von Einer die auszog die Welt zu erkunden Teil 2

Sonntag, 19. Juli 2015

Letzte Reise Teil 1: Jana meets Panda



Hallöchen ihr Lieben,

die Zeit ist reif und hier nun die Reiseberichte meiner letzten Abenteuer in China:

Irgendwann im Herbst hatte mir ein Freund Bilder von einer Reise in den Südwesten Chinas gezeigt und schon damals stand für mich fest: Ich muss dahin! Nicht ich möchte da gern hin, nein, ich muss dahin. Deswegen stand mein Reiseplan auch ganz schnell fest und nun ging es nur noch darum eine nette Reisebegleitung zu finden, dies stellte sich allerdings als etwas schwieriger heraus, genauer gesagt als für mich unmöglich. Aber das hat mich auch nicht davon abgehalten und so bin ich seit langem mal wieder allein losgezogen, hinaus in die große weite Welt. Mein Plan war also in ca. drei Wochen von Chengdu (der Hauptstadt Sichuans 四川) nach Kunming (der Hauptstadt Yunnans 云南) zu reisen. 

Los ging es dann am 27.6. mit dem Zug in nur zwölf Stunden auf nach Chengdu 成都. Hier wurde ich von einer unglaublich herzlichen Mutti, Habi, empfangen, bei welcher ich mich zum Couchsurfing einquartiert habe. Sie wohnt zusammen mit Ehemann und zwei Jahre altem Sohn in einem von diesen riesigen Wohnhochhäusern außerhalb der Stadt. Wir haben abends immer ewig zusammen gesessen und gequatscht und dabei habe ich nicht nur vieles über China erfahren, sondern auch eine neue Generation Chinesen kennen gelernt, welche sich tatsächlich große Gedanken über die Umwelt und die Politik macht. Das war eine wirklich erfrischende Erfahrung. Ein wenig entmutigend war allerdings dass ich beim Spielen mit dem kleinen Jungen oftmals nicht verstanden habe, was er mir versucht hat zu erzählen. Verdammt, er ist zwei Jahre alt! Sollte mein Chinesisch wirklich so schlecht sein?

Um die nationale Entdeckungsreise vom Abend dann aber auch auf die lokale Ebene zu bringen, bin ich dann am nächsten Tag auch gleich los und habe Chengdu erkundet, zu Fuß versteht sich ja von selbst. In Chengdu, heute mit einer Einwohnerzahl von ca. 14Mio. Menschen, haben sich schon vor etwa 4000 Jahren die ersten Menschen nieder gelassen, es war an irgendeinem Punkt der Geschichte einmal Hauptstadt des Chinesischen Reiches und hier wurde auch das Papiergeld erfunden. Das Stadtzentrum hat mich witziger Weise ein wenig an Berlin erinnert, denn hier hat man einen ähnlichen Baustil für Wohnhäuser gefunden. Ein Hoch auf den Kommunismus kann ich da wahrscheinlich nur sagen.
Beim herumstromern bin ich dann auf eine alte Straße gestoßen oder besser gesagt eine renovierte Straße, welche früher wohl eine Basis für Handel war, heute auch immer noch ist, allerdings definitiv auf den Touristen eigerichtet. Dementsprechend waren dann auch viele von dieser Spezies dort und da ich ohne Begleitung und mit nur einigen Yuan in der Tasche unterwegs war, habe ich schnell die Flucht ergriffen und bin in einem schönen kleinen Park gelandet. Dieser nannte sich „Kulturpark“ 文化园 (wenhuayuan) und hat sich definitiv der Kultur des Teetrinkens gewidmet, denn um den kleinen See haben sich so einige Teehäuser gedrängt und dort saßen dann (hauptsächlich alte) Leute die alle Tee getrunken haben und Karten oder Majiang gespielt haben. Die Teehäuser muss man sich dann auch eher wie unsere Biergärten vorstellen, einfach nur eine kleine Hütte für den Verkauf und dann jede Menge kleiner Tische, unter Sonnenschirmen, um die herum sich die Menschen verteilten. Die Atmosphäre war zwar nicht leise, aber so entspannt, dass ich mich dann auch eine Weile an den See gesetzt habe und einfach meine Seele hab baumeln lassen. 

Ying&Yang inklusive die chinesischen Tierkreiszeichen
Später ging es dann weiter durch einen anderen Park, wo ein Chor oder so gerade seine Probe hatte. Hier ein kleiner Einschub: anscheinend stört es keinen oder es gibt kein Gesetzt in China gegen Ruhestörung, denn vor allem in Parks kann man ganz oft Menschen sehen, die gerade dabei sind ein (zumeist sehr lautes) Instrument zu spielen und viele von ihnen sind offensichtlich noch in der Lernphase. Das ist zwar nicht immer sehr angenehm fürs Ohr, aber doch schön zu wissen, dass es für diese Menschen einen Ort gibt wo sie ungestört üben können. So etwas wäre in Deutschland ja unvorstellbar. Nach diesem musikalischen Einschub bin ich dann weiter zu einem daoistischen Tempel, 青羊官 (qingyangguan). Ich glaube fast, dass dies der erste daoistische Tempel war den ich gesehen habe und es war wirklich mal eine neue Erfahrung, denn nicht nur war dieser Tempel nicht in den letzten zwanzig Jahren renoviert worden und so hatte sich die Natur teilweise schon wieder breit gemacht (was ja auch sehr gut zum Konzept des Daoismus passt, denn das Ziel hier ist zum Ursprung zurück zu kehren), überall sprangen einem Yin&Yang und andere für den Daoismus wichtige Symbole (welche ich noch aus meiner Leipziger Unizeit kenne) entgegen.
Auch hier war der Tempel, der halb auch Garten war, erfüllt von Musik. Nicht so geschmackloser überlauter Popmusik, wie sie einem meistens auf der Straße begegnet, sondern schöne seichte traditionelle chinesische Musik. Besonders beeindruckt war ich dabei von einem Jungen, der vielleicht zehn Jahre alt war, der auf einer Bambusflöte gespielt hat, aber so unglaublich gut, dass ich nicht die Einzige war die sich verdächtig lange in seiner Nähe aufgehalten hat. Naja, aber irgendwann bin ich dann doch weiter und habe mich in der Sichuan-Küche ausprobiert. Diese ist in ganz China sehr beliebt und leider bekannt dafür dass sie sehr scharf is(s)t und das wo ich doch so gar kein Freund von scharfem Essen bin. Ich hab es dann aber doch gewagt und einen Teller Nudeln mit Rindfleisch bestellt. Als das Essen dann kam, dachte ich nur: Jetzt muss ich sterben. Denn leider war die Suppe vom schönsten, strahlendsten Rot, was ich in langer Zeit gesehen habe. Rot, wie wir wissen ist eine Warnfarbe, dies trifft definitiv auch auf das Essen in China zu. Zum Glück war es im Endeffekt aber gar nicht so schlimm oder ich hab mich einfach doch schon ein wenig an scharfes Essen gewöhnt, jedenfalls stand mir nur ein wenig der Schweiß auf der Stirn und mein Mund brannte auch fast gar nicht. Juhuuu!
Wandmalereien im daoistischen Tempel

Nachdem Mittagessen habe ich mich noch ein wenig auf die Spuren des Dichters Dufu 杜甫 gemacht, welcher einer der drei berühmtesten in China ist. An einem Punkt in seinem Leben hat er in Chengdu Halt gemacht und sich einen großen Garten bauen lassen, wo er zwischen Bambus und kleinen Teichen oder unter überdachten Gängen entlangwandeln und sich neue Gedichte ausdenken konnte. Heute sind die meisten Gebäude in Museen umgewandelt, allerdings kann man sich immer noch gut vorstellen, wie der Herr hier seine Ruhe gefunden hat. 

Den nächsten Tag habe ich dann auch ganz entspannt in einem weiteren Park begonnen, wo auch wieder jede Menge Leute in Teehäusern saßen, Chengdu soll wohl für seine vielen Teehäuser bekannt sein. Später habe ich mich dann mit Thomas und Philipp, beides Studienkollegen aus Leipzig die gerade aus Beijing gekommen sind, getroffen und zusammen haben wir einen buddhistischen Tempel besucht. An und für sich nicht weiter besonders, höchstens, dass dieser im Gegensatz zu den meisten Tempeln an der Ostküste nicht renoviert war, sodass hier das dunkle Holz definitiv dominiert hat und dem ganzen Tempel eine ruhige und entspannte Atmosphäre verpasst hat. Danach sind wir ein wenig durch die umliegenden Straßen gestromert, welche im wahrsten Sinne des Wortes aus dem gleichen Holz geschnitzt waren und wo man natürlich alles was das Touriherz begehrt finden kann, aber auch eine ganze Straße, welche voll war mit Teehäusern.
Das nenn ich mal ein Teeglas! :)
Da die Beiden noch ein wenig müde vom frühen Aufstehen und ich von diesem Orten sowieso wie magisch angezogen werde, haben wir beschlossen hier einzukehren.  Da haben wir dann eine ganze Weile gesessen, Tee in uns hinein geschüttet, leckere chinesische Kekse gefuttert und gequatscht ohne Ende, denn zwar hab ich Thomas schon auf unserer gemeinsamen Taiwanreise gesehen, Philipp aber schon seit ich Deutschland verlassen habe nicht mehr. Und so war der Tag dann auch ganz schnell rum und wir sind noch zusammen in ein vegetarisches Restaurant, welches von dem buddhistischen Tempel betrieben wurde und haben uns einmal durch das Buffet gefuttert, allerdings muss ich sagen, dass die Chinesische Küche schon einige sehr gute vegetarische Gerichte hat, allerdings nur Gemüsematsch (etwas anderes war es leider nicht) ist dann doch nicht so ganz meins. 


Um nun auch endlich meinem Blognamen gerecht zu werden, haben wir uns an diesem Tag endlich die berühmten Pandabären angeschaut. Etwas außerhalb der Stadt befindet sich eine Art Zoo oder besser gesagt ein riesiger Garten, wo hin und wieder ein Gehege steht und darin sind die knuffigsten und zugleich auch dümmsten und faulsten Tiere die dieser Planet hervor gebracht hat. Warum knuffig, ich glaube das erklärt sich von selbst, denn zwar bestehen die großen riesen Pandas im Prinzip nur aus Fett und Fell, aber sehen doch sehr wie übergroße Kuscheltiere aus. Faul sind sie, weil was will man im Käfig schon groß machen außer Essen und Schlafen und außer dem Menschen hat er keine natürlichen Feinde.
Und dumm sind sie, denn es gibt Videos wo Pandas gezeigt wird, wie man seine Kinder groß zieht, also zum Beispiel setzt man sich nicht auf die Kleinen drauf, denn leider ist dies ein Grund warum die Pandapopulation nicht explosionsartig nach oben schießt. Nachdem wir einen Film über eine Pandageburt gesehen haben, wundert mich das auch überhaupt nicht, denn ein erwachsener Panda ist ausgestreckt schon fast so groß wie ein Mensch und hat bei weitem dickere Arme und Beine. Ein Neugeborener Panda ist allerdings nur so groß wie eine menschliche Hand. Nun stellt euch vor ihr habt eure komplette Garnitur an Wintersachen zweimal an und dann so ein kleines wehrloses Etwas in eurer Obhut. Schon schwieriger! Insgesamt waren die Pandas zwar echt niedlich, auch die roten Pandas, allerdings hat man nur eine Handvoll von ihnen gesehen und da stand dann auch immer schon eine Horde chinesischer Touristen um sie herum und schrie und kreischte: „Komm her, ich will ein Foto von dir machen!“
Als ob die Pandas sie verstehen würden und das nachdem überall Schilder standen, man soll doch bitte leise sein.
Nachdem wir uns nun also große Pandas angeschaut haben, sind wir zum flächenmäßig größten Gebäude der Welt gefahren. Dieses war zwar tatsächlich ziemlich riesig, wenn man direkt davor stand, allerdings wurde dieses Konzept nicht auf den Innenraum übertragen, denn mal abgesehen davon dass hier alles in Marmor und Gold gehalten war (was völlig übertrieben war), hat man von der Größe nichts mehr gesehen, denn alles war klein und verwinkelt. Eigentlich schade, denn man hätte wirklich viel draus machen können. Aber wie so oft hatte mal wieder ein Architekt eine wundervolle Idee, hat sie im Endeffekt allerdings nur bis zum Entwurf durchdacht und nicht ob es sich wirklich lohnt zu bauen, denn wie so viele edle Shoppingmalls befanden sich auch hier nur sehr wenige Kunden und viele Teile des Gebäudes standen sogar noch leer. Das könnte allerdings auch daran liegen, dass in den letzten Jahren diverse Politiker und Businessleute, die hinter dem Projekt standen, wegen Korruption verhaftet wurden.

Am Abend haben wir uns dann todesmutig in ein Hotpot-Restaurant begeben, sehr wohl in dem Wissen dass es wahrscheinlich ziemlich scharf werden könnte, man aber zum Glück immer „nicht-scharf“ bestellen kann. Haha, nix da, Pustekuchen! Als wir unseren Hotpot (also im Prinzip einfach eine Metallschale gefüllt mit Suppe) bekommen hatten, dachten wir schon: das wars jetzt endgültig. Denn Obwohl wir nur ein wenig scharf bestellt hatten, war die Suppe tiefrot. Als wir dann die ersten Zutaten rausgefischt hatten und uns in den Mund geschoben hatten wurden all unsere Befürchtungen bestätigt: es war so verdammt scharf! Es war dann auch irgendwie mehr Folter als ein angenehmes Abendessen, aber wir haben es trotzdem irgendwie überstanden und sind auch alle noch am Leben.

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