von Einer die auszog die Welt zu erkunden Teil 2

Mittwoch, 24. Juni 2015

Was sonst so geschah

 




 Hallo ihr Lieben,

hier bin ich nun schon wieder, ein letztes Mal aus direkt aus Nanjing, denn meine Zeit hier ist nun endgültig vorbei. Ich wurde jetzt schon einige Male gefragt ob ich denn überhaupt noch zur Uni gehe. Ja, ich bin immer noch zur Uni gegangen, allerdings war es für mich nicht weiter erwähnenswert, denn der Unterricht hat einen Tiefstand in Langweiligkeit erlang. Nachdem ich nun auch die HSK 5 Prüfung (standartisierte Prüfung des Chinesischlevels) erfolgreich bestanden habe, ist meine Motivation für die letzten (nicht wichtigen) Prüfungen zu lernen leider auch auf einen Tiefpunkt gestoßen. Hier geht das Leben ansonsten seinen gewohnten Gang, einigen Freunden mussten wir schon auf Wiedersehen sagen und alle sind dabei ihre Sachen zu packen und letzte Reisevorbereitungen zu treffen. 

Aber was ist sonst in den letzten Wochen passiert? Tatsächlich nicht all zu viel. Ihr erinnert euch sicherlich an meinen entsetzten Aufschrei, als die kleine Fressmeile renoviert wurde. Diese Renovierung ging doch innerhalb von einer Woche von statten, so haben nun alle Läden hübsche Glastüren (besonders praktisch im Winter, da diese Türen natürlich nicht isoliert sind), sowie Rollgitter, die von den Meisten gar nicht benutzt werden. Außerdem wurden einige Läden auch gleich von Innen renoviert und haben dadurch leider all ihre Persönlichkeit und ihren Charme verloren. Andere Läden sind bis heute noch nicht zurückgekehrt und ich habe die leise Befürchtung dass sie das auch nicht mehr tun werden. An einigen Stellen ist die Straße vor den Läden auch immer noch mehr ein aufgerissenes Schlachtfeld und auch hier sieht es nicht nach schneller Besserung aus, aber wer braucht schon einen sicheren Zugang zu Essen solang die Autos gefahrenfrei fahren können? 

Wettertechnisch gibt es auch einige kleine Veränderungen im Vergleich zum letzten Update, denn mittlerweile ist hier Sommer. Soll heißen: meistens haben wir so um die dreißig Grad, es ist ziemlich feucht und der Himmel ist die meiste Zeit grau, denn die die Smogwerte haben sich wieder fest im ungesunden Bereich angesiedelt und man hat das Gefühl es fängt jede Sekunde an zu regnen. Was es natürlich nicht tut, wenn aber doch mal dann so richtig. Ein wenig nach dem Prinzip: ganz oder gar nicht. Letzte Woche war es dann nach nur einem Tag Regen mal wieder soweit, dass die gesamte Stadt unter Wasser stand. Ein Beispiel: die Einfahrt zu unserem Campus ist eine etwa fünf Meter breite und 100 Meter lange Straße, in diesem Fall war es allerdings schon fast ein reisender Strom. Man stand überall mindestens Knöcheltief im Wasser. Glücklicherweise war es aber auch gar nicht kalt, sodass man wie ein kleines Kind durch die Flüsse und Seen springen konnte. Ich finde Nanjing sollte sich einige Boote zulegen, denn anders kommt man tatsächlich nicht mehr von A nach B bei diesem Wetter. 

Stadtmauer und Yuejianglou
Wenn es aber mal nicht wie aus Eimern schüttet und auch mal nicht viel zu heiß ist, dann kann man tatsächlich immer noch neue Teile der Stadt erkunden. Dass habe ich dann auch gemacht und habe die letzten Meter der Stadtmauer erklommen. Ich dürfte jetzt einmal komplett auf allen Teilen der Mauer gewesen sein. Jedenfalls hat mich dies in den Westen der Stadt gebracht, wo ein wunderschöner Park direkt am Fluss entlang führte und man auf der anderen Seite trotzdem noch die Großstadt gesehen hat. Hier gab es dann sogar einige Abschnitte wo man keinen Motorenlärm, sondern nur Vögel zwitschern gehört hat und man auch mal nur den Geruch von Blumen in der Nase hatte. Wirklich sehr angenehm! 


Letztes Wochenende war dann auch das Drachenbootfestival 端午节 (duanwujie), dieses wird jedes Jahr um diese Zeit gefeiert, da die Sonne, genau wie die Drachen (welche die männliche Kraft symbolisieren) zu diesem Zeitpunkt am stärksten ist. Es gibt verschieden Versionen zu diesem Festtag, aber die bekannteste ist wohl dass der Dichter Qu Yuan 屈原 Selbstmord beging und die lokale Bevölkerung versuchte ihn zu retten und deswegen in Booten auf den See hinaus fuhr (der Ursprung für die Drachenbootrennen). Als sie seinen Körper nicht finden konnten warfen sie gefüllte Reisbälle 粽子 (zongzi) ins Wasser, damit die Fische anstatt Qu Yuan den Reis essen.  Drachenbootrennen und das Zongzi-Essen sind auch heute noch Tradition und werden beide mit viel Freude betrieben. Leider habe ich die Rennen dieses Jahr verpasst, habe allerdings bei einer kurzen Reise vor zwei Jahren an den Rennen in Suzhou selber teilgenommen und muss sagen, dass es wirklich unglaublich viel Spaß macht, von den Massen an Zuschauern mal abgesehen, aber das ist ja nichts Neues. Zwar waren die Rennen alle schon am Samstag, allerdings war Montag trotzdem ein Feiertag, warum scheint keiner so genau zu wissen und deswegen sind die meisten Leute auch an diesem Tag wieder brav auf der Arbeit erschienen und hatten alle ihre Geschäfte geöffnet. 

Wir in Boot Nr. 3 beim internationalen Drachenbootrennen vor zwei Jahren


Zwar sind meine Tage hier in Nanjing nun gezählt, aber das soll noch lange nicht heißen, dass ich mit China am Ende bin, denn schließlich ist Sommer und was wäre ein Sommer ohne eine kleine Reise. Naja, in meinem Fall mal wieder eine etwas größere, aber das ist ja egal. Jedenfalls werde ich mich am Samstag auf in den Südwesten des Landes nach Sichuan und Yunnan begeben und dort noch ein wenig Land und Leute kennen lernen (hoffentlich) und auf jeden Fall noch ein wenig die Seele baumeln lassen, bevor ich dann Ende Juli wieder in Deutschland aufschlagen werde.

Wie immer allerliebste Grüße von eurer Jana!

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