von Einer die auszog die Welt zu erkunden Teil 2

Freitag, 19. September 2014

Viel Altes und weniger Neues

Hallo ihr Lieben,

ich werde euch heute noch ein paar Kleinigkeiten über das Leben auf dem Campus der NNU erzählen. Anfangs hatte ich euch ja schon mal erzählt dass es hier, bis auf einige Vögel, sehr ruhig zugeht. Das hat sich bis jetzt zum Glück auch nicht großartig geändert. Mittlerweile habe ich herausgefunden, dass unsere Uni am anderen Ende der Stadt noch zwei weitere Campuse (was ist die Mehrzahl von Campus?) haben muss, dort sind die Naturwissenschaften und alles andere was nicht mit Musik, Sprache und Geschichte zu tun hat untergebracht (leider auch sämtliche Sportangebote). Deswegen kommt es auch weniger überraschend dass die beiden anderen von neuerer Bauart sind. Für die Geisteswissenschaften scheint man auch hier nicht all zu viel Geld übrig zu haben.
Lernen in der Idylle? Nee, dort haben sich die Mücken schon häuslich niedergelassen.
Dafür hat der Suiyuan-Campus ("mein" Campus) die längere Geschichte, diese reicht nämlich bis zur Gründung der Uni im Jahre 1902 zurück. Einer der beiden neuen Campuse wurde vor nicht einmal zehn Jahren erbaut (hehehe). Der Architekt unseres Campuses hat auch den der berühmten Uni Peking gestaltet und somit sehen sich die beiden recht ähnlich, aber egal, in Nanjing ist unser Campus bestimmt der Schönste!
Vor meiner Abreise aus Deutschland wurde immer erzählt dass man gut und gerne die ganze Zeit auf dem Campus leben kann, weil es dort alles gibt was man zum Leben braucht, so zum Beispiel nicht nur eine Cafeteria, Drogerien, Waschsalons undso weiter undso fort. Auch da scheine ich Glück gehabt zu haben, denn wir haben außer einem Friseur, einigen ganz kleinen Fressbuden (am anderen Ende des Campus) und einem Tante-Emma-Laden (ich glaube die Chinesen nennen das nicht so, bzw würde das sehr witzig klingen) nichts auf dem Campus.
chinesisches Wohnheim
Zum Essen muss man zum Glück aber nur einmal raus und auf die andere Seite der Straße und schon hat man die Qual der Wahl, denn diese ist sehr groß. Ansonsten sind die wichtigen Läden auch nicht weit weg. Ein kleines Manko gibt es bei uns allerdings schon, Waschmaschienen. Also nein, die gibt es hier und die scheinen auch problemlos zu funktionieren, was mach ich dann allerdings mit der nassen Wäsche? In meinem Zimmer bin ich froh wenn mein Handtuch trocken wird (hohe Luftfeuchtigkeit und kein Platz um irgendwas aufzuhängen sind eine schlechte Kombination). Alle die in einem anderen Wohnheim auf dem Campus wohnen haben eine Art Wintergarten oder Wäscheleinen vor dem Fenster, aber nein, dafür hast bei uns dann doch nicht mehr gereicht. Ich renne jetzt also jedes mal zum Wäsche waschen nur nahe gelegenen Nanjing University und durfte feststellen, dass die Waschmaschienen dort nicht nur billiger und sauberer sind, sondern das auch die Trockner wunderbar funktionieren. Was haben wir also diese Woche vom Leben gelernt? Für jedes Problem gibt es eine Lösung, man muss nur fragen! Denn natürlich habe ich diese Information nicht von dem Büro was für uns Ausländer zuständig ist, sondern von einem Kommilitonen. Wie die meisten Infos, denn zuverlässiger und genauere bekommt man immer eher von seinen Mitstudenten als von den Büroleuten.
Achja, Chinese müsste man sein!
Ansonsten ist es hier aber wirklich schön! Am Morgen sieht man ganz viele alte Leute Sport machen, die flitzen über den Campus, spielen Federball oder machen Taiqi und das alles früh um sieben, wenn ich es mit Müh und Not geschafft habe mich aus dem Bett zu quälen. Allgemein sieht man hier auch sehr viele Familien, besonders am Wochenende und an den Nachmittagen springen die oder besser gesagt die Kinder durch die Straßen und auf den Wiesen herum, machen Fotos vor den alten Gebäuden, schlendern um den Teich und sitzten auf den Bänken und schwatzen ohne Ende. Sowas ist mir in Deutschland noch nicht begegnet, könnte aber auch sein, dass es daran liegt dass unsere Campuse nicht so schön sind.
Gleich um Ecke von den Unterrichtsgebäuden von den internationalen Studenten befinden sich die Gebäude für Musik. Das ist besonders schön, wenn man da vorbei läuft und einem jedes Mal Klaviermusik um die Ohren weht. Weniger schön bzw mittlerweile etwas nervig, sind die Opernsängerinnen. Die hören wir nämlich auch im Unterricht durch das offene Fenster und die haben eine unglaubliche Ausdauer! Ich war ja noch nie ein großer Fan von viel zu hohen Tönen, die angeblich auch noch einen Text haben sollen, allerdings habe ich die Befürchtung, dass man mich am Ende meiner Zeit hier damit jagen kann. Als Ausgleich dafür kann ich aber von meinem Zimmer aus traditionelle chinesische Musik hören, die es bis zu mir in den achten Stcok schafft. Auch lustig sind die alten Chinesen die mit ihren Miniradios über den Campus laufen und dabei in voller Lautstärke alte chinesische Schnulzen hören. Irgendwie hat das Charm! Ich hab mich jetzt auch mal im Radio hören versucht, aber nach einer Stunde verzweifelt aufgegeben, weil die Musik so überhaupt nicht nach meinem Geschmack ist und der Schleim nur so lief, dass ich Angst hatte meinen Laotop damit zu versauen (und wie soll ich euch dann noch irgendwas erzählen). Vielleicht find ich irgendwann noch mal einen Sender der ordentliche Musik spielt. Die Hoffnung jedenfalls stirbt zu letzt!

Das wars erstmal von mir für heute. Wir wollen später noch ins Kino gehen, das wird bestimmt lustig! Ich berichte euch beim nächsten Mal wie witzig :)
Bis dahin liebe Grüße aus dem fast sonnigen Nanjing!

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