Hallöchen
ihr Lieben,
die Zeit ist
reif und hier nun die Reiseberichte meiner letzten Abenteuer in China:
Irgendwann
im Herbst hatte mir ein Freund Bilder von einer Reise in den Südwesten Chinas
gezeigt und schon damals stand für mich fest: Ich muss dahin! Nicht ich möchte
da gern hin, nein, ich muss dahin. Deswegen stand mein Reiseplan auch ganz
schnell fest und nun ging es nur noch darum eine nette Reisebegleitung zu
finden, dies stellte sich allerdings als etwas schwieriger heraus, genauer
gesagt als für mich unmöglich. Aber das hat mich auch nicht davon abgehalten
und so bin ich seit langem mal wieder allein losgezogen, hinaus in die große
weite Welt. Mein Plan war also in ca. drei Wochen von Chengdu (der Hauptstadt
Sichuans 四川) nach Kunming (der Hauptstadt Yunnans 云南) zu reisen.
Los ging es
dann am 27.6. mit dem Zug in nur zwölf Stunden auf nach Chengdu 成都. Hier wurde ich von einer unglaublich herzlichen Mutti,
Habi, empfangen, bei welcher ich mich zum Couchsurfing einquartiert habe. Sie
wohnt zusammen mit Ehemann und zwei Jahre altem Sohn in einem von diesen
riesigen Wohnhochhäusern außerhalb der Stadt. Wir haben abends immer ewig
zusammen gesessen und gequatscht und dabei habe ich nicht nur vieles über China
erfahren, sondern auch eine neue Generation Chinesen kennen gelernt, welche
sich tatsächlich große Gedanken über die Umwelt und die Politik macht. Das war
eine wirklich erfrischende Erfahrung. Ein wenig entmutigend war allerdings dass
ich beim Spielen mit dem kleinen Jungen oftmals nicht verstanden habe, was er
mir versucht hat zu erzählen. Verdammt, er ist zwei Jahre alt! Sollte mein
Chinesisch wirklich so schlecht sein?
Um die
nationale Entdeckungsreise vom Abend dann aber auch auf die lokale Ebene zu
bringen, bin ich dann am nächsten Tag auch gleich los und habe Chengdu
erkundet, zu Fuß versteht sich ja von selbst. In Chengdu, heute mit einer
Einwohnerzahl von ca. 14Mio. Menschen, haben sich schon vor etwa 4000 Jahren
die ersten Menschen nieder gelassen, es war an irgendeinem Punkt der Geschichte einmal Hauptstadt des Chinesischen Reiches und hier wurde auch das
Papiergeld erfunden. Das Stadtzentrum hat mich witziger Weise ein wenig an
Berlin erinnert, denn hier hat man einen ähnlichen Baustil für Wohnhäuser
gefunden. Ein Hoch auf den Kommunismus kann ich da wahrscheinlich nur sagen.
Beim herumstromern bin ich dann auf eine alte Straße gestoßen oder besser
gesagt eine renovierte Straße, welche früher wohl eine Basis für Handel war,
heute auch immer noch ist, allerdings definitiv auf den Touristen eigerichtet. Dementsprechend waren dann auch viele von dieser Spezies dort und da ich
ohne Begleitung und mit nur einigen Yuan in der Tasche unterwegs war, habe ich
schnell die Flucht ergriffen und bin in einem schönen kleinen Park gelandet.
Dieser nannte sich „Kulturpark“ 文化园 (wenhuayuan) und hat sich definitiv
der Kultur des Teetrinkens gewidmet, denn um den kleinen See haben sich so
einige Teehäuser gedrängt und dort saßen dann (hauptsächlich alte) Leute die
alle Tee getrunken haben und Karten oder Majiang gespielt haben. Die Teehäuser
muss man sich dann auch eher wie unsere Biergärten vorstellen, einfach nur eine
kleine Hütte für den Verkauf und dann jede Menge kleiner Tische, unter
Sonnenschirmen, um die herum sich die Menschen verteilten. Die Atmosphäre war
zwar nicht leise, aber so entspannt, dass ich mich dann auch eine Weile an den
See gesetzt habe und einfach meine Seele hab baumeln lassen. Ying&Yang inklusive die chinesischen Tierkreiszeichen |
Später ging
es dann weiter durch einen anderen Park, wo ein Chor oder so gerade seine Probe
hatte. Hier ein kleiner Einschub: anscheinend stört es keinen oder es gibt kein
Gesetzt in China gegen Ruhestörung, denn vor allem in Parks kann man ganz oft
Menschen sehen, die gerade dabei sind ein (zumeist sehr lautes) Instrument zu
spielen und viele von ihnen sind offensichtlich noch in der Lernphase. Das ist
zwar nicht immer sehr angenehm fürs Ohr, aber doch schön zu wissen, dass es für
diese Menschen einen Ort gibt wo sie ungestört üben können. So etwas wäre in
Deutschland ja unvorstellbar. Nach diesem musikalischen Einschub bin ich dann
weiter zu einem daoistischen Tempel, 青羊官 (qingyangguan). Ich glaube
fast, dass dies der erste daoistische Tempel war den ich gesehen habe und es
war wirklich mal eine neue Erfahrung, denn nicht nur war dieser Tempel nicht in
den letzten zwanzig Jahren renoviert worden und so hatte sich die Natur
teilweise schon wieder breit gemacht (was ja auch sehr gut zum Konzept des
Daoismus passt, denn das Ziel hier ist zum Ursprung zurück zu kehren), überall
sprangen einem Yin&Yang und andere für den Daoismus wichtige Symbole
(welche ich noch aus meiner Leipziger Unizeit kenne) entgegen.
Auch hier war der
Tempel, der halb auch Garten war, erfüllt von Musik. Nicht so geschmackloser
überlauter Popmusik, wie sie einem meistens auf der Straße begegnet, sondern
schöne seichte traditionelle chinesische Musik. Besonders beeindruckt war ich
dabei von einem Jungen, der vielleicht zehn Jahre alt war, der auf einer
Bambusflöte gespielt hat, aber so unglaublich gut, dass ich nicht die Einzige
war die sich verdächtig lange in seiner Nähe aufgehalten hat. Naja, aber
irgendwann bin ich dann doch weiter und habe mich in der Sichuan-Küche
ausprobiert. Diese ist in ganz China sehr beliebt und leider bekannt dafür dass
sie sehr scharf is(s)t und das wo ich doch so gar kein Freund von scharfem
Essen bin. Ich hab es dann aber doch gewagt und einen Teller Nudeln mit
Rindfleisch bestellt. Als das Essen dann kam, dachte ich nur: Jetzt muss ich
sterben. Denn leider war die Suppe vom schönsten, strahlendsten Rot, was ich in
langer Zeit gesehen habe. Rot, wie wir wissen ist eine Warnfarbe, dies trifft
definitiv auch auf das Essen in China zu. Zum Glück war es im Endeffekt aber
gar nicht so schlimm oder ich hab mich einfach doch schon ein wenig an scharfes
Essen gewöhnt, jedenfalls stand mir nur ein wenig der Schweiß auf der Stirn und
mein Mund brannte auch fast gar nicht. Juhuuu!Wandmalereien im daoistischen Tempel |
Nachdem
Mittagessen habe ich mich noch ein wenig auf die Spuren des Dichters Dufu 杜甫 gemacht, welcher einer der drei berühmtesten in China ist.
An einem Punkt in seinem Leben hat er in Chengdu Halt gemacht und sich einen
großen Garten bauen lassen, wo er zwischen Bambus und kleinen Teichen oder
unter überdachten Gängen entlangwandeln und sich neue Gedichte ausdenken
konnte. Heute sind die meisten Gebäude in Museen umgewandelt, allerdings kann
man sich immer noch gut vorstellen, wie der Herr hier seine Ruhe gefunden hat.
Den nächsten
Tag habe ich dann auch ganz entspannt in einem weiteren Park begonnen, wo auch
wieder jede Menge Leute in Teehäusern saßen, Chengdu soll wohl für seine vielen
Teehäuser bekannt sein. Später habe ich mich dann mit Thomas und Philipp,
beides Studienkollegen aus Leipzig die gerade aus Beijing gekommen sind,
getroffen und zusammen haben wir einen buddhistischen Tempel besucht. An und
für sich nicht weiter besonders, höchstens, dass dieser im Gegensatz zu den
meisten Tempeln an der Ostküste nicht renoviert war, sodass hier das dunkle
Holz definitiv dominiert hat und dem ganzen Tempel eine ruhige und entspannte
Atmosphäre verpasst hat. Danach sind wir ein wenig durch die umliegenden
Straßen gestromert, welche im wahrsten Sinne des Wortes aus dem gleichen Holz
geschnitzt waren und wo man natürlich alles was das Touriherz begehrt finden
kann, aber auch eine ganze Straße, welche voll war mit Teehäusern.
Da die
Beiden noch ein wenig müde vom frühen Aufstehen und ich von diesem Orten
sowieso wie magisch angezogen werde, haben wir beschlossen hier
einzukehren. Da haben wir dann eine
ganze Weile gesessen, Tee in uns hinein geschüttet, leckere chinesische Kekse
gefuttert und gequatscht ohne Ende, denn zwar hab ich Thomas schon auf unserer
gemeinsamen Taiwanreise gesehen, Philipp aber schon seit ich Deutschland
verlassen habe nicht mehr. Und so war der Tag dann auch ganz schnell rum und
wir sind noch zusammen in ein vegetarisches Restaurant, welches von dem
buddhistischen Tempel betrieben wurde und haben uns einmal durch das Buffet
gefuttert, allerdings muss ich sagen, dass die Chinesische Küche schon einige
sehr gute vegetarische Gerichte hat, allerdings nur Gemüsematsch (etwas anderes
war es leider nicht) ist dann doch nicht so ganz meins.
Das nenn ich mal ein Teeglas! :) |
Als ob die Pandas sie verstehen würden und das nachdem überall Schilder standen, man soll doch bitte leise sein.
Nachdem wir
uns nun also große Pandas angeschaut haben, sind wir zum flächenmäßig größten
Gebäude der Welt gefahren. Dieses war zwar
tatsächlich ziemlich riesig, wenn man direkt davor stand, allerdings wurde
dieses Konzept nicht auf den Innenraum übertragen, denn mal abgesehen davon
dass hier alles in Marmor und Gold gehalten war (was völlig übertrieben war),
hat man von der Größe nichts mehr gesehen, denn alles war klein und verwinkelt.
Eigentlich schade, denn man hätte wirklich viel draus machen können. Aber wie
so oft hatte mal wieder ein Architekt eine wundervolle Idee, hat sie im
Endeffekt allerdings nur bis zum Entwurf durchdacht und nicht ob es sich
wirklich lohnt zu bauen, denn wie so viele edle Shoppingmalls befanden sich
auch hier nur sehr wenige Kunden und viele Teile des Gebäudes standen sogar
noch leer. Das könnte allerdings auch daran liegen, dass in den letzten Jahren
diverse Politiker und Businessleute, die hinter dem Projekt standen, wegen
Korruption verhaftet wurden.
Am Abend
haben wir uns dann todesmutig in ein Hotpot-Restaurant begeben, sehr wohl in
dem Wissen dass es wahrscheinlich ziemlich scharf werden könnte, man aber zum
Glück immer „nicht-scharf“ bestellen kann. Haha, nix da, Pustekuchen! Als wir
unseren Hotpot (also im Prinzip einfach eine Metallschale gefüllt mit Suppe)
bekommen hatten, dachten wir schon: das wars jetzt endgültig. Denn Obwohl wir
nur ein wenig scharf bestellt hatten, war die Suppe tiefrot. Als wir dann die
ersten Zutaten rausgefischt hatten und uns in den Mund geschoben hatten wurden
all unsere Befürchtungen bestätigt: es war so verdammt scharf! Es war dann auch
irgendwie mehr Folter als ein angenehmes Abendessen, aber wir haben es trotzdem
irgendwie überstanden und sind auch alle noch am Leben.
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