Nachdem
Muddi und ich uns nun einige Tage auf der faulen Haut bei Jojo und ihrer
Famillie ausgeruht haben (obwohl ich ja sagen muss, dass sich in drei
verschiedenen Sprachen unterhalten, neue Menschen und Gewohnheiten kennen
lernen und vor allem Essen, alles andere als geruhsam ist) ging es nun nach
Beijing 北京, der Hauptstadt Chinas. Übersetzt würde der Name „Hauptstadt
des Nordens“ heißen (Nanjing ist übrigens die Hauptstadt des Südens) und
deswegen überrascht es auch weniger, dass man diese Stadt im Nordosten des
Landes findet. Bei Beijing handelt es sich dann tatsächlich auch mal um eine
Großstadt, denn inklusive der Wanderarbeiter leben hier ca. 21Mio. Menschen
(das ist ein Viertel der Gesamteinwohnerzahl Deutschlands!), ohne die Wanderarbeiter sind es „nur“ etwa
13Mio. Menschen die hier wohnen. Beijing hat eine unglaublich lange Geschichte, deswegen
hier nur soviel: erste menschliche Lebensformen wurden hier schon vor etwa
200.000 Jahren gefunden, eine der ersten „großen Mauern“ wurde zwischen dem 11.
Und 7. Jhr. V.u.Z. gebaut, als Hauptstadt fungierte Beijing während der Letzten
1100Jahre immer mal wieder über kürzere und längere Zeiträume bis es
schließlich seit 1949 als Hauptstadt der Volksrepublik China dient (wer mehr
über die Geschichte wissen möchten, dem empfehle ich dann doch mal in die
Bibliothek zu gehen).
Da der
Hauptteil des Frühlingfestes mit all seinen Verwandschaftsbesuchen nun vorbei
war und die meisten Leute aber noch einige Tage frei hatten, hatten alle die
gleiche Idee wie wir und sind nach Beijing gegangen. Das haben wir dann auch
ganz schnell festgestellt als wir uns ganz tourimäßig auf den Tian‘anmenplatz 天安门gewagt haben. Auch dessen Geschichte ist nicht ganz
unbeeindruckent, vor allem bekannt ist er jedoch wegen der unzähligen Proteste
die immer wieder (vor allem in den letzten hundert Jahren) für Schlagzeilen
sorgen. Überthront wird der Platz von einem sehr großen Bild Mao Zedongs 毛泽东, der die Volksrepublik ausrief und schon fast wie eine
Gottheit verehrt wird. Nein, falsch! Er wird wie eine Gottheit verehrt. Überall
hängt sein Bild in Wohnung und Restaurants und es kann schon mal vorkommen, dass man
vor allem von den älteren Generationen, gefragt wird wie man den Mao so findet.
Also …., ähm …., ja … Hab ich jetzt keine Meinung zu. Beziehungsweise keine die
ich dir auf Chinesisch erklären könnte oder möchte. Dass er von vielen
abgöttisch geliebt wird steht jedenfalls fest, nicht umsonst redet man auch vom
„Maokult“. Jedenfalls war das Bild von Mao auch gar nicht so spektakulär,
besonders wenn man es von Nahem sieht und das Gefühl hat es ist komplett
verpixelt.
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Chinesen bei dem Versuch alle ein Bild vom Kaiserthron zu bekommen |
Hinter dem
Tian’anmenplatz liegt dann auch gleich die Verbotene Stadt 故宫(gugong) die heute zum Glück nicht mehr ganz so verboten ist,
sodass man sich mit tausenden von anderen Touristen durch die ewig
gleichaussehenden Palasthöfe wälzen kann. Wer hierher kommt und großartiges
erwartet, der findet auch Großartigkeit, allerdings eher im Sinne der Größe,
denn leider sieht die Verbotene Stadt genauso aus wie hundert andere Paläste in
anderen Städten auch, nur alles eine Nummer größer. In diesem Sinne war es fast
schon ein wenig enttäuschend. Vielleicht lag es aber auch daran dass wir Hunger
hatten und es verdammt kalt war, jedenfalls sind wir nur in einen der Gärten
gegangen (dort war es dann tatsächlich schwierig sich zu bewegen, vom Fotos
machen mal ganz zu schweigen), aber anscheinend gibt es ganz viele, ganz schöne
Gärten in den etwas entlegeneren Teilen dieser Stadt (es hat tatsächlich die
Ausmaße einer kleinen Stadt), die haben wir jedoch nicht gesehen.
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Blick über die Verbotene Stadt vom Jingshan aus |
Dafür sind
wir danach gleich noch auf den Jingshan
景山
gestiefel, ein kleiner Hügel nördlich der Verbotenen Stadt. In dem sonst sehr
hügelfreien Beijing eine süße kleine Erhöhung von wo aus man einen wunderbaren
Ausblick über die Stadt hat. Da das Wetter wirklich wunderbar war (von der
Kälte mal abgesehen) und es auch keine Luftverschmutzung gab, hat man
tatsächlich auch bis zum Horizont (oder zumindest bis zu den nächsten
Wolkenkratzern) schauen können. Allerdings ist Beijing eine recht
wolkenkratzerfreie Stadt, deswegen war die Sicht doch nicht ganz schlecht. Man
musste sich halt auch hier nur erst einmal an den ganzen anderen Touristen
hindurch quetschen.

Als uns dann
aber wirklich Hände und Füße am Abfrieren waren und der Magen sich auch mehr
als deutlich meldete, haben wir uns auf den Weg gemacht Pekingente 北京烤鸭 zu essen. Für schlappe 500Y haben wir dann sogar eine
bekommen, die auch wirklich lecker war. Allerdings habe ich fast genauso gut
schmeckende Ente in Nanjing für ein Zehntel des Preises gegessen. Beijing ist
doch schon ein Stückchen teurer als der Großteil Chinas.

Glücklicherweise
konnten wir am nächsten Tag ein wenig Geld sparen, denn wir hatten einen kostenlosen Stadtführer. Thomas der seit einem halben Jahr in Beijing studiert
hat sich netterweise angeboten uns ein wenig herum zuführen. Unser erstes Ziel
war deswegen auch gleich der Sommerpalast 颐和园
(yiheyuan), welcher sich im Nordwesten der Stadt befindet und in den
letzten tausend Jahren von den Herrschern angelegt und ausgebaut wurde. Natürlich
reicht einem Herrscher auch nicht ein kleiner popeliger Palast, nein, es sollte
doch bitte schon etwas hermachen. Deswegen ist der Sommerpalast auch nicht ein
einzelnes Gebäude, sondern eine riesige Parkanlage, wo sich ein wunderschöner
See mit kleinen Inseln darin befindet, sowie einige Tempel und Pagoden, die
etwa die Fläche von 3km² einnehmen. Das schöne Wetter mal wieder nutzend waren
auch hier wieder jede Menge Chinesen unterwegs, aber das hat der Schönheit des
Palastes keinen Abbruch getan. Ich kann schon verstehen warum die Herrscher
hier ihren Sommersitz aufgeschlagen haben, denn die kleinen Inseln verbunden
mit geschwungenen Brücken, eine Pagode auf einen entfernten Hügel und im
Hintergrund die Berge, das war wirklich schön. Besonders da sich die Sonne im
zugefrorenen See gespiegelt hat und man da schöne Muster drin sehen konnte. Das
Hauptaugenmerkt jedoch lag auf dem Hügel der Langlebigkeit 万寿山(wanshoushan) und dem darauf befindlichen Tempel des
Buddhistischen Wohlgeruchs. Dieser ist auch ganz überraschend nicht weiter
spektakulär, bis vielleicht auf die Treppe. Diese windet sich überdacht entlang
des Felsens und ist nur so breit das gerade zwei Menschen aneinander vorbei
gehen können, allerdings ist das Geländer auch nur Kniehoch, dafür aber so
breit dass man sich darauf setzten und die unglaubliche Aussicht über die
gesamte Stadt genießen kann. Ein wenig hat es mich an die Bilder der Bergklöster
erinnert.

Am obersten Punkt angelangt befanden sich hier weitere Tempel- und
Palastgebäude, welche sich auf beiden Seiten des Tempels bis zum Fuß des Hügels
und an den See zogen. Hier haben wir dann auch die schwachsinnigste Erfindung
der Menschheit gefunden: ein Steinboot. Wer zum Henker baut denn bitte ein
Steinboot?
Also ich muss gestehen, es
sah schon ganz nett aus, aber man hätte auch einfach ein hübsches Haus bauen
können. Naja, aber über Kunst lässt sich ja bekanntlich immer streiten. Wir
haben uns dann noch viele weitere hübsche Dinge in dem Park angesehen, bis uns
der Hunger mal wieder vom Sight-Seeing abgehalten hat und wir uns auf die
erfolgreiche Suche nach etwas zu Essen gemacht haben.
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Es wurden Beweise angefordert, dass Muddi und ich wirklich hier waren, da habt ihr! |
Als wir uns
ein wenig später auf die erfolglose Suche nach einem Teehaus gemacht hatten,
sind wir durch Zufall über eines der unzähligen Hutongs Beijings gestolpert.
Zwar handelte es sich hier um eines der Renovierten, aber mit seinen kleinen
Straßen und Gassen, den kleinen Häusern welche sich meistens um einen kleinen
Innenhof gruppieren und den wenigen Leuten, hatte man sofort das Gefühl sich
gar nicht mehr in der Großstadt zu befinden und das obwohl wir nur wenige
hundert Meter vom Tian’anmenplatz entfernt waren.
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Ein bisschen Vaterlandsliebe muss sein |
Danach sind
wir dann noch zum Beihaisee 北海湖 gegangen, leider war es schon zu
spät um die weiße Flaschenpagode von innen zu besichtigen, aber von außen
konnten wir sie immer noch bestauen, genauso wie den Sonnenuntergang zwischen
den Häusern Beijings und eine riesengroße Werbetafel, die über den ganzen See
gestrahlt hat, während einige alte Männer am Ufer (höchstwahrscheinlich
hochkommunistische) Lieder geträllert haben. Auf dem Weg zum Abendbrot haben
wir dann noch einen Süßwarenladen mit Beijinger Spezialgebäck geplündert und
sind dann am Abend glücklich und zufrieden ins Bettchen gefallen.
Am Dienstag
war ein großer Tag für mich, denn mein Kindheitstraum hat sich erfüllt: einmal
auf der großen Mauer 长城 (changcheng) entlang zulaufen. Nur
wenige Menschen können sich so glücklich schätzen und sagen dass sich ihre
Träume erfüllen, denn meistens träumen wir von Dingen die viel zu groß sind für
uns und wir uns deswegen denken, das wird sich sowieso niemals erfüllen. So
ging es mir auch als ich mit vielleicht sechs, sieben Jahren das erste Mal mit
den Abrafaxen entlang der Mauer Abenteuer überstanden habe und mir dachte, dass
es doch schon irgendwie voll schön wäre auch einmal auf der Mauer entlang zu spazieren.
Damals war China ein mystischer Ort voller Drachen und lustig aussehender
Menschen am anderen Ende der Welt für mich, dass ich eines Tages wirklich mal
auf der Mauer stehen würde hätte ich nie gedacht. Seitdem habe ich die Mauer nicht
nur auf den Seiten eines Comics gesehen, sondern auch auf vielen Bildern.
Deswegen hat sich natürlich ein gewisses Bild in meinem Kopf entwickelt,
welches nicht so ganz der Wahrheit entspricht, wie wir an diesem Tag gesehen haben. Aber dazu werde ich euch in einem kleinen bisschen mehr erzählen.
Ich glaube
der interessanteste Fakt den ich aus meinem Geschichtsunterricht an der Uni
mitgenommen habe, ist wahrscheinlich dass es nicht nur eine große Mauer gibt,
bzw. die Mauer von der wir heutzutage immer reden nicht die erste ihrer Art
ist. Schon 200 v.u.Z. wurde vom ersten Herrscher Chinas eine Mauer zur
Verteidigung gegen die Barbarenvölker aus dem Norden gebaut. Da diese
hauptsächlich nur aus Lehm bestand, sind heute fast keine Überbleibsel mehr
übrig. Später ging man dazu über die Mauer aus Ziegeln und Steinen zu bauen,
dass dies eine weitaus wirkungsvollere Methode ist, beweist sich ja bis heute
noch. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Mauer immer weiter ausgebaut,
umgelegt, eingerissen und restauriert. Die Ming-Dynastie hat am Ende mal wieder
etwas Bleibendes hinterlassen, den dieser Teil der Mauer steht auch heute noch.
Da die Mauer
nicht direkt in der Stadt liegt und wir uns auch nicht den
touristenüberfüllten, renovierten Teil ansehen wollten sind wir schon früh am
Morgen los mit dem Bus in eine Region nordöstlich von Beijing. Genauer gesagt
nach Jinshanling 金山岭, denn dort befindet sich ein
„wilder“ Teil der Mauer, das heißt nichts anderes als in seinem natürlichen
Zustand, unrenoviert, roh, ohne Fahrstuhl oder Rodelbahn für Touristen. Da
Thomas schon öfters an der Mauer war, hatte er glücklicherweise ein paar
nützliche Kontakte zu einem Taxifahrer der uns vom Bus aus noch die letzten
Kilometer zur Mauer fahren konnte. Unterwegs haben wir noch einige ahnungslose
Brasilianer aufgesammelt und sind dann auch gleich spontan mit denen zusammen
über die Mauer gestiefelt.

Schon vom Bus aus hatten wir gesehen wie die Mauer
auf den Bergrücken thronte und es hat mir einen kleinen Schauer über den Rücken
gesendet. Wir haben dann auch gar nicht weiter rumgetrödelt, sondern sind schnurstracks
hoch zur Mauer. Hier hat sich uns schon am ersten Wehrturm, welcher noch recht
niedrig zwischen zwei Hügeln liegt, ein wunderschöner Anblick geboten. Denn wie
eine Schlange windet sich die Mauer auf den Hügelrücken entlang und zwischen
den Bergen hindurch. Dabei konnte man trotz recht schlechter Luft noch ziemlich
weit schauen und hat gesehen wie sich die Mauer irgendwann am Horizont über
einen Berg schlängelt und dahinter verschwindet. Da es einige Tage vorher
geschneit hatte, lag auch hier noch ein wenig Schnee herum und hat dem Ganzen
ein hübsches winterliches Aussehen gegeben (obwohl ich glaube dass es im
Sommer, wenn alles grün anstatt grau, doch noch einen ganzen Zacken schöner
aussieht). Jedenfalls sind wir dann auf der Mauer entlang gelaufen und haben
dabei nicht nur die Aussicht genossen, sondern natürlich auch hunderte von
Fotos geschossen, denn irgendwie konnte man sich nicht sattsehen.

Die Mauer ist
an den meisten Stellen bestimmt zwei, drei Meter breit und so hat man genug Platz
sich gut zu positionieren. Da sie sich über Hügel und Berge windet, gibt es
hier auch unglaublich viele Anstiege die man meistens ins Treppen angelegt hat,
wobei die Stufen schon recht hoch sind, teilweise kniehoch. Wir haben uns
tatsächlich gefragt wie die Chinesen früher hier hoch und runter gekommen sind,
denn vor einigen hundert Jahren waren die Menschen ja wissenschaftlich bewiesen
kleiner als heute und dann noch Asiaten, mit dem Pferd wäre man hier auch
aufgeschmissen, denn die wären auf keinen Fall diese Treppen hinauf gekommen.
Die einzige Theorie die wir dazu hatten, war dass es somit bei einer
feindlichen Übernahme, den Gegnern auch erschweren würde sich hier zu bewegen.
Denn die meisten Wachtürme waren durch eine Treppe oder Anstieg voneinander
getrennt. Diese Anstiege sind auch der Grund dafür, dass Chinesen selber nicht
gern auf die große Mauer gehen und tatsächlich haben viele sie noch nicht besucht,
denn ein wenig lauffaul sind sie dann doch. Deswegen hatten wir an dem Tag dann
auch mehr oder weniger unsere Ruhe, denn es waren tatsächlich nur recht wenige
Leute auf der Mauer unterwegs (viele Ausländer). Tatsächlich liegt es
wahrscheinlich auch daran, dass dieser Teil der Mauer noch nicht restauriert
wurde (kommt bestimmt auch bald) und einige der Wehrtürme nur noch durch
Mauerreste erkennbar sind, an anderen Stellen wiederrum fehlt die Brüstung und
theoretisch könnte man einfach von der Mauer purzeln. Auch hat sie des Öfteren
eine gefährliche Schräglage, obwohl das wiederum eher daran liegt, dass sie vor
hunderten von Jahren auf Bergen gebaut wurde, was wie ich finde schon eine
wirkliche Meisterleistung ist. Dies ist dann auch tatsächlich das wahrhaftig
Beeindruckende der Mauer, wenn man sich überlegt dass die Menschen früher nicht
unsere Methoden und Maschinen zum Bauen hatten und dann noch im Gebirge. Sehr
beeindruckend! Die Mauer an und für sich ist ansonsten tatsächlich ganz nett
anzuschauen, aber nicht so beeindruckend. Vielleicht liegt es aber auch daran,
dass ich schon sehr viele gephotoshopte Bilder gesehen habe und auch genügend
Zeit hatte meine Erwartungen sehr hoch zu schrauben. Allerdings glaube ich dass
es trotzdem nicht das letzte Mal war, das ich diese famose Bauwerk besucht habe…
Auf dem
Rückweg haben wir dann sage und schreibe zwei Stunden auf einen Bus warten müssen, denn
irgendwo auf der Strecke nach Beijing (man fährt ca. 2 Stunden) gab es einen Unfall.
Als wir dann doch endlich im Bus saßen haben wir diverse Unfälle gesehen, denn
alle fuhren zurück in die Großstadt um den nächsten Tag wieder auf Arbeit zu
erscheinen. Da es am Abend doch schon wieder recht kalt war und wir (mehr vom
Busfahren) müde, ging es dann auch gleich wieder nach einem kurzen Abendbrot
(habt ihr schon einmal explodiertes Hühnchen gegessen? Sehr, sehr lecker und weitaus angenehmer anzuschauen als es klingt!) ins
Bett.
Unseren
letzten Tag in Beijing haben wir dann auch wieder mit ein bisschen Sight-Seeing
begonnen. Diesmal auf der Tagesordnung stand der Himmelstempel 天坛 (tiantan). Dieser Temple wurde … bitte haltet euch fest!... Ja, genau.
Ihr habt es euch bestimmt schon denken können, während der Ming-Dynastie
gebaut. Genauer gesagt Anfang des 15.Jhr und wurde von dem gleichen Kaiser
beauftragt der auch für den der Verbotenen Stadt verantwortlich war. (Er war
auch nur ein ganz kleines bisschen größenwahnsinnig würde ich sagen).
Allerdings ist dieser Tempel wenigstens eine kleine Abwechslung, denn obwohl
die Farben (grün, blau, gelb) und auch das Design der gleichen Art waren, so
hatten wir hier einmal einen runden Tempel, der nicht von hunderten andern
kleinen Schreinen und anderen Gebäuden umgeben war. Wahrscheinlich wirkte er
deswegen viel größer als er in Wirklichkeit ist.
Das
eigentlich Schöne an diesem Tempel war aber gar nicht mal der Tempel für sich,
sondern eher die vielen Leute die das schöne Wetter im umliegenden Park
genossen haben, denn hier haben ganz viele Mongolenflaggen im blauen Winterhimmel
vor sich hin geweht und die Leute haben getanzt, Sport gemacht oder Karten
gespielt. Irgendwie hat einen das mit einer Inneren Ruhe erfüllt, denn obwohl
wir hier nicht von zehn zwanzig Leuten, sondern eher hundert zweihundert reden,
so war doch alles ganz friedlich und irgendwie entspannt.
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Bei der Beweglichkeit der Senioren ist Muddi schon ein wenig neidisch geworden |
Nachmittags
haben wir uns dann noch einmal mit Thomas getroffen und sind zusammen in eines
der vielen Hutongs gegangen. Schon irgendwie ein wenig verrückt sich zu treffen
um sich ein heruntergekommenes Armenviertel anzuschauen, aber das hat ungefähr
hundertmal so viel Charme wie alle Tempel in Beijing zusammen und zeigt doch
irgendwie das wahre Gesicht von China. Ich würde an dieser Stelle einfach mal
wieder ein paar Bilder für sich sprechen lassen:
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"Nehmen wir heute das Auto oder das Rad?" |
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Ich hoffe wirklich dass dieses Kind dort nur seinen Rückzugsort hat |
Danach
hatten wir noch ein wenig Zeit und sind in den Konfuziustempel gegangen (lag
irgendwie auf dem Weg) und fanden die unglaublich alten und witzig aussehenden
Bäume viel interessanter als die Gebäude. Ich glaube ich bin wirklich gesättigt
was chinesische Tempel angeht, auch wenn ich nie gedacht hätte das einmal zu
sagen. Wir haben dann noch fix etwas gegessen und dann saßen Muddi und ich auch
schon wieder im Zug nach Nanjing.
Da wir von
unserer Bildungsreise (nein, von Urlaub kann wirklich nicht die Rede sein!)
schon etwas ausgelaugt waren, haben wir uns den nächsten Tag in Nanjing nur
einige Überreste eines alten Palastes angesehen (viel übrig geblieben war
nicht, nur einige Sockel und ein kleiner Teil der Palastmauer), sind dann
entlang der Stadtmauer in einen Teil der Stadt gelaufen, der zu Beginn der
Republik (1920er) gebaut wurde und haben uns dort in ein Teehaus gesetzt und
fast vier Stunden lang Tee getrunken und die Seele baumeln lassen. Danach gab
es noch typische Nanjinger Spezialitäten, Crepe und ein weiches Bett.
Muddis
letzten Tag sind wir dann ins nahe gelegene Suzhou gefahren, denn nach all den
Tempeln und Palästen haben wir uns nach ein wenig Ruhe gesehnt. Hier waren wir
zuerst im „Garten des Meisters der Netze“ und danach noch im „Löwenwaldgarten“.
Beides wunderschöne Gärten, allerdings hatte es zu regnen und hageln angefangen
und da es eh sehr kalt war, wurde aus unserem schönen Ausflug ein Fall ins Wasser. Wir
haben dann ganz viel Zeit in Cafés und Teehäusern verbracht, sind die alte Straße
einmal hoch und runter gelaufen (sehr schöne alte Häuser entlang eines kleinen
Kanals neben einer gepflasterten Straße) und dann ziemlich nass wieder zurück
nach Nanjing gefahren.
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Der Frühling ist auf dem Weg |
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Die Altstadt von Suzhou (bei Regen angenehm leer) |
Damit war
Muddis Zeit hier in China auch schon wieder rum und meine Ferien leider auch. Witzigerweise war Muddi der Meinung das sie vieles hier an die DDR
erinnert. Für mich ist das natürlich besonders interessant, da ich ja selber
nicht zu dieser Zeit gelebt habe und jetzt ein wenig besser verstehe wie es
damals gewesen ist. Hat man also doch noch etwas über die Heimat gelernt am
anderen Ende der Welt.
Damit verabschiede
ich mich fürs Erste, aber ich werde mich wohl schon bald wieder melden, denn das
Abenteuer Uni hat wieder angefangen.
Allerliebste
Grüße wie immer von eurer Jana