Hallo ihr Lieben,
hier ein Eintrag vom Montag:
Nachdem ich mich nun soweit ganz gut im Wohnheim eingelebt
habe, geht es nun daran ein wenig mehr die Stadt und seine Leute kennen zu
lernen. Da solche Dinge aber allein meistens weniger Spaß machen, habe ich mich
dafür mit anderen Auslandsstudenten zusammen getan. Insgesamt gibt es von denen
etwa hundert hier an der Uni und alle kommen von irgendwo anders her. So ist
die stärkste Macht hier die Faktion der Koreaner (Südkoreaner, versteht sich ja
von selbst), dann gibt es noch jede Menge andere Ostasiaten aus Japan und
Indonesien, als nächstes gibt es unglaublich viele Osteuropäer aus der Ukraine,
Ungarn, Polen, Tschechen und dann gibt es vereinzelt aus verschiedenen Ländern
verschiedene Leute, darunter Schweizer, Mexikaner, Amerikaner, Spanier,
Italiener und natürlich wir Deutschen (obwohl sich das auf sage und schreibe
zwei Leute beschränkt, mich eingeschlossen). Die Asiaten sprechen meistens nur
schlechtes bis gar kein Englisch und bleiben deswegen meistens unter sich, was
recht schade ist, gleichzeitig aber interessant werden könnte, da (laut
Aushang) die meisten aus meinem Kurs Koreaner sind. Die letzten Tage waren wir
immer in recht großen Gruppen unterwegs (ca. 10-15 Leute) was die Effektivität
unserer Aktionen schon sehr eingeschränkt hat, denn irgendjemand hat immer
Hunger, Durst oder muss aufs Klo. Dabei ist die größte Schwierigkeit etwas zu
Essen zu finden, denn zwar essen wir alle alles, aber es gibt nicht sehr viele
große Restaurants und wenn dann haben sich die Chinesen dort schon breit
gemacht und es ist unmöglich einen Tisch zu finden. An dieser Stelle muss ich
kurz anmerken, dass die meisten von uns keine Küche haben und wenn dann
beschränkt die sich auf einen Wasserkocher und einer Tasse für den Tee. Ich
gehöre auch zu diesen wenigen die sich zu den stolzen Besitzern eines
Wasserkochers zählen dürfen :).
Aber zurück zum Thema: Trotz großer Gruppe haben wir es geschafft gemeinsam
essen zu gehen. Und wo waren wir? Ja, genau! In einem Restaurant für westliche
Küche. Ihr denkt jetzt bestimmt, warum fliegt ihr tausende Kilometer, gebt
hunderte von Euro aus, um dann doch das Gleiche zu essen, was es auch zu Hause
gibt. Berechtigte Frage, aber zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich
kein Stimmrecht hatte. Allerdings muss man sagen, dass es sehr interessant ist,
die gleichen Dinge unter gleichem Namen zu essen und doch schmecken sie anders.
Ein Beispiel hier sei die Pizza. (Ich glaube der Italienerin im Bunde haben
sich die Fußnägel hochgerollt) Der Teig ist sehr unitalienisch und dafür umso
amerikanischer, dick und leicht süß (das scheint bei sämtlichen Teigen hier so
zu sein, egal ob Brötchen, Brot oder halt Pizza), dazu gab es dann auch schön
viel Belag, jedoch keine Soße. Alles in allem hat es nicht schlecht geschmeckt,
war jedoch sehr gewöhnungsbedürftig und doch irgendwie nicht wie daheim. Wir
haben sozusagen die Heimat aus chinesischer Sicht betrachtet. Manchmal muss man
sich ja selbst aus einem anderen Blickwinkel sehen, um den Anderen verstehen zu
können 中秋节 (Zhongqiujie) Mid-Herbst-Fest ist
und somit überall in der Stadt seit Freitag verschiedene Aktivitäten
stattfinden, die sich dem normalen (in diesem Fall) Möchte-Gern-Touristen in
den Weg stellen. Wir haben es also mal wieder bis zum touristischen Zentrum
geschafft, wo ein kleiner Fluss zwischen traditionellen chinesischen Häusern
entlang fließt, dort kann man auch Bootsrundfahrten machen. Das Ganze wird
beleuchtet von zwei riesigen leuchtenden Drachen und den traditionellen roten
Lampions. Dort wurden dann jede Menge Bilder geschossen und sich über ein
chinesisches Kind amüsiert, das mit lustig bunten und quietschenden Schuhen
durch die Gegend gerannt ist und sich selber sehr über die Geräusche gefreut
hat die es dabei macht. Das Witzigste daran war nicht nur die unbändige Freude
dieses Knirpses, sondern auch dass sie (?) die typisch chinesischen
Kleinkindhosen anhatte. Im Prinzip ist das ein Body, nur hat der ein Loch,
sodass das Kind sofort sein Geschäft erledigen kann, ohne sich vorher erst von
der Hose und dann noch von der Windel befreien zu müssen. Vielmehr ist an
diesem Tag dann auch nicht mehr passiert, aber es hat auch so gereicht, denn
durch die sehr humiden Wetterbedingungen und die Sonne (ja, die gibt es hier
auch hin und wieder!) ist man doch recht schnell erledigt und freut sich auf
sein Bett am Ende des Tages.
Am Samstag wollten wir alle zusammen (wenn ich von alle rede, dann sind
damit immer alle gemeint die Zeit und Lust haben mit zukommen, das ändert sich
immer mal) zum Konfuzius Tempel gegangen. Und das kommt jetzt sicherlich sehr
überraschend, wir haben es nicht bis dorthin geschafft. Der Hunger, verlorene
und neu dazukommende Gruppenmitglieder haben dem ein Ende bereitet. Dazu kam
auch noch, dass heute (Montag) das
Und nun zum chinesischen Teil meiner Erlebnisse. In China
ist es nicht ungewöhnlich seine Beziehungen spielen zu lassen, besser gesagt
ist das Gang und Gäbe. Davon durfte ich
jetzt auch schon Gebrauch machen. Meine Tandempartnerin, mit der ich in Leipzig
immer zusammen chinesisch gelernt habe rief mich vor einige Tagen an und meinte
eine sehr gute Freundin von ihr studiere auch in Nanjing und wenn ich will,
dann gibt sie sie mir ihre Nummer und ich kann mit ihr chinesisch sprechen
lernen. Das ist natürlich ein Angebot was ich nicht ausschlagen konnte, denn es
ist eher schwierig Chinesen kennen zu lernen. Also gesagt getan. Dann hab ich
besagter Chinesin auch gleich geschrieben und wir haben uns am Samstag prompt
zum Mittagessen getroffen. Sie hatte auch gleich noch eine Freundin zur
Unterstützung mitgebracht und los ging es. Beide sprechen noch viel schlechter
Englisch als ich Chinesisch und so wurde Letzteres sofort zur zu sprechenden
Sprache auserkoren (was ja auch Sinn und Zweck dieser Übung werden soll). Man
hat sich dann auch gleich gut verstanden. Naja, die Sprachbarriere ist doch
noch sehr stark vorhanden, aber Small-Talk geht schon ganz gut. Schwierig wird
es eher, wenn es speziellen Themen an den Kragen geht. Aber zumindest waren wir
auf der gleichen Wellenlänge und wir haben viel Spaß bei dem Versuch uns
gegenseitig zu verstehen, was wie ich finde zumindest schon mal ein Anfang ist :)
Soweit ich weiß sind sämtliche Museen an Feiertagen für die Chinesen
kostenlos, ob sich der Feiertag dann auch auf das Wochenende davor ausdehnt
weiß ich leider nicht (den Teil der Erklärung hab ich leider nicht verstanden).
Das Museum an sich ist ziemlich groß und man kann sich über die Geschichte und
Kunst in China ausgiebig informieren. Dass alles war sehr interessant,
zumindest die Bilder, denn leider waren sämtliche Beschreibungen auf Chinesisch und die Erklärungen meiner beiden
Begleiterinnen hab ich auch nicht alle verstanden. An diesem Punkt war es schon
sehr frustrierend, dass man nichts versteht.
Spaß hatten wir trotzdem und als es uns dann doch zu viel wurde, sind
wir in eine alte Tiefgarage gefahren, die zu einem Buchladen umfunktioniert
wurde. Dort kann man sich in Ruhe in ein Café setzten und Bücher lesen. Dieser
wundervolle Buchladen ist dummerweise gleich bei mir um die Ecke! Ich werde
wohl viel Selbstbeherrschung brauchen, um nicht jede freie Minute dort zu
verbringen. Nach dem Buchladen ging es dann gleich weiter zum Abendessen.
Diesmal ging es nicht in ein schickes Restaurant, sondern in ein ganz reguläres
süßes Kleines, was auch gleich gegenüber vom Campus in einer ungefähr genauso
süßen kleinen Straße liegt. Hier gab es die spezielle Küche aus der Provinz
Yunan (Südchina), das Ganze ist ein wenig anders als die „normale“ chinesische
Küche, denn in Yunan lebt eine Minderheit die nicht zu den Hanchinesen gehört.
(Hanchinesen machen den Großteil der chinesischen Bevölkerung aus.) Ich hatte
ja gedacht, dass ich die chinesische Küche sehr mag und wirklich gern esse (an
dieser Stelle muss ich auch ganz stolz sagen, dass ich mich nicht mehr daran
gewöhnen musste und mein Magen auch ganz wunderbar mitspielt. Ich hoffe auch
sehr das bleibt so!). Jedenfalls war ich überrascht wie unglaublich lecker
diese sehr einfachen Gerichte waren. Eins davon bestand aus Blütenknospen (was
das für Blumen sind kann ich euch leider nicht sagen), welche im Prinzip nur in
Rührei gepackt wurde. Sehr lecker! Eine Spezialität der Provinz ist eine große
Schüssel klarer Brühe mit einigen Gewürzen, dann wird da rohes Fleisch rein
gelegt und nach und nach kommen noch Nudeln, Gemüse und Blütenblätter dazu. Das
alles zusammen schmeckt nach Blumen und ist auch super lecker! Was mich sehr
überrascht hat, war der Kartoffelbrei. (Kartoffeln werden in der chinesischen
Küche verwendet, allerdings immer zusammen mit anderem Gemüse und nicht als
Sattmacher. ) Dieser war mit Salz und Pfeffer und etwas Undefinierbarem
gewürzt, hat aber trotzdem fast genauso wie zu Hause geschmeckt, da verwunderte
es mich auch wenig, als der Kellner meinte viele Ausländer essen das gern.
Das Mittagessen war
unglaublich lecker, es gab diverse Spezialitäten, ein Beispiel ist der
Eichhörnchenschwanzfisch in einer sehr leckeren süß-sauer-Soße,
Garnelen (ja, ich habe mich überwunden die zu essen, obwohl der Kopf noch dran
war) und habe dabei auch den Trick rausgefunden wie ich das Fleisch aus der
Schale bekommen ohne mir die Hände schmutzig zu machen und nicht die Schale
komplett in meinem Mund zu zerkrümeln, aber es gab auch Gemüse und andere
Fleischarten. Alles in Allem wirklich sehr lecker. Eine weitere Eigenart der
Chinesen ist, dass wenn sie jemanden einladen, dann übernehmen sie auch die
Rechnung. Das kam mir hier sehr zugute, denn wir waren natürlich nicht in
irgendeinem 0-8-15-Restaurant, nein wir mussten in der wahrscheinlich teuersten
Ecke von Nanjing essen gehen (ich hatte wieder kein Stimmrecht). Dabei handelt
es sich um einen Bezirk der sich (mir aus bisher unerfindlichen Gründen) 1912
nennt. Ich hatte schon davon gehört, dass es dort ein wenig teurer ist und die
Beiden deswegen gefragt, doch sie meinten nur dass die Clubs hier teuer sind,
das Essen aber nicht. Nachdem ich jetzt auch weiß wie viel man in den Clubs für
Getränke ausgibt kann ich ihnen nur zustimmen. Allerdings ist es im Vergleich
zum Rest der Essenspreise in der Stadt immer noch sehr teuer. Nachdem wir uns
satt gefuttert hatten ging es dann auch gleich weiter ins Nanjing Museum. Dort
hatten wir zum Glück freien Eintritt.
Nachdem mein erstes Frühstück, bestehend aus Knusperflocken
und einem Apfel (ich weiß unglaublich gesund :))
beendet ist, werde ich mein zweites Frühstück an meinem Lieblingsbaozistand
einnehmen. 包子 (baozi) sind Teigtaschen, die so ähnlich wie Hefeklöße aussehen
und schmecken, sind aber mit herzhaften Dingen, wie Gemüse und oder Fleisch
gefüllt. Das mit dem Frühstück hab ich noch nicht so ganz raus, da ich mangels
Küche nur unverderbliche Lebensmittel in meinem Zimmer lagern kann, die
meistens aber nicht satt machen. Deswegen muss man sich immer noch irgendwas
anderes suchen und gleich außerhalb des Campuses gibt es besagte Baozi, die
lecker sind und satt machen und nur 1 bis 2 Yuan pro Stück kosten (das sind ca.
20Cent).
An dieser Stelle möchte ich auch gleich mal ein
Vorurteil/Stereotyp über China entkräften. Es
wird einem immer gesagt, dass China so unglaublich billig ist. Das
stimmt nicht so ganz! Das meiste Essen ist wirklich sehr billig. (Wir haben
letztens 120Yuan für sechs Personen Bezahlt und waren pappsatt.) Auch die
Fahrtkosten sind sehr erschwinglich. Allerdings sind Dinge wie Anziehsachen und
Elektrogeräte, welches man beides zwar täglich verwendet, aber nicht jeden Tag neu
kauft, weniger billig. Markenklamotten sind hier sogar noch teurer als in
Deutschland. Also werde ich viel Zeit mit essen verbringen und weniger shoppen
gehen, das macht eh mehr Spaß :).
So jetzt geh ich aber wirklich Baozi essen und danach gibt’s
noch Mondkuchen, denn heute ja das Mid-Herbst-Fest und da Mondkuchen zu essen
ist schon fast ein Muss.
Also ihr Lieben, ein fröhliches Mondfest euch allen!
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