt zu erkunden Teil 2

Dienstag, 18. November 2014

Auf Dienstreise



Hallo ihr Lieben,

nun habe ich euch endlich mal ein bisschen was aus anderen Gegenden in China (außer Nanjing) zu erzählen, denn netterweise wurden einige andere Studenten und ich von unserem Stipendium eingeladen nach Suzhou und Wuxi zu reisen. Und wer sagt schon zu einer kostenlosen Reise nein (es scheint Leute zu geben die dem wiederstehen können, aber ich gehöre da auf keinen Fall mit dazu).
Besonders verlockend daran war die Tatsache, dass wir entschuldig nicht zum Unterricht erschienen sind, denn unsere Reise umfasste netterweise Donnerstag und Freitag. Gleich Donnerstagmorgen ging es los mit dem Bus nach Suzhou. Diese Stadt liegt auf ca. 2/3 der Strecke nach Shanghai und wird wegen der unzähligen kleinen und großen Flüsse und Kanäle auch das Venedig des Ostens genannt. Hier leben in etwa 6 Mio. Menschen dauerhaft und noch einmal so viele Wanderarbeiter. Die Zahl der Einwohner steigt aber stetig an, denn Suzhou wird als Arbeitsstätte immer beliebter. 


Nur die Chinaflagge lässt erkennen wo man sich wirklich befindet
Zuerst ging es für uns an die Suzhou Universität, dort haben wir uns einen Vortrag über die Geschichte der Stadt angehört (oder es zumindest versucht, denn natürlich war der Vortrag auf Chinesisch). Danach ging es in die Cafeteria zum Mittagessen. Warum sich alle Welt immer über die deutsche Mensa beschwert ist und bleibt mir ein Rätsel, denn das Essen dort hat nicht wirklich gut geschmeckt und dabei wurde mir erklärt, dass es in der Mensa für internationale Studenten an unserer Uni noch schlimmer ist. Aber wir haben es überlebt und sind danach mit Konfuziusstipendiaten der Uni ein wenig über den Campus spaziert und haben ordnungsgemäß für Fotos bereit gestanden. Lustiger weise hatte man dort ein wenig das Gefühl sich in Amerika zu befinden, denn die Gebäude sahen genauso aus, wie man es aus amerikanischen Filmen kennt.
Ein chinesischer Spielplatz
Als auch das erledigt war gingen wir zum nächsten Programmpunkt über: Sight-Seeing. Suzhou ist nicht nur für seine vielen Flüsse bekannt sondern auch für seine überaus schönen Gärten.  So befinden sich zwei der vier schönsten Gärten in Suzhou und einer davon, der Lingering Garden 
(liuyuan), wurde von uns im Sturm erobert. Dieser gehört auch wie die anderen Klassischen Gärten Suzhous zu den UNESCO Weltkulturerben und wurde im 16 Jh. Angelegt. Zwar ist er nicht so groß wie manch anderer Garten, so ist er doch trotzdem sehr schön anzuschauen. Leider kenne ich mich mit der chinesischen Gartenkunde nicht sehr gut aus, um euch jetzt das Besondere an genau diesem Garten zu beschreiben, deswegen lasse ich einfach mal ein paar Bilder für sich sprechen.










Kurz darauf ging es dann auch schon wieder weiter zur nächsten Attraktion, dem Kloster des kalten Berges 寒山 (hanshanshi). An und für sich ist der Tempel nichts Besonderes oder zumindest nicht wichtiger als andere Tempel. Aber weil da mal vor langer, langer Zeit (irgendwann im 8. Jh.) irgendein komischer Kauz (Zhang Ji 张继 um genau zu sein) den Tempel in einem sage und schreibe 2 Verse langen Gedicht erwähnt hat, ist genau dieser Tempel heute berühmt. Jetzt soll doch bitte noch einmal jemand sagen, dass die Chinesen nicht zumindest ein kleines bisschen verrückt sind! Nun will ich euch das Gedicht und Bilder des Klosters aber nicht vorenthalten. (Die Übersetzung von dem Gedicht ist übrigens nur eine Variante von vielen, aber mir gefällt sie.)





夜泊枫

月落乌啼霜满天,江枫渔火对愁眠。
姑苏城外寒山寺,夜半钟声到客船


Eine Nacht vertäut bei der Ahorn-Brücke

Der Mond geht unter, eine Krähe krächzt durch den Frost
Im Schatten der Ahornbäume befällt mich traurige Müdigkeit
Und ich höre, vom Kloster des Kalten Bergs hinter Suzhou,
Wie für mich im Boot läutet die Mitternachtsglocke.





Als auch das geschafft war und wir alle schon ganz hungrig waren, ging es dann zum Glück zum Abendessen. Und wie könnte es auch anders sein, wenn man von Chinesen eingeladen wird, gab es ein schickes und unglaublich leckeres Viele-Gänge-Menü. Ich bin wie immer sehr froh über meine Wahl in diese Region Chinas gezogen zu sein, denn meistens sind die Gerichte relativ süß und nicht (viel zu) scharf, wie in so vielen anderen Regionen, auch die gehäufte Anzahl an Zwiebeln fand ich super. Und zum Glück haben wir alle von den Knoblauchgarnelen gegessen, denn sonst wäre die Zeit im Bus für Einige weniger lustig geworden. Viel mehr ist dann an diesem Abend auch nicht mehr passiert, ich bin mit einigen anderen noch ein wenig durch die Straßen geschlendert, leider waren das nur Einkaufsstraßen. Und dann sind wir in das unglaublich flauschige und kuschelig-weiche Hotelbett gefallen, nachdem man eine Dusche mit warmem Wasser genießen konnte ohne sich um den Wasserverbrauch zu sorgen.

Nach einem westlich-chinesischem Frühstück und Tränen in den Augen, weil wir dieser wunderbaren Welt des Hotels wieder verlassen mussten, ging es dann aber trotzdem weiter nach Wuxi. Das liegt in Richtung Nanjing etwa eine halbe Stunde von Suzhou entfernt, hat inklusive Wanderarbeiter etwa 6 Mio. Einwohner und sieht insgesamt leer aus. Also naja … leer im Vergleich zu Nanjing und Suzhou, also vielleicht so voll wie eine europäische Großstadt. Auch hier erwartete uns ein Vortrag zur Geschichte der Stadt und überraschender Weise hab ich bis auf kleine Details alles verstanden. Juhuu! Der Referent ist Lehrer für Chinesisch als Fremdsprache und wusste somit wie er mit uns zu reden hat, was ich zur Abwechslung mal sehr angenehm fand. (Es bin nämlich nicht ich die kein Chinesisch kann, sondern alle anderen die nicht mit Ausländern umgehen können. Nein, kleiner Scherz!) 
Nach dem Mittagessen ging es dann zum Taihu , was Nichts anderes bedeutet als riesiger See. Muss ich noch irgendwas dazu sagen? Eigentlich nicht, aber ich bin ja gar nicht so. Mit ca. 2200km² ist er der drittgrößte Frischwassersee Chinas. An einer Stelle hatte man das Gefühl sich am Meer zu befinden, denn ein Ufer auf der anderen Seite war nicht in Sicht. Hier haben wir uns auf die Schildkrötenkopf-Halbinsel konzentriert. Den Namen verdankt die Insel einem natürlichen Steingebilde, was angebliche wie der Kopf einer Schildkröte aussehen soll. Selber gesehen habe ich den allerdings nicht. Aber nichts destotrotz konnten wir alle bei wunderschönem Herbstwetter die größtenteils natürliche Landschaft der Insel mit seinen bunten Bäumen genießen. Da wir viel zu viel Zeit darauf verwendet haben die Natur zu genießen und Bilder zu schießen, ist unsere Kahnfahrt leider ausgefallen und uns stand nun  nur noch die Busfahrt zurück nach Nanjing bevor.
endlich Herbst


In diesen zwei Tagen haben wir zwar alle fast kein Chinesisch gesprochen, dafür aber umso mehr über die örtliche Kultur gelernt und sind der Sinisierung einen großen Schritt näher gekommen, denn eine Reise von Chinesen organisiert und begleitet kann natürlich nur eines bedeuten. Alles ist auf die Minute genau und so knapp wie möglich durch geplant. Da heißt es dann halt auch immer: So hier habt ihr jetzt eine Stunde Zeit euch umzuschauen, folgt am besten dem gelben Fähnchen und zum Schluss natürlich noch ein Gruppenfoto und dann geht’s weiter. Meistens dauert dann die Fahrt zum nächsten Ziel ungefähr genauso lang wie man Zeit hat sich dort umzuschauen. Mich erinnert das sehr an die Unmengen an Asiaten die in europäischen Städten ausgekippt werden und nach dem gleichen Prozedere auf Sight-Seeing-Tour sind. Diesmal war ich halt ein der Teil der ausgekippten.

Bis zum nächsten Mal und allerliebste Grüße von eurer Jana

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