von Einer die auszog die Welt zu erkunden Teil 2

Dienstag, 9. September 2014

Essen, Essen und oh, noch mehr Essen



Hallo ihr Lieben,

hier ein Eintrag vom Montag:
 
Nachdem ich mich nun soweit ganz gut im Wohnheim eingelebt habe, geht es nun daran ein wenig mehr die Stadt und seine Leute kennen zu lernen. Da solche Dinge aber allein meistens weniger Spaß machen, habe ich mich dafür mit anderen Auslandsstudenten zusammen getan. Insgesamt gibt es von denen etwa hundert hier an der Uni und alle kommen von irgendwo anders her. So ist die stärkste Macht hier die Faktion der Koreaner (Südkoreaner, versteht sich ja von selbst), dann gibt es noch jede Menge andere Ostasiaten aus Japan und Indonesien, als nächstes gibt es unglaublich viele Osteuropäer aus der Ukraine, Ungarn, Polen, Tschechen und dann gibt es vereinzelt aus verschiedenen Ländern verschiedene Leute, darunter Schweizer, Mexikaner, Amerikaner, Spanier, Italiener und natürlich wir Deutschen (obwohl sich das auf sage und schreibe zwei Leute beschränkt, mich eingeschlossen). Die Asiaten sprechen meistens nur schlechtes bis gar kein Englisch und bleiben deswegen meistens unter sich, was recht schade ist, gleichzeitig aber interessant werden könnte, da (laut Aushang) die meisten aus meinem Kurs Koreaner sind. Die letzten Tage waren wir immer in recht großen Gruppen unterwegs (ca. 10-15 Leute) was die Effektivität unserer Aktionen schon sehr eingeschränkt hat, denn irgendjemand hat immer Hunger, Durst oder muss aufs Klo. Dabei ist die größte Schwierigkeit etwas zu Essen zu finden, denn zwar essen wir alle alles, aber es gibt nicht sehr viele große Restaurants und wenn dann haben sich die Chinesen dort schon breit gemacht und es ist unmöglich einen Tisch zu finden. An dieser Stelle muss ich kurz anmerken, dass die meisten von uns keine Küche haben und wenn dann beschränkt die sich auf einen Wasserkocher und einer Tasse für den Tee. Ich gehöre auch zu diesen wenigen die sich zu den stolzen Besitzern eines Wasserkochers zählen dürfen :). Aber zurück zum Thema: Trotz großer Gruppe haben wir es geschafft gemeinsam essen zu gehen. Und wo waren wir? Ja, genau! In einem Restaurant für westliche Küche. Ihr denkt jetzt bestimmt, warum fliegt ihr tausende Kilometer, gebt hunderte von Euro aus, um dann doch das Gleiche zu essen, was es auch zu Hause gibt. Berechtigte Frage, aber zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich kein Stimmrecht hatte. Allerdings muss man sagen, dass es sehr interessant ist, die gleichen Dinge unter gleichem Namen zu essen und doch schmecken sie anders. Ein Beispiel hier sei die Pizza. (Ich glaube der Italienerin im Bunde haben sich die Fußnägel hochgerollt) Der Teig ist sehr unitalienisch und dafür umso amerikanischer, dick und leicht süß (das scheint bei sämtlichen Teigen hier so zu sein, egal ob Brötchen, Brot oder halt Pizza), dazu gab es dann auch schön viel Belag, jedoch keine Soße. Alles in allem hat es nicht schlecht geschmeckt, war jedoch sehr gewöhnungsbedürftig und doch irgendwie nicht wie daheim. Wir haben sozusagen die Heimat aus chinesischer Sicht betrachtet. Manchmal muss man sich ja selbst aus einem anderen Blickwinkel sehen, um den Anderen verstehen zu können 中秋节 (Zhongqiujie) Mid-Herbst-Fest ist und somit überall in der Stadt seit Freitag verschiedene Aktivitäten stattfinden, die sich dem normalen (in diesem Fall) Möchte-Gern-Touristen in den Weg stellen. Wir haben es also mal wieder bis zum touristischen Zentrum geschafft, wo ein kleiner Fluss zwischen traditionellen chinesischen Häusern entlang fließt, dort kann man auch Bootsrundfahrten machen. Das Ganze wird beleuchtet von zwei riesigen leuchtenden Drachen und den traditionellen roten Lampions. Dort wurden dann jede Menge Bilder geschossen und sich über ein chinesisches Kind amüsiert, das mit lustig bunten und quietschenden Schuhen durch die Gegend gerannt ist und sich selber sehr über die Geräusche gefreut hat die es dabei macht. Das Witzigste daran war nicht nur die unbändige Freude dieses Knirpses, sondern auch dass sie (?) die typisch chinesischen Kleinkindhosen anhatte. Im Prinzip ist das ein Body, nur hat der ein Loch, sodass das Kind sofort sein Geschäft erledigen kann, ohne sich vorher erst von der Hose und dann noch von der Windel befreien zu müssen. Vielmehr ist an diesem Tag dann auch nicht mehr passiert, aber es hat auch so gereicht, denn durch die sehr humiden Wetterbedingungen und die Sonne (ja, die gibt es hier auch hin und wieder!) ist man doch recht schnell erledigt und freut sich auf sein Bett am Ende des Tages.
Am Samstag wollten wir alle zusammen (wenn ich von alle rede, dann sind damit immer alle gemeint die Zeit und Lust haben mit zukommen, das ändert sich immer mal) zum Konfuzius Tempel gegangen. Und das kommt jetzt sicherlich sehr überraschend, wir haben es nicht bis dorthin geschafft. Der Hunger, verlorene und neu dazukommende Gruppenmitglieder haben dem ein Ende bereitet. Dazu kam auch noch, dass heute (Montag) das

Und nun zum chinesischen Teil meiner Erlebnisse. In China ist es nicht ungewöhnlich seine Beziehungen spielen zu lassen, besser gesagt ist das Gang und Gäbe.  Davon durfte ich jetzt auch schon Gebrauch machen. Meine Tandempartnerin, mit der ich in Leipzig immer zusammen chinesisch gelernt habe rief mich vor einige Tagen an und meinte eine sehr gute Freundin von ihr studiere auch in Nanjing und wenn ich will, dann gibt sie sie mir ihre Nummer und ich kann mit ihr chinesisch sprechen lernen. Das ist natürlich ein Angebot was ich nicht ausschlagen konnte, denn es ist eher schwierig Chinesen kennen zu lernen. Also gesagt getan. Dann hab ich besagter Chinesin auch gleich geschrieben und wir haben uns am Samstag prompt zum Mittagessen getroffen. Sie hatte auch gleich noch eine Freundin zur Unterstützung mitgebracht und los ging es. Beide sprechen noch viel schlechter Englisch als ich Chinesisch und so wurde Letzteres sofort zur zu sprechenden Sprache auserkoren (was ja auch Sinn und Zweck dieser Übung werden soll). Man hat sich dann auch gleich gut verstanden. Naja, die Sprachbarriere ist doch noch sehr stark vorhanden, aber Small-Talk geht schon ganz gut. Schwierig wird es eher, wenn es speziellen Themen an den Kragen geht. Aber zumindest waren wir auf der gleichen Wellenlänge und wir haben viel Spaß bei dem Versuch uns gegenseitig zu verstehen, was wie ich finde zumindest schon mal ein Anfang ist :)   Soweit ich weiß sind sämtliche Museen an Feiertagen für die Chinesen kostenlos, ob sich der Feiertag dann auch auf das Wochenende davor ausdehnt weiß ich leider nicht (den Teil der Erklärung hab ich leider nicht verstanden). Das Museum an sich ist ziemlich groß und man kann sich über die Geschichte und Kunst in China ausgiebig informieren. Dass alles war sehr interessant, zumindest die Bilder, denn leider waren sämtliche Beschreibungen auf  Chinesisch und die Erklärungen meiner beiden Begleiterinnen hab ich auch nicht alle verstanden. An diesem Punkt war es schon sehr frustrierend, dass man nichts versteht.  Spaß hatten wir trotzdem und als es uns dann doch zu viel wurde, sind wir in eine alte Tiefgarage gefahren, die zu einem Buchladen umfunktioniert wurde. Dort kann man sich in Ruhe in ein Café setzten und Bücher lesen. Dieser wundervolle Buchladen ist dummerweise gleich bei mir um die Ecke! Ich werde wohl viel Selbstbeherrschung brauchen, um nicht jede freie Minute dort zu verbringen. Nach dem Buchladen ging es dann gleich weiter zum Abendessen. Diesmal ging es nicht in ein schickes Restaurant, sondern in ein ganz reguläres süßes Kleines, was auch gleich gegenüber vom Campus in einer ungefähr genauso süßen kleinen Straße liegt. Hier gab es die spezielle Küche aus der Provinz Yunan (Südchina), das Ganze ist ein wenig anders als die „normale“ chinesische Küche, denn in Yunan lebt eine Minderheit die nicht zu den Hanchinesen gehört. (Hanchinesen machen den Großteil der chinesischen Bevölkerung aus.) Ich hatte ja gedacht, dass ich die chinesische Küche sehr mag und wirklich gern esse (an dieser Stelle muss ich auch ganz stolz sagen, dass ich mich nicht mehr daran gewöhnen musste und mein Magen auch ganz wunderbar mitspielt. Ich hoffe auch sehr das bleibt so!). Jedenfalls war ich überrascht wie unglaublich lecker diese sehr einfachen Gerichte waren. Eins davon bestand aus Blütenknospen (was das für Blumen sind kann ich euch leider nicht sagen), welche im Prinzip nur in Rührei gepackt wurde. Sehr lecker! Eine Spezialität der Provinz ist eine große Schüssel klarer Brühe mit einigen Gewürzen, dann wird da rohes Fleisch rein gelegt und nach und nach kommen noch Nudeln, Gemüse und Blütenblätter dazu. Das alles zusammen schmeckt nach Blumen und ist auch super lecker! Was mich sehr überrascht hat, war der Kartoffelbrei. (Kartoffeln werden in der chinesischen Küche verwendet, allerdings immer zusammen mit anderem Gemüse und nicht als Sattmacher. ) Dieser war mit Salz und Pfeffer und etwas Undefinierbarem gewürzt, hat aber trotzdem fast genauso wie zu Hause geschmeckt, da verwunderte es mich auch wenig, als der Kellner meinte viele Ausländer essen das gern.
Das Mittagessen war unglaublich lecker, es gab diverse Spezialitäten, ein Beispiel ist der Eichhörnchenschwanzfisch in einer sehr leckeren süß-sauer-Soße, Garnelen (ja, ich habe mich überwunden die zu essen, obwohl der Kopf noch dran war) und habe dabei auch den Trick rausgefunden wie ich das Fleisch aus der Schale bekommen ohne mir die Hände schmutzig zu machen und nicht die Schale komplett in meinem Mund zu zerkrümeln, aber es gab auch Gemüse und andere Fleischarten. Alles in Allem wirklich sehr lecker. Eine weitere Eigenart der Chinesen ist, dass wenn sie jemanden einladen, dann übernehmen sie auch die Rechnung. Das kam mir hier sehr zugute, denn wir waren natürlich nicht in irgendeinem 0-8-15-Restaurant, nein wir mussten in der wahrscheinlich teuersten Ecke von Nanjing essen gehen (ich hatte wieder kein Stimmrecht). Dabei handelt es sich um einen Bezirk der sich (mir aus bisher unerfindlichen Gründen) 1912 nennt. Ich hatte schon davon gehört, dass es dort ein wenig teurer ist und die Beiden deswegen gefragt, doch sie meinten nur dass die Clubs hier teuer sind, das Essen aber nicht. Nachdem ich jetzt auch weiß wie viel man in den Clubs für Getränke ausgibt kann ich ihnen nur zustimmen. Allerdings ist es im Vergleich zum Rest der Essenspreise in der Stadt immer noch sehr teuer. Nachdem wir uns satt gefuttert hatten ging es dann auch gleich weiter ins Nanjing Museum. Dort hatten wir zum Glück freien Eintritt.

Nachdem mein erstes Frühstück, bestehend aus Knusperflocken und einem Apfel (ich weiß unglaublich gesund :)) beendet ist, werde ich mein zweites Frühstück an meinem Lieblingsbaozistand einnehmen. 包子 (baozi) sind Teigtaschen, die so ähnlich wie Hefeklöße aussehen und schmecken, sind aber mit herzhaften Dingen, wie Gemüse und oder Fleisch gefüllt. Das mit dem Frühstück hab ich noch nicht so ganz raus, da ich mangels Küche nur unverderbliche Lebensmittel in meinem Zimmer lagern kann, die meistens aber nicht satt machen. Deswegen muss man sich immer noch irgendwas anderes suchen und gleich außerhalb des Campuses gibt es besagte Baozi, die lecker sind und satt machen und nur 1 bis 2 Yuan pro Stück kosten (das sind ca. 20Cent).

An dieser Stelle möchte ich auch gleich mal ein Vorurteil/Stereotyp über China entkräften. Es  wird einem immer gesagt, dass China so unglaublich billig ist. Das stimmt nicht so ganz! Das meiste Essen ist wirklich sehr billig. (Wir haben letztens 120Yuan für sechs Personen Bezahlt und waren pappsatt.) Auch die Fahrtkosten sind sehr erschwinglich. Allerdings sind Dinge wie Anziehsachen und Elektrogeräte, welches man beides zwar täglich verwendet, aber nicht jeden Tag neu kauft, weniger billig. Markenklamotten sind hier sogar noch teurer als in Deutschland. Also werde ich viel Zeit mit essen verbringen und weniger shoppen gehen, das macht eh mehr Spaß :).

So jetzt geh ich aber wirklich Baozi essen und danach gibt’s noch Mondkuchen, denn heute ja das Mid-Herbst-Fest und da Mondkuchen zu essen ist schon fast ein Muss.

Also ihr Lieben, ein fröhliches Mondfest euch allen!

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