Hallo ihr Lieben,
entschuldigt, dass ich euch erst jetzt wieder schreibe, aber
das mit dem Internet im Wohnheim ist so eine Sache für sich. Wie ihr jedoch
sehen könnt, habe ich auch diese Hürde gemeistert. Allerdings sind jetzt schon
mehrere Tage ins Land gegangen und deswegen wird das ein etwas längerer
Bericht. Ich hoffe ihr lasst euch davon nicht abschrecken!
Mein Zimmer vorher |
Mein Zimmer nachher |
Das Bad ist relativ groß und wir haben sogar warmes Wasser unter der Dusche, dafür aber fast keinen Wasserdruck (irgendeinen Haken gibt’s halt immer). Netterweise wurde mit keinem Wort erwähnt dass in dem Zimmer keine Bettdecke, Bettlaken etc. vorhanden sind. Deswegen musste ich mich erst noch auf die Jagd nach eben jenem machen, hatte dabei jedoch weniger Glück und hab die erste Nacht nur mit Kissen Bettlaken und einer Tagesdecke verbracht.
Aber zum Glück bin ich ja jung und flexibel und solche Kleinigkeiten machen mir überhaupt nichts aus :) Die fehlenden Sachen hab ich mir dann auch noch besorgen können, dazu kamen dann auch gleich noch eine große Chinakarte, um die nicht mehr ganz so weiße Wand zu überdecken, ein Wasserkocher, eine Tasse und eine Packung Tee und nachdem wir einmal Großputz gemacht haben, ist es jetzt sogar recht wohnlich. Ein weiterer Lichtblick, im wahrsten Sinne des Wortes, ist unsere Aussicht, denn da wir in der obersten Etage und auf einem kleinen Hügel wohnen, versperren uns keine anderen Häuser die wunderschöne Sicht auf Nanjing. Wenn man abends unter Dusche steht, kann man sich sogar störungsfrei die beleuchtete Stadt anschauen, was wirklich nicht jeder hat hier.
Der Blick auf Nanjing, wenn ich unter der Dusche stehe :) |
Eine Sache die ich hier auf dem Campus feststellen durfte
ist, dass von morgens um sieben bis abends um sieben jede Stunde Glocken
bimmeln. Warum ist mir bisher noch ein Rätsel, doch ich werde versuchen dieses
Mysterium zu erkunden und euch davon auf dem Laufenden halten. Diese Glocken
bimmeln nämlich nicht einfach nur kurz, sondern zuerst gibt es immer eine
bestimmte Melodie und dann sind je nach Stunde einzelne Glockenschläge zu
hören. Theoretisch ganz praktisch, wenn man früh um sieben aufstehen muss,
allerdings hab ich festgestellt, dass die sehr schnell zu überhören sind (vor
allem wenn man noch wohlig im Bett liegt und schläft).
Ich hatte euch auch schon von der unendlichen Ruhe hier
erzählt. Die hält glücklicherweise auch des Nachts an und so kann man hier sehr
friedlich schlafen. Mit Ruhe meine ich jedoch nicht völlige Stille, sondern die
Abwesenheit von Straßenlärm. Denn nachts kreischen nicht nur die Vögel, von denen
ich euch schon erzählt habe, sondern auch die Grillen stimmen ihr Konzert an.
Es würde mich tatsächlich nicht überraschen, wenn sich auf einmal kreischende
Affen durch die Bäume schwingen würden. Denn man merkt schon sehr, dass wir uns
hier am Rande der Tropen befinden. Wir haben wir hier auch weiterhin relativ
schwüle 27°C, meistens ist es grau. Das wechselt sich immer mal ab mit
Sonnenschein und Regen, ist aber gerade noch ertragbar. Eine Studentin, die
hier schon ein paar Jahre studiert, meinte zu mir, dass es doch ganz schön kalt
ist dieses Jahr. Ich kann nicht sagen, dass mich das stört um ehrlich zu sein :) Trauriger weise ist
das jedoch immer noch das perfekte Wetter für Mücken, die fressen zum Glück
nicht nur mich auf, sondern alle anderen Auslandsstudenten auch. Und so teilt
man sich das Leid und einigt sich darauf, dass man lieber Mücken als Kakerlaken
im Zimmer hat.
Um aber nicht nur auf dem Campus oder in irgendwelchen Läden
zu versauern, bin ich Dienstagnachmittag noch mit meiner ukrainischen Freundin
zum Konfuzius Tempel gefahren. Naja, zumindest wollten wir dorthin. Am Ende
sind wir im Zhanyuan Garten gleich daneben gelandet. Zuerst gab es dort ein
Museum zum Taipingaufstand. Leider haben mich dort meine Geschichtskenntnisse
verlassen und die Tafeln waren auch weniger hilfreich. Dafür haben sich zwei
Frauen, die offensichtlich normalerweise die Leute durch das Museum führen,
angeboten uns etwas zu erklären, haben aber auf Grund von Verständigungsschwierigkeiten
schon nach Kurzem damit aufgehört. Niedlich war es trotzdem wie sie uns
versucht haben die Kleidung des Gelben Kaisers und seiner Siegel zu erklären.
Anschließend sind wir in die eigentlichen Gärten gelangt,
welche auf alte chinesische Art und Weise angelegt sind. Also viele verwinkelte
und verschlungene Wege, Bäume, Felsen, Mauern mit und ohne Fenster und einige
Gebäude zwischendrin. Und obwohl es ununterbrochen geregnet hat, war es doch
ein Ort der Ruhe und des Friedens, zumindest für das Auge, denn mitten im
Stadtzentrum hört man halt doch immer noch etwas vom Straßenlärm. Als wir dann
endlich doch wieder den Weg hinaus gefunden hatten, ging es noch essen und ein
wenig in dem Gelände um den Konfuzius Tempel schlendern. Begleitet wurden wir
dabei von jeder Menge Touristen, denn genau dieses wird von eben jenen am
meisten besucht. Als wir den eigentlichen Tempel dann endlich gefunden hatten,
war es jedoch schon so spät, dass wir beide müde und kaputt waren und
beschlossen haben ein anderes Mal wieder zukommen.
Bei diesem kleinen Ausflug, konnte ich jedoch unter Beweis
stellen, dass die Benutzung der Nanjinger Metro für mittlerweile kein Problem
mehr darstellt. Wie sollte es auch, wenn man sich dort schon mit 30kg Gepäck
durchgequält hat ;)
Mittlerweile ist es schon Donnerstag und ich werde mich
gleich zu meinem Chinesischeinstufungstest begeben, anhand dieses Test wird
dann entschieden in welchen Kurs ich komme, da man hier die Klassen nach dem
Chinesisch Niveau einteilt. Find ich sehr sinnvoll, denn wir haben einige
Studenten die schon eine Weile in China leben und ein auch dementsprechend
gutes chinesisch sprechen und andere die in ihrem ganzen Leben noch keine
einzige Chinesisch Stunde hatten. Ich bin also mal sehr gespannt was dabei herauskommt!
Jetzt gibt es zum ersten Mal ausgeschlafene Grüße aus der Ferne!
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