von Einer die auszog die Welt zu erkunden Teil 2

Freitag, 12. September 2014

Back to school



Hallihallohallöchen,

die erste Woche der Uni ist nun vorbei und offensichtlich habe ich es überlebt, wenn auch nur knapp. Grund dafür war, dass ich gleich am Dienstag eine fette Erkältung hatte. Der Spaß hatte sich schon am Montag mit einem Kratzen im Hals angekündigt und dass wir beim KTV (chinesisches Karaoke, das ist schon fast Volkssport und macht viel mehr Spaß als in Deutschland, aber dazu später mehr) waren hat der Sache bestimmt auch nicht besonders geholfen. Jedenfalls hab ich mich am Dienstagmorgen zu nachtschlafender Zeit aus dem Bett gequält um im Unterricht anzutanzen. Leider geht die Uni hier schon um acht los, was ich für eine sehr studentenunfreundliche Zeit halte! Jaja, das arbeitstätige Volk unter euch wird sich jetzt bestimmt wieder an den Kopf greifen und sich über die Studenten lustig machen, aber das ist wirklich eine blöde Uhrzeit, denn wenn man tatsächlich mal mit jemandem von daheim schreiben oder skypen möchte, dann geht das halt meistens nur wenn es bei mir schon auf Mitternacht zugeht und dann fehlt der Schlaf einfach. 

Jedenfalls saß ich mit Husten und einer Rotznase im Unterricht und habe, wenn ich nicht schon an meiner Erkältung zu Grunde gegangen bin, mich doch zumindest zu Tode gelangweilt. Letzte Woche hatten wir ja den wundervollen Einstufungstest der uns dann in die richtige Klasse zuordnen sollte. Dieser Test hat mich für den ersten Jahrgang in die 4 Klasse eingeteilt. Hier kurz zur Erklärung: bei uns an der Uni (an jeder Uni scheint das anders zu sein) gibt es zwei Jahrgänge. Im ersten sind die blutigen Anfänger und alle halbwegs Fortgeschrittenen. Im zweiten Jahrgang sind dann alle wirklich Fortgeschrittenen und die die Chinesisch schon fast perfekt können. Beide Jahrgänge sind dann nochmal in acht verschiedene Klassen verschiedenen Niveaus eingeteilt, wobei das Niveau von eins nach acht aufsteigend ist. Der Unterricht ist für uns aus dem ersten Jahrgang von Montag bis Freitag von morgens um acht bis mittags um zwölf, was ich doch sehr angenehm finde. Jahrgang zwei hat teilweise auch nachmittags Unterricht. Die erste Stunde geht eine Stunde und 20 Minuten, dann 20 Minuten Pause, 60 Minuten Unterricht, weitere 10 Minuten Pause, nochmal 60 Minuten Unterricht und schon ist der Tag vorbei. Eine merkwürdige Einteilung, wenn ihr mich fragt, aber zumindest wird einem der „Tag“ dabei nicht zu lang. Aber nun zurück zu meiner Langeweile. Bis zur zweiten Hälfte der dritten Stunde, hat unsere Lehrerin sage und schreibe 30 Vokabeln mit uns besprochen, das heißt wir haben das Wort nachgesprochen, dann haben einige einen Beispielsatz einzeln vorgelesen, dann haben alle gemeinsam diesen Satz nachgesprochen und das für drei, vier verschiedene Beispiele, war man damit fertig, haben nochmal ein, zwei Studenten alle Sätze auf einmal vorgelesen. Das war also schon mal sehr chinesisch! Das Schönste dabei war aber, dass ich 80% der neuen Worte schon kannte und auch die Sätze mir in keiner Weise Schwierigkeiten bereitet haben (und das obwohl ich die Hälfte der Zeit mit naseputzen beschäftigt war).  Einige hat das schon ziemlich genervt und die haben gleich nach der ersten Stunde den Kurs in eine höhere Klasse gewechselt, denn in dieser ersten Woche durften wir noch wechseln und uns ausprobieren ob wir uns nicht in einem anderen Kurs wohler fühlen. Zum Glück! Während der letzten halben Stunde haben wir dann noch einige Hörübungen gemacht an denen ich gescheitert bin, da man einen kurzen Text gehört hat, dann eine Frage und ungefähr zwei Sekunden Zeit hatte um sich die Antwortmöglichkeiten durchzulesen und schon kam der nächste Text. Wunderbar! Und das wo mein Hörverständnis doch eh schon so unglaublich gut ist. (Wer es nicht mitbekommen hat: dieser Satz tropft nur so vor Ironie ;)) Ich dachte mir aber noch, ich schau mal wie der Unterricht am Mittwoch wird, denn da haben wir extra eingeteilten Hör- und Sprechunterricht. Auf jeden Fall war die Lehrerin dafür sehr sympathisch, denn sie betrat den Raum und strahlte über das ganze Gesicht. Hier muss ich kurz vom Thema abschwenken. Allgemein ist China ja bekannt als das Land des Lächelns, aber warum lächelt dann niemand hier? Ganz im Gegenteil, alle sehen immer so aus als ob sie irgendwie böse auf einen wären, weil man sie nicht versteht, weil man Ausländer ist, weil man die Luft weg atmet.  Also warum? Ich kann es euch leider nicht erklären. Sollte jemand von euch mich erleuchten können, dann seid ihr mehr als willkommen dies zu tun! Zurück zum Thema bzw. zu einer strahlenden Lehrerin. Zur Abwechslung hatte sie auch eine sehr klar Aussprache und hat auch nicht zu schnell geredet, alles in allem eine sehr angenehme Frau. Als sie jedoch anfing weitere Vokabeln zu besprechen, in ähnlichem Stil wie die andere Lehrerin am Tag zuvor, und uns die einfachste Grammatik erklärte, die ich schon vor einem Jahr gelernt habe, wurde es mir dann doch zu bunt und ich bin in die Klasse 5 gewechselt. Dort standen dann auch erstmal Höraufgaben auf dem Programm, welche wie am Vortag viel zu schnell abgespielt wurden. Aber ich bin ja kein Unmensch und urteile nicht schon nach nur einer Stunde. Doch leider, durfte ich mir dann am Donnerstag, die gleiche Grammatik vom Vortag noch einmal anhören, zwar hat der Lehrer das auch ganz wunderbar gemacht und erklärt, doch ich habe mich zu Tode gelangweilt und ich glaube nicht, dass das Sinn und Zweck meines Jahres hier werden soll. Ich also noch eine Klasse höher gewechselt und hatte auch gleich sofort das Problem einen Platz zu  finden, denn dieser Kurs war schon sehr voll (ca. 20 Leute). Doch sobald der Unterricht begann wusste ich warum. Die Lehrerin, nicht wie so manch andere gerade erst mit dem Studium fertig geworden und für eine Studentin gehalten, hatte nicht nur eine sehr sympathische Ausstrahlung, sondern sie machte während ihrer Erklärungen einen Witz nach dem anderen. Ich habe noch keinen Chinesen und keine Chinesin getroffen die Witze machen, bei manchen ist der Humor zu erkennen und einige verstehen Humor auch, aber tatsächlich machen sie nie welche. Das hat dem Ganzen natürlich eine Lockerheit verschafft, die es sehr angenehm gemacht hat in dem Unterricht zu sitzen. Und man hat ihr tatsächlich angesehen, dass dieser Job nicht nur eine Profession sondern eine Passion ist. Auch der Hör- und Sprachunterricht ist angenehmer, denn obwohl die Lehrerin sehr schnell und relativ unklar spricht, stellt mich genau das vor die gewünschte Herausforderung, die ich brauche um mich anzustrengen und mit vollem Einsatz bei der Sache zu bleiben. Ich habe mich dann auch gerade eben noch in diesen neuen Kurs umschreiben lassen und bin jetzt in Klasse 6. Das befriedigt mich natürlich auch ein wenig, denn nachdem wir die Ergebnisse des Einstufungstest bekommen hatten, habe ich doch schon ein wenig an mir gezweifelt. Ich lerne jetzt schon seit zwei Jahren Chinesisch und bin gerade mal aus dem Anfängerstatus raus? Ich gebe zu ich habe mir nicht sehr viel Mühe bei dem Test gegeben, aber ein wenig enttäuscht von mir selbst war ich doch schon. Der Klassenwechsel hat somit meinem Ego geholfen sich wieder ein wenig besser zu fühlen. 

Von vielen wurde ich gefragt: Wie finanzierst du das Ganze eigentlich? Hier jetzt eine Antwort für alle die das auch gern wissen möchten. Ich habe vom Konfuzius-Institut (ähnlich wie das Goethe-Institut, nur halt für China, Chinesisch und chinesische Kultur) ein Stipendium bekommen. Dafür musste ich vor einem Jahr die HSK-Prüfung 3 ablegen. HSK ist die Abkürzung für hanyu shuiping kaoshi, also Prüfung des Chinesischniveaus. Damit ich dieses Stipendium am Ende des Jahres nicht (teilweise) zurückzahlen muss, muss ich am Ende des zweiten Semesters die gleiche Prüfung mit Level 5 ablegen. Insgesamt geht es bis zu Level 6, das sind dann die absoluten Profis oder so. Ich bezweifle jedoch dass ich dieses Level während meines Bachelors erreichen werde, höchstens wenn ich mich doch als Sprachgenie outen sollte ;)

Ansonsten hab ich die letzten Tage nicht allzu viel zu Stande gebracht, es wird halt immer noch recht viel Zeit damit in Anspruch genommen essen zu suchen, denn wir bewegen uns immer noch in recht großen Gruppen durch die Gegend und man möchte ja auch nicht immer das gleiche essen (obwohl wir recht oft koreanisch essen, aber dafür immer an einem anderen Ort). Obwohl vielleicht war ich doch nicht ganz unproduktiv, denn gestern habe ich es endlich mal geschafft zur Polizei zu gehen und mein Visum zu verlängern, das ist schon eine ganz schöne Tortur, die chinesische Bürokratie, man fühlt sich immer wie bei der Massenabfertigung und geredet wird mit einem auch nicht, wenn man Glück hat wird einem gesagt wo man als nächstes hin muss, aber das ist wirklich das höchste der Gefühle (gelächelt wird dabei natürlich auf keinen Fall). Jedoch durfte ich meinen Reisepass dort abgeben, das heißt in den nächsten zehn Tagen kann ich allen möglichen Unsinn anstellen ohne dass mir groß etwas passiert. Nicht dass ich so risikofreudig wäre, aber rein theoretisch wäre das DIE Gelegenheit ;)

Gestern (Donnerstag) hatte dann noch eine Freundin, mit der ich zusammen in Leipzig studiere, Geburtstag und zusammen mit anderen Freunden von ihr, sie studiert an einer anderen Uni in Nanjing, sind wir zum koreanischen BBQ gegangen. Das war, haltet euch fest ihr werdet es nicht glauben, sehr lecker! Zwar etwas wenig, aber dafür sind wir danach noch in eine Bar Namens „Ellens“ gegangen und haben den Rest mit Bier und Sekt aufgefüllt. Den Sekt hat einer aus der Gruppe beim Bierwetttrinken gewonnen, was man nicht so alles für das Geburtstagkind macht :) An dieser Stelle muss ich euch kurz etwas über Ellens erzählen, denn dort werde ich mich wahrscheinlich des Öfteren aufhalten. Denn diese Bar oder besser Kneipe ist voll mit internationalen Studenten der Nanjing Universität und der NNU (die Uni an der ich studiere), überall an den Wänden ist irgendwas gekrakelt (die wichtigsten Nachrichten dabei: „das Leben ist wunderschön“ und „spart Wasser, trinkt mehr Bier und duscht zusammen“), auch bekommt man als Ausländer nachdem man sein erstes Getränk gekauft hat eine Art Coupon und kann damit einen ganzen Monat lang sooft kostenlos trinken, wie man seine Kreuzchen noch nicht aufgebraucht hat. Dabei sind das nicht nur drei, vier Bier und ein Cocktail. Nein, es sind sage und schreibe 20 Bier, und jeweils 10 kleine Eimer mit Whisky und Cola (da ist eher weniger Whisky drin), Tequilashots und Kamikazeshots. Das Ganze ist zwar wirklich sehr nett für die ausländischen Studenten, aber doch sehr diskriminierend der eigenen Bevölkerung gegenüber!
Das ist eh eine Mode hier. In den meisten Ländern werden die Ausländer diskriminiert ohne Ende und am liebsten wieder dahin zurück geschickt wo sie herkommen, doch hier ist es genau anders herum. Ich muss sagen, dass ich mich dabei nicht so ganz wohl fühle, denn man wird immer behandelt als ob man etwas Besseres wäre, obwohl das wahrscheinlich nur in den wenigsten Fällen zutrifft. Ob das jetzt nur daran liegt das alle denken die Westler haben jede Menge Geld in der Tasche oder ob die Menschen hier von Herzen daran glauben, dass wir besser sind, weiß ich nicht, aber wahrscheinlich wird mir das auch keiner beantworten können.

So das wars erstmal wieder von mir! Meine Erkältung bin ich zum Glück auch wieder losgeworden. Ich habe schon wieder viel zu viel geschrieben und hoffe ihr nehmt mir das nicht übel, aber eigentlich will ich euch nur das teure Flugticket ersparen und euch trotzdem an der chinesischen Kultur und Lebensweise teilhaben lassen. Ich dürft mich natürlich trotzdem gern besuchen kommen ;)

Allerliebste Grüße von eurer Jana

PS.: Fotos gibts beim nächsten Mal wieder, die Klassenräume sehen aus wie jeder andere Raum auch, deswegen müsst ihr dieses Mal drauf verzichten!

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