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Gläubige beim Gebetsraddrehen |
Da ich nun
schon einige Zeit in Sichuan rumgekurvt bin und meine Zeit langsam am Ablaufen
war, habe ich mich nun auf den Weg nach Yunnan begeben. Yunnan liegt im
Südwesten von China und grenzt im Süden sogar schon an Laos. Vor allem ist es
bekannt dafür, dass sich hier jede Menge Minderheiten tummeln und es ein
hervorrangendes Teeanbaugebiet ist. Doch dazu später mehr. Von Daocheng aus ging
es nun also nach Shangrila, wie es im Westen heißt oder 中甸 zhongdian, auf Chinesisch. Zwar ist die Strecke mal wieder
gar nicht so lang, allerdings besteht sie auch hier zum Großteil aus
unbefestigten Straßen und somit wurde es mal wieder eine zwölf-Stunden-Fahrt.
Zum Glück hatte ich diesmal nette Begleitung, denn mein Sitznachbar Michael (aus Österreich) und
ich haben uns auf Anhieb super verstanden und dann die ganze Busfahrt über
gequatscht. Das hat uns dann auch ein wenig von den mal wieder bodenlosen
Abgründen abgelenkt, allerdings nicht von der fantastischen Aussicht, die einen
mal wieder begleitet hat. Michael war auch mit einer etwas größeren Gruppe
zusammen unterwegs, die sich wohl alle im Laufe der Zeit durch Zufall zusammen
gefunden hatten und da hab ich mich dann auch ganz einfach mit angeschlossen
und zusammen haben wir uns in der Altstadt Shangrilas auf Hostel- und
Nahrungssuche begeben. Beides erfolgreich. Am nächsten Morgen sind wir beide
dann noch mit einer Chinesin und einem Chinesen, den alle nur „大哥“ (dage), „großer Bruder“ genannt haben, denn er kommt aus
Dali (einer Stadt weiter im Süden von Yunnan) und kannte sich schon recht gut
aus, losgezogen.
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Das riesige gelbe ist das Gebetsrad, ganz klein daneben der Tempel |
Zu viert sind wir also ein wenig durch die Altstadt gestromert, allerdings
ist diese bei einem Feuer im letzten Jahr komplett runter gebrannt und befindet
sich derzeit wieder im Aufbau. Trotzdem konnte man den alten Glanz noch ganz
gut erkennen, denn die Häuser hatten alle sehr schmuckvoll geschnitzte
Holzfassaden. Nachdem wir uns dann erst durch ein Museum gearbeitet hatten,
sind wir zum Schildkrötenhügelpark 烈龟山公园 (lieguishan) gegangen. Dieser
kleine Hügel befand sich tatsächlich mitten in der Altstadt und von hier hatte
man einen ganz wunderbaren Blick über die gesamte Stadt. Auch steht hier die
wohl größte Gebetsmühle der Welt. Angeblich soll sie wohl 24m hoch sein,
allerdings kam es mir gar nicht so groß vor. Ursprünglich wurde es auch nur für
die Touristen vor gar nicht allzu langer Zeit gebaut, aber jetzt kommen auch
jede Menge gläubige Buddhisten hierher und drehen ihr Runden. Nachdem uns vom
Zuschauen schon fast ein wenig schwindelig geworden ist, sind wir weiter
gezogen zum 白塔寺 (baitasi), welches ein komplett weißer kleiner Tempel
ist vor dem auch einige weiße Stupas stehen. Von hier hat man einen
wundervollen Blick über die Stadt. Später sind wir dann noch zur größten
Klosteranlage Yunnans gegangen, dem Songzanlintempel 松赞林寺.

Da
die Eintrittspreise für den „normalen“ Erwachsenen doch schon recht hoch sind
(und leider waren die anderen genau das), haben wir uns illegal
hereingeschlichen. Hier hat es sich doch endlich einmal ausgezahlt, dass
chinesische Wachhabende, Kartenabreiser etc. immer nur an ihrem Handy hängen,
denn so konnten wir einfach am Kartenhäuschen vorbei gehen und haben uns dann
irgendwann seitlich in die Büsche und den Hügel hochgeschlagen. Dort oben sind
wir dann auch über einen Himmelsbestattungsfriedhof gestolpert. Dies ist Brauch
im Vajrayana Buddhismus, welcher vor allem in Tibet und der Inneren Mongolei
praktiziert wird. Hierbei werden die Toten einfach auf einem Berggipfel oder
Hügel den Elementen frei gegeben oder Geiern zum Frass vorgeworfen. Dieser
Brauch hat auch eine ganz einfache Begründung: in Tibet und der Inneren
Mongolei sind die Böden so knochenhart, dass es unglaublich viel Arbeit kostet
jemanden zu begraben und wenn man die Toten den Vögeln zu fressen gibt, greifen
sie das Vieh nicht an. In Kangding hatte mir der Tibeter ein Video von so einer
Himmelsbestattung gezeigt und ich muss sagen, wer live dabei sein will, braucht
schon etwas stärkere Nerven. Hier in
Shangrila jedenfalls lagen überall verstreut Knochen herum. Einige eindeutig
von Tieren, allerdings haben wir auch einen menschlichen Schädel gefunden.
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Das Songzanlinkloster |
Das
war schon ein bisschen merkwürdig und der „große Bruder“ fand das auch gar
nicht so witzig, als wir super begeistert davon waren. Das Kloster selber lag
dann in einem kleinen Tal zwischen Bergen und Hügel, aber selber auch noch
einmal auf einem kleinen Hügel, die Mönchquartiere zu seinem Fuße und davor ein
wunderschöner kleiner See. Da wir am späten Nachmittag dort waren, hatte sich
schon so langsam eine Abendstimmung eingestellt, was das Ganze noch schöner
gemacht hat. Als dann noch die Sonne unterging, hat sie die eh schon
vergoldeten Dächer nur noch goldener erstrahlen lassen. Das Kloster von Innen
war auch nicht zu verachten, es gab diverse größere und kleinere Gebetshallen
für die verschiedensten Götter und Gottheiten und alles war in vielen bunten
Farben bemalt. Lustig war als wir in einen kleinen Nebenraum gegangen sind, der
einer eher unbedeutenden Gottheit gewidmet war, und an der Wand diverse
Schnapsflaschen standen, die waren definitiv im Gebrauch und nicht zur Opferung
gedacht, so viel stand fest. Aber nachdem ich die Mönche in Litang gesehen
habe, sollte mich das eigentlich nicht mehr überraschen. Am Abend haben wir uns
dann wieder mit den anderen getroffen und haben zusammen lecker Abendbrot und
Joghurt gegessen und bei einem Bierchen zusammen gesessen und uns hauptsächlich
übers Reisen unterhalten.
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Baitatempel |
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v.l.n.r.: Michael, die Chinesin vom Dienst (ich hab leider ihren Namen vergessen), der große Bruder und ich und wir alle vor dem Songzanlinkloster |
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Das Kloster mit See |
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Das Flüsschen hier noch ganz entspannt ... |
Am nächsten Morgen
hat sich unsere Reisegesellschaft dann aufgeteilt, denn ein jeder ist woanders
hingefahren. Michael hat mich dann ganz spontan mit zu Tiger-Leaping-Gorge 虎跳峡 (hutiaoxia) begleitet. Dies ist eine Schlucht durch welche
der Jiangtsekiang hindurchfließt und wo an der dünnsten Stelle (immernoch 25m
breit) ein Tiger über den Fluss sprang, um einem Jäger zu entkommen. Jedenfalls
hatten wir einen Zweitagestrip geplant um oberhalb des Flusses
entlangzuwandern. Das große Gepäck in einem Hostel abgestellt und schon ging es
los, im prallen Sonnenschein und auch gleich erst einmal hübsch steil den Berg
hinauf. Obwohl angeblich gerade Regenzeit in Südchina ist, haben wir davon an
diesem Tag eher nichts mitbekommen, auch die kleinen Bäume und Sträucher sahen
nicht so aus als ob sie all zu viel Wasser bekommen würden. Irgendwann ging der
Weg dann aber zwischen Bäumen hindurch und eher angenehm bergan und bergab, wir
haben einen Ziegenhirten mit seiner gesamten Herde getroffen und am Wegesrand
saßen auch immer mal wieder Einheimische, die Wasser, Schokoriegel und
Marihuana verkauft haben. Genau das was man zum Wandern braucht :)
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... und hier dann schon in die Schlucht gepresst als reißender Strom |
Unterwegs haben wir dann noch einige
andere Wanderer getroffen (weniger überraschend waren das alles Westler) und zusammen sind wir
dann in einem kleinen Dorf eingekehrt, welches wie die Idylle pur aussah und
auch wirklich leckeres Essen anzubieten hatte. An diesem Punkt waren wir schon
zwei Stunden oder so unterwegs und hatten damit gerade einmal ein Viertel der
Tagesstrecke geschafft. Nach dem Essen und bei schönster Nachmittagshitze ging
es dann noch einmal straff den Berg hinauf. Allerdings wurde man oben mit einer
wundervollen Aussicht belohnt, die sich zwar schon die ganze Zeit über
angekündigt hatte, den Aufstieg aber auf jeden Fall belohnt hat. Denn auf der
anderen Seite der Schlucht haben sich einige 5000er Berge aufgebaut, welche
ebenfalls ihre schneebedeckten Gipfel in Wolken verhüllt hatten. Gleichzeitig
konnte man auch einige Blicke auf den reisenden Strom unten im Tal erhaschen.
Der Rest der Strecke war dann auch relativ angenehm, denn man lief auf der
Schattenseite des Berges und es ging nicht mehr so extrem bergauf und bergab.
Insgesamt hat es allerdings trotzdem neun Stunden gedauert bis wir an unserem
Ziel, einem Hostel in der Hälfte der Schlucht, angekommen waren. Sehr erschöpft
haben wir dann alle zusammen die Aussicht von der Dachterrasse und ein Bierchen
genossen und sind dann knülle ins Bett gefallen.
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Die Berge auf der anderen Seite der Schlucht |
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Flüsschen in der Altstadt Lijiangs |
Leider war
es den nächsten Tag recht verregnet und deswegen haben wir beschlossen unsere Wanderung an
dieser Stelle abzubrechen und sind dann mit einem geteilten Taxi zurück nach
Qiaotou gefahren, wo wir unser restliches Gepäck eingesammelt haben. Unterwegs
hatten wir allerdings aber noch einen guten Blick auf den Fluss, denn die Straße
fuhr nur kurz oberhalb entlang. Dort hatten sich dann natürlich auch die ganzen
chinesischen Touristen gesammelt zum Fotos machen und da waren wir doch froh
uns für den anderen Weg entscheiden zu haben. Von Qiaotou aus sind wir dann
nach Lijiang 丽江getrampt und wurden von einem sehr netten Fahrer mitgenommen,
der uns nicht nur so einiges über die Region erzählen konnte, sondern uns dann
auch noch zum Mittagessen eingeladen hat. So haben wir eine spezielle Hühnersuppe
gegessen, die in Lijiang besonders beliebt ist. Diese ist im Prinzip eigentlich
nur eine normale Suppe mit Nudeln drin, allerdings gibt es dazu ein
Hünerbeinchen vom schwarzen Huhn. Der Fachbegriff für diese Art von Huhn ist „Seidenhuhn“
und hauptsächlich in Ost- und Südostasien verbreitet. Es ist ein wenig
gewöhnungsbedürftig schwarzes Fleisch zu essen, aber im Endeffekt schmeckt es
genau wie jedes andere Hühnchen auch. Da wir eigentlich gar nicht vor hatten in
Lijiang zu bleiben, sind wir dann einfach nur ein wenig durch die Altstadt
geschlendert (wenn man es so nennen kann, wenn man sein gesamtes Gepäck mit
sich rumschleppt) und haben uns dann auch ein Weilchen in einem der unzähligen
Teehäuser niedergelassen. Die Altstadt war früher ein kulturelles und
Handelszentrum für die Naxi 纳西, welche heute als eine der
Minderheiten Chinas gelten und immer noch in dem Gebiet in und um Lijiang und
auch in der Tiger-Leaping-Gorge angesiedelt sind.
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Tarditionelle Kleidung in Lijiang |
Hier ein,
wie ich finde sehr wichtiger, Einschub über Chinas Minderheiten. Neben den
Han-Chinesen, welche etwas mehr als 90% der chinesischen Bevölkerung ausmachen,
gibt es 55 weiter Nationalitäten, welche als Minderheiten gehandelt werden. Die
wohl bekanntesten sind die schön erwähnten Tibeter und die Uiguren, welchen im
Nordwesten Chinas leben. Als ich über Weihnachten in Hainan war, bin ich schon
auf eine kleine Gruppe von Minderheiten gestoßen, hier handelte es sich um die
Miao 苗族 und die Li 黎族. Einige wenige alte Damen in den
ländlichen Gebieten hatten noch die traditionellen Kleider an, aber ansonsten
hat man dort nur sehr wenig von ihnen gesehen bzw. wahrgenommen. Offensichtlich
war das mit den Tibetern anders und auch die Naxi und später auch die Bai 白族 und die Yi彝族 in Dali, haben sich da schon mehr
abgehoben. Denn hier haben recht viele vor allem Frauen (auch jüngere
Frauen) die traditionellen Kleider getragen. Dabei waren die Kleider
selber recht ähnlich (was weniger verwundert, da man sich in fast in der selben
Region aufhält) dafür aber hat sich der Kopfschmuck recht stark voneinander unterschieden.
Natürlich haben all diese Minderheiten auch ihre eigenen Feste und
Feierlichkeiten, sowie Sitten, Gebräuche und Musik, doch davon habe ich während
meines kurzen Aufenthaltes leider nichts mitbekommen. Insgesamt gibt es in
Yunnan allein schon 26 verschiedene Minderheiten und mal vom Tee abgesehen, ist
dies ein Fakt für den Yunnan (zumindest in China) sehr bekannt ist.

Was mich
wieder zurück nach Lijiang bringt, denn zwischen den vielen kleinen Gassen der
Altstadt, welche mit Teehäusern, Souvenirläden und natürlich Touristen gefüllt
waren, gab es hier auch recht viele junge Frauen und junge Mütter mit ihren
Töchtern die kleine Fotoshootings gemacht haben und dabei die traditionellen
Kleider getragen haben. Anfangs dachte ich noch dass dies vielleicht für
Modemagazine sind, aber wahrscheinlich waren das einfach nur etwas teurere Urlaubsfotos.
Es war auf jeden Fall sehr lustig zu betrachten und hat der Altstadt auch
keinen Abbruch getan. Vorher habe ich von vielen Reisenden gehört, dass die
Stadt gar nicht so schön ist, da es zu viele Touristen gibt, allerdings konnte
man sich ganz schnell und ganz einfach in all den Gassen verlaufen und somit
den Massen ganz gut aus dem Weg gehen und dann hatte die Stadt auf einmal etwas
sehr Schönes, fast Romantisches an sich. Wir waren dann beide doch ganz froh,
dass wir den spontanen Abstecher hierher gemacht haben, denn einfach nur durch
die Gassen stromern und dann von einem kleinen Hügel einen Blick über die
gesamte Stadt zu haben war doch sehr schön.
Aber all zu
bald haben wir uns dann wieder auf den Weg nach Dali 大理 gemacht.
Hier hat uns der große Bruder abgeholt und mit einem deutschen Pärchen, welches
wir auch in Shangrila schon getroffen haben wieder vereint. Dali selber hat
eine Geschichte welche schon 3000 Jahre alt ist. Schon seit jeher haben sich
hier diverse Minderheiten angesiedelt und ein mächtiges Königreich aufgebaut,
welches dann um das Jahr 1000u.Z. Dali zu einer der 13 größten Städte der Welt
gemacht haben soll. Dies ist kaum vorstellbar, denn heute zählt die Stadt
gerade einmal 600.000 Einwohner. Allerdings wahrscheinlich damit erklärbar,
dass die Mongolen sie während ihrer Herrschaft fast vollständig zerstört haben
und sämtliche Regierungsangelegenheiten nach Kunming verlagert wurden, welches
auch heute noch die Hauptstadt Yunnans ist. Heute jedenfalls teilt sich die
Stadt Dali in die Altstadt und Xiaguan (die Neustadt), für mich als Touristen
ist dabei allerdings nur die Altstadt von Bedeutung. Hier haben wir dann auch
unser Lager inmitten der kleinen Straßen aufgeschlagen und konnten somit ganz gemütlich
vom Hostel aus die Gegend erkunden und wie alle anderen auch ein wenig (oder
auch mehr) Tourist spielen.

Da das Wetter unglaublich schön war haben Michael,
die beiden Deutschen und ich beschlossen eine Fahrradtour um den nahe gelegenen
Erhaisee 洱海 zu machen. Dali liegt auf etwa 2000m Höhe auf einer Ebene,
welche von auch immer noch ca.
4000-5000m hohen Bergen umgeben ist, allerdings macht ein Großteil dieser Ebene
der Erhai aus, denn dieser ist 40km lang und etwa 7-8km breit. Riesig also! Wir
mit unserem Vorhaben in einmal zu umrunden, haben schon beim Losfahren nicht
wirklich daran geglaubt dass wir das schaffen werden und haben es dann auch
ganz gemütlich angegangen und sind immer wieder stehen geblieben um Fotos zu
machen oder einfach unsere Füße im erstaunlich klaren und sauber Wasser zu
baden oder einfach im Gras am Ufer zu sitzen und die Landschaft zu genießen. Zwischendurch
sind wir von einem kleinen Dorf zum nächsten gefahren, welche wirklich immer
nur einige wenige hundert Einwohner hatten, allerdings haben wir uns sehr über
den Stil der Häuser gefreut, denn sie sahen alle relative neu errichtet aus,
aber hatten alle sehr schön bemalte Hauswände und auch nicht so kitschig, wie
man es leider viel zu oft sieht. Nein, diese Dörfer sahen nicht reich aus, aber
dafür geschmackvoll hergerichtet. Mit den umgebenden Tabak- und Reisfeldern,
den Bergen im Hintergrund und dem See im Rücken hat all dies doch eine wunderschöne
Szenerie hergegeben und irgendwie hatten wir alle das Gefühl dass diese Region
einen wirklich dazu anregt einfach mal alle Viere gerade sein zu lassen und
einfach mal Nichts zu machen, außer das Leben genießen. Wirklich wunderschön!
Nachdem die Sonne und die Fahrradtour uns dann doch ein wenig geschlaucht
haben, sind wir dann auch glücklich und erschöpft ins Bett gefallen.
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Ein Mann der am See irgendwelche Pflanzen angelt |
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Der Einheimischenmarkt |
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Der Touristenmarkt |
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Der berühmte Sichuanpfeffer wächst hier einfach so am Wegesrand |
Am nächsten
Morgen hat der große Bruder Michael und mich zum Wandern abgeholt. Er selber
wohnt nämlich in Dali und geht unglaublich gern wandern und kennt sich
dementsprechend gut in den Bergen aus. Wir sind dann also gleich hinter
Altstadt den Berg hoch, allerdings nur auf halbe Höhe und hatten von dort einen
wirklich schönen Blick über die gesamte Ebene, Dalis Altstadt und den See. Dort
oben gab es dann einen entspannten Wanderweg, welcher sich auf immer gleicher
Höhe am Berg entlang zog. Hier hat uns der große Bruder dann einiges über Dali
und das Leben hier erzählt und auch eine kleine Einführung in die lokale
Pflanzenkunde gegeben. An einem Punkt hat er uns dann auch einen sehr
versteckten und überwucherten Pfad mitten auf den Berg hinauf geführt (der
überwachsene Pfad aus Kangding war ein Witz im Vergleich zu diesem hier!). Jedenfalls haben
wir uns durchs Gebüsch geschlagen und dann auch verstanden warum hier in den
Bergen hin und wieder Menschen verloren gehen und sterben, denn es war wirklich
einfach den Pfad zu übersehen und einfach mal den Berg hinab zustürzen wenn man
sich nicht auskennt.

Zum Glück war der große Bruder schon oft hier und wir sind
heil angekommen. Unser Ziel hier war ein nicht sehr großer, aber dafür
verlassener und wunderschöner Wasserfall, dessen Wasser direkt aus dem Berg kam
und unglaublich klar und auch kalt war. Dies haben wir herausgefunden als wir
uns darin abgekühlt haben. Ich bin ja nur bis zu den Knien ins Wasser und es
war schon eiskalt, aber Michael musste dann unbedingt eine Runde schwimmen
gehen. Verrückt! Allerdings war es recht warm wenn man wieder aus dem Wasser
raus kam, denn mittlerweile sind schon recht nebelige Wolken aufgezogen und
haben die Sonne erfolgreich vertrieben. An dieser Stelle haben wir dann einfach
mal die Ruhe und Natur genossen. Nach einem kurzen Mittagssnack sind wir dann
im Nieselregen wieder zurück gegangen, haben noch einen kurzen Stopp an einem
kleinen Tempel eingelegt und sind dann mehr oder weniger den Berg hinunter
gesprintet, denn mittlerweile hat es wie aus Eimern geschüttet und die Jungs
hatten natürlich nichts gegen Regen mit. Ist ja mal wieder typisch! Unten angekommen
haben wir ziemlich nass noch fix Dali typische Reisnudeln mit sauer eingelegtem
Gemüse gegessen (sehr lecker!) und sind dann nur noch schön warm duschen
gegangen. Am Abend haben wir vier Reisenden uns noch ein wenig die Altstadt zu
Gute getan und bei einem Bierchen zusammen gesessen, denn am nächsten Morgen hieß
es für uns alle voneinander Abschiednehmen.
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Dali und der Erhaisee von oben |
Leider war
die Zeit für mich zum Reisen dann doch vorbei und ich bin mal eben sieben
Stunden weiter in den Süden gefahren um in Kunming meinen Zug zurück nach Nanjing
nicht zu verpassen. Dies war allerdings auch eine Art von Abenteuer, denn mir
standen 38Stunden im Zug bevor. Vielleicht erklärt ihr mich jetzt für komplett
bescheuert, aber ich finde man kann das schon einmal machen, besonders wenn man
ein Liegeplatz gekauft hat und nicht die ganze Zeit sitzen muss. Erstaunlicherweise
bin ich dann doch schon genug Chinese, sodass ich die meiste Zeit geschlafen
habe und ansonsten vom Fenster aus die Landschaft betrachten konnte und so war
die Zeit doch schneller rum als erwartet und ich wieder zurück in Nanjing. Die
Zugfahrt war zum Glück auch recht ereignislos, niemand der geschnarcht hat,
kein Rumspucken und ewig lauten Unterhaltungen. Die Meisten haben sowieso die
ganze Zeit irgendwelche Fernsehsendungen auf ihren Smartphones oder I-Pads
geschaut und waren somit ruhig gestellt.
Dies waren
nun meine Erlebnisse im „Wilden Westen“, sowie meine letzten Abenteuer in
China. Nachdem ich noch einmal zwei Tage in Nanjing einige Dinge organisiert
habe, bin ich dann am Montag über Shanghai und Hanoi zurück nach Deutschland
geflogen und hier wieder gut angekommen. Während dieser elf Monate in China habe
ich doch einiges über Land und Leute gelernt und wenn ihr mich jetzt fragt wie
ich es finde, dann bleibt es doch eine sehr schwere Frage. Natürlich habe ich
die Zeit in China sehr genossen, was nicht zuletzt an vor allem den wunderbaren
Menschen liegt die ich hauptsächlich in Nanjing kennen gelernt habe. Auch haben
mich viele Menschen sehr beeindruckt, die trotz ihrer ärmlichen Lebensumstände
doch nicht verbittert wirken und das Leben halt einfach so nehmen wie es kommt.
Auf der anderen Seite hat mich die „Religion des Geldes“ und die Unmenschlichkeit,
welche immer noch zu oft zwischen den Menschen und auch zwischen Mensch und
Natur herrscht, zu tiefst geschockt. Hoffentlich konnte ich euch während der
letzten Monate ein halbwegs gutes Bild malen von den Orten an denen ich hier
gelebt und welche ich bereist habe und ihr habt ein besseres Verständnis von China.
Natürlich hätte ich immer gern noch viel mehr geschrieben, allerdings wäre dann
keine Zeit zum Reisen übrig geblieben und ich hätte wahrscheinlich ganze Bücher
damit füllen können. Ich hoffe ihr habt es trotzdem genossen den Blog zu lesen
und vielleicht fühlt sich der Eine oder Andere jetzt auch dazu angespornt in
die große weite Welt hinaus zu gehen. Ich kann nur sagen: es lohnt sich!
Damit
verabschiede ich mich von euch.
Wie immer
allerliebste Grüße von eurer Jana!
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